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Juliprognose - Die Großwetterlage droht im Siebenschläferzeitraum zu kippen

| M. Hoffmann

Der Hochsommer zeigt sich bereits im Juni mit Temperaturen von über +30 Grad. Die erste tropische Nacht und auch der erste Wüstentag des Jahres stehen unmittelbar bevor. Kräftige Unwetter unterbrechen die sommerliche Wetterlage nur kurz, bevor sich diese in der kommenden Woche erneuern und stabilisieren kann. Bleibt die hochsommerliche Wetterlage bis in den Juli erhalten, und welchen Wettertrend zeigen die Langfristmodelle? Wir haben genauer hingeschaut.

Kippt die Großwetterlage bis Juli und damit inmitten des Siebenschläferzeitraums? © Martin Bloch
Kippt die Großwetterlage bis Juli und damit inmitten des Siebenschläferzeitraums? © Martin Bloch

Der heutige Tag startet mit viel Sonnenschein. Im Tagesverlauf trüben jedoch über dem Westen aufziehende Quellwolken den Himmel und führen lokal zu Schauern und Gewittern (Gewitterradar). In den übrigen Regionen bleibt es meist trocken und sonnig. Der Wind weht schwach bis mäßig aus östlichen bis südöstlichen Richtungen, die Temperaturen steigen auf +24 bis +28 Grad. Über dem Westen und Südwesten sind bis zu +33 Grad möglich, während es über Teilen Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns mit +19 Grad spürbar kühler bleibt.

Gewitterfront mit Unwetter

In der Nacht auf Samstag verstärkt sich der Zustrom warmer Luftmassen aus südlichen Richtungen. In Teilen Nordrhein-Westfalens sinken die Temperaturen nicht unter +20 Grad – die erste tropische Nacht des Jahres wird möglich. Am Tag wird es mit +29 bis +34 Grad drückend heiß. Neben der Hitze nimmt auch die Schwüle deutlich zu, örtlich können bis zu +36 Grad erreicht werden – wohl der erste Wüstentag des Jahres. Die Luftmasse destabilisiert sich zunehmend: Zunächst kommt es über dem Westen zu kräftigen Schauern und Gewittern, die in der Nacht auf Sonntag weiter ostwärts ziehen und Deutschland bis Sonntagabend nach Osten verlassen. Die Unwettergefahr ist erheblich. Neben Blitz- und Hagelschlag drohen auch Platzregen, lokale Sturzfluten und Überflutungen. Die Wetterdynamik nimmt von West nach Ost zu – beim Durchzug der Gewitterfront sind orkanartige Böen und sogar lokal auftretende Tornados nicht auszuschließen. Zum Wochenbeginn setzt sich dann wieder ein Sommerhoch über Deutschland durch. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Juni 2025.

Nach Durchzug der Unwetterfront setzt sich im Verlauf der Woche ein Hochdrucksystem über Deutschland durch
Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Nach Durchzug der Unwetterfront setzt sich im Verlauf der Woche ein Hochdrucksystem über Deutschland durch © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wie wird das Wetter im Juli?

Die obenstehenden Wetterkarten sind sinnbildlich: Immer dann, wenn sich eine stabile Wetterlage abzeichnet, dringen Störimpulse in das System ein und beginnen mit der Destabilisierung. Das erschwert die Arbeit der Meteorologen – und bestätigt die Langfristprognose aus dem Februar: Auch dieser Sommer – zumindest in seiner ersten Hälfte – wird neben Hitzephasen auch von instabilen Wetterlagen geprägt sein.

Unterschiedliche Ansätze

Wie genau sich das Wetter Anfang Juli entwickeln wird, lässt sich derzeit noch nicht vorhersagen. Im Fokus steht vielmehr die Entwicklung der Großwetterlage. Und da ist auch noch der Siebenschläferzeitraum, der sich vom 27. Juni bis 10. Juli erstreckt. Die Wetterlage, die sich in diesem Zeitraum einstellt, hat gute Chancen, das Wetter bis weit in den August hinein zu beeinflussen.

