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Wettertrend: Wie steht es um den Sommer im Juli?

| M. Hoffmann
Ein turbulenter Start in den Juli?

Heiß her geht es aus Sicht des Wetters über Deutschland, doch so bleibt es nicht. Unwetter sorgen zum Wochenende und dem Start in die neue Woche über weite Teile von Deutschland für eine markante Abkühlung. Ob diese von einer längeren Dauer ist, oder der Hochsommer rasch zurückkehren kann, liegt an der Positionierung eines Hochdrucksystems über dem Atlantik.

Wüstentage. Ein Hochdruckgebiet sorgt über Deutschland für sommerliche Temperaturen, die zum Ausklang der Woche in den hochsommerlichen Bereich streben und für die ersten Wüstentage des Jahres sorgen können. Zu verdanken ist die Zufuhr ungewöhnlich warmer Luftmassen einem Tief westlich von Deutschland, das in Kombination mit dem Hoch heiße Luftmassen aus Spanien nach Deutschland führt.

Kuriose Wetterlage: Hitze und schwere Unwetter

Normalerweise würde das Tief westlich von Europa einfach über Deutschland hinwegziehen und mit seiner Rückseite kühlere Luftmassen über das Land führen. In der Übergangsphase wäre mit Unwettern zu rechnen, die aber nach 24 Stunden bereits abklingen und einem Wechselspiel aus Sonne und Wolken Platz machen. Das, was die Vorhersage-Modelle aber berechnen, ist eine sog. Pattsituation. Das Tief wird über Deutschland blockiert und so kommt es zu einer Grenzwetterlage, bei der die Temperaturen über dem Nordwesten auf bis +14 Grad zurückgehen, über dem Süden und Südosten aber weiterhin in der Nähe der +30 Grad-Marke liegen können. Diese Luftmassengrenze zieht sich von Samstag bis Dienstag und kann zu wiederholt unwetterartigen Wetterereignissen führen. Auch sind Tornados unter bestimmten Voraussetzungen nicht auszuschließen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Juni.

Die Pattsituation - Schwül-warme und Gewitterträchtige Luftmassen aus südwestlichen Richtungen
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen (re.) Wettermodell: Die Pattsituation - Schwül-warme und Gewitterträchtige Luftmassen aus südwestlichen Richtungen © www.meteociel.fr

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Sommerliches Hochdruckwetter

Für einen markanten und nachhaltigen Wetterwechsel nimmt das Tief westlich von Deutschland die falsche Position ein - es driftet zu weit nach Süden ab und verliert so seine Energie und wird letztlich über Spanien eingekapselt.

Hochdruck dominiert

Interessant aber ist, was das Hoch auf dem Atlantik aus dieser Situation heraus macht. Hat sich das Hoch in der Wetterprognose der Europäer in den letzten Tagen noch passiv verhalten, greift es nun aktiv in das Wettergeschehen ein und dehnt sich über das Spanientief nach Norden aus. Aus einem vormals eigenständigen Tief wird so ein Höhentief, das über weite Teile von Spanien zu einer turbulenten Wetterlage führen kann.

Sommer über Deutschland

Die Ausrichtung des Hochdrucksystems hat aber auch unmittelbare Folgen für das Wetter über Deutschland. Im Zeitraum vom 23. bis 25. Juni dehnt sich das Hoch über England nach Skandinavien und Deutschland aus und lässt so sämtliche Tiefdruckdynamik verpuffen. Kein Trog, kein Regen, stattdessen ein mit +20 bis +25 Grad und örtlich bis +27 Grad sommerlicher Grundcharakter.

Sollte sich das Hoch tatsächlich in dieser Art und Weise durchsetzen können, so wäre mit einem sommerlichen Start in den Juli zu rechnen und diese Wetterentwicklung hätte zudem auch eine Stabilisierung der Wetterlage zur Folge, was nahtlos in den Hochsommer überführen kann.

Die Abkühlung verzögert sich im Ablauf
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Abkühlung verzögert sich im Ablauf © www.meteociel.fr

Die markante Abkühlung

Was aber ist, wenn sich das Hoch nicht nach Osten ausdehnen kann, sondern auf dem Atlantik verweilt? Dann gibt es eigentlich nur eine mögliche Wetterentwicklung.

