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Der Wettertrend im Februar zwischen einem Blockadehoch und Extremwetter

| M. Hoffmann
Wild, mild und stürmisch, oder nasskalt mit winterlichen Optionen?

Der Winter, der bislang keiner war und auch die aktuelle Schneefront hinterlässt unterhalb etwa 600 Meter nur weiße Flecken. Da ist nichts, was man als Winterwetter bezeichnen kann und an den Hochwinter mag man erst gar nicht denken. Ändert sich das im Februar?

Schneefall ist heute noch entlang des Bayerischen Waldes, südlich der Donau und entlang der Alpen zu erwarten. Von Norden werden mildere Luftmassen zugeführt, was die Schneefallgrenze bis zum Abend auf 800 bis 1.000 Meter ansteigen lässt (Schneeprognose). Am Sonntag klingen die letzten Niederschläge über dem Osten und Südosten ab und über dem Westen sind ein paar sonnige Momente möglich.

Ein Grauschleier über Deutschland

Zum Beginn der neuen Woche dominiert ein Hoch das Wetter über Deutschland. Doch wie so oft in den Wintermonaten kann sich mancherorts der Nebel der Nacht auch am Tage behaupten und so für eine trübe Stimmung sorgen. Über der Nordhälfte können sich Wolken hinzugesellen und für ein paar Regenspritzer sorgen. Viel an Niederschlag ist bis zur Wochenmitte nicht zu erwarten und löst sich der Nebel auf, so kann im Schwerpunkt über dem Süden mit einer längeren Sonnenscheindauer gerechnet werden. Die Temperaturen pendeln sich auf milde +4 bis +8 Grad ein und können über den Regionen mit Nebel mit +2 bis +6 Grad etwas kühler ausfallen. Weitere Informationen: Wetter Januar.

Ein Hochdrucksystem dominiert das Wetter über Deutschland zum Beginn der neuen Woche
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodell: Ein Hochdrucksystem dominiert das Wetter über Deutschland zum Beginn der neuen Woche
© www.meteociel.fr

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: eine nasskalte Wetterentwicklung

Auf den obenstehenden Wetterkarten sieht man, wie das Hoch das Wetter über Deutschland zwar dominiert, die atlantische Frontalzone jedoch an Einfluss gewinnt. Zudem erkennt man, wie sich der Schwerpunkt des Hochdrucksystems auf den Atlantik zurückzieht. Ja, richtig gelesen - das Hoch zieht sich auf den Atlantik zurück.

Zonalisierung oder Blockadehoch?

Nein, ein Blockadehoch ist nach der Wettervorhersage des europäischen Wettermodells nicht in Sicht - weder über Deutschland, noch auf dem Atlantik. Dennoch ist es bemerkenswert, wie rasch sich das Hoch auf den Atlantik zurückzieht und seinen Schwerpunkt zwischen Neufundland, Portugal und Spanien aufstellt. Zeitgleich kommt die atlantische Frontalzone in Fahrt und positioniert bei Island kräftige Tiefdrucksysteme, die in Richtung Europa steuern. Das entspricht im Übrigen einem positiven NAO-Index.

Zonalisierung mit nordwestlicher Ausprägung

Eine Zonalisierung - also die Westwetterlage - kann drei Grundströmungen herbeiführen. Zum einen die milde bis warme Südwest-, die windige, stürmische, milde und nasse West- und die nasskalte Nordwestwetterlage. Welche Grundströmung vorherrschend sein wird, bestimmt in den meisten Fällen das Hoch auf dem Atlantik.

Wind, Sturm und Regen und Schneefall

Eine Nordwestwetterlage ist in der Regel im Februar ein Schneebringer für die mittleren Lagen, die sich von 400 bis 800 Meter erstrecken. Mehrheitlich gehen die Niederschläge bei Werten um Null-Grad pendelnd als Schnee nieder und zieht die Tiefdruckfront durch, werden auf der Rückseite kältere Luftmassen zugeführt. Man nennt das den sich anschleichenden Winter. Bedingung aber ist, dass der Winter kurze Zeit vorher schon einmal vertreten war. War das nicht der Fall, so wird das eine knappe Kiste und die meisten unserer Leser wissen, wie die knappen Kisten in Zeiten des Klimawandels über Deutschland enden.