Ein Blick auf die Prognosen der erweiterten Mittelfrist bis zum 22. Juni zeigt eine Gemeinsamkeit: Ein aufwölbendes Hochdrucksystem dominiert die Wetterlage. Unterschiede gibt es jedoch in seiner Positionierung. Das amerikanische Prognosemodell sieht das Hoch über Deutschland, Österreich und der Schweiz. Laut dem europäischen Vorhersagemodell hingegen liegt das Hoch über Osteuropa und lässt somit Störungen mit kräftigen Schauern und Gewittern einen höheren Einfluss gewinnen.

Vorerst kein stabiles Sommerwetter

Beide Vorhersagemodelle unterstreichen – trotz unterschiedlicher Ansätze – dass in der erweiterten Mittelfrist nicht mit einem nachhaltig stabilen Sommerhoch zu rechnen ist.

Der Sommer und seine Schwächen
Die Wettervorhersage nach dem europäischen und amerikanischen Wettermodell: Der Sommer und seine Schwächen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Kippmuster bis Juli

Insbesondere die Wetterprognose des europäischen Wettermodells zeigt sich im Hinblick auf eine sommerliche Entwicklung bis Juli als besonders kritisch. Ein Hochdruckgebiet wölbt sich über dem Atlantik nach Norden auf und etabliert sich als Blockadehoch. Dadurch wird eine klassische Westwetterlage (zonale Grundströmung) nahezu ausgeschlossen. Gleichzeitig verlagert sich die Grundströmung in eine meridionale Richtung, was zwischen dem 22. Juni und Anfang Juli die Bildung eines Trogs in Richtung der Alpen begünstigen kann (Nord-Süd-Strömung).

Regnerisches und vergleichsweise kühles Wetter

Setzt sich dieses Trog-Szenario durch, könnten die Temperaturen Anfang Juli – also während des Siebenschläferzeitraums – zwischen +16 und +22 Grad schwanken. Zudem ist mit erhöhter Schaueraktivität zu rechnen. Unter dem Strich eine Wetterentwicklung, die bis Juli alles andere als sommerlich ist.

Hochsommerlich heißes Wetter

Allerdings handelt es sich um ein amplituden­gesteuertes Wettergeschehen. Somit ist auch möglich, dass sich das Hoch nicht über dem Atlantik, sondern direkt über Mitteleuropa nach Norden ausdehnt und das Wettergeschehen bis weit in den Juli hinein bestimmt. Bei trockener Witterung könnten die Temperaturen dann auf sommerliche +25 bis +30 Grad, phasenweise sogar bis +37 Grad steigen.

Wir haben auf Basis ausgewählter Kontrollläufe diese gegensätzlichen Großwetterlagen bis Juli einander gegenübergestellt.

Die unterschiedlichen Ansätze - zwischen kühlem und regnerischen Juliwetter und einer hochsommerlichen Wetterentwicklung
Die Wettervorhersage nach ausgesuchten Kontrollläufen: Die unterschiedlichen Ansätze - zwischen kühlem und regnerischen Juliwetter und einer hochsommerlichen Wetterentwicklung © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Der nächste Wetterwechsel bahnt sich an

Der Sommer steht in den Startlöchern und könnte mit dem Hoch in der kommenden Woche für eine spürbare Wetterstabilisierung sorgen. Doch die Wetterschwankungen – die sogenannten Amplituden – bleiben bestehen. Es dürfte also nicht lange dauern, bis die Wetterlage erneut kippt. Da ein meridionaler Verlauf der Grundströmung vorliegt, lässt sich anhand des NAO-Index – also des Verhältnisses zwischen Azorenhoch und Islandtief – einiges ableiten.

