Wetteraussichten bis März: Welche Chancen hat der Winter und welche der Frühling?
Die Großwetterlage steht vor dem Scheideweg. Ein Major-Warming könnte für einen weiteren Impuls sorge, der sowohl in Richtung Winter, als auch Frühling gehen kann. Welche Wetterentwicklung aber ist bis in den März hinein die wahrscheinlichste?
Major-Warming in Stratosphärenhöhe - das dominierende Thema der letzten zwei Wochen. Heute ist es nun so weit. Das Maximum wurde erreicht und seit 15:00 Uhr herrscht in Stratosphärenhöhe Windstille
, wo die Windgeschwindigkeiten normalerweise bis +120 km/h und bei einem intakten Stratosphärenwirbel bis +200 km/h betragen können.
Vollständiger Zusammenbruch des Polarwirbels?
Eine Vielzahl an Medien zitiert und interpretiert das Major-Warming schlichtweg falsch. Das Phänomen findet in Stratosphärenhöhe statt und ja, in dieser Höhe bricht der winterliche Polarwirbel vollständig in sich zusammen, was er für gewöhnlich erst im März macht. Doch viele Medien berichten von einem Zusammenbruch des gesamten
Polarwirbels und da dieser in den unteren Luftschichten der sog. Troposphäre noch intakt ist, ist die Aussage einfach nicht korrekt. Was aber sind die Auswirkungen des Major-Warmings - Ist sogar Märzwinter anzudenken? Wir haben uns das einmal näher angeschaut.
Wie wird das Wetter im März 2023?
Schaut man sich die obenstehenden Wetterkarten der Stratosphäre an, so erkennt man auf dem linken Teil das aktive Major-Warming und auf der rechten Seite ein Ausklingen. Doch mit fortgeschrittener Jahreszeit, kann sich der Polarwirbel in dieser Höhe nicht mehr erholen und geht in ein Final-Warming über - also dem Beginn vom Ende des winterlichen Polarwirbels, der sich bis Ende April hinziehen kann.
Massive Schwächung des Polarwirbels: Winde drehen sich in entgegengesetzte Richtung
Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe haben um 20:00 Uhr bereits damit begonnen, sich in mit dem Uhrzeigersinn zu drehen und werden bis zum 19. Februar Windgeschwindigkeiten von bis zu -54 km/h erreichen. Kurzzeitig steigen die Geschwindigkeiten bis zum 24. Februar auf +7,2 km/h an, sacken aber bis zum 2. März auf -50 km/h ab. Definitionsgemäß das Final-Warming mit vollständigem Zusammenbruch des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe.
Unklarer Wettertrend
Das Major-Warming wird das Wetter ab dem 23. Februar nachhaltig verändern können, doch in welche Richtung die Wetterentwicklung bis März einschlagen wird, lässt sich zum aktuellen Stand noch nicht sagen. Es gibt drei Möglichkeiten, die unterschiedlicher nicht sein können.
Nasskalte Witterung
Die erste Variante ist typisch für den ausklingenden Winter im März, wobei das in diesem Jahr etwas zu hoch gegriffen ist - es gab praktisch kein Winterwetter, der ausklingen kann. In diesem Fall aber positioniert sich über Skandinavien ein Tief, während das Hoch auf dem Atlantik versucht, eine Blockadesituation herbeizuführen. Da der Polarwirbel aber durch das Warming in Unruhe versetzt wird, kann sich das Hoch nicht nach Norden aufstellen und kippt immer wieder nach Osten ab. Was folgt, ist ein neutraler NAO-Index mit einer über Deutschland, der Schweiz und Österreich nordwestlichen Grundströmung.
Die Temperaturen pendeln sich in den ersten März-Tagen auf +2 bis +6 Grad ein und können über dem Westen und Nordwesten bis +8 Grad erreichen. Winterliche Wetterverhältnisse sind oberhalb etwa 600 bis 900 Meter zu erwarten. Die Nordwestwetterlage war im Übrigen auch der Favorit der letzten Tage und ist mit einem unbeständigen Wettercharakter nicht von der Hand zu weisen.
Durchbruch des Frühlings
Der Winter war bisher viel zu warm - genauer gesagt war er gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 um +2,4 Grad zu warm (91/20: +1,2 Grad).
Damit es also richtig kalt werden kann, bedarf es einer ganz besonderen Wetterlage und da diese bislang ausgeblieben sind, kann man mit ansteigendem Sonnenstand auch den Frühling im März ins Spiel bringen. Insbesondere gilt das dann, wenn durch das Major-Warming ein sog. Displacement des Polarwirbel stattfindet.
In diesem Fall bleibt die Struktur des Polarwirbels in den unteren Luftschichten intakt und wird durch ein mächtiges Hochdruckkonstrukt lediglich verschoben. Für gewöhnlich liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz in der Hochdruckzone. Bei einem ruhigen Wettercharakter und viel Sonnenschein trenden die Temperaturen mit +12 bis +16 Grad und örtlich bis +18 Grad in den ersten März-Tagen voll in Richtung Frühling.
Märzwinter - tiefwinterliche Wetterverhältnisse
Ein Major-Warming kommt in diesem Jahr zu früh und deshalb wird diesem auch so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Da sind noch genügend Kaltluftreserven vorhanden, die unter bestimmten Voraussetzungen weit nach Süden ausgreifen und - im Extremfall - für hochwinterliche Wetterverhältnisse sorgen können. Warme Land- und Wassermassen spielen da nur eine geringere Rolle.
Und ja, mit so einem Major-Warming müssen mit einem destabilisierten Polarwirbel solche Varianten - zumindest in der Theorie - mit berücksichtigt werden. Die Kontrollläufe haben heute Abend ein paar solcher Varianten mit im Programm, bei der die Tageswerte auf -5 bis -10 Grad absinken und in den Nächten - über Schnee - in Richtung der -15 Grad-Marke streben können. Für gewöhnlich aber schwächen sich solche spätwinterlichen Kaltluftvorstöße ab und sorgen mit Werten von +2 bis -2 Grad über tieferen Lagen für eine nasskalte und ab den mittleren Lagen von 400 bis 600 Meter für eine winterliche Witterung.
Auf den Punkt gebracht: Noch zu früh für den Frühling und zu spät für den Winter
Das Resümee stammt vom 12. Februar und ist auch heute noch gültig. Die Kontrollläufe haben weiterhin eine klare Vorstellung darüber, wie das Wetter bis März verlaufen soll.
Im Zeitraum vom 23. bis 28. Februar wird es kurzzeitig kühler und Höhenkälte kann für Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab sorgen, doch ist das nicht mit einer winterlichen Wetterentwicklung gleichzusetzen. Nachfolgend steigt das Temperaturniveau auch schon wieder an und pendelt sich in den ersten März-Tagen in einem Bereich ein, der für die Jahreszeit etwa um +1 bis +2 Grad zu warm ist. Auf andere Art formuliert, bleiben bei einem unbeständigen Wettercharakter nasskalte Wetterentwicklungen eine sehr wahrscheinliche Option.
Blieben noch die Auswirkungen des Major-Warmings abzuwarten, die in den kommenden Stunden für weitere Klarheit sorgen sollten.
Der Wettertrend März des Langfristmodells
Geht es nach dem CFSv2 Modell, so soll das Wetter im März 2023 im Vergleich zu vieljährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 um +1 bis +2 Grad zu warm ausfallen können (91/20: -0,1 bis +0,9 Grad). Die Niederschlagsprognose fällt im Vergleich zum vieljährigen Sollwert erheblich über dem Nordwesten etwas zu trocken, sonst normal
aus.