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Wetter im Januar: Destabilisierung des Polarwirbels und Chancen auf Hochwinter

| M. Hoffmann

Eine turbulente Wetterentwicklung bahnt sich kurz vor Weihnachten an und könnte über den südlichen Landesteilen für weiße Weihnachten sorgen. Nachfolgend stellt sich die Großwetterlage mit einem Hoch grundlegend um und könnte unter bestimmten Voraussetzungen die Schneedecke über dem Süden bis Silvester konservieren. Werden damit die Grundlagen für den Hochwinter im Januar gelegt?

Hochwinter im Januar?
Hochwinter im Januar?

Ein Weihnachtskrimi bahnt sich in diesem Jahr für den Süden von Deutschland an. Am Samstag dehnt sich ein Cluster des Polarwirbels in Richtung Skandinavien aus und schiebt auf seiner Vorderseite nochmals wärmere Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen kurzzeitig auf bis +10 Grad ansteigen lassen kann. Nachfolgend dreht der Wind auf nördliche Richtungen und führt sukzessive kühlere Luftmassen in Richtung der Alpen. Der Niederschlag intensiviert sich ab Samstagabend, und bei einem stark böigen Wind kommt es bis in die Nacht zum 24. Dezember zu wiederholten - teils kräftigen - Niederschlägen.

Turbulentes Wetter vor Weihnachten - Schneefall und Wintergewitter

Die Schneefallgrenze sinkt am 4. Advent auf 400 bis 700 Meter ab, während am 23. und in der Nacht auf den 24. Dezember bis auf tiefere Lagen herab mit Schneefall gerechnet werden kann (Höhenkälte). Die Temperaturen sinken am 23. Dezember über dem Norden auf +2 bis +5 Grad (warme Nord- und Ostsee) und über dem Süden auf -3 bis +1 Grad ab. Oberhalb etwa 200 bis 500 Meter stellen sich winterliche Witterungsverhältnisse ein, was zum Morgen des 24. Dezembers südlich einer Linie von Stuttgart und Dresden ab den tieferen mittleren Lagen zur Ausbildung einer Schneedecke führen könnte.

Wird der Schnee über Weihnachten konserviert?
Wetterprognose nach den Vorhersage-Modellen: Wird der Schnee über Weihnachten konserviert? © www.meteociel.fr

Weiße Weihnachten und das Wetter bis Silvester

Weihnachtskrimi nicht nur vor Weihnachten, sondern auch über die Feiertage. Der Trog polaren Ursprungs wird abgeschnürt und wabert über dem östlichen Mittelmeer als Kaltlufttropfen (Höhentief) umher – eigentlich ein Schatten seiner selbst. Doch der Impuls reicht aus, um das Hoch, das sich über die Weihnachtsfeiertage über Mitteleuropa ausdehnt, etwas weiter nach Norden zu schieben. So gelangen der Süden Deutschlands sowie die Schweiz und Österreich in eine östlich geführte Grundströmung, was tagsüber südlich einer Linie vom Saarland bis Dresden den Taupunkt um den Gefrierpunkt schwanken lässt. Mit anderen Worten formuliert: Überall dort, wo es am Morgen des 24. Dezember eine Schneedecke von bis zu 5 cm oder mehr gibt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese sich oberhalb etwa 300 bis 500 Meter über Weihnachten behaupten kann.

Hochdruck- aber kein Tauwetter

Weiter nördlich führt das Hoch mit +7 bis +12 Grad ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland, sodass man von dem Spektakel über dem Süden wenig mitbekommt. Im Zeitraum vom 27. bis 30. Dezember schwächt sich das Höhentief weiter ab, und die Hochdruckzone dehnt sich nach Süden aus. Dadurch pendelt sich das Temperaturniveau im Norden auf +5 bis +10 Grad ein, während es über Süden auf +1 bis +5 Grad ansteigt. Über Regionen mit einer nennenswerten Schneedecke können die Tageswerte um den Gefrierpunkt schwanken, und bei überwiegend negativen Taupunkten ist lediglich mit einer Sublimation (Verdunstung) der Schneedecke zu rechnen.

Der beschriebene Ablauf ist realistisch, hängt jedoch stark davon ab, wie sich die Hochdruckzone positionieren wird und ob es der vorhandenen Schneedecke im Süden gelingt, die Kälte vor Ort zu bewahren.

Das Silvesterwetter

Für die Entwicklung bis Silvester ist noch nichts gesichert, doch erweist sich die Hochdruckzone über Mitteleuropa als zäh und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit das Wetter dominieren. In den Nächten sinken die Temperaturen auf -0 bis -5 Grad, und bei Aufklaren (was zu erwarten ist) sowie über Schnee können die Tiefstwerte auf -5 bis -10 Grad absinken.

Tagsüber steigen die Temperaturen – je nach Nebelauflösung und Sonnenscheindauer – auf +2 bis +6 Grad. Bei Dauernebel schwanken die Werte um den Gefrierpunkt, was mancherorts die Schneedecke von Weihnachten bis Silvester überdauern lässt. An Silvester selbst ändert sich beim Wetter nichts Grundlegendes.