Die Vorhersage des europäischen Prognosemodells berechnet bis Februar exakt diese knappe Kiste. Über tieferen Lagen pendeln sich die Temperaturen bspw. am 1. Februar auf +2 bis +6 Grad ein und über dem Norden kann mit bis +8 Grad gerechnet werden. Der Wind dreht auf nordwestliche Richtungen und führt in der Höhe kühlere Luftmassen nach Deutschland. Die Temperaturen gehen oberhalb etwa 400 bis 600 Meter auf -1 bis +3 Grad zurück und oberhalb von 600 bis 800 Meter stellt sich Dauerfrost ein. Dazu bläst ein kräftiger Wind, der über den Küsten von Nord- und Ostsee und den exponierten Lagen stürmisch auffrischen kann. Ein erhöhtes Potential von Starkwindereignissen ist nicht auszuschließen.

Das Hoch zieht sich bis Februar auf den Atlantik zurück und sorgt über Deutschland mithilfe der atlantische Frontalzone für eine wilde, stürmische und nasskalte Nordwestwetterlage
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Das Hoch zieht sich bis Februar auf den Atlantik zurück und sorgt über Deutschland mithilfe der atlantische Frontalzone für eine wilde, stürmische und nasskalte Nordwestwetterlage
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Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Blockadehoch oder Extremwetter?

Was aber wäre, wenn sich das Hoch nicht auf den Atlantik verlagert? Die Amerikaner brachten diese Variante in den letzten 36 Stunden immer wieder ins Spiel und bestätigen diese heute - zumindest in Ansätzen - erneut.

Die Zonalisierung drückt das Hoch nach Osten

Die Westwetterlage kommt nach der Wetterprognose des amerikanischen Prognosemodells Ende Januar und Anfang Februar richtig in Schwung und zentralisiert sich über Island. Das Hoch denkt aber nicht daran, sich nach Süden zurückzuziehen, sondern möchte seine nördliche Stellung gerne behalten. Und so bleibt nur der Rückzug in Richtung Europa, wo sich das Hoch zum 1. Februar zwischen England, Frankreich und Deutschland positionieren kann.

Das Hoch blockt zwar den Großteil der atlantische Frontalzone ab und über Deutschland, Österreich und der Schweiz ist bis Anfang Februar nur mit einer geringen Niederschlagsleistung zu rechnen, doch beginnt sich in den ersten Februar-Tagen die Grundströmung zu verändern.

Extremwetterlage

Die atlantische Frontalzone verlagert vom 1. bis 3. Februar ihren Schwerpunkt von Island über das europäische Nordmeer und intensiviert sich in diesem Prozess weiter. Der Zugewinn an Dynamik ist auch erforderlich, um das Hoch in seine Schranken zu verweisen und in diesem Fall auf den Atlantik zurückzudrängen.

Was folgt ist eine ähnliche Konstellation, wie sie die Europäer berechnen. Die Grundströmung kippt über Mitteleuropa auf westliche bis nordwestliche Richtungen. Das Hauptwindfeld erreicht Deutschland am 3. Februar und führt kräftige Niederschlagsfelder über Deutschland hinweg. Die Temperaturen pendeln sich über tieferen Lagen auf +2 bis +6 Grad ein und können oberhalb etwa 600 bis 800 Meter mit -2 bis +2 Grad für Dauerfrost sorgen und so für viel Neuschnee sorgen. In der Windprognose der Amerikaner wird noch einmal deutlich das erhöhte Potential von Starkwindereignissen hervorgehoben.

