Wettertrend: Folgt im Dezember ein Wintereinbruch?
Die kommende Wetterentwicklung ist aus meteorologischer Sicht äußerst spannend und kann unter bestimmten Voraussetzungen zu einer vollständig gestörten Zirkulation samt Winterwetter führen.
Die aktuell über Deutschland liegende Luftmassengrenze sorgt in den kommenden Tagen insbesondere über dem Norden und Nordosten für etwas Schneefall oder Schneeregen und über manchen Regionen kann sich bei Tageswerten von -2 bis +3 Grad Dauerfrost einstellen - mit einer sich regional ausbreiteten Schneedecke ist zu rechnen (Schneeprognose). Weiter nach Süden werden mit +4 bis +8 Grad vergleichsweise milde Luftmassen zugeführt und die Niederschläge gehen abseits der Erhebungen zumeist in flüssiger Form nieder.
Es wird milder
Die Luftmassengrenze bricht im Verlauf der kommenden Woche zusammen. Der Grund ist die atlantische Frontalzone, die weiter nach Europa vorrücken und das Hoch über Skandinavien in die Defensive zwingen kann. Bei einem Wechselspiel aus Sonne, Wolken und gelegentlichem Niederschlag steigen die Temperaturen im Verlauf der Woche über dem Osten auf +4 bis +8 Grad an und über dem Westen können mancherorts bis +14 Grad ermöglicht werden. In den Nächten schwächt sich der Frost ab und wird in der zweiten Wochenhälfte keine große Rolle mehr spielen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.
Schneeprognose
Eine kleinräumige Störung kann über dem Nordosten noch bis einschließlich Dienstag für Überraschungen sorgen und für Niederschlagssummen von bis zu 20 l/m² sorgen. Der regionale Niedergang in Form von Schnee ist dabei nicht auszuschließen. Weiter nach Süden ist nördlich einer Linie von Münster und Dresden mit 0 bis 6 l/m² von einem weitgehend trockenen Wettercharakter auszugehen. Geht ein Schauer nieder, so ist dieser in Form von Schnee- oder Graupelschauer zu erwarten. Bei Temperaturen um die Null-Grad-Marke kann es zur Ausbildung einer dünnen Schneedecke kommen.
Weiter nach Süden werden die Schauer zahlreicher und sorgen bis einschließlich Freitag für Niederschlagssummen von 8 bis 16 l/m² und mancherorts bis 20 l/m², die meist in Form von Regen niedergehen werden. Deutlich mehr Niederschlag ist mit 15 bis 30 l/m² und im Stau der Alpen bis 50 l/m² über den Regionen südlich der Donau möglich. Der Hauptteil der Niederschläge ist von Dienstag bis Donnerstag zu erwarten. Oberhalb etwa 1.000 bis 1.200 Meter kann der Niederschlag in Schnee übergehen.
Wie wird das Wetter im Dezember?
Aus drei möglichen Varianten, die sich in den letzten Tagen immer wieder gezeigt haben, kristallisiert sich heute eine der Varianten heraus, die mit einer höheren Wahrscheinlichkeit das Wetter im Dezember beeinflussen kann.
Die Ausschlusskriterien
Ein Hochdrucksystem erweist sich als beständig und macht es der atlantische Frontalzone nicht einfach, sich bis nach Europa und Skandinavien durchzusetzen. Dieser Wettertrend hat sich in den letzten Tagen verstärkt, was die Zonalisierung - also die Westwetterlage - wenig wahrscheinlich macht.
Die ungewöhnlich milde Südwestwetterlage
Vermehrt - und insbesondere von der Wetterprognose der Amerikaner berechnet und gestützt - wurde der Aufbau einer Südwestwetterlage.
Die atlantische Frontalzone wird in diesem Fall von einem Vorstoß polarer Luftmassen über dem östlichen Kanada gebunden und kann sich nicht mehr nach Osten ausdehnen. Diese Gelegenheit nutzt ein Keil des Azorenhochs, um nach Norden aufzustreben und lässt die Frontalzone voll auflaufen, was über Deutschland, Österreich und der Schweiz eine ungewöhnlich warme Südwestwetterlage zur Folge haben kann. Im Maximum wären Anfang Dezember Temperaturen von bis +18 Grad möglich.
In den letzten Stunden aber hat der Zuspruch für eine Südwestwetterlage in den Prognosen der Vorhersagemodelle abgenommen.