Die Hochdruckzone kann das Wetter über Deutschland bis Silvester prägen
Die Wetterprognose der Prognose-Modelle: Die Hochdruckzone kann das Wetter über Deutschland bis Silvester prägen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wie wird das Wetter im Januar?

Der Hochwinter beginnt für gewöhnlich ab dem 6. Januar und zieht sich bis Anfang Februar. Der Hochwinter wird meist vom Kontinentalhoch geprägt. Schaut man sich die oben stehenden Wetterkarten an, so ist vom Kontinentalhoch nicht viel zu sehen. Stattdessen verlagert sich der Polarwirbel weiter nach Osten und dreht sich im Bereich zwischen der Barents- und Karasee ein. Damit bestätigt sich der Wettertrend der vergangenen Tage.

Die Stabilität des Polarwirbels

Eine hochwinterliche Wetterlage ist keine Selbstverständlichkeit und wird in Zeiten der Klimaerhitzung seltener. Damit der Hochwinter gelingt, darf der Polarwirbel nicht mehr so aktiv sein. Das gelingt einerseits durch Störungen, die den Wirbel zur Instabilität zwingen, oder andererseits durch Einschübe von Hochdrucksystemen, die entweder zu einem Polarwirbelsplit oder einem Displacement des Wirbels führen können.

Die Wetterprognose der Amerikaner berechnet im Zeitraum vom 1. bis 5. Januar eine Verlagerung der Hochdruckzone von Mitteleuropa in Richtung Russland. Das Kontinentalhoch bringt sich in Stellung. Zur gleichen Zeit kommt es innerhalb des Polarwirbels zu einer Dipolausbildung, bei der eine Hochdruckachse zwischen den Aleuten und Skandinavien verlaufen kann. Zwei Merkmale lassen sich festhalten: Zum einen die Ausbildung des Kontinentalhochs und zum anderen ein Splitverhalten des Polarwirbels. Die unmittelbaren Auswirkungen auf das Wetter über Deutschland sind zunächst einmal sekundär, da aus dieser Konstellation heraus mit größeren Verschiebungen der Großwetterlage zu rechnen ist. Aber ja, eine durchgreifende Milderung sieht anders aus.

Der Polarwirbel strukturiert sich bis Anfang Januar um
Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Wettermodell: Der Polarwirbel strukturiert sich bis Anfang Januar um © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Hochwinter im Januar?

Ganz klar, hinter dem Hochwinter im Januar gehört ein Fragezeichen gesetzt. Das Wetter wird vom 24. Dezember bis Neujahr von einem Hochdrucksystem dominiert werden können. Darin stimmen die Wettervorhersagen aller Prognosemodelle mit kaum vorhandenen Niederschlagssignalen überein. Anfang Januar nehmen die Niederschlagssignale wieder zu und deuten auf einen Wetterwechsel hin.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe stützen die überwiegend trockene und zu Nebel neigende Großwetterlage vom 24. Dezember bis Neujahr. Nachfolgend ist keine Wetterlage auszuschließen, und alles scheint möglich. Auffällig ist in den Prognosen der Vorhersagemodelle die zunehmende Instabilität des Polarwirbels. Der Mittelwert aller Kontrollläufe täuscht hier ein wenig, da er die Extreme gegeneinander ausgleicht. Wir haben nachfolgend einmal den Mittelwert und die extremen Varianten zum besseren Verständnis gegenübergestellt.

Orientiert man sich am Temperaturmittelwert der Kontrollläufe, so liegen die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe Anfang Januar zwischen +0 und -2 Grad. Für den Flachlandwinter – respektive Hochwinter – werden in der Höhe Werte von -5 bis -7 Grad und für die mittleren Lagen zwischen -3 und -5 Grad benötigt. Das bringt die Wahrscheinlichkeiten einer winterlichen Wetterlage Anfang Januar gut auf den Punkt – die Großwetterlage ändert sich, was eine mögliche winterliche Wetterentwicklung auf die Zeit nach dem 3. Januar verlegt. Schaun mer mal.

Umstrukturierungen innerhalb des Polarwirbels sind Anfang Januar zu erwarten
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe und ausgesuchten Kontrollläufen: Umstrukturierungen innerhalb des Polarwirbels sind Anfang Januar zu erwarten © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
26. Dezember -2 bis
+10 Grad
+0 bis
+2 Grad (Süden)
+4 bis +6 Grad (Norden)
30. Dezember -3 bis
+8 Grad
+1 bis
+4 Grad
4. Januar -5 bis
+13 Grad
+3 bis
+5 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Januarprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:18 Uhr

So langsam können sich die Freunde weißer Weihnachten südlich einer Linie von Mannheim und Dresden freuen. Zum wiederholten Mal werden zwischen dem 22. und 24. Dezember Niederschläge berechnet, die mithilfe arktischer Kaltluftmassen teils bis in tiefere Lagen in Schnee übergehen können - auch über dem Norden. Doch ist nur südlich der Linie mit der Ausbildung einer Schneedecke zu rechnen, und auch dort nur oberhalb von etwa 300 bis 500 Metern.

