Wetteraussichten bis Silvester: Dreht der Polarwirbel noch einmal auf?
Starkwindereignisse und unwetterartige Regenmengen werden die Wetter-Schlagzeilen in den kommenden Tagen dominieren. Doch wie sieht es nach Weihnachten aus - beruhigt sich das Wetter bis Silvester, oder geht es geradewegs so turbulent und chaotisch weiter? Und wie stehen die Chancen für einen Durchbruch des Winters?
Unwetter. Über Skandinavien braut sich aktuell etwas zusammen, was in den Tagen vor und auch über Weihnachten das Wetter über Deutschland dominieren wird. Unwetterartig wird der Wind mit stürmischen Windböen bis auf tiefere Lagen herab ausfallen. Schwere Sturmböen sind über exponierten Lagen und über den Küstenregionen von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, sowie höheren Lagen sind orkanartige Winde möglich. Unwetterartig aber wird auch der Niederschlag mancherorts ausfallen, was die Flusspegel weiter ansteigen und zu Hochwasser führen kann. Örtliche Überflutungen können nicht ausgeschlossen werden.
Schneefall in der Nacht auf Heiligabend?
Schneefall ist zwischen dem 23. und 24. Dezember über dem Nordosten nicht auszuschließen. Der Grund hierfür ist eine zwölfstündige Luftmassengrenze, welche entlang einer Linie von Bremen und Dresden verläuft und sich an Heiligabend bis zur Bescherung weiter in Richtung Mecklenburg-Vorpommern verlagert. So schnell wie der mögliche Schnee kommt, so schnell taut er auch wieder ab. Kein Winterwetter und verbreitet wird der 24. Dezember von Wolken und zeitweilig kräftigen und mancherorts ergiebigem Niederschlag dominiert. Ein kräftiger bis stürmischer Wind komplettiert ein Wetter, bei dem man lieber in der Wohnung bleibt. Die Temperaturen erreichen mit +8 bis +12 Grad ungewöhnlich hohe Werte.
Turbulent verläuft auch das Wetter über Weihnachten. Zwar lockert die Bewölkung auch einmal auf und die Niederschlagstätigkeit lässt nach, doch bleibt der Wind ruppig bis stürmisch und über den höheren Lagen und den Küsten ist nach wie vor mit schweren Sturmböen zu rechnen. Temperaturen von +5 bis +10 Grad und örtlich bis +12 Grad lassen keine weiße Weihnacht zu. Anders sieht es in Höhenlagen oberhalb etwa 1.500 Meter aus. Dort kann der unwetterartige Niederschlag als Schnee niedergehen und bis Weihnachten für Neuschneemengen von 60 bis 160 cm und mancherorts von bis 200 cm sorgen. Wer also die Weihnachtsfeiertage in diesen Lagen verbringt, sollte sich vorher über die Lage vor Ort informieren und entsprechend vorbereiten (Schneeprognose). Mehr dazu: Wetter Weihnachten?
Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Ungewöhnliche Wärmeentwicklung bis Silvester
Die Tiefdrucksysteme toben sich bis zum 2. Weihnachtsfeiertag regelrecht aus. Das steuernde Tief verlagert sich jedoch bis zum 27. Dezember von Skandinavien in Richtung westliches Russland. Damit verliert das steuernde Element den Kontakt zur Tiefdruckrinne auf dem Atlantik. Das System wird auseinandergezogen und zunehmend anfällig für Störimpulse.
Auflaufende Frontalzone
Ein Störimpuls ist mit dem Azorenhoch auch schon ausgemacht. Während sich die atlantische Frontalzone zwischen Neufundland und Island neu formiert, nutzt das Azorenhoch den frei werdenden Raum aus und erstreckt sich bis zum 30. Dezember im Bereich von Afrika bis über Osteuropa. Die Frontalzone läuft voll auf die Hochdruckzone auf und in Kombination aus beiden Wettersystemen entsteht eine südwestliche Anströmung der Luftmassen. Noch so ein Worst-Case-Szenario für alle Freunde des Winterwetters
.
Zwar beruhigt sich das Wetter zwischen Weihnachten und Silvester weiter, die Temperaturen aber, die steigen kräftig an und können sich Ende Dezember im Bereich von +5 bis +10 Grad einpendeln. Mit einer längeren Sonnenscheindauer können auch bis +12 Grad möglich sein.