Hochdrucksysteme drehen sich im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn und da das Hoch auf dem Atlantik liegt und sich ein Tief über Skandinavien positioniert, entsteht zwischen den beiden Wettersystemen eine meridional verlaufende Grundströmung, die aus nördlichen Richtungen kühle Luftmassen nach Deutschland, Österreich und der Schweiz führt. Und trogt das Tief über Skandinavien erst einmal nach Süden aus, wird sich an dieser meridionalen Nord-Süd-Strömung nichts ändern.

Der Sommer macht Pause

Der Sommer macht somit Pause und das möglicherweise bis in die ersten Juli-Tage hinein. Was bedeutet Pause? Immer wieder kann mit Niederschlägen gerechnet werden, die regional schauerartig verstärkt ausfallen können. Die Temperaturen sinken in einem Bereich von +17 bis +23 Grad ab, was für viele sicherlich angenehme temperierte Luftmassen sind, doch mit dem Sommer wenig gemeinsam haben.

Ein Trog über Deutschland zwingt den Sommer zu einer Pause
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Ein Trog über Deutschland zwingt den Sommer zu einer Pause © www.meteociel.fr

Wie wird das Wetter im Juli?

Man sieht es auf den obenstehenden Wetterkarten sehr deutlich, wie sehr es auf die Hochdruckposition ankommen wird und da gibt es im Moment noch viele Fragezeichen, was eine detaillierte Wetterprognose bis in den Juli hinein unmöglich macht.

Anders sieht es aus, wenn man sich den Wettertrend anschaut. Die markante Abkühlung kommt - aber anders als gedacht und verzögert sich über dem Süden und Osten bis zum 22. Juni. Das sind erste Anzeichen dafür, dass dem Tiefdrucksystem so langsam die Puste ausgeht und möglicherweise zu einem lauen Lüftchen verkommt. Die Wetterprognose der Europäer deutet so etwas an. Schaut man sich aber die Kontrollläufe an, so wird der Temperaturrückgang weiterhin gestützt, was dem Hochsommer einen Dämpfer verpasst, der bis in den Juli hinein anhalten kann.

Das Temperaturniveau sinkt ab und kann sich über Norddeutschland dem Jahreszeit-typischen Umfeld nähern, doch bleiben die Werte über dem Rest von Deutschland im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1991 um +1 bis +2 Grad zu warm. Tendenziell ist mit einem zu warmen Start in den Juli zu rechnen.

Beständiges Sommerwetter?

Kommen wir zum Niederschlag, der nach wie vor Mangelware über Deutschland ist und zur Juni-Halbzeit gerade einmal 28 Prozent seines Solls hat erfüllen können. Zudem ist die Niederschlagsprognose der Kontrollläufe in den letzten Tagen Rückläufig, was den Rückschluss auf eine Schwächung des Tiefdrucksystems zulässt. Doch trotz der Rückläufigkeit, zeigen sich im Zeitraum vom 20. Juni bis 1. Juli immer wieder Niederschlagssignale, die über dem Norden stärker, als über dem Süden ausgeprägt sind.

Mit anderen Worten formuliert, hat eine sog. Pattsituation die besten Chancen, mit einem unbeständigen und wechselhaften Charakter bei Temperaturen von +20 bis +25 Grad das Wetter bis in den Juli hinein zu beeinflussen.

Erst die Hitze, dann Unwetter mit nachfolgender Normalisierung des Wettercharakters
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Erst die Hitze, dann Unwetter mit nachfolgender Normalisierung des Wettercharakters © www.meteociel.fr

Wetter im Juli nach dem Langfristmodell

Das Wetter im Juli 2022 soll nach der Wetterprognose des Langfristmodells gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +1,0 bis +2,0 Grad zu warm ausfallen können. Im Vergleich zur - wärmeren - Periode von 1991 und 2020 soll die Abweichung mit -0,4 bis +0,6 Grad im normalen Bereich liegen. Tendenziell wird der Norden von Deutschland kühler, als der Süden simuliert.

In der Niederschlagsprognose zeichnet sich über dem Norden eine normale Niederschlagsausbeute ab. Etwa südlich der Linie von Köln und Dresden ist der Niederschlagstrend deutlich negativ, was im Grunde für die oben beschriebene Pattsituation spricht.

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