Wetteraussichten - Polarwirbel strukturiert sich bis Januar um
Ob Weihnachten im Schnee oder nicht, steht noch nicht fest und hängt stark davon ab, wie sich ein Hochdrucksystem verhalten wird. Und exakt dieses Hoch wird die Trigger setzen, welche das Wetter im Januar beeinflussen können. Wie also steht es um den Hochwinter, und was hat ein QBO-Ost damit zu tun?
Schneefall ist in der Nacht auf den 24. Dezember, Heiligabend, über Deutschland zu erwarten. Dieser kann auch am Tage südlich einer Linie vom Saarland bis Sachsen oberhalb etwa 300 bis 600 Metern für weiteren Zuwachs der sich ausbildenden Schneedecke sorgen. Weiße Weihnachten sind somit - insbesondere über den südlichen und ab den mittleren Lagen - wahrscheinlich. Nasskalt bleibt es hingegen über tieferen Lagen.
Durchbruch des Winters?
Damit trifft die Wetterprognose vom 1. Dezember mit einer nasskalten Witterung und einer optionalen weißen Weihnacht ab den mittleren Lagen voll zu. Die Wetterlage hätte dabei durchaus ein viel größeres Potenzial gehabt, doch ist alles um Deutschland herum zu warm, viel zu warm. Der Dezember ist aktuell mit einer Anomalie von +2,4 Grad deutlich zu warm. Das hebt die Schneefallgrenze im Schnitt um 300 bis 400 Meter an. So verwundert es auch nicht, dass Deutschland weitgehend schneefrei ist (aktuelle Schneehöhen). Normalerweise gibt es im Dezember 9,1 Schneetage – aktuell sind es 0,6 Tage! Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass uns viele Anfragen erreichen, ob der Hochwinter im Januar mit viel Schnee kommt.
Keine winterliche Wetterentwicklung
Das Hoch dehnt sich über die Weihnachtsfeiertage nach Osten aus und beeinflusst zunehmend das Wetter übe Deutschland. Ein passives Ausweichen des Hochs nach Süden in Richtung der Azoren ist nicht zu erwarten. Da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich der aktive Teil des Polarwirbels von Kanada und Grönland in Richtung Barents- und Karasee verlagert.
Bis es aber so weit ist, wird sich das Hoch weiterhin aktiv verhalten und mit allen Mitteln versuchen, den Cluster des Polarwirbels daran zu hindern, nach Süden auszutrogen. Es kommt zu einer Pattsituation zwischen beiden Wettersystemen, was zwischen dem 25. und 27. Dezember zunächst zu einer hochdruckdominierten und vom 28. Dezember bis Silvester zu einem zunehmend windigen und auch unbeständigeren Wettercharakter führen kann.
Für die Jahreszeit deutlich zu warmes Wetter
Die Grundströmung dreht auf westliche Richtungen, und die zunehmende Windaktivität sorgt für eine ordentliche Durchmischung der Luftmassen, was die Temperaturen bis zum 31. Dezember auf +8 bis +12 Grad steigen lässt. Der Taupunkt schwankt zwischen +2 Grad südlich der Donau und +8 Grad über dem Norden. Die Schneedecke im Süden siecht weiter vor sich hin und wird unterhalb von 800 Metern keine große Rolle mehr spielen. Kommt Niederschlag hinzu, reicht das Tauwetter bis in höhere Lagen.
Der Hochwinter und der Polarwirbel
Aber ja, das Hoch sorgt dafür, dass sich der Cluster des Polarwirbels von Grönland in Richtung der Barentssee verlagert. Dadurch wird sich innerhalb des Polarwirbels die Grundströmung verändern, und sowohl die Amerikaner als auch die Europäer berechnen diese Verlagerung bis Anfang Januar. Das ist jetzt nicht mit einer winterlichen Wetterphase gleichzusetzen – eher das Gegenteil wird der Fall sein. Dennoch können das durchaus die Grundlagen für den Hochwinter im Januar sein.
Weg wird frei für ein Blockadehoch auf dem Atlantik
Warum das so ist, zeigen die nachfolgenden Wetterkarten. Der aktive Teil des Polarwirbels hat sich bis Januar verlagert, und so wird für das Hoch der Raum über dem Atlantik frei. Sollte es dem Hoch zudem gelingen, sich nach Norden auszubreiten um als Blockadehoch gegenüber der Frontalzone zu agieren, könnte man den Durchbruch des Winters über Deutschland Anfang Januar in Betracht ziehen. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, und solange das Hoch über Mitteleuropa sitzt, ist auch kein Winterwetter zu erwarten. Beide Vorhersagemodelle sind im Hinblick auf den Winter in den ersten Januartagen zunächst einmal pessimistisch.
Auf den Punkt gebracht: Die Möglichkeiten schwinden für den Winter
Das Spektrum für eine winterliche Witterung zwischen Weihnachten und Silvester war in den vergangenen Tagen noch groß. In den letzten 24 Stunden hat sich die Situation jedoch komplett gewandelt. Das Hoch erreicht am 1. Weihnachtsfeiertag Mitteleuropa und festigt zunächst seine Position.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe untermauern den Wettertrend bis zum 28. Dezember. Die Temperaturanomalie liegt zwischen dem 25. und 28. Dezember bei +2 bis +6 Grad. Die kühlen bis kalten Szenarien sind vollständig verworfen worden und spielen keine Rolle mehr.