Weist der NAO-Index eine deutlich positive Ausprägung auf, etabliert sich bei Island ein steuerndes Tiefdruckgebiet, während das Azorenhoch über dem Süden dominiert und einen Hochdruckkeil in Richtung Mitteleuropa entsenden kann. Ist der NAO-Index hingegen stark negativ ausgeprägt, liegt das Azorenhoch über Island, das Islandtief über den Azoren (vereinfachte Darstellung). Dieses Strömungsmuster begünstigt über Mitteleuropa Trogwetterlagen – selten ein Garant für sommerliches Wetter.

Aktuell zeigt der NAO-Index eine leicht positive Ausprägung mit Tendenz zur Neutralität. Klare Signale fehlen – die Entwicklung deutet eher auf eine südwestliche oder nordwestliche Wetterlage hin.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Auch die Kontrollläufe liefern ein uneinheitliches Bild: Zwischen dem 17. und 24. Juni deutet sich ein überwiegend trockenes und mit einer Temperaturanomalie von +2 bis +4 Grad eine zu warme Wetterperiode an. Im Anschluss jedoch zeigen die Modelle bis in den Juli hinein eine zunehmende Unbeständigkeit mit steigenden Niederschlagssignalen. Stabiles Sommerwetter sieht anders aus. Derzeit unterstützen die Kontrollläufe ein Kippen der Großwetterlage bis in den Juli hinein. Schaun mer mal.

Es gibt noch einige Unsicherheiten, doch geht der Wettertrend in Richtung Sommer
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Es gibt noch einige Unsicherheiten, doch geht der Wettertrend in Richtung Sommer © www.meteociel.fr

Wetterprognose der Langfristmodelle

Präzise Wettervorhersagen zu Temperatur, Niederschlag und Großwetterlagen sind derzeit noch nicht möglich. Die Langfristmodelle liefern jedoch erste Hinweise auf Temperaturabweichungen (zu warm, zu kalt) und Niederschlagsentwicklungen (zu nass, zu trocken).

Wettertrend nach dem CFSv2-Modell: Zu warm

Laut Prognose des CFSv2-Modells soll der Juli 2025 deutlich wärmer als üblich ausfallen – im Vergleich zum langjährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 um +2,0 bis +3,0 Grad. Selbst im Vergleich zur wärmeren Referenzperiode 1991 bis 2020 wird eine positive Abweichung von +0,6 bis +1,6 Grad erwartet.

Die Niederschlagsprognose deutet auf eine insgesamt zu trockene Witterung hin, wobei regional auch normale Werte auftreten können. Dies spricht für eine verstärkte lokale Schauer- und Gewittertätigkeit. Am grundlegenden Wettertrend hat sich laut CFSv2-Modell in den vergangenen Wochen nichts geändert.

Langfristwetter Juli der NASA: zu warm, zu nass

Nach der Juli-Prognose der NASA liegt die Temperaturabweichung bei +1,0 bis +2,0 Grad – gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 als zu warm einzustufen (Referenzwert 1991 bis 2020: -0,4 bis +0,6 Grad). Die Niederschlagsentwicklung zeigt sich uneinheitlich und ist in weiten Teilen Mitteleuropas zu nass. Dies deutet auf eine instabile Wetterlage hin, die Trogwetterlagen begünstigt.

Wettervorhersage des europäischen Langfristmodells: zu warm

Das europäische Langfristmodell prognostiziert für Juli eine deutliche Abweichung von +2,0 bis +3,0 Grad (91/20: +0,6 bis +1,6 Grad) – ein klar zu warmer Monat. Die Regenmengen hingegen bleiben unterdurchschnittlich und deuten auf eine eher trockene Entwicklung hin.

In der Gesamtbetrachtung rechnen die Langfristmodelle mit einem zu warmen Sommermonat. Ob dieser auch zu trocken oder zu nass ausfällt, bleibt abzuwarten. Derzeit erscheint eine signifikante Dürre im Juli eher unwahrscheinlich.

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