Der Winter im Dezember: Spektakulärer Vorgang - ein Teil des Polarwirbels über Deutschland?
Eine Umstrukturierung der Großwetterlage steht im Verlauf der kommenden Woche bevor. Ein Hoch stellt sich auf dem Atlantik der Frontalzone als Blockadehoch entgegen. Die Frontalzone muss nach Norden ausweichen und sammelt sich in einem mächtigen Tiefdruckkomplex über Skandinavien. Der Polarwirbel ist nicht mehr weit von Deutschland entfernt und unter bestimmten Voraussetzungen kann der Cluster des Polarwirbels nach Süden austrogen und bis Dezember den Winter nach Deutschland führen. Wie wahrscheinlich aber ist dieser spektakuläre Vorgang?
Der Ausläufer eines Sturmtiefs dreht sich in den kommenden Stunden über Deutschland ein und wird noch bis Dienstag für ein abwechslungsreiches Wetter sorgen können. Bei überwiegend starker Bewölkung kommt es zu wiederholtem Niederschlag, der in seiner Intensität und Dauer regional unterschiedlich ausfallen kann. Hervorzuheben ist ein Niederschlagsfeld, welches am Montag entlang eines Streifens von Bremen und Berlin für nennenswerten Niederschlag sorgen kann. Der zweite Niederschlagsschwerpunkt liegt über den Alpen und über den Regionen südlich der Donau. Die Temperaturen machen heute mit +10 bis +15 Grad einen ordentlichen Sprung nach oben und sinken bis Dienstag auf +6 bis +12 Grad ab. Der Wind kommt anfangs noch stark böig und über den Küsten aus stürmisch aus südwestlichen bis westlichen Richtungen und schwächt sich nachfolgend ab.
Ein Sturmtief streift Deutschland
Zur Wochenmitte dehnt sich ein Hochdruckkeil nach Deutschland aus. Das Wetter beruhigt sich und mit einer nördlichen bis nordöstlichen Grundströmung gelangen kühlere Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen auf +0 bis +5 Grad zurückgehen lassen kann. Von Norden greift der Ausläufer eines Sturmtiefs auf Deutschland über und sorgt am Donnerstag über dem Norden und am Freitag auch über dem Süden für einen stark böigen bis stürmischen Wind aus westlichen Richtungen. Über den Küstenregionen, den exponierten Lagen können schwere Sturmböen und über höheren Lagen auch orkanartige Winde nicht ausgeschlossen werden. Der Wind führt weitere Niederschlagsfelder und mildere Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen mancherorts auf +8 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad ansteigen lassen kann. Frischer bleibt es mit +2 bis +6 Grad über der Südhälfte. Mehr dazu der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.
Der Winter bis Dezember? Ein Blick auf die Großwetterlage
Dieses Tief über Skandinavien ist bemerkenswert. Man bekommt ein solches Ding
mit einem Kerndruck von bis zu 960 hPa nicht häufig zu Gesicht.
Insbesondere sind an den südlichen Gradienten die Unsicherheiten als hoch zu bewerten, da sich in einem solch aktiv-dynamischen Konstrukt Schnellläufersysteme oder Randtiefentwicklungen ergeben können. Unwetterartige Stark- oder Extremwindereignisse lassen sich für den Zeitraum vom 23. bis 25. November grundsätzlich nicht ausschließen. Was man zudem noch erkennen kann, ist das Blockadehoch auf dem Atlantik, dem eine Schlüsselrolle zukommt.
Vereinfacht ausgedrückt: Bleibt das Blockadehoch bestehen und keilt noch weiter nach Norden auf, trogt der Cluster des Polarwirbels nach Süden, was eine schlagartige Einwinterung über Deutschland zur Folge haben kann. Kippt das Hoch stattdessen nach Osten ab, wird sich das Wetter beruhigen und mit einer nasskalten Witterung für eine grau-trübe Stimmung sorgen können. Lösen sich die Nebelfelder auf, kommt die Sonne zum Vorschein und treibt die Temperaturen in Richtung der +10 Grad-Marke. Freunde des Winterwetters
wissen also, worauf sie achten müssen.
Trogprozess - Ausbruch kalter Luftmassen arktischen Ursprungs - der Winter über Deutschland?
Festzustellen ist, dass alle drei Vorhersage-Modelle ein Orkantief über Skandinavien berechnen und das schon über Tage hinweg. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Großwetterlage in diese Richtung ändert, ist als hoch einzustufen. Zudem kann man das aufkeilende Hoch auf dem Atlantik nicht übersehen. Das Strömungsmuster wird meridionalisieren und aus nördlichen Richtungen kalte Luftmassen an die Alpen führen.
Die Schneeprognose
Mit Ausnahme der Europäer berechnen die Vorhersage-Modelle den Trogvorstoß bis an die Alpen. Die Temperaturen sinken auf -2 bis +4 Grad ab und zeitweiliger Niederschlag kann bis auf tiefere Lagen herab in Form von Schnee, Schneeregen oder Regen niedergehen. Ab den mittleren Lagen oberhalb etwa 400 bis 600 Meter wird es winterlich und die höheren Lagen wintern ein.
