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Wetteraussichten: Warming in Stratosphärenhöhe - Polarwirbel im Januar vor dem Zusammenbruch?

| M. Hoffmann

Ein Hoch sorgt zwischen Weihnachten und Silvester über der Südhälfte von Deutschland ab den höheren mittleren Lagen für Winterzauber. Mit Beginn des Januars kommt es gleichzeitig zu gravierenden Veränderungen der Großwetterlage, des Polarwirbels und des Stratosphärenwirbels.

Der Hochwinter bekommt mit einem frühzeitigen Zusammenbruch des Polarwirbels eine echte Chance © Martin Bloch
Der Hochwinter bekommt mit einem frühzeitigen Zusammenbruch des Polarwirbels eine echte Chance © Martin Bloch

Das Wetter über Weihnachten ist im Ablauf zwischenzeitlich klar strukturiert. Bis zum 24. Dezember dehnt sich in der Höhe eine polare Luftmasse bis an die Alpen aus und lässt den Niederschlag allmählich bis auf die tieferen mittleren Lagen in Schnee übergehen. Auch sind kurze Graupelgewitter in diesem dynamischen Wetterumfeld möglich. So kann sich die Landschaft am Morgen des 24. Dezembers oberhalb etwa 300 bis 500 Metern und südlich einer Linie vom Saarland bis Sachsen in einem winterlichen Weiß präsentieren. Die Temperaturen pendeln sich über dem Süden schwankend um den Gefrierpunkt ein, während im Norden bis zu +7 Grad möglich sind. Apropos Norden, auch dort können mithilfe der Höhenkälte Schnee- und Graupelschauer auftreten, doch hat das nichts mit einer winterlichen Witterung gemeinsam.

Weiße Weihnachten nicht ausgeschlossen – Erhält sich der Schnee über dem Süden?

Knapp – ganz knapp – wird das für den bis zum 24. Dezember gefallenen Schnee über dem Süden über die Weihnachtsfeiertage. Warum? Ganz einfach: Eine Hochdruckzone dehnt sich über Deutschland aus und füllt sich von oben herab mit warmen Luftmassen, was die Temperaturen über Teilen von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern auf bis zu +10 Grad ansteigen lassen kann. Der Süden von Baden-Württemberg und Bayern gelangt hingegen in eine bodennahe Ostströmung, welche das Temperaturniveau auf -2 bis +3 Grad absenkt. Entscheidend, ob der Schnee dahinschmilzt oder erhalten bleibt, ist der Taupunkt – und der wird nach den aktuellen Berechnungen südlich einer Linie von Stuttgart und Nürnberg als negativ bewertet. Weiße Weihnachten sind möglich – insbesondere über den höheren Lagen des Bayerischen Waldes, des Schwarzwalds, der Schwäbischen Alb und der Alpen stellt sich ein Winterzauber über Weihnachten ein. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Weihnachten.

Wird der Schnee über Weihnachten konserviert?
Wetterprognose nach den Vorhersage-Modellen: Wird der Schnee über Weihnachten konserviert? © www.meteociel.fr

Wetterprognose bis Silvester: Hochdruckwetterlage

Die Hochdruckzone über Mitteleuropa bleibt laut den Wetterprognosen beider Vorhersagemodelle bis Silvester bestehen und dehnt sich sogar noch ein gutes Stück weiter nach Süden aus. In einem gradientenschwachen Wetterumfeld kommt die Luftmasse zur Ruhe. Dadurch können sich in den Nächten zähe Nebel- und Hochnebelfelder ausbilden, die sich zwar meist im Tagesverlauf auflösen, jedoch insbesondere im Norden und Nordwesten hartnäckig halten können.

Winterzauber über den höheren Lagen

Anders lässt es sich nicht beschreiben. Während über den tieferen Lagen der Nebel den Sonnenschein trüben kann, ist über den höheren mittleren Lagen mit ungehindertem Sonnenschein zu rechnen. Im Kombination mit dem Schnee ergibt sich so der Winterzauber. Niederschlag wird keiner mehr erwartet. Die Temperaturen erreichen nördlich einer Linie vom Saarland bis Dresden Werte von +3 bis +6 Grad. Weiter südlich bleibt es mit -1 bis +3 Grad spürbar kühler. Dennoch bleibt der Taupunkt südlich einer Linie von Köln bis Usedom im negativen Bereich.

Mit anderen Worten: Der Schnee in den mittleren Lagen sublimiert nur langsam – durchgreifendes Tauwetter ist in diesen Gebieten nicht zu erwarten. Überall dort, wo die Schneedecke bis zum 24. Dezember mehr als 10 cm erreicht, wird diese voraussichtlich bis Silvester bestehen bleiben. In den Nächten bleiben Teile von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein frostfrei. Ansonsten ist mit Temperaturen von +0 bis -3 Grad zu rechnen, während es weiter südlich – über Schnee – auf -4 bis -8 Grad abkühlt. In Richtung der Alpen sind Werte bis zu -14 Grad möglich, was mäßigen bis strengen Nachtfrost bedeutet.

