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Wetterprognose: Ein motivierter Polarwirbel, die Frontalzone und ein Hoch

| M. Hoffmann

Ein Displacement sorgt dafür, dass sich der Polarwirbel über Kanada eindreht und über Deutschland bis Ende Januar für unwinterliche Wetterverhältnisse sorgt. Anfang Februar dehnt sich der Polarwirbel weiter in Richtung Skandinavien aus - was bedeutet diese Umstrukturierung für den Winter?

Was ist vom Winter im Februar noch zu erwarten?
Was ist vom Winter im Februar noch zu erwarten?

Gleich mehrere Sturmtiefsysteme ziehen im Verlauf der Woche über Deutschland hinweg. So ist am Montag, Mittwoch und auch am Freitag mit kräftigen Windböen zu rechnen, welche auch über tieferen Lagen für stürmische Windböen sorgen können. Über exponierten Lagen sind schwere Sturmböen und über höheren Lagen und den Küstenregionen können orkanartige Winde nicht ausgeschlossen werden. Der Sturm erreicht voraussichtlich am Mittwochnachmittag seinen vorläufigen Höhenpunkt (Windprognose).

Starkes Tauwetter

Der Wind kommt aus südwestlichen Richtungen und führt warme Luftmassen nach Norden, was die Temperaturen auf +8 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad ansteigen lassen kann. Am Mittwoch können über dem Südwesten bis +17 Grad möglich sein. Der Wind treibt auch viele Wolken über Deutschland hinweg, aus denen zeitweiliger Niederschlag hervorgehen kann. Zwischendurch sind am Dienstag und Donnerstag auch ruhigere und mancherorts trockene und sonnige Phasen möglich. Starkes Tauwetter bis auf die höheren Lagen ist zu erwarten. Mehr dazu: Wetter Januar 2024.

Die Windprognose - Der vorläufige Höhepunkt der Sturmtiefserie wird Mittwochnachmittag erwartet
Die Windprognose - Der vorläufige Höhepunkt der Sturmtiefserie wird Mittwochnachmittag erwartet © wxcharts.com

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Aktive Frontalzone - windiges bis stürmisches Wetter

Aufgrund eines Major-Warmings in Stratosphärenhöhe vom 18. Januar erfährt der Polarwirbel im Verlauf dieser Woche ein sog. Displacement (Verschiebung). Der aktive Teil befindet sich im Bereich von Alaska und Grönland und der Passive über Sibirien.

Tiefdrucksysteme steuern auf Deutschland zu

Dieses Displacement blockiert den Polarwirbel im Bereich zwischen Grönland, Island und dem europäischen Nordmeer. Die Tiefdruckdynamik verweilt bis zum 29. Januar an Ort und Stelle und befördert aus südwestlichen Richtungen ungewöhnlich warme Luftmassen nach Norden, was über Deutschland zu einem unwinterlichen Temperaturspektrum von +4 bis +8 Grad und phasenweise von bis +12 Grad führt.

Reaktivierung der Frontalzone

Bis Anfang Februar aber gelingt es dem Polarwirbel, sich weiter nach Skandinavien auszudehnen und die Blockade schrittweise aufzulösen. Eine schwache Hochdruckzone über Europa zieht sich in Richtung der Mittelmeerregion und den Azoren zurück und lässt die Frontalzone passieren.

Die Sturmaktivität und die Niederschlagsdynamik nimmt zu und mithilfe des abgeflachten Hochdrucksystems wird der Zustrom warmer Luftmassen aus westlichen bis südwestlichen Richtungen aufrechterhalten. Zum 1. Februar können Temperaturen von +8 bis +12 Grad und über dem Süden von bis +15 Grad möglich sein. Nah dran am Frühling, weit weg vom Winter. Doch die Verlagerung des Polarwirbels in Richtung Skandinavien ist auch eine Chance für den Winter - dazu gleich mehr.

Der Polarwirbel verlagert sich bis Februar in Richtung Skandinavien und sorgt über Deutschland für anhaltend unbeständiges, windiges und mildes Wetter
Der Polarwirbel verlagert sich bis Februar in Richtung Skandinavien und sorgt über Deutschland für anhaltend unbeständiges, windiges und mildes Wetter © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells: Kippmuster der Großwetterlage

Auch nach der Prognose des amerikanischen Wettermodells kann sich der Polarwirbel über Kanada bis Februar aus dem Displacement befreien. Bis es aber soweit ist, liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz in einer schwachgradientigen Wetterzone. Bei einem Wechselspiel aus Sonne und Wolken ist nur mit gelegentlichem Niederschlag zu rechnen. Die Temperaturen sind und bleiben mit +4 bis +8 Grad und über dem Süden mit bis +12 Grad unwinterlich.