Blockadehoch Atlantik mit Durchbruch des Winters bis Silvester
In eine komplett andere Richtung geht heute die Wetterprognose der Amerikaner. Dem Azorenhoch bleibt kein Spielraum, um sich über Süd- und Osteuropa auszudehnen. Stattdessen dreht sich bis zum 30. Dezember ein weiter markanter Tiefdruckwirbel zwischen Island, dem europäischen Nordmeer und Skandinavien. Die Zonalisierung erneuert sich, doch die für den Winter aber entscheidende Wetterentwicklung spielt sich woanders ab.
Hochdruckzone Kanada
Unscheinbar dehnt sich im Zeitraum vom 26. bis 30. Dezember ein Hoch von den USA nach Kanada aus und strebt weit in den Polarwirbel hinein. Dieser Impuls sorgt für eine stärkere Schwingung entlang der Polarfront. Der Polarwirbel erfährt eine Unwucht, welche das Azorenhoch für sich zu nutzen weiß.
Blockadehoch mit meridionalem Strömungsmuster
Während sich zwischen Island und Skandinavien ein neues Zentraltief formiert und die Westwetterlage bis in den Januar hinein verlängern möchte, dehnt sich das Azorenhoch nach Norden aus und erreicht an Silvester Island und Grönland. Der NAO-Index (Verhältnis Azorenhoch zu Islandtief) neutralisiert sich. Der Nachschub an Tiefdrucksystemen wird unterbunden und die bis dahin gut funktionierende Tiefdruckrinne existiert nicht mehr.
Der Winter zum Jahreswechsel
Das Strömungsmuster meridionalisiert schlagartig und da dem Tief über Skandinavien die Stütze über der Mittelmeerregion fehlt, trogt es an Silvester nach Süden aus. Mit einem kräftigen Nordwind werden kalte Luftmassen polaren Ursprungs bis über die Mittelmeerregion geführt. Erreichen die Temperaturen am 29. Dezember noch +4 bis +8 Grad und über dem Südwesten bis +12 Grad, so sind am Silvestertag +0 bis +4 Grad zu erwarten. In der Neujahrsnacht sinken die Werte auf -3 bis +1 Grad ab. Der Niederschlag geht teils bis auf tiefere Lagen in Schnee über und kann ab den tieferen mittleren Lagen für die Ausbildung einer Schneedecke sorgen. Also ja, mit einem Blockadehoch auf dem Atlantik kann Winterwetter zum Jahreswechsel möglich sein.
Bis es aber soweit ist, berechnen die Amerikaner bis Silvester unwetterartige Regensummen. Die Wetterentwicklung bleibt - zumindest nach den Amerikanern - explosiv
und eine markante Hochwasserlage ist demnach nicht auszuschließen.
Zusammenfassung: Eine turbulente und unwetterträchtige Wetterphase beginnt
An diesem Resümee hat sich nichts geändert. Das Wetter der kommenden Tage wird für die eine oder andere Schlagzeile sorgen. Neben Überflutungen und Hochwasser wird auch über Sturmschäden zu berichten sein. Und sollte sich die Wettervorhersage der Amerikaner durchsetzen, so wird bis Ende Dezember mit weiter unwetterartigem Niederschlag zu rechnen sein.
Welches Wetter zwischen Weihnachten und Silvester zu erwarten ist
Das, was die Amerikaner berechnen, ist aber nur eine Möglichkeit von vielen. Welche Wetterlage nach Weihnachten zu erwarten ist, wird erst nach dem Durchzug des ersten Hauptwindfeldes am Freitag ersichtlich werden. Die Amerikaner gehören im direkten Vergleich zu den Kontrollläufen zu den nassesten und kältesten Varianten. Möglich ja, wahrscheinlicher aber ist eine Wetterentwicklung, welche in die nasskalte Richtung geht.
Die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe schwanken zwischen Weihnachten und Silvester zwischen +5 und -3 Grad. Damit liegen die Temperaturen in einem für die Jahreszeit etwa um +2 bis +4 Grad zu warmen Bereich. Für einen Flachlandwinter bedarf es Höhenwerte von -5 bis -7 Grad. Für Winterwetter ab den mittleren Lagen reichen -3 bis -5 Grad aus. Das unterstreicht noch einmal die nasskalten Wetteraussichten bis Silvester.
Schaut man sich den Mittelwert aller Kontrollläufe genauer an, so ist eine Hochdruckzone mit auflaufender Frontalzone - wie es die Europäer berechnen - wahrscheinlicher als ein nachhaltiger Durchbruch des Winters. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
26. Dezember | +1 bis +10 Grad |
+5 bis +7 Grad |
28. Dezember | +1 bis +11 Grad |
+5 bis +7 Grad |
1. Januar (Neujahr) | -1 bis +10 Grad |
+4 bis +6 Grad |
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