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Januarprognose: Ein Hoch über Grönland ist entscheidend für den Winter über Deutschland

| M. Hoffmann
Der Hochwinter im Januar?

Die atlantische Frontalzone rückt nah an Deutschland heran und lässt die Temperaturen über Weihnachten kräftig ansteigen. Doch wie steht es um den Winter an Silvester und welche Optionen hat der Hochwinter im Januar?

Ungewöhnlich mild wird es in den kommenden Tagen und über dem Südwesten können am Freitag Temperaturen von +12 bis +16 Grad möglich sein. Das ist dem Frühling deutlich näher als dem Winter. Begleitet wird der Warmluftschub von einem mäßigen Wind aus südwestlichen Richtungen und zeitweiligem Niederschlag, der am Donnerstagabend und Freitag ergiebig und länger andauernd ausfallen kann.

Ungewöhnlich warm, auch an Weihnachten

Die Großwetterlage kippt an Weihnachten, doch nicht, wie man glauben mag, mit Schnee, Eis und Frost in Richtung Winter, nein, es ist ein Hochdruckkeil, der sich von Süden nach Norden schiebt und nach einigen Vorhersage-Modellen den Warmlufttransport nach Deutschland noch verstärkt. Das deutsche Prognose-Modell berechnet bspw. für den zweiten Weihnachtsfeiertag Temperaturen von +7 bis +12 Grad und über dem Südwesten bis +17 Grad. Hinzu kommen Schauer, deren Schwerpunkt sich von Heiligabend bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag nach Norden verlagert. Der Wind bleibt ruppig und lässt stürmische Windböen über die Feiertage nicht ausschließen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Weihnachten.

Die Großwetterlage am zweiten Weihnachtsfeiertag
Wetterprognose nach dem amerikanischen (li.) und deutschen (re.) Vorhersage-Modell: Die Großwetterlage am zweiten Weihnachtsfeiertag © www.meteociel.fr

Das Wetter bis Silvester

Die oben dargestellten Wetterkarten zeigen eindrücklich die Milderung über Weihnachten. Sie zeigen aber auch eine unterschiedliche Interpretation des Hochdrucksystems über Grönland. Und wenn man so will, ist das Hoch über Grönland die Schlüsselszene für den weiteren Verlauf des Winters nach Weihnachten.

Schon gewusst? Der Dezember ist nach Tag 19 mit einer Abweichung vom Klimamittelwert von 1961 und 1990 um -2,4 Grad zu kalt. Kumuliert man die milden bis warmen Tage, so kann der Dezember am Ende um +0,4 Grad etwas zu warm ausfallen.

Durchbruch der Zonalisierung

Eine Zonalisierungsphase - wie die aktuelle - hält in der Regel 7 bis 14 Tage an. Frühestens nach Weihnachten ist mit einem Wetterumschwung zu rechnen. Die Wetterprognose des deutschen und europäischen Wettermodells berücksichtigen das Hoch über Grönland nicht mehr. Stattdessen gewinnt die atlantische Frontalzone an Intensität und steuert mit Tiefdruckausläufern immer wieder Deutschland, die Schweiz und Österreich an.

Mehr nasskalt Nordwest als warm Südwest

Beide Vorhersage-Modelle berechnen eine Verlagerung des Hochdrucksystems über Mitteleuropa raus auf den Atlantik, was im Zeitraum vom 27. bis 31. Januar das Strömungsmuster erst auf West und zu Silvester hin auf Nordwest kippen lassen kann.

Der Winter ab den mittleren Lagen

Nach und nach sickern aus nordwestlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Deutschland ein und lassen die Temperaturen vom 26. Dezember mit +4 bis +8 Grad und über dem Süden bis +15 Grad bis Silvester auf +4 bis +8 Grad über dem Norden und über dem Süden bis auf den Gefrierpunkt absinken. Das macht den Winter ab den mittleren Lagen zum Jahreswechsel optional, während über dem Flachland sich eine nasskalte Witterung - bei der Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer nicht auszuschließen sind - ausbreitet

Der ab den mittleren Lagen optionale Winter: Mehr West bis nasskalt Nordwest als eine Südwestwetterlage
Nach der Wetterprognose der Deutschen (li.) und der Europäer (re.): Der ab den mittleren Lagen optionale Winter - Mehr West bis nasskalt Nordwest als eine Südwestwetterlage © www.meteociel.fr

Wie wird das Wetter bis Januar?

Kommen wir zu einer These, die uns seit rund 72 Stunden umtreibt und zwischenzeitlich von der Wetterprognose der Amerikaner bestätigt wurde. Die Schlüsselszene spielt dabei das Hoch über Grönland, das nach den Amerikanern deutlich stärker und nachhaltiger berechnet wird.

