Wetterprognose Januar 2022: Desolater Polarwirbel mit vollständig gestörter Zirkulation?
Kommt der Winter zwischen Weihnachten und Neujahr nach Deutschland und wie steht es um den Hochwinter? Ein paar Signale für den Winter im Januar gibt es, einige davon sind sehr deutlich!
Weiße Weihnachten ja, nein - oder vielleicht? Eine Luftmassengrenze wird sich über die Weihnachtsfeiertage ausbilden können, doch bevor es kalt wird, wird es an Heiligabend richtig mild. Verbreitet ist bei starker Bewölkung mit Temperaturen von +4 bis +8 Grad zu rechnen. Ganz über dem Westen lässt sich auch über das Erreichen der +10 Grad-Marke spekulieren. Hin und wieder lässt sich auch ein Regentropfen beim Niedergang beobachten, viel an Niederschlag ist nicht zu erwarten.
Am Abend und in der Nacht auf den ersten Weihnachtsfeiertag sickern aus Norden kühlere Luftmassen nach Deutschland und lassen die Temperaturen nördlich einer Linie von Köln und Dresden auf -2 bis +2 Grad zurückgehen. Etwas Niederschlag wird simuliert, der entlang dieser Linie als Schnee niedergehen kann. Weiter nach Norden kann in der kalten Luft die Wolkendecke auflockern und über Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist mit Sonnenschein zu rechnen. Über Süddeutschland bleibt es stark bewölkt, teils auch neblig trüb und bei Temperaturen von +5 bis +10 Grad trocken. Am zweiten Weihnachtsfeiertag verharrt die kalte Luft entlang einer Linie von Münster und Regensburg. Nördlich dieser Grenze sind Tageswerte von -4 bis +0 Grad und weiter nach Süden von +2 bis +6 Grad möglich. Bei starker Bewölkung gibt es immer wieder Niederschlag, der entlang der Luftmassengrenze als Schnee, Schneeregen oder Regen und weiter nach Norden als Schnee niedergehen kann. Um es auf den Punkt zu bringen, ist nördlich einer Linie von Köln/Münster und Dresden/Berlin eine weiße Weihnacht möglich. Mehr dazu: Wetter Weihnachten 2021.
Schneeprognose
Man muss noch abwarten, wie sich die Luftmassengrenze tatsächlich verhalten wird, denn auch ein Totalversagen - sprich eine über Deutschland komplett grüne Weihnacht - ist noch nicht vom Tisch. Die Amerikaner gehören mit ihrer Schneevariante über Weihnachten stets zu den kälteren Varianten. Die Kontrollläufe selbst berechnen mehrheitlich eine nasskalte Wetterentwicklung über Weihnachten. Die Temperatur beträgt in 1.400 Meter Höhe über dem Norden im Mittelwert aller Kontrollläufe -5 Grad, über dem Osten +0 Grad, über dem Westen +2 Grad und über dem Süden +4 Grad. Damit Schnee, bzw. ein Wintereinbruch bis auf das Flachland möglich ist, bedarf es Höhentemperaturen von -5 bis -7 Grad. Das wird eine ganz knappe Kiste! Insofern ist die Schneeprognose für den Moment ein Anhaltspunkt, mehr nicht.
Wie wird das Wetter im Januar 2022?
So spannend wie die Wetterlage an Weihnachten ist, so ist diese auch im Januar. Es wird darum gehen, ob sich auch im neuen Jahr die meridionale Grundströmung wird behaupten können, oder ob sich die Zonalisierung mit einem kräftig strukturierten Polarwirbel nach einer 21-monatigen Abstinenz wieder eine dominierende Rolle übernehmen kann.
Der Polarwirbel
Steigen wir gleich mit der wichtigsten Frage ein - was macht der Polarwirbel im Januar 2022? Dessen Zustand beschreibt der AO-Index. Ist dieser negativ, so gibt es Hochdruckeinschübe, die zu einem instabilen oder verschobenen Polarwirbel führen können. Ist der AO-Index positiv, so hat der Polarwirbel kaum Störeinflüsse und ein intakter Wirbel hat über Europa häufiger eine zonale Wetterstruktur zur Folge. Das kann die klassische Westwetterlage, aber auch die Abwandlung in Form einer Südwest- oder Nordwestströmung zur Folge haben.
Zum aktuellen Stand wird der AO-Index stark negativ simuliert und hat im Januar eine langsam neutrale Entwicklungstendenz, bleibt mehrheitlich aber negativ behaftet. Der Polarwirbel wird auch im Januar entlang seiner Polarfront noch verstärkte Wellenbewegungen vorweisen können, was eine Westwetterlage zunächst einmal wenig plausibel macht.
Der Stratosphärenwirbel
Die Stabilität des Polarwirbels hängt aber auch von den oberen Luftschichten in der Stratosphärenhöhe ab. Sind die Winde gut ausgeprägt, so wirkt sich das auch auf die unteren Luftschichten aus - muss aber nicht zwingend der Fall sein. Aktuell betragen die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe +151 km/h. Das entspricht in etwa dem Normalwert
zu dieser Jahreszeit. Bis in den Januar hinein erstreckt sich das Spektrum der Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe von +216 km/h bis +72 km/h. Keine der Varianten geht in den negativen Bereich. Negativ hätte zur Folge, dass sich in den oberen Luftschichten die Windrichtung von West-Ost auf Ost-West ändert und wäre das der Fall, wird es richtig interessant. Sieben, bis zehn Tage später beginnt die entgegengesetzte Drehrichtung den Polarwirbel in den unteren Luftschichten zu beeinflussen. Das kann im extremen Fall zu einem kompletten Zusammenbruch des Polarwirbels führen, von dem er sich dann bis zum Frühjahr nicht mehr erholen kann. Man nennt diese Entwicklung Major-Warming mit anschließendem Final-Warming.
