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Wetterprognose: Großwetterlage im Umbruch - wie wird das Wetter bis Dezember?

| M. Hoffmann

Die atlantische Frontalzone rückt zum Wochenende nach Mitteleuropa vor und kreiselt sich über Deutschland ein, was zu weiteren Niederschlägen führen wird. Der November ist bisweilen zu nass und deutlich zu warm. Doch auf dem Atlantik kündigt sich mit einem Blockadehoch eine Veränderung der Großwetterlage an. Endet die nasse Westwetterlage und hält der Winter bis Dezember Einzug?

Welche Richtung schlägt das Wetter bis Dezember ein? © Martin Bloch
Welche Richtung schlägt das Wetter bis Dezember ein? © Martin Bloch

Weiterer Niederschlag ist heute über dem Süden von Deutschland und dort im Schwerpunkt südlich einer Linie von Stuttgart und Regensburg zu erwarten. Oberhalb etwa 700 bis 1.100 Meter kann der Niederschlag in Schnee übergehen und oberhalb von 800 bis 1.200 Meter für die Ausbildung einer Schneedecke sorgen (Webcam Westerheim, 812 m - Schwäbische Alb). Weiter nach Norden trocknet es ab und bei wechselnder Bewölkung kommt häufiger die Sonne zum Vorschein. Am Samstag ist ein zunächst ruhiger und auch trockener Wettercharakter zu erwarten, bevor zum Nachmittag der nächste Ausläufer eines Sturmtiefs Deutschland erreicht.

Hochwasser und örtliche Überflutungen - Erneut unwetterartige Regenmengen mit ansteigender Schneefallgrenze

Ab Samstagnachmittag trübt sich der Sonnenschein von Westen ein- und nachfolgend beginnt es zu regnen. Der Regen dehnt sich rasch nach Osten aus und bleibt am Sonntag nördlich von Baden-Württemberg und Bayern präsent. Weiter nach Süden können sich auch sonnige Momente ergeben, bevor zum Montag über ganz Deutschland mit zeitweiligem Niederschlag zu rechnen ist, der über Baden-Württemberg und Bayern länger andauernd und ergiebig ausfallen und auch am Dienstag verweilen kann. Hochwasser und örtliche Überflutungen werden so erneut zum Thema.. Erst ab Mitte der Woche schwächt sich die Wetterdynamik ab. Die Niederschlagstätigkeit lässt nach und bei auflockernder Bewölkung ist mit Sonnenschein zu rechnen. Der Wind ist am Samstag und Sonntag über dem Nordwesten kräftiger Struktur und kann in Küstennähe und exponierten Lagen zu stürmischen Windböen führen. Am Montag ist generell mit einem böigen Wind aus westlichen Richtungen zu rechnen, der sich zum Dienstag abschwächt und auf nördliche Richtungen dreht. Die Temperaturen erreichen +4 bis +8 Grad und machen am Sonntag mit +10 bis +15 Grad einen ordentlichen Sprung nach oben, bevor die Werte zur Wochenmitte wieder in den nasskalten Bereich absinken können. Die Schneefallgrenze steigt kurzzeitig bis auf die höheren Lagen an. Mehr dazu der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.

Die Niederschlagsschwerpunkte liegen über dem Norden und dem Süden - erneut ist mit regionalem Hochwasser und örtlichen Überflutungen zu rechnen
Die Niederschlagsprognose: Die Niederschlagsschwerpunkte liegen über dem Norden und dem Süden - erneut ist mit regionalem Hochwasser und örtlichen Überflutungen zu rechnen © wxcharts.com

Der Winter bis Dezember? Ein Blick auf die Großwetterlage

Um herauszufinden, welche Optionen der Winter bis Dezember hat, ist der Blick auf die Entwicklung der Großwetterlage bis zum 23. November wichtig. Warum? Bis zum 23. November bildet sich eine sog. Schlüsselszene für die weitere Wetterentwicklung ab und wird mit einer höheren Wahrscheinlichkeit das Wetter bis Dezember dominieren können.

Beide Vorhersage-Modelle berechnen seit Tagen die Entstehung eines Blockadehochs auf dem Atlantik, dessen Fundament am 20. November mit einem aufkeilenden Azorenhoch gelegt wird. Die Westanströmung der Luftmassen wird abreißen und durch die Blockadesituation muss die Frontalzone weiter nach Norden ausweichen und einen Umweg über das europäische Nordmeer machen. Das Strömungsmuster meridionalisiert zunehmend und die Westwetterlage Endet zunächst mit Beginn der letzten November-Dekade. Ob das für einen längeren Zeitraum oder nur vorübergehend ist, hängt von der Standhaftigkeit des Azorenhochs ab. Und da bieten die Vorhersage-Modelle heute zwei beeindruckende Lösungen.