Die absolut gestörte Zirkulation

Im extremen Fall führt das Hoch zu einer ähnlichen Wetterentwicklung, wie in der zweiten Dezember-Dekade, bei der die atlantische Frontalzone nicht nur durch ein Blockadehoch gestört, sondern durch die Drehbewegung eines Hochs über Grönland im Uhrzeigersinn völlig außer Kraft gesetzt wurde.

Zonalisierung beendet, bevor sie überhaupt beginnt

Das Hoch ist bereits zu Weihnachten ein Unruhestifter und drückt die atlantische Frontalzone - bzw. was davon noch übrig ist - weit nach Süden und lässt bis zum 28. Dezember ein weiteres Hoch über Europa nach Norden aufkeilen. Die Milderung kommt und hält sich demnach bis nach Weihnachten an. Die atlantische Frontalzone kann sich aber nicht mehr durchsetzen, zudem dreht das Hoch über Grönland seine Achse bis Silvester in Richtung Atlantik und beginnt an seiner Ostflanke kalte Luftmassen polaren Ursprungs über das europäische Nordmeer nach Süden abzuleiten.

Im Januar: Displacement des Polarwirbels mit Arctic Outbreak

Die Tiefdruckdynamik zwischen dem östlichen Kanada und Neufundland existiert nicht mehr und ebendarum spricht man auch von einer absolut gestörten Zirkulation. Was folgt, ist ein Displacement des Polarwirbels, der sich im Januar Schwerpunktmäßig über Sibirien, Karasee und der Barentssee verlagert.

Das Hoch über Grönland dehnt sich weiter aus und lässt dem Polarwirbel über Kanada einen nur noch geringen Entfaltungsspielraum. Über Europa rauschen derweil die kalten Luftmassen nach Süden und lassen zum Wechsel in den Januar den Winter nach Deutschland Einzug halten. Und ja, aus dieser Konstellation heraus ist eine hochwinterliche Wetterlage Mitte Januar nicht auszuschließen. Warum? Russland kühlt stark aus und auch über Skandinavien setzt sich der Frost durch. Die Wege für die kalte Luft werden kürzer und sollte sich dann noch ein Hoch an der richtigen Stelle durchsetzen können, so sind das hervorragende Grundlagen für den Hochwinter im Januar.

Das Hoch über Grönland ist im Januar der Schlüssel für den Winter über Deutschland
Wetterprognose der Amerikaner: Das Hoch über Grönland ist im Januar der Schlüssel für den Winter über Deutschland © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Aktiver Polarwirbel und Störimpulse

Das Resümee ist 48 Stunden alt und behält seine Gültigkeit heute. Einerseits gibt es klare Signale, die zu einer Stabilisierung des Polarwirbels führen. Auf der anderen Seite aber kann ein Störimpuls über Grönland die Stabilisierungsmaßnahmen des Polarwirbels erheblich beeinträchtigen, die über Deutschland rasch zu winterlichen Wetterbedingungen führen können.

Die Wahrscheinlichkeiten

Die Amerikaner halten mit ihrer winterlich ausgeprägten Prognose erstaunlich lang durch und kippen nicht wirklich in die milde Richtung ab. Doch im Vergleich zu den Kontrollläufen bilden die Amerikaner vor Silvester die mit Abstand wärmste und im Januar die kälteste Variante ab. Wahrscheinlich ist also etwas anderes

Dennoch - da ist etwas im Busch

Das eigentlich interessante aber ist die Streuung der einzelnen Kontrollläufe, die in den letzten Stunden deutlich zugenommen hat. Das Spektrum der Temperaturen in 1.400 Meter Höhe schwankt am 28. Dezember zwischen -12 und +8 Grad und am 1. Januar zwischen -10 und +8 Grad. Die Differenz beträgt bis 20 Grad. Zum Vergleich: für eine halbwegs brauchbare Wettervorhersage ist eine Differenz von 2 bis 6 Grad wünschenswert. Da ist also was im Busch und vielleicht handelt es sich ja um den Winter, der sich da im Busch versteckt.

Bevor jetzt aber zu viele Hoffnungen auf den Winter geweckt werden - der Mittelwert aller Kontrollläufen liegt - wie seit Tagen festgenagelt - im nasskalten Bereich, was den Winter lediglich ab den höheren mittleren Lagen optional werden lässt. Vieles steht und fällt für den Winter mit dem Hoch über Grönland - warten wir ab, was daraus in den kommenden Stunden wird.

Das Hoch über Grönland kann für den Winter ein Impulsgeber sein
Wetterprognose nach dem Mittelewert aller Kontrollläufe: Das Hoch über Grönland kann für den Winter ein Impulsgeber sein © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
26. Dezember +0 bis
+12 Grad
+6 bis
+10 Grad
30. Dezember -4 bis
+12 Grad
+4 bis
+6 Grad
4. Januar -4 bis
+12 Grad
+3 bis
+5 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Wetterprognose Januar an dieser Stelle

© Bild - Martin Bloch

Update der Wetterprognose von 20:15 Uhr

Die Wetterprognose des deutschen Vorhersage-Modells hat sich heute Abend nicht verändert und bleibt bis zum 28. Dezember auf nasskaltes bis mildes Wetter getrimmt. Die Höchsttemperaturen erreichen am 28. Dezember +2 bis +6 Grad und über den Küsten sind bis +8 Grad möglich.