Über Weihnachten - da sind sich noch nicht alle Prognose-Modelle einig - ist es gut möglich, dass die Schneedecke durch eine Ostströmung und einen negativen Taupunkt - trotz zunehmender Sonnenscheindauer - konserviert werden kann. Tagsüber sind Werte von knapp über dem Gefrierpunkt möglich, während in den klaren Nächten und über Schnee die Werte auf bis zu -8 Grad absinken können. Weiße Weihnachten sind über weiten Teilen von Baden-Württemberg und Bayern möglich. Nördlich von Baden-Württemberg und Bayern ergibt sich ein völlig anderes Bild: keine weißen Weihnachten und mit Temperaturen von +6 bis +10 Grad, örtlich sogar bis +12 Grad, wird es ungewöhnlich warm.

Der Wintertraum einer weißen Weihnacht wird über den südlichen Landesteilen ab den mittleren Lagen sehr wahrscheinlich - weiter nach Norden bleibt es zu warm
Wetterprognose nach dem europäischen, amerikanischen und deutschen Wettermodell: Der Wintertraum einer weißen Weihnacht wird über den südlichen Landesteilen ab den mittleren Lagen sehr wahrscheinlich - weiter nach Norden bleibt es zu warm © www.meteociel.fr

Der Wetterfahrplan bis Januar

Im Grunde genommen gab es im Tagesverlauf im Grundmuster der kommenden Wetterentwicklung keine spektakulären Veränderungen. Die Details hingegen sind sehr wohl bemerkenswert und lassen heute Abend erneut den Rückschluss auf einen stark schwächelnden Polarwirbel im Januar zu. Allen voran die Wetterprognose der Amerikaner, welche den Polarwirbel in den ersten Januartagen abschwächt.

Heftige Turbulenzen innerhalb des Polarwirbels - die Spiele sind eröffnet

Seit Oktober weisen wir in regelmäßigen Abständen darauf hin, dass der QBO-Ost im Zeitraum zwischen dem 15. Dezember und dem 15. Januar wetterwirksam werden wird. Damit einhergehend ist eine Destabilisierung des Polarwirbels von oben herab. Und von oben herab bedeutet ein Warming in Stratosphärenhöhe, welches mit einem Major-Warming den Polarwirbel in den unteren Schichten ordentlich zusetzen kann.

In den vergangenen Tagen hat es nicht zu einem Major-Warming gereicht, doch die Deformierung des Stratosphärenwirbels war ungewöhnlich. Heute tritt das Warming in den Vordergrund, und die Struktur bringt den Stratosphärenwirbel ins Wanken – aber zum aktuellen Stand noch nicht zum Umfallen. Die aktuellen Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe betragen derzeit +180 km/h und erreichen zum zweiten Weihnachtsfeiertag Spitzenwerte von +224 km/h. Bis zum 2. Januar sacken die Winde auf +102 km/h ab, bleiben jedoch positiv. Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten an, so erkennt man beispielsweise die Destabilisierung des Polarwirbels nach den Berechnungen der Amerikaner und den Warmlufteinschub in Stratosphärenhöhe.

Links der sich destabilisierende Polarwirbel nach dem amerikanischen Vorhersagemodell - rechts daneben die Entwicklung eines Warmings in Stratosphärenhöhe
Links der sich destabilisierende Polarwirbel nach dem amerikanischen Vorhersagemodell - rechts daneben die Entwicklung eines Warmings in Stratosphärenhöhe © www.meteociel.fr

Zusammenfassung - auf die Stabilität des Polarwirbels wird es ankommen

Das Phänomen des QBO-Ost mit einem SSW (Major-Warming) wird die Wetterprognosen der kommenden Tagen dominieren. Warum? Ganz einfach: Sobald sich die Winde in Stratosphärenhöhe von West-Ost auf Ost-West gedreht haben, erfährt der Polarwirbel in den unteren Schichten eine massive Schwächung und bricht vorzeitig zusammen. Je nach Intensität ist von einem frühzeitigen Ende des winterlichen Polarwirbels auszugehen (Final-Warming), was winterliche Wetterentwicklungen zwar nicht zwingend herbeiführt (s. Prognose der Amerikaner), die Grundlagen hierfür jedoch deutlich verbessert.

Fasst man das Wetter der kommenden Tage zusammen, so kann sich über dem Süden die Schneedecke mit viel Glück über Weihnachten konservieren. Ansonsten passiert bei einer hochdruckdominierten Wetterlage bis Silvester nicht viel. Erst Anfang Januar kommt mit einer zunehmenden Wetteraktivität und einem sich destabilisierenden Polarwirbel wieder Schwung in die Wetterküche. Ob es für den Durchbruch des Winters reicht, bleibt abzuwarten.

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