Vorsicht mit dem Winter!
Da die Europäer den Trogprozess durch eine Intensivierung eines Tiefs bei England vereiteln, ist ein gesundes Maß an Skepsis gegenüber einem Winterdurchbruch angebracht. Man hat in der Vergangenheit eine solche Entwicklung häufiger beobachten können, bei der sich das Blockadehoch auf dem Atlantik zu weit nach Westen zurückzieht und der Kaltluftzustrom auf dem Atlantik ein Tief bei England initialisiert. Das Strömungsmuster kippt auf Südwest und anstatt polare Luft gelangt milde Mittelmeerluft nach Deutschland.
Winter bis Dezember?
Möglich also ist der Winterdurchbruch, wenngleich noch mit einigen Fragezeichen besetzt. Entscheidend ist letzten Endes, was das Hoch auf dem Atlantik macht und wie weit dieses in den Polarwirbel hinein vorstoßen kann. Nach der Wetterprognose der Europäer schwächt sich das Hoch bis Dezember ab und der Kaltluftzustrom auf dem Atlantik initialisiert Ende November ein Tief vor Westeuropa, welches mit einer südlichen Anströmung milde Luftmassen nach Norden führt, während der Cluster des Polarwirbels über Skandinavien weiterhin versucht, kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden zu führen. Das läuft Anfang Dezember auf eine Luftmassengrenze hinaus.
Erst der Winter, dann ein Hoch
Kommt der Trogprozess zustande, so lässt dieser sich im nachfolgenden Zeitraum nicht einfach wegzaubern
. Der winterliche Trog wird für eine Weile wirken können und nach dem Wettertrend der Amerikaner sinken die Tageshöchstwerte bis zum 29. November auf -2 bis +6 Grad ab. Die höheren Werte sind den Küstenregionen zuzuordnen. Zeitweiliger Niederschlag geht bis auf die tieferen Lagen in Schnee über und so kann sich - wie auf der oben gezeigten Schneeprognose - eine Schneedecke bis auf tiefere Lagen herab ausbilden. Nicht überall, doch überwiegend eine winterliche Wetterentwicklung.
Bis Dezember aber kann das Hoch dem Druck der Tiefdrucksysteme nicht standhalten und verlagert seine Position nach Osten - und damit direkt über Mitteleuropa. Die Höhenkälte wird durch Höhenwärme ersetzt, was sich eindrucksvoll mit einem Temperatursprung in 1.500 Meter von -8 auf +5 Grad Anfang Dezember widerspiegelt.
Da es sich aber um ein schwachgradientiges Hoch handelt, fehlt die Durchmischung der Luftmassen. Nebel bildet sich aus und kann mancherorts den ganzen Tag über für eine trübe Stimmung sorgen. Die Temperaturen schwanken zwischen +2 bis +6 Grad und können in den sonnigen Momenten bis +12 Grad ermöglichen. Nachhaltiger Winter im Dezember sieht anders aus!
Auf den Punkt gebracht: Wie wahrscheinlich ist der Durchbruch des Winters bis Dezember?
Die Wetterprognose der Amerikaner ist gleich in mehrfacher Hinsicht mit Vorsicht zu genießen. Der Polarexpress
bildet Ende November einen deutlich zu kalten Ausreißer ab. Das Hoch Anfang Dezember ist im Vergleich zu anderen Prognosen ein zu warmer Ausreißer. Wenn man so will, berechnen die Amerikaner heute die Extreme.
Update von heute Nachmittag
Auch in der Prognose von heute Nachmittag halten die Amerikaner an ihrem Extrem fest und verlängern die Zufuhr arktischer Kaltluftmassen nach Deutschland bis in den Dezember hinein. Für Freunde des Winterwetters
ein Hochgenuss.
Die Kontrollläufe ziehen jedoch nicht mit und schaut man sich die Temperaturentwicklung in 1.500 Meter Höhe an, so ist das tiefste Niveau mit -5 Grad am 26. November erreicht. Bis zum 4. Dezember steigen die Temperaturen in der Höhe auf +0 Grad an. Mit anderen Worten formuliert, ist eine Temperaturentwicklung zu erwarten, die für Anfang Dezember so typisch ist. Nasskalt mit winterlichen Optionen ab den höheren mittleren Lagen. Schaun mer mal - an Spannung aber kaum zu überbieten.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
25. November | -2 bis +11 Grad |
+3 bis +5 Grad |
29. November | -2 bis +13 Grad |
+2 bis +5 Grad |
4. Dezember | -4 bis +11 Grad |
+3 bis +5 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Eine Aktualisierung der Dezemberprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:10 Uhr
Die Differenzen in den Prognosen der Vorhersage-Modelle bestätigten sich im Tagesverlauf. Besonders deutlich treten die Unterschiede heute Abend zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Vorhersage-Modell zutage.
Blockadehoch auf dem Atlantik - Polarwirbel über Deutschland
Nach der Wetterprognose der Amerikaner erstreckt sich bis zum 27. November ein Blockadehoch auf dem Atlantik von den Azoren bis nach Grönland und wird im Bereich von Grönland und Island zunehmend autarker.
