Wettertrend: Hochwinter im Januar? Nicht unter diesen Bedingungen!
Aus südwestlichen Richtungen gelangen im Moment ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland und dieser Zustrom wird bis zum Januar nicht abreißen. Was bedeutet das für den Hochwinter im Januar und ist der Winter schon beendet, bevor er überhaupt (kalendarisch) begonnen hat?
Gestern Abend hat um 22:47 Uhr (MEZ) die kalendarische Winterzeit begonnen und endet mit dem 20. März um 22:22 Uhr (MEZ). Meteorologisch beginnt der Winter mit dem 1. Dezember und endet mit dem Februar. Der Winter hat in der zweiten Dezember-Dekade schon gezeigt, dass es ihn noch gibt und man mit ihm immer rechnen muss, doch die kommenden Tage werden für Freunde des Winterwetters
nicht einfach, entspricht das Wetter doch mehr dem Frühling, als dem Winter.
Keine weiße Weihnachten
Diese Erkenntnis ist nichts Neues und zeichnete sich schon vor mehr als einer Woche ab. Was neu ist, ist die Vehemenz, mit der die milden Luftmassen nach Deutschland drängen. Der Spitzenwert wird über Weihnachten - je nach Vorhersage-Modell - zwischen +14 und +18 Grad berechnet und wird wohl über dem Westen und Südwesten möglich sein. Dazu gibt es zeitweiligen Niederschlag, der phasenweise von einem kräftigen bis stürmischen Wind begleitet werden kann. Tauwetter bis auf die Hochlagen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Weihnachten.
Die Ursache
Der Grund für die Zufuhr der ungewöhnlich warmen Luftmassen, ist die Reaktivierung der atlantischen Frontalzone, die an und nach Weihnachten so richtig an Fahrt aufnimmt und das Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen ansteigen lässt.
Schon gewusst? Das Jahr 2022 ist weiterhin kurz davor als das wärmste Jahr - seit Beginn der Wetteraufzeichnungen von 1881 - in die Geschichte einzugehen:
Durchbruch der Zonalisierung mit südwestlicher Ausprägung
Die Wetterprognose der Europäer ist heute für alle, die auf den Winter hoffen, nicht einfach zu verdauen
. Zwischen Sibirien und Kanada baut sich eine Hochdruckachse auf und transferiert kalte Luftmassen in Richtung Kanada. Dort angekommen, strömen diese auf den milden Atlantik und befeuern immer wieder von Neuem die Frontalzone.
Die Tiefdrucksysteme auf dem Atlantik erreichen phasenweise einen Kerndruck von bis 960 hPa und dehnen sich bis zum 1. Januar weit nach Süden aus. Infolge daraus sieht sich das Azorenhoch dazu ermutigt, von Süden aus einen Hochdruckkeil nach Norden - in Richtung Mitteleuropa - aufzubauen, was die Frontalzone auflaufen lässt und auf diese Art und Weise eine ungewöhnlich warme Südwestanströmung der Luftmassen in Gang setzt.
Der Hochwinter kann so nicht stattfinden
So lange sich innerhalb des Polarwirbels nichts verändert, wird sich auch an der Großwetterlage nichts ändern. Das System ist eingespielt und man spricht von einer ausgeprägten Erhaltungsneigung. Und ja, sollte sich exakt so eine Wetterlage einstellen können, hat der Hochwinter im Januar ein schweres Spiel.
Der Januar zwischen Nasskalt und Frühling
Die Amerikaner berechnen in ihrem Wettertrend einen stabilen Polarwirbel, der ab Weihnachten seine Runden dreht und sich gut gegen Störeinflüsse behaupten kann.
Nasskalt mit Starkwindereignissen
Doch im Unterschied zur Prognose der Europäer, kann sich bis zum 1. Januar keine Hochdruckzone über Mitteleuropa aufbauen. Stattdessen setzt sich die atlantische Frontalzone mit einem Tiefdruckzentrum über Skandinavien fest, das sich bis zum 4. Januar weiter intensivieren kann.
Die Wetterlage ist klar westlich dominiert und wird mit Starkwindereignissen das Unwetterpotential über Deutschland ansteigen lassen. Vorderseitig werden milde und auf der Rückseite kühle Luftmassen zugeführt, was neben Regen- auch zu Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer führen kann. Kurze Graupelgewitter sind nicht auszuschließen.
Der Winter ohne Chance?
Zunächst einmal ja, die atlantische Frontalzone muss sich austoben, vorher ist nichts Winterliches möglich (außer mit einem sog. Downstream Development, was bei Westwetterlagen gerne einmal vorkommt). Schaut man sich den Polarwirbel an, so zeigt sich für die Freunde des Winterwetters
dennoch ein kleiner Lichtblick. Der Polarwirbel zentralisiert sich im Bereich der Kara-, Barentssee und Skandinavien, während über Kanada ein Hochdrucksystem vorrückt. Das Hoch wird im weiteren Verlauf mehr Raum einnehmen und den Kaltluftvorstoß auf dem Atlantik weiter in Richtung Europa drängen. Das ist für den Moment aber mehr eine These. Klarzustellen ist, die Westwetterlage wird nach der Wetterprognose der Amerikaner weite Teile der ersten Januar-Dekade dominieren können.