Umbau der Großwetterlage

Im Zeitraum vom 1. bis 5. Februar baut sich die Großwetterlage um. Die Blockade über Sibirien wird abgebaut, das Hoch über Mitteleuropa zieht sich zunächst passiv nach Süden in Richtung der Azoren zurück und der Polarwirbel dehnt sich nach Skandinavien aus. Die Karten werden neu gemischt.

Winterwetter?

Durch die Umstrukturierung ergeben sich neue Hochdruckzentren. Das eine liegt am 7. Februar über dem westlichen Kanada und Alaska, das Zweite über dem östlichen Sibirien und das Dritte dehnt sich von den Azoren nach Norden in Richtung Island aus.

Infolge daraus kann sich auf dem Atlantik ein Blockadehoch ausbilden und noch in der ersten Februar-Dekade für eine meridional verlaufende Grundströmung sorgen. Der Cluster des Polarwirbels über Skandinavien trogt nach Süden aus und - kann - eine echte Chance für den Winter sein. Abwarten, auch wenn das nach der aktuellen Wetterprognose mit +1 bis +6 Grad eine mehr nasskalte Wetterentwicklung für den Februar bedeutet.

Der Polarwirbel verlagert sich in Richtung Skandinavien und auf dem Atlantik entsteht noch in der ersten Februar-Dekade ein Blockadehoch - Eine Chance für den Spätwinter?
Der Polarwirbel verlagert sich in Richtung Skandinavien und auf dem Atlantik entsteht noch in der ersten Februar-Dekade ein Blockadehoch - Eine Chance für den Spätwinter? © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: So schnell ist nicht mehr mit Winterwetter zu rechnen

So ist es und so bleibt es. Die Blockade des Polarwirbels durch das Displacement, bringt Deutschland, die Schweiz und Österreich in den Einflussbereich einer nicht so schnell enden wollenden Vorderseitenanströmung. Der Winter bekommt nur dann eine Chance, wenn es dem Hoch gelingt, sich entweder über Skandinavien, oder auf dem Atlantik zu positionieren.

Was wahrscheinlich ist

Aber ja, dem Winter läuft allmählich die Zeit davon und liegt bislang in allen Disziplinen hinter dem Mittelwert von 1961 und 1990.

Schon gewusst?
Der Winter hat aktuell eine Durchschnittstemperatur von +2,3 Grad und ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Abweichung +2,0 Grad erheblich zu warm (91/20: +0,8 Grad).

Die Merkmale des Winters 2023/24 bis zum 22. Januar gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 bis 1990 und 1990 bis 2020
Jahreszeit - Ereignisse Winter 2023/24 (22. Januar) Vergleich 61/90 Vergleich 91/20
Eistage
(Dauerfrost)
9,63 Tage 22,7 Tage 16,3 Tage
Frosttage
(Nachtfrost)
24,5 Tage 56,7 Tage 50,6 Tage
Bodenfrost 28,9 Tage 62,5 Tage 59,6 Tage
Schneedecke 13,7 Tage 34,9 Tage 23,7 Tage

Spätwinter

Die kommende Milderung wird die Anomalie weiter ansteigen lassen und mit dem Februar beginnt auch schon der Spätwinter. Sollte sich nicht noch eine gravierende Umstellung ergeben, so wird das mit dem Winter nichts mehr. Die Kontrollläufe jedenfalls machen den Freunden des Winterwetterskeine großen Hoffnungen. Die Grundströmung ist überwiegend zonaler Ausprägung.

Auffällig aber ist, dass sich ein Kippmuster von Südwest auf Nordwest abzeichnet, was mit einem nach Norden aufstrebenden Hoch auf dem Atlantik gelingen kann. Das ist und bleibt aber zunächst eine Hypothese. Schaun mer mal.

Ein Displacement des Polarwirbels Ende Januar mit einer nachfolgenden Reaktivierung der Frontalzone
Ein Displacement des Polarwirbels Ende Januar mit einer nachfolgenden Reaktivierung der Frontalzone © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
28. Januar +4 bis
+10 Grad
+6 bis
+8 Grad
1. Februar +1 bis
+13 Grad
+6 bis
+8 Grad
6. Februar +0 bis
+12 Grad
+5 bis
+7 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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