Dem Winter eine Chance gebend: Vollständig gestörte Zirkulation
Eine dritte Variante - die speziell von den Europäern immer wieder favorisiert wurde - bekommt heute den Zuspruch der Amerikaner und wird damit zu einer ernstzunehmenden Wetterentwicklung, welche die erste Dezember-Dekade mit durchaus winterlichen Wettererscheinungen beeinflussen kann.
Aufstrebendes Hoch
Der Ablauf zu einer Südwestwetterlage ist zunächst ähnlich. Die atlantische Frontalzone wird durch die Zufuhr polarer Luftmassen über dem östlichen Kanada gebunden und von den Azoren dehnt sich ein Hochdruckkeil nach Norden aus.
Skandinavienhoch
Doch dieser Hochdruckkeil strebt ungewöhnlich zielstrebig in Richtung Skandinavien und festigt seine Position nach der Prognose beider Vorhersage-Modelle bereits zum 27. November. Nach und nach baut sich die Hochdruckstruktur weiter aus und führt - je nach Position und Intensität - zu zwei möglichen Varianten.
Eingekapseltes Tiefdrucksystem über Deutschland
Bevor sich das Hoch über Skandinavien festigen kann, gelingt einem Tiefdruckausläufer noch der Sprung
nach Süden und setzt sich vom 28. November bis 2. Dezember über Deutschland fest. In der Zwischenzeit beginnt das Hoch mit seiner Ausdehnung und schließt das Tief ein, was sich nach und nach als Höhentief umstrukturiert.
Wintereinbruch mit Dauerschneefall?
Erreichen die Temperaturen am 28. November noch +8 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad, so werden für den 2. Dezember Höchstwerte von -1 bis +4 Grad simuliert. Da sich das Tief zudem direkt über Deutschland befindet, ist mit Schnee- oder Schneeregen bis auf tiefere Lagen herab zu rechnen.
Einwinterung?
Das Hoch dehnt sich weiter aus. Bis zum 4. Dezember dominiert das Hoch einen Bereich, der vom östlichen Sibirien über Skandinavien bis nach Kanada reichen kann. Der Zustrom kalter Luftmassen über dem östlichen Kanada reißt ab und gibt der atlantische Frontalzone sozusagen den Rest. Eine Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik ist nicht mehr zu erkennen und die Großwetterlage geht in eine vollständig gestörte Zirkulation über.
Das Strömungsmuster mäandriert und die Luftmassen wabern
nur noch umher - eine wirkliche Struktur ist nicht mehr zu erkennen. Über Deutschland führt das zu einem Fortbestand einer nasskalten Witterung, bei der über tieferen Lagen Temperaturen von +0 bis +5 Grad und ab den höheren mittleren Lagen mit Dauerfrost gerechnet werden kann. Ja, diese Variante hätte - zumindest ab den mittleren Lagen - eine Einwinterung zur Folge. Da zudem die Gesamtstruktur gestört ist, wird das eine Weile dauern, bis das wieder in Gang gesetzt werden kann. Vielversprechend also für alle Freunde des Winterwetters
.
Gestörte Zirkulation: Kaltlufttropfen und Ostwetterlage
Der Wettertrend der Europäer berechnet eine kräftigere Struktur des Hochdrucksystems über Skandinavien, das sich vom 26. November an beginnt auszudehnen und bis zum 30. November einen Bereich von der Kara- über die Barentssee und Skandinavien bis über die Azoren einnimmt. Am südöstlichen Hochdruckgradienten kann sich ein Höhentief ausbilden, das Kurs in Richtung Mitteleuropa einschlägt.
Nebel, Hochnebel und etwas Schneefall oder Schneeregen
Die Grundströmung dreht auf östliche Richtungen und da Ostwetterlagen nicht für viel Niederschlag bekannt sind, setzt sich Nebel und Hochnebel durch, was zu grau-trüben Tagen führen kann. Ist das der Fall, pendeln sich die Temperaturen auf einen Bereich von +2 bis +6 Grad ein und mit zähem Nebel schwanken die Werte um die Null-Grad-Marke. Schneegriesel wäre nicht ausgeschlossen. In den Nächten sinken die Werte auf -4 bis +2 Grad ab.
Auf den Punkt gebracht: Was für ein Wetter ist Anfang Dezember zu erwarten?
