Winter bis Dezember - Ausbruch arktischer Kaltluftmassen sorgt für Schnee Eis und Frost
Vor genau zehn Tagen wurde der Vorgang eines Arctic Outbreaks beschrieben, dessen Schlüsselszene am 23. November - also am Donnerstag - nun stattfindet. Tatsächlich ist es so, dass ein Blockadehoch den Vorstoß arktischer Kaltluftmassen im Verbund mit dem Polarwirbel über Skandinavien initialisiert. Deutschland gelangt bereits am Wochenende in den Einflussbereich der Winterluft polaren Ursprungs. Doch wie steht es um einen nachhaltigen Durchbruch des Winters bis in den Dezember hinein?
Der Dienstag und auch der Mittwoch gilt über Deutschland noch als gemäßigt. Bei überwiegend starker bis wechselnder Bewölkung kommt es zu wiederholten Schauern, die in der Nacht auf Mittwoch bis auf die mittleren Lagen in Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer übergehen können. Tagsüber lässt die Schaueraktivität nach und von Norden setzt sich die Sonne mehr und mehr durch Zum Nachmittag zieht von der Küste starke Bewölkung auf und vereinzelte Regentropfen sind über Küstenabschnitten möglich. Weiter nach Süden bleibt es trocken. Die Temperaturen erreichen heute +8 bis +12 Grad und gehen am Mittwoch auf +0 bis +5 Grad zurück.
Kalte Luftmassen arktischen Ursprungs - der Winter macht sich über Deutschland bemerkbar
Das aufziehende Gewölk vom Mittwoch gehört zu einem Orkantief über Skandinavien, welches wesentliche Teile des Polarwirbels für sich vereinnahmt. Zur gleichen Zeit dehnt sich auf dem Atlantik ein Hochdruckkeil nach Norden aus und blockiert die atlantische Frontalzone. Das Strömungsmuster meridionalisiert und die Grundströmung dreht auf nördliche Richtungen. Begleitet wird dieser Prozess von einem stark böigen Wind, der bis Freitag auf nördliche Richtungen dreht und über exponierten Lagen für stürmische Windböen sorgen kann. Über den Küstenregionen und den höheren Lagen sind orkanartige Winde möglich und da der Wind aus nördlichen Richtungen kommt, ist eine Sturmflut nicht auszuschließen. Der Wind führt kühle Luftmassen bis an die Alpen, was die Temperaturen bis Samstag auf -2 bis +6 Grad zurückgehen lassen kann. Die höheren Werte sind dem Westen und die tieferen dem Osten zuzuordnen. Begleitet wird der Vorstoß arktischer Kaltluftmassen von zahlreichen Schauern, die bis auf tiefere Lagen in Schnee- oder Schneeregen übergehen. Oberhalb etwa 300 bis 600 Meter wird es zunehmend winterlich. Mehr dazu der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.
Die Schneeprognose
Eine Anmerkung zur oben stehenden Schneeprognose. Man sollte diese nicht 1:1 interpretieren. Die Schneevorhersage zeigt lediglich die Schwerpunkte möglicher Schneefallereignisse, bei der die Ausbildung einer Schneedecke erwartbar ist. Der Winter gilt für die höheren Lagen als nahezu gesichert und auch über den mittleren Lagen bis auf 500 Meter herab, sind die Chancen über dem Süden, dem Mittelgebirge und dem östlichen Mittelgebirgsrand auf eine winterliche Schneedecke als hoch zu bewerten. Ob sich auf tiefere Lagen eine Schneedecke wird ausbilden können, bleibt abzuwarten, doch sind die Chancen südlich einer Linie vom Schwarzwald und Dresden als mäßig bis gut zu bewerten.
Eine winterliche Großwetterlage bis Dezember?
Wir haben nachfolgend einmal die drei Prognosemodelle und deren Simulationen bis zum 26. November einmal gegenübergestellt. Im Gegensatz zu gestern, sind die Berechnungen einheitlich. Es gibt keine wesentlichen Ausreißer mehr, was den Winter - zumindest bis auf mittlere Lagen herab - sehr wahrscheinlich macht.