Eine turbulente und spannende Wetterentwicklung - die Schlüsselszene für den 23. November - auf die Positionierung des Hochdrucksystems wird es ankommen
Eine turbulente und spannende Wetterentwicklung - die Schlüsselszene für den 23. November - auf die Positionierung des Hochdrucksystems wird es ankommen © www.meteociel.fr

Variable Hochdruckstruktur

Die roten Markierungen machen es deutlich. Bereits ab Mitte der kommenden Woche unterscheiden sich die Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle teils deutlich. Nach der Vorhersage des amerikanischen und deutschen Vorhersage-Modell, keilt der Hochdruckblock auf dem Atlantik nach Norden auf und strebt in Richtung östliches Kanada, die Geburtsstätte der atlantische Frontalzone - und wenn da ein Hoch ist, müssen die Tiefdrucksysteme woanders hin.

Die Erhaltungsneigung der Westwetterlage

Die Prognose der Europäer ist anders und berechnet das Azorenhoch passiver. Kein aufstrebender Keil, sondern vielmehr ein Rückzug des Hochdrucksystems. Zwar versucht das Hoch am 25. November noch den Kontakt zu einem weiteren Hochdrucksystem über Kanada herzustellen, doch wird der Prozess binnen weniger Stunden vereitelt. Stattdessen strömen - dank des Hochs über Kanada - kalte Luftmassen polaren Ursprungs in Richtung Neufundland und bringen neuen Schwung in die atlantische Frontalzone.

Wind, Sturm und Regen

Der Polarwirbel zentralisiert sich bis zum 27. November im Bereich der Barents- und Karasee. Am südlichen Gradienten ziehend die Tiefdrucksysteme der Frontalzone. Das System erhält sich selbst und man spricht von einer Erhaltungsneigung.

Über Deutschland, der Schweiz und Österreich hat das im Zeitraum vom 24. bis 29. November einen windigen bis stürmischen und abwechslungsreichen Wettercharakter zur Folge. Schnellläufersysteme und Randtiefentwicklungen sind nicht auszuschließen, was das Potential unwetterartiger Starkwindereignisse erhöht. Die Temperaturen pendeln sich mit +4 bis +8 Grad im zumeist nasskalten Bereich ein. Ein Durchbruch des Winters bis Dezember lässt sich nach dieser Wetterprognose nicht erkennen.

Die Frontalzone regeneriert sich und so kann sich die Westwetterlage bis in den Dezember hinein behaupten
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Frontalzone regeneriert sich und so kann sich die Westwetterlage bis in den Dezember hinein behaupten © www.meteociel.fr

Polarwirbelsplit, Arctic Outbreak, Winter mit Schnee, Eis und Frost und andere Kapriolen

Abweichend sind mit dem Hochdruckkeil bis nach Kanada reichend die Prognosen des deutschen und amerikanischen Wettermodells. Das Strömungsmuster meridionalisiert und das Blockadehoch auf dem Atlantik unterbricht die Tiefdruckrinne. Bis zum 23. November entsteht ein imposanter Tiefdruckblock über Skandinavien (Orkantief), der nur noch ein Ziel kennt - in Richtung der Alpen auszutrogen, um Kontakt zum Mittelmeer aufzunehmen. Gelingt das, meridionalisiert das Strömungsmuster nicht nur, sondern der Trog kann sich weiterer Energie aus der Mittelmeerregion bedienen.

Arctic Outbreak

Dieser Trogprozess ist bereits zum 25. November abgeschlossen. Während das Azorenhoch auf dem Atlantik alles blockiert, was von Westen kommt, strömen aus nördlichen Richtungen kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Deutschland. Die Temperaturen sinken am 25. November auf -2 bis +4 Grad ab und sind über Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern - aufgrund zur Nähe der warmen Nord- und Ostsee - mit bis +8 Grad milder. Bis zum 28. November sinken die Werte mit -4 bis +2 Grad weiter ab. Die Niederschläge gehen bis auf tiefere Lagen in Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer über. Ab den mittleren Lagen ist mit winterlichen Wetterbedingungen zu rechnen.