Ab dem 28. Dezember erfolgt in der Höhe ein Temperatursturz um bis zu 8 Grad. Allerdings reichen Temperaturen in 1.400 Meter Höhe von -1 bis -3 Grad nicht aus, um den Winter bis auf die mittleren Lagen vordringen zu lassen. Das ist das, was wahrscheinlich ist. Abseits von dem was wahrscheinlich ist, gibt es auch Möglichkeiten für den Winter, welche wir heute Abend in unserer Aktualisierung gegen 20:15 Uhr an dieser Stelle näher vorstellen werden.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
24. Dezember | -1 bis +10 Grad |
+1 bis +5 Grad |
28. Dezember | -0 bis +10 Grad |
+4 bis +7 Grad |
2. Januar | -5 bis +13 Grad |
+3 bis +5 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Januarprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:19 Uhr
Das Wetter zu und über Weihnachten steht fest. Ein Trog dehnt sich vom 23. bis 24. Dezember nach Süden aus und leitet die Zufuhr polarer Luftmassen ein. Der Niederschlag geht am 23. Dezember zunehmend in Schnee über und kann in der Nacht auf den 24. Dezember über den südlichen Landesteilen teils bis auf tiefere Lagen für winterliche Wetterverhältnisse sorgen. So könnte der 24. Dezember südlich einer Linie von Stuttgart und Dresden mit einer schneebedeckten Landschaft beginnen, die sich bis zur Bescherung an Heiligabend bis auf die mittleren Lagen halten könnte. Weiße Weihnachten werden somit mancherorts - insbesondere im Süden - möglich.
Doch lange wird der weihnachtliche Winterzauber nicht anhalten. Von Westen her nähert sich ein Hochdrucksystem, was die Polarluft nach Osten abdrängt. Das Hoch selbst füllt sich von oben her mit wärmeren Luftmassen auf und lässt die Temperaturen bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag kräftig steigen. Manche Prognose-Modelle berechnen einen Temperaturanstieg auf +6 bis +12 Grad, wobei bei längerer Sonnenscheindauer sogar bis zu +15 Grad möglich sein können. Selbst in einer Höhe von 1.400 Metern können Temperaturen von bis zu +5 Grad erreicht werden. Die weiße Pracht schmilzt so schnell dahin, wie sie gekommen ist.
Hochdruckzone bis Silvester?
Geht es nach den Wetterprognosen der Vorhersagemodelle, so wird sich die Hochdruckzone – quer über Mitteleuropa – mindestens bis zum 29. Dezember behaupten und damit den Winter verhindern können. Doch sorgt das Hoch mit seiner Drehrichtung im Uhrzeigersinn dafür, dass sich der Polarwirbel mit seinem Zentrum von Kanada und Grönland in Richtung Barents- und Karasee verlagern kann.
Umstrukturierung innerhalb des Polarwirbels
Damit wird der Grundstein für eine möglicherweise grundlegende Veränderung der Großwetterlage gelegt. Warum? Der Spielraum für die Ausdehnung der Hochdruckzone nach Osten wird kleiner, während über dem Westen kaum noch eine nennenswerte Tiefdruckaktivität stattfindet. Es ist also gut möglich, dass sich die Hochdruckzone von der Verlagerung des Polarwirbels nach Osten beeindrucken lässt und nach Westen ausweicht.
Sollte das tatsächlich der Fall sein, könnte der Winter noch in der ersten Januardekade mit einem Arctic Outbreak seinen Durchbruch feiern. Die Amerikaner berechnen heute Abend hierfür einen Ansatz, manche Kontrollläufe sind da schon einen deutlichen Schritt weiter.
Zusammenfassung - auf die Stabilität des Polarwirbels wird es ankommen
Die oben stehenden Wetterkarten würden einen negativen bis neutralen NAO-Index (Verhältnis Azorenhoch zu Islandtief) und einen stark negativen AO-Index (Stabilität des Polarwirbels) zur Folge haben. Der NAO-Index bleibt noch bis Weihnachten positiv, zeigt anschließend jedoch einen deutlich negativen Trend und könnte sich bis Silvester neutralisieren. Der AO-Index ist bis Weihnachten neutral und geht bis Januar in den negativen Bereich über. Das sind Frühindikatoren für eine Veränderung, die jedoch erst im Januar wirksam werden und den Winter zurück ins Spiel bringen können.
QBO-Ost und der Stratosphärenwirbel
Bis Mitte Januar sollte sich die QBO-Ost vollziehen und in Stratosphärenhöhe ein Major-Warming auslösen können. Das ist zwar kein absolutes Muss für den Winter, ein gestörter Polarwirbel verbessert jedoch die Chancen auf eine winterliche Witterung. Einerlei - Anfang Januar wird der nächste Ansatz eines Warmings in Stratosphärenhöhe simuliert. Damit ein Major-Warming eintritt, muss sich der Wind in Stratosphärenhöhe von West-Ost auf Ost-West drehen.
Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe betragen aktuell +180 km/h und erreichen am 27. Dezember mit +228 km/h ihren vorläufigen Höhepunkt, um bis zum 2. Januar auf 108 km/h abzusacken. Eine Windumkehr ist noch nicht in Sicht, doch das Warming entwickelt sich erst und hat noch bis Mitte Januar Zeit. Es ist jedoch im Moment ein sekundärer, langfristiger Faktor, der vor zur Zeit des Hochwinters nach dem 6. Januar interessant wird.