Interessant ist jedoch, wie weit der Vorstoß polarer Luftmassen nach Süden gelingt. Sollte die Kaltluft die Mittelmeerregion erreichen, so wird am südlichen Trogrand ein Tiefdrucksystem initialisiert, welches wie ein Ansaugmotor
für die kalten Luftmassen agiert. In den unten stehenden Wetterkarten erkennt man den Ansatz einer Tiefdruckausbildung am südlichen Gradienten des Troges und sollte sich dieses Tief tatsächlich etablieren können, lässt sich über einen winterlichen Start in den Dezember spekulieren.
Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Winterwetter mit Kaltlufttropfen über Deutschland
Eine der möglich - tiefwinterlichen - Varianten zeigt sich in der Wetterprognose der Europäer, welche bereits gestern Abend eine Berücksichtigung gefunden haben und heute bestätigt wurden.
Clusterbildung des Polarwirbels
Der Trog reicht weit nach Süden und erreicht zum 27. November die östliche Mittelmeerregion. Dort werden feucht-warme Luftmassen angezapft
und es bildet sich über Osteuropa ein Tiefdruckzentrum aus. Während dieser Zeit keilt das Hoch auf dem Atlantik weiter nach Norden aus und geht über Skandinavien eine Querverbindung mit einem Hoch über der Karasee ein.
Trogabschnürung und Kaltlufttropfen
Das Hoch schnürt den Trog regelrecht ab, da aber die Höhenkälte nicht weggezaubert werden kann, agiert der Trog als Höhentief, oder auch Kaltlufttropfen genannt. Da sich Hochdrucksystem aber in Uhrzeigersinn drehen, wird der Kaltlufttropfen bis Dezember nach Deutschland geführt und dreht sich im Bereich von Skandinavien (Ostsee), Deutschland und Polen ein.
Tiefwinterliche Wetterverhältnisse bis Dezember
Die Temperaturen erreichen am 29. November +0 bis +5 Grad und gehen zum 1. Dezember auf -4 bis +4 Grad zurück. Die höheren Werte sind dem Westen zuzuordnen. Hinzukommt zeitweiliger Schneefall, der bis auf die tieferen Lagen für die Ausbildung einer Schneedecke sorgen kann. Also ja, so gelingt ein winterlicher Start in den Dezember.
Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Winterwetter bis Dezember, dann kippt die Großwetterlage
Der Trog ist nach der Wetterprognose der Amerikaner nicht so kräftig, wie er von den Europäern simuliert wird. Zwar wird auch hier der Abschnürprozess samt Kaltlufttropfen berechnet, doch bleibt der Kaltlufttropfen mit seinem Kern über Osteuropa hängen
.
Vollständig gestörte Zirkulation und ein Hauch von Winter
Gleichwohl stellt sich in Kombination beider Wettersysteme eine vollständig gestörte Zirkulation ein und lässt die Grundströmung auf nordöstliche bis östliche Richtungen drehen. Die Temperaturen sinken im Zeitraum vom 25. November bis 1. Dezember auf -2 bis +4 Grad ab und können mit bis +8 Grad über den Küsten der Nordsee spürbar höher ausfallen.
Mit wiederholten Schauern ist zu rechnen, deren Schwerpunkt südlich einer Linie vom Schwarzwald und Berlin liegen kann. Die Schauer sind bis auf tiefere Lagen herab als Schneeschauer zu erwarten und sorgt für die Ausdehnung einer Schneedecke. Weiter nach Norden schwächt sich die Schaueraktivität ab und es bleibt für den Flachlandwinter zu mild.
Nachfolgend übernimmt die atlantische Frontalzone wieder die Regie und da der Trog zu schwach ist, fehlt dem Blockadehoch die Stütze. Das Hoch kippt zum 2. Dezember nach Südosten ab und die atlantischen Tiefdrucksysteme treffen auf Europa. Die Grundströmung kippt auf Südwest und sorgt mit Höchstwerten von +0 bis +6 Grad für eine zunehmend nasskalte Witterung, bei der sich der Winter auf die höheren mittleren Lagen zurückziehen kann.