Polarwirbelsplit

Während der Winter über Deutschland Einzug hält, dehnt sich zwischen Alaska und der Karasee ein weiterer Hochdruckkeil - quer durch den Polarwirbel hindurch - aus. Infolge daraus kommt es zu einem Polarwirbelsplit, von dem sich der Polarwirbel bis Dezember nicht erholen kann. Die Systeme verharren regelrecht an Ort und Stelle. Von großer Bedeutung ist das Hoch auf dem Atlantik, das sich bis zum 3. Dezember behaupten und die Frontalzone vollständig außer Kraft setzen kann.

Bis Dezember - der Winter mit Schnee, Eis und Frost

Die meridionale und nördlich ausgerichtete Grundströmung bleibt über Deutschland erhalten. Da die kalten Luftmassen aber über die warme Nord- und Ostsee streichen, bleibt es mit +4 bis +8 Grad über Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern nasskalt. Je weiter man nach Süden kommt, desto mehr kühlen die Luftmassen aus. Die Temperaturen liegen nördlich der Linie von Köln und Dresden zwischen +0 und +4 Grad und nach Süden kann mit -4 bis +3 Grad mancherorts Dauerfrost erwartet werden.

Da es sich zudem um Höhenkälte handelt, kann bis in den Dezember hinein mit Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauern bis auf tiefere Lagen herab gerechnet werden. Winterlich wird es im zunehmenden Maße ab den mittleren Lagen oberhalb von 300 bis 600 Metern.

Die Frontalzone regeneriert sich und so kann sich die Westwetterlage bis in den Dezember hinein behaupten
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Frontalzone regeneriert sich und so kann sich die Westwetterlage bis in den Dezember hinein behaupten © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Wie wahrscheinlich ist der Durchbruch des Winters bis Dezember?

Unterschiedlicher könnten die Prognosen der Vorhersage-Modelle nicht ausfallen. Von einer milden Erhaltungsneigung der Westwetterlage hin zu einem Arctic Outbreak mit winterlichen Witterungsbedingungen bis auf tiefere Lagen herab ist alles möglich. Zugegeben - die Europäer berechnen das, was typisch ist und die Amerikaner das, was ungewöhnlich ist.

Welches Wetter zu erwarten ist

Und ja, wenn man die Prognose des amerikanischen Wettermodells mit dem Mittelwert aller Kontrollläufe vergleicht, so stellt die Prognose der Amerikaner eine deutlich zu kalte Wetterentwicklung dar. Die Prognose der Europäer ist mit einer nasskalten Entwicklung besser in die Kontrollläufe eingebettet.

Deutlicher zeigt sich das in den Temperaturen in 1.500 Meter Höhe, welche sich Ende November und Anfang Dezember im Bereich von +0 bis -4 Grad bewegen. Die Wetterprognose der Amerikaner geht phasenweise bis -12 Grad runter. Damit der Winter bis auf das Flachland möglich ist, bedarf es Anfang Dezember Höhenwerte von -7 bis -9 Grad. Für mittlere Lagen reichen -4 bis -7 Grad aus. Damit unterstreichen die Kontrollläufe gleich in mehrfacher Hinsicht eine nasskalte Wetterentwicklung, welche mit einem Temperaturspektrum von +2 bis +6 Grad für den Anfang Dezember so typisch ist. Nach wie vor ist dem frühen Winter mit großer Skepsis zu begegnen.

Die Niederschlagsprognose

Die Niederschlagsprognose bleibt bis zum 22. November in unterschiedlichen Phasen und Regionen auf einem mäßig hohen Niveau. Ferner schwächen sich die Niederschlagssignale in den leicht bis mäßig erhöhten Bereich ab. Mit einem bis in den Dezember hinein unbeständigen und nasskalten Witterungscharakter und einem optionalen Winter ab den höheren mittleren Lagen ist eine sehr Wahrscheinliche Wetterentwicklung. Schaun mer mal.

Auch im Dezember ist mit einer überwiegend unbeständigen Witterung zu rechnen - der Winter bleibt bei nasskalten Temperaturen ab den mittleren Lagen optional
Wettertrend nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Auch im Dezember ist mit einer überwiegend unbeständigen Witterung zu rechnen - der Winter bleibt bei nasskalten Temperaturen ab den mittleren Lagen optional © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
23. November +0 bis
+12 Grad
+2 bis
+5 Grad
27. November -1 bis
+10 Grad
+3 bis
+5 Grad
2. Dezember -4 bis
+12 Grad
+4 bis
+6 Grad
Diagramm Temperaturen Dezember 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Dezember 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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