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Das Wetter zwischen Weihnachten und Silvester: der Polarwirbel brummt - Sturmfronten über Deutschland

| M. Hoffmann

Wind, Sturm und Regen. Der Polarwirbel dreht sich über Skandinavien ein und drängt sich in der Zeit vor Weihnachten Deutschland auf. Starkwindereignisse und reichlich Niederschlag sind zu erwarten. Über Weihnachten intensiviert sich der Polarwirbel weiter und könnte für erneut für Wetterextreme sorgen. Sind da bis Silvester überhaupt noch winterliche Wetterentwicklungen möglich?

Der Winter im Dezember ohne Chance? © Martin Bloch
Der Winter im Dezember ohne Chance? © Martin Bloch

Viel Sonnenschein gibt es im Moment über der Südhälfte zu bestaunen, sofern sich der zähe Nebel aufgelöst hat. Doch von Norden nimmt die Bewölkung bereits zu und sorgt ab der Wochenmitte - auch über dem Süden - für einen zunehmend unbeständigen und windigen Wettercharakter.

Turbulentes und chaotisches Wetter vor und über Weihnachten

Das aktuell noch über Deutschland befindliche Hoch zieht sich auf den Atlantik zurück und steht in unmittelbarer Konkurrenz zu dem nach Süden übergreifenden Polarwirbel. Zwischen den beiden Wettersystemen verstärken sich die Gradienten zueinander und sorgen für unwetterartige Starkwindereignisse. Der Sturm kommt in zwei Wellen. Die erste Welle ist in der Nacht auf Freitag und die zweite in der Nacht auf den 24. Dezember (Heiligabend) zu erwarten.

Der Wind erreicht auch über tieferen Lagen Sturmstärke und kann über exponierten Lagen zu schweren Sturmböen führen. Über den Küstenregionen und den höher gelegenen Lagen können Winde in voller Orkanstärke möglich sein. Es ist in dieser Zeit keine gute Idee, den Wald aufzusuchen. Hinzu kommt noch kräftiger Niederschlag, welcher regional länger andauernd und ergiebig ausfallen kann. Die Temperaturen pendeln sich auf +4 bis +8 Grad ein und können phasenweise bis +12 Grad ermöglichen. >Keine weiße Weihnacht, wobei es noch einen kleinen Spielraum hierfür gibt - mehr dazu: Weiße Weihnachten?

Unwetterartige Starkwindereignisse vor und an Weihnachten
Unwetterartige Starkwindereignisse vor und an Weihnachten © www.meteociel.fr ||wxcharts.com

Volle Westdröhnung oder doch noch Winterwetter?

Der Blick auf die oben stehenden Wetterkarten offenbart die Schwächen des Winters. Dem Hoch auf dem Atlantik gelingt es nicht, sich nach Norden zu entwickeln. Stattdessen agiert das Hoch unentschlossen und verhält sich über Weihnachten zunehmend passiv. Diese Passivität hat unmittelbare Konsequenzen für den Winter über Mitteleuropa.

Der Polarwirbel tobt - bis Silvester hohes Unwetterpotential

Läuft der Polarwirbel erst einmal auf Hochtouren, ist er nicht mehr so leicht zu stoppen. Verhält sich das Azorenhoch zudem noch passiv, so ist eine Westwetterlage nahezu gesetzt. Varianten davon sind Südwest- oder Nordwestwetterlagen.

Das Azorenhoch aber verschwindet nicht einfach, es liegt in flacher Formation darnieder und begünstigt so den Aufbau einer funktionierenden Tiefdruckrinne, welche von Neufundland bis über die Barentssee reicht. Das Worst-Case-Szenario für alle Freunde des Winterwetters. Warum? In raschen Abständen rasen die Tiefdrucksysteme über Deutschland, der Schweiz und Österreich hinweg. Weitere Starkwindereignisse sind über Mitteleuropa zwischen Weihnachten und Silvester zu erwarten.

Unwetterpotential und viel Regen

Die Tiefdrucksysteme haben es in sich und belassen das Potential unwetterartiger Starkwindereignisse auf einem hohen Niveau. Je nach Vorhersage-Modell sind auch Extremwindereignisse nicht auszuschließen. Hinzu kommt zeitweiliger Niederschlag unterschiedlichster Intensität und Dauer, was die Flusspegel weiter ansteigen lässt und örtliche Überflutungen ermöglichen kann. Die Temperaturen pendeln sich mit +5 bis +10 Grad in einem Bereich ein, der für die Jahreszeit viel zu warm ist. Phasenweise können regional mit bis zu +15 Grad auch frühlingshafte Werte möglich sein.