Der Teil des Polarwirbels, der sich in der Zwischenzeit über Skandinavien verlagert hat, beginnt im Zusammenspiel mit dem Blockadehoch nach Süden auszutrogen und erreicht Deutschland zum 26. November.
Schneefall bis auf tiefere Lagen herab
Die Schaueraktivität nimmt zu und da sich in der Höhe kalte Luftmassen über Deutschland schieben, ist das Energiepotential als hoch zu bewerten. Kurze Gewitter und Turbulenzen können in diesem Prozess nicht ausgeschlossen werden. Erreichen die Temperaturen am 24. November noch +4 bis +8 Grad, so kühlt es bis zum 27. November auf -2 bis +3 Grad ab. Die Schauer können bis auf tiefere Lagen als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer niedergehen. Oberhalb etwa 300 bis 600 Meter ist mit der Ausbildung einer Schneedecke und winterlichen Wetterverhältnissen zu rechnen.
Blockadehoch hält nicht Stand - Frontalzone bügelt den Winter platt
Die Verlagerung des Polarwirbels in Richtung Skandinavien findet auch in der Wettervorhersage des deutschen Vorhersage-Modells eine Berücksichtigung. Innerhalb des Wirbels dehnt sich bis zum 27. November ein Polarhoch aus und stört den Polarwirbel in seiner Entwicklung.
Das für die Freunde des Winterwetters
so wichtige Blockadehoch auf dem Atlantik aber flacht ab und eine Querverbindung zum Polarhoch findet nicht statt. In die entstehende Lücke stoßen Tiefdrucksysteme der Frontalzone vor und nehmen Kontakt zum Skandinavientief auf. Noch bevor das Tief über Skandinavien nach Süden austrogen kann, verstärkt sich der Westdrift und in Kombination mit dem Polarhoch werden die kalten Luftmassen über Sibirien, der Karasee und Barentssee bis über das europäische Nordmeer geführt. Ohne die Verbindung aber zum Azorenhoch, wird eine Ableitung der kalten Luftmassen erst über dem östlichen Kanada stattfinden können.
Sturm- statt Winterwetter
Das Skandinavientief hat es in sich und wird im Zeitraum vom 26. bis 28. November für stürmische Windböen und über den Küsten von Nord- und Ostsee, sowie über exponierten Lagen für schwere Sturmböen sorgen können. Randtiefentwicklungen und Schnellläufersysteme können zu unwetterartigen Starkwindereignissen führen. Hinzukommt zeitweilig kräftiger Niederschlag, der bei Temperaturen von +8 bis +12 Grad überwiegend in flüssiger Form niedergehen kann.
Die Randfaktoren
Wie wahrscheinlich ist der Winter bis Dezember? Der frühe Winter steht und fällt mit dem Blockadehoch auf dem Atlantik. Sollte das Hoch zustande kommen, so wird sich das mit einem negativen NAO-Index bemerkbar machen. Und das ist zum 25. November auch der Fall, doch nähert sich der NAO-Index (Verhältnis Azorenhoch zu Islandtief) Anfang Dezember einem neutralen Zustand.
In der Interpretation kommt das Blockadehoch zustande, wird aber wohl bis Dezember keinen Bestand haben. Eine kurze winterliche Episode bis auf die mittleren Lagen nimmt Konturen an.
Zusammenfassung
Die Wetterprognose der Amerikaner ist voll auf Winterkurs und der Arctic Outbreak intensiviert sich Anfang Dezember sogar, sodass nach dieser Berechnung von einer beständigen Einwinterung bis auf tiefere Lagen herab ausgegangen werden kann.
Vergleicht man aber die Prognose der Amerikaner mit dem Mittelwert aller Kontrollläufe, so bilden die Amerikaner - mit Abstand - die weiterhin kälteste Variante ab. Die Kontrollläufe sind mehr nasskalt orientiert, was für Anfang Dezember typisch ist.
Südwestwetterlage
Die Europäer zeigen heute Abend nochmals eindrücklich, was passiert, wenn der Arctic Outbreak zu weit westlich niedergeht und ein Tief zwischen Island und England initialisieren kann. Noch bevor sich der Trog richtig entwickeln kann, schiebt das Tief bei England milde Luftmassen aus südwestliche Richtungen nach Norden, was die Temperaturen über Deutschland, Österreich und der Schweiz auf +4 bis +8 Grad ansteigen lassen kann. Der Trog wird über das westliche Europa abgelenkt und erreicht - unter Abschwächung - Anfang Dezember Mitteleuropa. Nasskalt - nicht winterlich
Wie man es aber dreht und wendet - die kommende Wetterentwicklung hat ein winterliches Potential und ist mit dem Cluster des Polarwirbels über Skandinavien alles andere als normal
. Das Potential des Winters bleibt bestehen. Schaun mer mal.
Dezember-Trend des Langfristmodells
Der Dezember 2023 soll nach der Wetterprognose des Langfristmodells im Vergleich zu vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +1,5 bis +2,5 Grad (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad) deutlich zu warm ausfallen können. Der Niederschlagstrend ist gegenüber dem vieljährigen Sollwert als zu nass zu bewerten.