Auf den Punkt gebracht: Wie wahrscheinlich ist der Durchbruch des Winters bis Dezember?
Der Winterdurchbruch - oder zumindest ein Hauch von Winter - ist bis Dezember sehr wahrscheinlich geworden. Die letzten Ungereimtheiten sind beseitigt und der Winter wird ab den mittleren Lagen Einzug halten können. Über dem Süden und Osten ist auch der Flachlandwinter zu diskutieren, während es über dem Westen und Norden zwar auch Schneeschauer bis auf tiefere Lagen herab möglich sind, doch bleibt die Witterung nasskalt.
Die Temperaturen sinken nach der Temperaturprognose aller Kontrollläufe in 1.500 Meter Höhe vom 24. bis 30. November auf -4 bis -7 Grad ab und können am 26. November kurzzeitig bis -8 Grad ermöglichen. Damit der Flachlandwinter möglich ist, bedarf es Anfang Dezember Höhenwerte von -7 bis -9 Grad. Für die mittleren Lagen (400 bis 800 Meter) reichen -4 bis -7 Grad aus. Vom 1. bis 6. Dezember steigt das Temperaturniveau an und pendelt sich auf -1 bis -4 Grad ein, was nochmals die zunächst winterlichen und nachfolgend nasskalten Wetteraussichten deutlich unterstreicht. Schaun mer mal
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
27. November | -4 bis +9 Grad |
+0 bis +3 Grad |
1. Dezember | -5 bis +8 Grad |
+1 bis +4 Grad |
6. Dezember (Nikolaus) | -4 bis +11 Grad |
+3 bis +5 Grad |
Update von heute Nachmittag
Der Wettertrend der Amerikaner und die des deutschen Vorhersage-Modells bestätigen den Arctic Outbreak heute Nachmittag zum 27. November. Ferner intensiviert sich der Hochdruckkeil und bildet nach der Berechnung der Amerikaner zum 28. November ein autarkes Hoch über Skandinavien aus. Der Trog wird abgeschnürt und der Kaltlufttropfen wabert zwischen Polen, Belarus, Litauen und der Ukraine umher. Deutschland, die Schweiz und Österreich gelangen bis zum 29. November in den Einflussbereich des Kaltlufttropfens. Die Temperaturen erreichen über den Küsten +2 bis +6 Grad, über dem Westen bis +4 Grad und nach Süden und Osten ist mit bis -3 Grad Dauerfrost möglich.
Anfang Dezember löst sich die gestörte Zirkulation auf und das Hoch über Skandinavien zieht sich über Mitteleuropa zurück. Ein ruhiger und zu Nebel neigender Wettercharakter ist Anfang Dezember möglich und liegt Schnee, kann auch mit Dauerfrost gerechnet werden.
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Eine Aktualisierung der Dezemberprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:08 Uhr
Sowohl die Amerikaner, als auch die Prognose des deutschen Vorhersage-Modells bestätigen heute Abend den Vorstoß kalter Luftmassen arktischen Ursprungs. Die Temperaturen sinken zum Wochenende über dem Osten und Süden auf den Gefrierpunkt ab und die Frostgrenze schwankt zwischen 300 und 500 Meter. Weiter nach Westen und Norden verweilen die Werte zumeist im nasskalten Bereich, wenn gleich auch dort Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab nicht auszuschließen sind.
Die Schneeprognose
Die nachfolgende Schneeprognose zeigt die Entwicklung bis Sonntag und Dienstag. Man sollte diese jedoch nicht 1:1 interpretieren. Sie zeigt lediglich die Wahrscheinlichkeiten zur Ausbildung einer Schneedecke an, die südlich einer Linie vom Schwarzwald und Dresden, sowie über den östlichen Bundesländern deutlich erhöht sind. Tiefwinterlich wird es über den Alpen, dem östlichen Mittelgebirgsrand, dem Schwarzwald und dem Alpenvorland.