Die Hochdruckzone kann das Wetter über Deutschland bis Silvester prägen
Die Wetterprognose der Prognose-Modelle: Die Hochdruckzone kann das Wetter über Deutschland bis Silvester prägen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Taktgeber - Der Polarwirbel im Januar

Man erkennt es bereits gut auf den oben stehenden Wetterkarten. Die Entwicklung der Großwetterlage ist über Mitteleuropa zunächst ähnlich, doch wird der Zustand des Polarwirbels völlig unterschiedlich interpretiert.

Und der Zustand des Polarwirbels wird eine gewichtige Rolle im Hinblick auf den Hochwinter im Januar spielen. Die Vorhersage der Amerikaner zeigt eine starke Wellenbewegung entlang der Polarfront, bei der der Polarwirbel bis zum 6. Januar erheblich an Stabilität verliert. Über Deutschland hat das bei einem dynamischen und abwechslungsreichen Wettercharakter ein Auf und Ab der Temperaturen zur Folge, wobei winterliche Wettererscheinungen kurzfristig auftreten können. Mit Hochwinter hat das jedoch wenig zu tun.

Der Wettertrend der Europäer bleibt klassisch konservativ. Der Polarwirbel erfährt zwar Hochdruckeinschübe, doch schwächen diese den Wirbel nicht so stark, dass eine Wellenbewegung entlang der Polarfront ausgelöst werden kann. Und so zieht im Zeitraum vom 1. bis 5. Januar ein Tiefdrucksystem nach dem anderen vom Atlantik in Richtung Mitteleuropa. Die Grundströmung dreht auf West und bringt milde Atlantikluft nach Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die Temperaturen liegen bei +5 bis +10 Grad und erreichen in sonnigen Momenten sogar bis zu +12 Grad, was weit von einer hochwinterlichen Wetterentwicklung entfernt ist. Tauwetter bis auf höhere Lagen.

Der Polarwirbel strukturiert sich bis Anfang Januar um
Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Wettermodell: Der Polarwirbel strukturiert sich bis Anfang Januar um © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Hochwinter im Januar?

Klar ist, dass sich zwischen Weihnachten eine Hochdruckzone über Mitteleuropa ausdehnt und das Wetter bis Silvester dominieren wird. Mit dem Wechsel in den Januar stellt sich die Großwetterlage um. Ob dabei der Hochwinter, eine nasskalte oder eine milde und windige Westwetterlage herauskommt, spielt im Moment erst einmal eine sekundäre Rolle. Entscheidender ist, ob und wie der Polarwirbel in den ersten Januartagen eine Schwächung erfährt. Hier sind die Prognosemodelle völlig uneinheitlich aufgestellt – mit anderen Worten formuliert: Es eröffnet sich ein großer Spielraum an Möglichkeiten.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Das breite Entwicklungsspektrum spiegelt sich in Temperaturen in 1.400 Metern Höhe von +10 bis -15 Grad auch in den Kontrollläufen wider – eine Differenz von bis zu 25 Grad. Zum Vergleich: Für eine halbwegs brauchbare Vorhersage sollte die Differenz nicht mehr als 2 bis 4 Grad und für eine Wetterprognose nicht mehr als 6 Grad betragen. Aber was ist der genaue Grund für die Unterschiede und die enormen Unsicherheiten?

QBO-Ost, Plötzliche Stratosphärenerwärmung – Polarwirbel bricht zusammen

Im Moment – zugegeben – noch eine gewagte These, doch berichten wir seit Oktober immer wieder einmal über den QBO-Ost, welcher im Zeitraum zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar zu erwarten ist. Dieses Phänomen wird zwangsläufig zu einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe (SSW; Plötzliche Stratosphärenerwärmung) führen. Mit einer Windumkehr von West-Ost auf Ost-West beginnen sich die oberen Schichten des Polarwirbels in eine andere Richtung zu drehen als die unteren Schichten.

Das hat eine enorme Schwächung des Polarwirbels zur Folge, was zu einem vorübergehenden Zusammenbruch oder auch zu einem frühzeitigen Final-Warming führen kann, von dem sich der Polarwirbel nicht mehr erholen kann. Das hat zwar nicht zwingend Winterwetter über Deutschland zur Folge, doch verhindert es in den meisten Fällen eine milde, windige und unbeständige Westwetterlage. Die Vorhersage-Modelle werden äußerst Sprunghaft auf das Phänomen reagieren und so wird das im Januar noch eine richtig spannende Wetterentwicklung werden. Mehr dazu heute Abend an dieser Stelle.