Noch milder nach Weihnachten

Die Wetterprognose der Amerikaner berechnen bis zum 28. Dezember eine ungewöhnlich warme Wetterlage, bei der mithilfe eines Tiefdrucksystems vor Europa warme Luftmassen aus südlichen Richtungen nach Deutschland geführt werden kann. Die Temperaturen werden am 28. Dezember im Bereich von +7 bis +12 Grad und örtlich bis +15 Grad berechnet und an Winterwetter ist so nicht zu denken - völlig egal, wie man es dreht und wendet.

Egal welche Variante - beide sind vom Winter weit entfernt
Wetterprognose nach dem deutschen und amerikanischen Wettermodell: Egal welche Variante - beide sind vom Winter weit entfernt © www.meteociel.fr

Tauwetter bis auf höhere Lagen

Wir haben heute eine Vielzahl an Anfragen bezüglich des Tauwetters in den Skigebieten erhalten und möchten heute Abend kurz darauf eingehen. Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe liegen im Zeitraum vom 20. bis 30. Dezember im Bereich von +3 bis +7 Grad und der Niederschlag geht bis auf 1.700 Meter in Regen über. Darüber ist mit möglichem Neuschneezuwachs zu rechnen.

Betrachtet man die aktuellen Schneehöhen, so wird der Schnee - auch über den Mittelgebirgen, des Schwarzwaldes und auch des Bayerischen Waldes weitgehend tauen. Ein Skiurlaub wird somit zu einer Herausforderung, da die Milderung bis auf die höheren Lagen durchgreift. Der Wind und der Regen sorgen für ein beschleunigtes Tauwetter.

Chancen für den Winter im Januar?

Es gibt gegenwärtig kein Vorhersage-Modell mehr, dass bis Silvester eine winterliche Wetterlage bis auf das Flachland oder die mittleren Lagen berechnet. Der Polarwirbel wird in Gang gesetzt und die absolut gestörte Zirkulation mit einem Hoch über Grönland - was die Amerikaner in den letzten Tagen noch berechneten - hat sich heute Abend nicht mehr bestätigt. Das bedeutet aber nicht, dass das das Grönlandhoch in den kommenden Stunden keine Rolle mehr spielt - die Wahrscheinlichkeiten haben sich lediglich verschoben.

Links die Prognose der Europäer und rechts die der Amerikaner - dem Frühling näher als dem Winter
Links die Prognose der Europäer und rechts die der Amerikaner - dem Frühling näher als dem Winter © www.meteociel.fr

Die Würfel sind wohl gefallen

Das heute Nachmittag noch beschriebene breite Spektrum in den Kontrollläufen hat sich am Abend ebenfalls Zugunsten einer Milderung verschoben. Das Temperaturspektrum liegt am 27. Dezember mit einer Differenz von +4 bis +8 Grad über dem, was für Ende Dezember üblich ist. Anfang Januar beträgt die Differenz noch immer +1 bis +3 Grad.

Deutlicher wird das Dilemma für den Winter, wenn man den Mittelwert aller Kontrollläufe mit den Druckanomalien vergleicht. Der Spielraum für den Winter ist verdammt klein geworden.

Schaut man sich die Randfaktoren an, so wird der NAO-Index bis zum 30. Dezember im neutralen Bereich simuliert und sinkt Anfang Januar in den leicht negativen Bereich ab. Neutral lässt den Rückschluss auf eine Nordwest- oder Südwestwetterlage zu. Negativ bedeutet, dass sich in Hoch mehr über Island ausdehnt und so zu einer meridionalen Grundströmung führen kann - in diesem Fall eine Nord-Süd-Wetterlage. Eindeutige Signale in diese Richtung fehlen aber (noch).

Der AO-Index, der vereinfacht ausgedrückt den Zustand des Polarwirbels beschreibt, ist momentan stark negativ besetzt und hat bis Anfang Januar einen neutralen Entwicklungstrend. Der Stratosphärenwirbel ist zunächst einmal frei von Störungen und die Windgeschwindigkeiten können sich von aktuell mit +144 km/h bis zum Januar mit +191 km/h weiter intensivieren. Das spricht im Wesentlichen für eine Stabilisierung des Polarwirbels in den unteren Luftschichten. Alles in allem sieht das nicht gut aus, für alle Freunde des Winterwetters.

Links der Mittelwert aller Kontrollläufe, rechts die Druckanomalien
Links der Mittelwert aller Kontrollläufe, rechts die Druckanomalien © www.meteociel.fr |climatereanalyzer.org

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