Ein winterliches Spektakel oder nachhaltiger Durchbruch des Winters bis Dezember
Man kennt das - kaum erreicht die kalte Luftmasse Deutschland, schon ist sie wieder weg und außer ein paar Schneeschauern ist vom Arctic Outbreak nicht viel übrig geblieben. Gerade Ende November und Anfang Dezember ist die Gefahr
von launischem Aprilwetter besonders hoch. Damit ein Richtiger und auch nachhaltig agierender Kaltluftausbruch stattfinden kann, muss das Hoch auf dem Atlantik als Blockadehoch standhalten.
Nun ist ein solches Blockadehoch alles andere als typisch und zeichnet sich in einem negativen Verlauf des NAO-Index ab. Dieser ist zumeist positiv, wenn sich über Island ein Tief und über den Azoren ein Hoch befindet - der Klassiker der Westwetterlage oder der zonalen Grundströmung. Keilt das Azorenhoch nach Island auf, so wird der NAO-Index neutral bis negativ besetzt. Verlagert sich das Hoch über Island und lässt sich am südlichen Gradienten von der atlantische Frontalzone unterwandern (Tief Azoren), so ist der NAO-Index stark negativ.
Der NAO-Index dient somit als Indikator einer gestörten Zirkulation und lässt einen Rückschluss auf den Zustand und die Stabilität des Blockadehochs zu. Zum aktuellen Stand ist der NAO-Index positiv besetzt und sinkt zwischen dem 23. und 30. November in den neutralen Bereich ab. Anfang Dezember gibt es einen stark positiven Trend. Mit anderen Worten formuliert, lässt das nicht den Rückschluss auf einen nachhaltigen Durchbruch des Winters bis in den Dezember hinein zu.
Hochdruck- statt Winterwetter?
Besser lässt sich das anhand der Druckanomalien erklären. Der Trog rauscht bis Dienstag kommender Woche nach Süden und sorgt für die winterlichen Wettererscheinungen. Nachfolgend aber rückt das Hoch nach und nimmt einen Großteil des Raumes für sich ein. Das Blockadehoch flacht somit ab und dehnt sich Anfang Dezember nach Mitteleuropa aus.
Zusammenfassung
Die Prognosen sind heute Abend differenzierter und zum Teil auch milder geworden und dämpfen die Wahrscheinlichkeit auf einen nachhaltigen Durchbruch des Winters bis Dezember. Schaut man sich aber die Kontrollläufe an, so bilden die Amerikaner etwa die wärmste Variante ab. Die Kontrollläufe sind in den vergangenen 24 Stunden sogar noch etwas kühler geworden. Konträr zueinander laufende Entwicklungen - oder auf andere Art formuliert - Hop oder Top.
Die Temperaturprognose der Kontrollläufe in 1.500 Meter Höhe schwankt zwischen dem 24. November und 6. Dezember (Nikolaus) zwischen -4 und -8 Grad. Das reicht für den Winter ab den mittleren Lagen und auch über tieferen Lagen ist mancherorts die Ausbildung einer Schneedecke möglich. Letzten Ende läuft es - zumindest nach dem Wettertrend der Kontrollläufe - auf eine Nordwestwetterlage hinaus.
Nachtrag der Wetterprognose der Europäer
Die Europäer schwächen den Trogvorstoß bereits zum 27. November deutlich ab. Der Grund ist, dass sich das Blockadehoch dem Anrennen der Frontalzone bei Island nichts entgegenzusetzen hat und sich für einen Moment nach Osten zurückzieht und das Sturmtief passieren lässt.
Zum 29. November hat das Tief Skandinavien erreicht und das Spiel eines Arctic Outbreaks beginnt von Neuem. Schaun mer mal.
Dezember-Trend des Langfristmodells
Der Dezember 2023 soll nach der Wetterprognose des Langfristmodells im Vergleich zu vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +1,0 bis +2,0 Grad (91/20: +0,0 bis +1,0 Grad) deutlich zu warm ausfallen können. Verändert hat sich die Prognose für Skandinavien, welches mit einer Abweichung von +0,5 bis +1,0 Grad nur leicht zu warm und über Nordskandinavien sogar normal bis leicht zu kalt simuliert wird. Der Niederschlagstrend ist gegenüber dem vieljährigen Sollwert nach wie vor als zu nass zu bewerten.