Auf den Punkt gebracht: Aktiver Polarwirbel
So ist es und so bleibt es. Der Polarwirbel strebt seinem winterlichen Höhepunkt entgegen. Für gewöhnlich hat, dass über Deutschland eine Westwetterlage zur Folge, die in Abwandlung auch Südwest oder Nordwest dominiert verlaufen kann.
Die Wahrscheinlichkeiten
Das Muster der Großwetterlage ist in den letzten 24 Stunden klar in Richtung milde und aktiv-dynamische Richtung gekippt. Und da zonal verlaufende Wetterlagen in der Regel zwischen 7 und 14 Tage andauern, ist mit der momentanen Prognose eher von einer 14-tägigen Aktivität auszugehen. Auf andere Art formuliert, wird der Winter weiterhin kein leichtes Spiel haben.
Die Kontrollläufe bestätigen ein für die Jahreszeit zu warmes Wetter. Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe schwanken über dem Süden zwischen +5 und +2 Grad und über dem Norden zwischen +2 und -3 Grad. Für den Flachlandwinter werden Höhenwerte von -4 bis -6 Grad benötigt. Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert liegt der Mittelwert der Kontrollläufe um +1 bis +3 Grad und phasenweise um bis +5 Grad im zu warmen Bereich.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
28. Dezember | +2 bis +14 Grad |
+6 bis +9 Grad |
1. Januar | +0 bis +12 Grad |
+5 bis +7 Grad |
6. Januar | +0 bis +12 Grad |
+4 bis +7 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Wetterprognose Januar an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:04 Uhr
Die Wetterprognose des deutschen Vorhersage-Modells berechnet über und auch nach Weihnachten eine hohe Aktivität der atlantische Frontalzone, die sich zwischen Neufundland, Island, dem europäischen Nordmeer und Skandinavien positioniert und in engen Bahnen ihre Kreise zieht.
Südwestwetterlage
Durch den eng gefassten Radius dehnt sich Hochdruckkeil von den Azoren in Richtung Osteuropa aus und lässt die atlantische Frontalzone zum Teil auflaufen, was das Strömungsmuster über Deutschland, Österreich und der Schweiz auf südwestliche Richtungen kippen lässt. Das windige und unbeständige Wetter hält sich bis zum 30. Dezember. Die Temperaturen bleiben mit +5 bis +10 Grad und örtlich bis +12 Grad in einem für die Jahreszeit zu warmen Bereich.
Volle Dröhnung West, dann Displacement des Polarwirbels
Nach der Wetterprognose der Amerikaner kann sich die atlantische Frontalzone in vollem Umfang entfalten und bis einschließlich dem 3. Januar das Wetter über Deutschland mit Wind, Sturm und zeitweiligen Niederschlägen beeinflussen. Phasenweise ist von einem erhöhten Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen auszugehen.
Der Polarwirbel befindet sich in Bestform und damit auch die Westwetterlage. Erst ab dem 4. Januar schwenkt die Großwetterlage mit einer Hochdruckzone, die sich von den Azoren bis über die Karasee erstrecken kann, um. Die atlantische Frontalzone wird blockiert und der Polarwirbel erfährt ein Displacement (Verschiebung). Mit Winter hat das aber nichts gemeinsam. Erreichen die Temperaturen am 2. Januar +8 bis +12 Grad und örtlich bis +16 Grad, so sind am 6. Januar +4 bis +8 Grad und örtlich bis +12 Grad möglich. Vom Hochwinter fehlt jede Spur.
Die Randfaktoren
Eine Westwetterlage definiert sich in erster Linie durch einen positiven NAO-Index. Gegenwärtig wird dieser noch neutral berechnet, hat aber bis Anfang Januar einen klar positiven Trend.
Der AO-Index, welcher vereinfacht ausgedrückt, den Zustand des Polarwirbels widerspiegelt, ist im Moment stark negativ, wandelt sich aber bis Ende Dezember in den neutralen und Anfang Januar in den leicht positiven Bereich.
Beide Randfaktoren lassen somit eine Westwetterlage sehr wahrscheinlich werden. Unterstützt wird das noch vom Stratosphärenwirbel, der mit Windgeschwindigkeiten von bis +208 km/h die unteren Luftschichten - und damit den Polarwirbel - stabilisieren wird. Um eine ausgeprägte Westwetterlage wird man wohl nicht drumherum kommen.
Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Mild und Wild
Die atlantische Frontalzone tobt auch nach der Wetterprognose der Europäer und dehnt sich um den Jahreswechsel weit nach Süden aus, was einem Hochdruckkeil die Gelegenheit gibt, das Strömungsmuster aus Südwest kippen zu lassen. So schnell ist nicht mit Winterwetter zu rechnen.