Die Vorstufe von einem Major-Warming ist ein Minor-Warming, was im Winter häufiger vorkommt und keinerlei Auswirkungen auf die unteren Luftschichten und damit auf das Wetter hat. Zu Weihnachten entsteht so ein Minor-Warming und wird zum Januar hin kräftiger simuliert. Der Ansatz zu einem Major-Warming ist auch heute wiederzuerkennen.
Zusammenfassend wird eine Restabilisierung des Polarwirbels so schnell nicht zu erwarten sein. Doch ein instabiler Polarwirbel ist bei Weitem noch kein Garant für Winterwetter über Deutschland. Er verbessert aber die Chancen hierfür.
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Ein Winter, der sich im Januar in den Hochwinter wandelt
Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells simuliert im Zeitraum vom 27. Dezember bis 4. Januar einen instabilen Polarwirbel. Der Grund ist ein Hochdrucksystem, dass sich von den Azoren und dem Atlantik aus in Richtung Skandinavien verlagert.
Die vollständig gestörte Zirkulation
Bis zum 1. Januar beginnt das Hoch über Skandinavien eine autarke Formation anzunehmen und sich bis zum 4. Januar vollständig entwickelt. Die Hochdruckachse erstreckt sich vom westlichen Russland über Skandinavien bis nach England und runter bis zu den Azoren. Die atlantische Frontalzone ist vollständig blockiert und der Wind dreht über Deutschland, der Schweiz und Österreich auf östliche Richtungen.
Man spricht deshalb von einer vollständig gestörten Zirkulation, da eine West-Ost-Strömung nicht mehr möglich ist und sich stattdessen eine von Ost nach West verlaufende Grundströmung einstellen kann. Das ist im Übrigen auch der Klassiker für den Hochwinter, der vermehrt in der zweiten Januardekade in Erscheinung treten kann.
Winterwetter
Über Norddeutschland erreichen die Temperaturen am 28. Dezember -4 bis +0 Grad und südlich einer Linie von Köln und Dresden sind +4 bis +8 Grad möglich. An Silvester setzt sich mit Tageshöchstwerten von -4 bis +0 Grad der Dauerfrost über ganz Deutschland und bis auf die tieferen Lagen durch. Bis zum 4. Januar sinken die Werte mit -8 bis -2 Grad noch weiter ab. In den Nächten kann zum Start in den Januar mit Werten von -13 bis -6 Grad und bei Aufklaren und über Schnee bis -18 Grad möglich sein.
Apropos Schnee, der kann im Zeitraum vom 28. Dezember bis zum 2. Januar zeitweilig vom Himmel rieseln. Erst wenn der Wind auf östliche Richtungen dreht, kommt die trockene Festlandsluft ins Spiel.
Wettervorhersage der Europäer: Ein instabiler Polarwirbel
Die Wetterprognose der Europäer geht zwar nur bis zum 1. Januar, doch lässt sich auch hier erkennen, dass der Polarwirbel nicht zu einer Stabilität zurückfindet. Die seit Tagen beschriebene Blockadeachse auf dem Atlantik bleibt bestehen und öffnet dem Winter die Türen. Ob dieser aber auch über die Schwelle tritt, bleibt abzuwarten.
In den Berechnungen von heute Abend jedenfalls hält der Winter zwischen Weihnachten und dem 29. Dezember über Deutschland Einzug. Die Temperaturen sinken auf -6 bis -1 Grad ab. Über Schnee kann es mit bis -8 Grad noch etwas kälter werden. Im neuen Jahr rückt dann das Hoch auf dem Atlantik näher an Deutschland heran und es wird von Südwesten mit +4 bis +8 Grad spürbar milder. Bis zum 1. Januar können sich die milden Luftmassen weiter nach Norden ausdehnen.
Auf den Punkt gebracht: Hop oder Top
Der Winter hat Potential, hauptsächlich über dem Norden, doch muss die Euphorie, die Freunde des Winterwetters
anhand vom Wettertrend der Amerikaner bekommen können, gebremst werden. Die Amerikaner bilden über Weihnachten und in den ersten Januartagen die kältesten Varianten ab.
Die Kontrollläufe berechnen über dem Norden im Zeitraum vom 25. bis 26. Dezember und vom 28. Dezember bis 1. Januar Höhentemperaturen von -5 bis -7 Grad. Das kann mit dem Winter in diesen Zeiträumen was werden und sieht vielversprechend aus. Über dem Osten, Süden und Westen sinken die Höhenwerte vom 28. Dezember bis 1. Januar in den für den Flachlandwinter so wichtigen Bereich von -5 bis -7 Grad ab. Ferner ist der Trend positiv besetzt, was einen nachhaltigen Flachlandwinter zum aktuellen Stand im Januar wenige wahrscheinlich macht.
Die Schneeprognose
Bis zum 1. Januar werden folgende Neuschneemengen simuliert. Diese sind mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten, geben aber ein gutes Bild ab, wo die Niederschlagsschwerpunkte liegen können.