Das Skandinavienhoch - samt einer gestörten Zirkulation oder einem Displacement des Polarwirbels - wird heute erstmalig von beiden Vorhersage-Modellen gestützt, was eine Eintreffwahrscheinlichkeit grundsätzlich erhöht.
Ungewöhnlicher Hochdruckblock
Der Hochdruckblock aber bleibt ungewöhnlich und kann unter bestimmten Voraussetzungen doch noch zu einer milden Südwestwetterlage führen. Es ist somit noch zu früh, diese Variante zu den Akten zu legen. Dass dem so ist, zeigt sich im Mittelwert aller Kontrollläufe. Sowohl die Amerikaner, als auch die Europäer bilden die mit Abstand kälteste Variante ab.
Anders formuliert ist das Skandinavienhoch alles andere als gesichert, doch zeigt sich Anfang Dezember eine Zunahme der kälteren Varianten. Betrachtet man den Mittelwert der Temperaturen, so schwanken diese vom 22. November bis 3. Dezember in einem Bereich von +5 bis +10 Grad und sinken zum 6. Dezember (Nikolaus) unter die +5 Grad-Marke ab. Unter dem Strich aber sind diese Werte zu mild für den Winter und auch zu mild für die Jahreszeit. Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 beträgt die Differenz +0,5 bis +1,5 Grad (91/20: -0,5 bis +0,5 Grad)-
Nachlassende Niederschlagstätigkeit
Dass ein Hochdrucksystem die kommende Großwetterlage wird dominieren können, zeigt sich ab dem 25. November am Rückgang der Niederschlagsignale in den nur noch leicht erhöhten Bereich. Schauer sind möglich, doch verbreitet kann sich ein trockener Wettercharakter einstellen. Mit anderen Worten formuliert, könnte sich das Wetter in der ersten Dezember-Dekade allmählich normalisieren.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
26. November | +5 bis +12 Grad |
+6 bis +8 Grad |
30. November | +0 bis +13 Grad |
+6 bis +8 Grad |
5. Dezember | -2 bis +12 Grad |
+4 bis +6 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:00 Uhr: Aktualisierung der Dezember-Prognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:12 Uhr
Die Amerikaner bleiben in ihrer Wetterprognose dabei - über Europa baut sich ab dem 26. November eine Hochdruckblase auf und dehnt sich bis in den Dezember in einem Bereich von Sibirien bis über die Azoren reichend aus. Fraglich ist jedoch noch die Gesamtkonstellation. Bspw. spielt heute Abend ein Hoch über Skandinavien kaum mehr eine Rolle. Stattdessen tritt das ein, was zu erwarten war.
Milde Luft aus Südwest
Die Hochdruckachse kippt bereits zum 1. Dezember nach Osten ab, sodass Deutschland, Österreich und die Schweiz voll im Einflussbereich des Hochdrucksystems liegen. Da bleibt kein Spielraum mehr für den Winter, oder überhaupt für irgendeine Art von Wetter. Das Hoch dominiert weite Räume, was nach Nebelauflösung zu verbreitet sonnigem und auch trockenem Wetter führen wird.
Die Temperaturen können in den Nächten zwar mancherorts auf bis -2 Grad absinken, doch meist liegen die Tiefstwerte zwischen +2 bis +8 Grad. Am Tage kommt es darauf an, wie lange die Sonne zum Zuge kommt. Verbreitet werden bspw. am 3. Dezember Tageshöchstwerte von +5 bis +10 Grad und über dem Westen örtlich bis +12 Grad simuliert, doch überall dort, wo sich der Nebel für längere Zeit halten kann, wird die +5 Grad-Marke nicht überschritten.
Optionales Kippmuster
Diese Hochdruckblase - direkt über Deutschland - ist für die Freunde des Winterwetters
ein sog. Worst-Case-Szenario
, da passiert nicht viel und erst recht nicht im Hinblick auf Winter. Doch die Amerikaner zeigen auch einen Ausweg aus dieser Situation, die sich bis zum 6. Dezember (Nikolaus) einstellen kann.