Erst blockt das Hoch die atlantische Frontalzone bis Februar erfolgreich ab (li.), doch die Blockadehaltung bricht in den ersten Februar-Tagen in sich zusammen und sorgt so für ein erhöhtes Potential von Starkwindereignissen (re.)
Wetterprognose nach dem amerikanischen Prognosemodell: Erst blockt das Hoch die atlantische Frontalzone bis Februar erfolgreich ab (li.). Nachfolgend bricht in den ersten Februar-Tagen die Blockadehaltung in sich zusammen und sorgt so für ein erhöhtes Potential von Starkwindereignissen (re.)
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Auf den Punkt gebracht: Kein Flachlandwinter

Die Zonalisierung wird in Gang gesetzt. Dieser Wettertrend ist nicht neu, die Frage wird nur sein, wie nachhaltig dieser Ansatz ist, ob dieser Deutschland tatsächlich erreicht und welche Grundströmung, das zur Folge haben wird.

Wir haben uns hierzu einmal die Kontrollläufe angeschaut und feststellen müssen, dass die Amerikaner Anfang Februar die mildere Variante abbildet. Das Temperaturspektrum in 1.400 Meter Höhe verläuft nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe in einem Bereich von -3 bis -6 Grad. Das reicht nicht für einen nachhaltigen Winter bis auf das Flachland herab aus, für den im Februar Höhenwerte von -6 bis -8 Grad notwendig sind. Es reicht aber aus, um den Winter in Höhenlagen von 500 bis 800 Meter optional zu machen und im Zusammenspiel mit einer zonalen Ausprägung kann das zu einem Schneebringer werden.

Gar keine Option auf den Flachlandwinter?

Doch, diese Optionen gibt es, diese sind jedoch mehr der theoretischen Natur. Möglich ist ein Flachlandwinter nur dann, wenn sich das Hoch nicht nur auf den Atlantik zurückzieht, sondern der atlantische Frontalzone Paroli bieten und sich auf dem Atlantik als Blockadehoch positionieren kann. In diesem Fall wird die Tiefdruckdynamik weit nach Norden umgelenkt und trogt am östlichen Hochdruckgradienten - über Skandinavien - nach Deutschland aus. Diese Möglichkeit besteht - keine Frage, doch der Mittelwert der Kontrollläufe favorisiert den nasskalten Wettertrend Anfang Februar.

Links der Mittelwert aller Kontrollläufe, der die windige und nasskalte Wetterlage favorisiert. Rechts daneben die Varianten die mit einem Blockadehoch auf dem Atlantik den Winter in Februar nach Deutschland bringen können
Die winterlichen Berechnungen der Kontrollläufe haben die Gemeinsamkeiten eines gestörten Polarwirbels und ein Hoch, das auf dem Atlantik liegt
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Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
28. Januar -1 bis
+8 Grad
+2 bis
+6 Grad
1. Februar -3 bis
+8 Grad
+3 bis
+6 Grad
3. Februar -7 bis
+9 Grad
+2 bis
+4 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Update von heute Nachmittag: Keine Zonalisierung, Winter möglich

Die Amerikaner zeigen heute Nachmittag einmal, was die Kontrollläufe andeuten. Bis Anfang Februar ist nicht mit Winterwetter zu rechnen. Im Zeitraum vom 1. bis 2. Februar kippt das Muster auf Nordwest und das Hoch zieht sich immer weiter auf den Atlantik zurück, keilt nach Norden auf und versucht Kontakt zu einem Hoch über den Aleuten aufzunehmen. Am östlichen Gradienten kippt die atlantische Frontalzone nach Süden ab und führt im Zusammenspiel mit dem Blockadehoch auf dem Atlantik kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden, was über Deutschland den Flachlandwinter zur Folge haben kann. Schaun mer mal, ob dieser Wettertrend in den kommenden Stunden Unterstützung findet, oder verworfen wird.

Die Zonalisierung hat nach der Wetterprognose der Amerikaner weiterhin einen schweren Stand und kann infrage gestellt werden. Die Möglichkeit einer Ostwetterlage bleibt bestehen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell von heute Nachmittag: Die Zonalisierung hat nach der Wetterprognose der Amerikaner weiterhin einen schweren Stand und kann infrage gestellt werden. Die Möglichkeit einer Ostwetterlage bleibt bestehen
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