Bis Silvester sind unwetterartige Starkwindereignisse und kräftiger Regen möglich
Bis Silvester sind unwetterartige Starkwindereignisse und kräftiger Regen möglich © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Die Chancen für den Winter

Gleich vorweg - ist der Polarwirbel erst einmal entfesselt, stehen die Chancen für einen winterlichen Ausklang des Dezembers miserabel. Es gibt aber Entwicklungen, welche eine winterliche Wetterlage dann doch noch möglich machen können.

Downstream-Development

Immer dann, wenn die Westwetterlage voll aufdreht, ergibt sich die Möglichkeit einer sogenannten Stromabwärtsbewegung - einem Downstream-Development. Die atlantische Frontalzone übertreibt es regelrecht und kapselt am östlichen Rand des Azorenhochs ab und entwickelt sich nach Süden.

Eine solche Variante kommt häufiger vor und hat ⁣das Potential von winterlichen Wettererscheinungen. Meist aber handelt es sich nicht um einen nachhaltigen Durchbruch des Winters, doch gibt es unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, dass sich das Azorenhoch doch noch berufen fühlt, sich nach Norden in Richtung Grönland zu entwickeln. Diese Varianten haben wir nachfolgend einmal gegenübergestellt. Zum aktuellen Stand haben diese eine geringere Relevanz, sind jedoch möglich und sollte man einmal im Hinterkopf behalten.

Ein Downstream-Development kann phasenweise für winterliche Wetterentwicklungen sorgen
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Ein Downstream-Development kann phasenweise für winterliche Wetterentwicklungen sorgen © www.meteociel.fr

Zusammenfassung: Eine turbulente und unwetterträchtige Wetterphase beginnt

So ist es - die Wetterdynamik fährt alles auf, was möglich ist und wird vor, über und auch nach Weihnachten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit das Wetter über Deutschland dominieren können. Unwetterartige Starkwindereignisse und ungewöhnlich viel Regen wird in dieser Zeit zu erwarten sein.

Welches Wetter zwischen Weihnachten und Silvester zu erwarten ist

Aber nicht nur die Vorhersage-Modelle sind klar aufgestellt - auch die Kontrollläufe stützen diesen Wettertrend bereits seit 12 Tagen. Das alles kommt also nicht überraschend und hängt mit dem Polarwirbel über Skandinavien zusammen.

Tauwetter bis auf höher Lagen? Viele nutzen den Zeitraum zwischen den Tagen und auch danach für einen Winterurlaub und so verwundert es nicht, dass wir im Moment viele Anfragen besorgter Wintersportler erhalten, ob sich das Tauwetter bis in die höheren Lagen wird durchsetzen können. Nun, die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe haben zwischen Weihnachten und Silvester ein mögliches Entwicklungsspektrum von +6 und -8 Grad. Der Mittelwert aller Kontrollläufe schwankt über den Skiregionen in 1.500 Meter Höhe zwischen +4 und -1 Grad. Also ja, Tauwetter ist bis auf die höheren Lagen möglich und zum aktuellen Stand auch wahrscheinlich. Die Winddynamik und die Niederschlagsaktivität wird dem Schnee unterhalb etwa 1.500 Meter ordentlich zusetzen können. Darüber ist mit einem Zuwachs zu rechnen, doch wird das mit dem Wind und dem Niederschlag kein großartiges Vergnügen. Schaun mer mal.

Der Polarwirbel läuft auf Hochtouren. Der Winter kein leichtes Spiel haben und eine turbulente Westwetterlage wird zunehmend wahrscheinlicher
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der Polarwirbel läuft auf Hochtouren. Der Winter kein leichtes Spiel haben und eine turbulente Westwetterlage wird zunehmend wahrscheinlicher © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
24. Dezember (Heiligabend) +0 bis
+13 Grad
+7 bis
+9 Grad
28. Dezember -3 bis
+12 Grad
+5 bis
+7 Grad
1. Januar (Neujahr) -1 bis
+12 Grad
+4 bis
+6 Grad
Diagramm Temperaturen Dezember 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Dezember 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Welche Chancen der Winter hat.

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