Durch das nach Süden verschobene Hoch kann sich die atlantische Frontalzone bis zum 4. Dezember nach Skandinavien durchsetzen. Das Hochdrucksystem zieht sich in der Zwischenzeit nach Westen - auf den Atlantik - zurück und keilt nachfolgend nach Norden auf. In Kombination der beiden Wettersysteme meridionalisiert das Strömungsmuster und aus nordwestlichen Richtungen gelangen kühlere Luftmassen nach Deutschland. Bis zum 6. Dezember sinken die Tageswerte auf +4 bis +8 Grad ab. Zudem nimmt die Wind- und Niederschlagstätigkeit zu und je nach Intensität der Niederschläge, können regional die Temperaturen auf +0 bis +4 Grad absinken, was die Schneefallgrenze bis auf die mittleren Lagen absinken lassen kann.
Kein Skandinavienhoch
Beide Vorhersage-Modelle waren heute Nachmittag mit ihrem Skandinavienhoch im Vergleich zu den Kontrollläufen kalte Ausreißer, insofern verwundert es heute Abend nicht, dass mildere Varianten berechnet werden, denn auch die Wetterprognose der Europäer hat sich heute Abend vom Skandinavienhoch verabschiedet und berechnet das Hoch bis zum 29. November nicht nur südlicher, sondern auch einen Tick weiter über dem Westen. Mit bis zu 1040 hPa kann sich der Hochdruckkern zwischen England und Frankreich positionieren und da Hochdrucksysteme sich im Uhrzeigersinn drehen, gelangt Deutschland in eine nördliche Grundströmung.
Durch die Hochdruckdominanz ist nicht mit viel Niederschlag zu rechnen und verbreitet wird eine Nebel- oder Hochnebeldecke das Himmelsbild dominieren. Die Temperaturen sinken auf +4 bis +8 Grad ab und mit einer zähen Nebeldecke pendeln sich die Werte auf +0 bis +4 Grad ein. Das ist für Ende November und Anfang Dezember zu mild.
Winter? Ja, aber unter einer Bedingung
Die abendliche Prognose der Europäer lädt zu Spekulationen ein. Denn durch das westlich gelagerte Hochdrucksystem kann man in die Versuchung kommen, das Hoch in der Theorie noch einen Tick weiter westlich zu positionieren. Sollte das der Fall sein, so verstärkt sich der Zustrom kalter Luftmassen aus nördlichen Richtungen und die Temperaturen orientieren sich Anfang Dezember näher an der Null-Grad-Marke und mit labilen Luftmassen von der Nordsee sind auch Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer nicht auszuschließen. Schaun mer mal.
Fazit
Die Temperaturen werden im Verlauf der Woche verbreitet wieder über die +10 Grad-Marke ansteigen können und sind damit für die Jahreszeit zu warm. An diesem Temperaturüberschuss ändert sich bis Anfang Dezember vorerst wenig. Ob es aber so warm werden kann, wie es die Amerikaner und Europäer heute Abend berechnen, kann infrage gestellt werden. Denn im Vergleich zu den Kontrollläufen bilden diese - mit Abstand - die wärmsten Varianten ab. In objektiver Betrachtung ist Anfang Dezember noch vieles möglich - auch Winterwetter. Und tatsächlich sind die Kontrollläufe heute Abend einen Tick kühler geworden und folgen nicht dem Trend der beiden Vorhersage-Modelle. Es bleibt spannend, was der Hochdruckblock in den kommenden Tagen so anstellen wird.
Die Winterprognose des Langfristmodells
Monat | Temperatur | Niederschlag | Auffälligkeit |
---|---|---|---|
September 2022 | +0,1 Grad (-0,4 Grad) |
zu nass | - |
Oktober 2022 | +3,53 Grad (+3,13 Grad) |
deutlich zu trocken | Rekordwarm |
November 2022 | +2,2 bis +2,7 Grad (+1,4 bis +1,9 Grad) |
Trend: zu trocken | Extrem hohe Temperaturanomalie über Skandinavien, extrem trocken über Mittel- und Südeuropa |
Dezember 2022 | +1,0 bis +2,0 Grad (+0,0 bis +1,0 Grad) |
Trend: zu trocken | West- und Südeuropa deutlich trocken, Skandinavien deutlich zu warm |
Januar 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,1 bis +1,1 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu nass | Weite Teile von Europa und Russland zu warm, Portugal normal, dafür deutlich zu nass |
Februar 2023 | +2,0 bis +3,0 Grad (+0,9 bis +1,9 Grad) |
Trend: zu nass | England und Norwegen, Frankreich und Deutschland zu nass, östliche Mittelmeerregion deutlich zu trocken |