Umstrukturierungen innerhalb des Polarwirbels sind Anfang Januar zu erwarten
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe und ausgesuchten Kontrollläufen: Umstrukturierungen innerhalb des Polarwirbels sind Anfang Januar zu erwarten © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
28. Dezember -2 bis
+9 Grad
+0 bis
+2 Grad (Süden)
+4 bis +6 Grad (Norden)
1. Januar -3 bis
+10 Grad
+2 bis
+4 Grad
6. Januar -9 bis
+10 Grad
+2 bis
+4 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Kurzupdate

Weil es so gut passt: Die Sprunghaftigkeit zeigt sich bereits in der Prognose der Amerikaner. Die Gegenüberstellung von heute Morgen und heute Nachmittag. Zwischen winterlichen Geplänkel und einer tiefwinterlichen Wetterlage mit einen Zusammenbruch des Polarwirbels im Januar. Schaun mer mal.

Die Sprunghaftigkeit in den Prognose-Modellen wird mit einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe zunehmen
Wetterprognose der Amerikaner im Vergleich: Die Sprunghaftigkeit in den Prognose-Modellen wird mit einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe zunehmen © www.meteociel.fr

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Wetterprognose Januar an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:16 Uhr

Vor und über Weihnachten sowie bis Silvester hat sich tagsüber kaum etwas verändert. Der Schneefall der kommenden 36 Stunden wird insbesondere über den südlichen Landesteilen oberhalb von etwa 200 bis 500 Metern für eine Schneedecke sorgen können. Über den höheren mittleren Lagen stellt sich eine winterliche Witterung ein, und über den höheren Lagen – allen voran den Alpen – lässt sich über Weihnachten ein Winterwunderland bestaunen.

Zum 1. Weihnachtsfeiertag dehnt sich eine Hochdruckzone über Deutschland aus und konserviert bei Temperaturen von knapp über null Grad die Schneedecke oberhalb etwa 400 bis 700 Meter über dem Süden mit einem negativen Taupunkt bis kurz vor Silvester. Weiter nach Norden wird es über Weihnachten mit +6 bis +12 Grad kurz deutlich milder. Nachfolgend pendeln sich die Werte mit +3 bis +6 Grad im nasskalten und damit unwinterlichen Bereich ein.

Die Zeit von Weihnachten bis Silvester wird überwiegend von einem Hoch dominiert, bei dem der Schnee über dem Süden allmählich sublimiert
Wetterprognose nach dem europäischen, amerikanischen und deutschen Wettermodell: Die Zeit von Weihnachten bis Silvester wird überwiegend von einem Hoch dominiert, bei dem der Schnee über dem Süden allmählich sublimiert © www.meteociel.fr

Sprunghaftigkeit der Vorhersage-Modelle

Nachfolgend einmal die Gegenüberstellung der Wetterprognose der Amerikaner von heute Morgen, Mittag und Abend. Auffällig sind die enormen Schwankungen: Keine Großwetterlage gleicht der anderen, es gibt keine Konsistenz, und zudem erfolgt eine völlig uneinheitliche Bewertung des Polarwirbels.

Der Hochwinter im Januar

Die Sprunghaftigkeit lässt im Moment keine verlässliche Prognose für das Wetter in den ersten Januartagen zu – erst recht keine detaillierte. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit der Kontrollläufe interessant. So haben in den vergangenen sechs Stunden die kalten Varianten zugenommen. Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe werden im Zeitraum vom 1. bis 5. Januar im Mittel zwischen -3 und -5 Grad simuliert. Für den Hochwinter (Flachlandwinter) wären Höhenwerte von -5 bis -7 Grad, und für den Winter ab mittleren Lagen von -3 bis -5 Grad, eine Grundvoraussetzung. Der Spielraum ist groß.

Keine Konsistenz innerhalb der Prognosen, große Unsicherheiten Anfang Januar
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Keine Konsistenz innerhalb der Prognosen, große Unsicherheiten Anfang Januar © www.meteociel.fr

Zusammenfassung - auf die Stabilität des Polarwirbels wird es ankommen

So ist es und so bleibt es. Die Verfassung des Polarwirbels dürfte das Wetter im Januar maßgeblich beeinflussen.

Der NAO-Index (Verhältnis Islandtief zu Azorenhoch) zeigt Anfang Januar eine leicht negative Ausprägung. Der AO-Index (vereinfacht: Zustand des Polarwirbels) ist deutlich negativ bewertet. Wenn man so will, ist da etwas im Busch. Die Ursachen dafür finden sich ein Stockwerk weiter oben - in Stratosphärenhöhe. Der Stratosphärenwirbel bekommt einen ordentlichen Dämpfer verpasst, und nach aktuellem Stand deutet Anfang Januar vieles auf ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe hin, was die Sprunghaftigkeit der Prognose-Modelle erklärt. Für Freunde des Winterwetters steht im Januar eine spannende Zeit bevor!

Ein Warming mit Ansatz zu einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe wird Anfang Januar zunehmend wahrscheinlicher
Ein Warming mit Ansatz zu einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe wird Anfang Januar zunehmend wahrscheinlicher © www.meteociel.fr

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