Was vom Wetter im Dezember 2022 zu erwarten ist

Der erste Wintermonat fällt nicht selten nasskalt bis mild aus, doch gelegentlich stellt sich eine Großwetterlage ein, die einen richtigen Wintereinbruch ermöglichen kann - und spätestens dann ergeben sich neben dem Winter auch Diskussionen rund um das Thema weißen Weihnachten
!
Nicht nur der November kann schon für eine winterliche Wetterentwicklung entscheidend sein, auch der Dezember hat einen maßgeblichen Einfluss darauf.
Ist bspw. das zweite Dezemberdrittel zu kalt und fällt die Wettersingularität des Weihnachtstauwetters aus, so ist die Landmasse frühzeitig abgekühlt und der mögliche Hochwinter im Januar hat ein leichtes Spiel, da er die Landmassen nicht erst noch abkühlen muss. Fallen hingegen die Temperaturen deutlich zu warm aus und wird die Großwetterlage von einer immer wiederkehrenden Südwest- oder Westströmung beeinflusst, so ist schon relativ früh davon auszugehen, dass der Winter 2022/2023 insgesamt zu warm ausfallen kann.
Statistisch ein nasskalter Wintermonat
In Folge aus den kürzer werdenden Tagen kühlen die Landmassen schneller als die Meeresflächen ab, was die Wetteraktivität auf dem Atlantik durch die Temperaturunterschiede erhöht. So wird in der ersten Dezemberdekade das Wetter von wechselhaften Wetterlagen mit stürmischen Winden beeinflusst. Entsprechend nasskalt ist mit Werten von +0 bis +10 Grad das zu erwartende Temperaturspektrum.
Das typische Wetter
Durch die entsprechende Dynamik kommt es ab der zweiten Dezemberdekade zu meridionalen Strömungsmustern, welche mit einer Nord-Süd-, bzw. Süd-Nord-Strömung vermehrt das Wetter beeinflussen können. So liegen die Tageshöchstwerte zur Monatsmitte zwischen -2 bis +5 Grad und steigen um Weihnachten nochmals auf +4 bis +8 Grad an, bevor zum Ende mit -3 bis +7 Grad wieder überwiegend nasskalte Tageswerte zu erwarten sind. Die ersten Schneefälle sind in der ersten und zweiten Dekade nicht unüblich.
Daten und Fakten
Der höchste Temperaturwert wurde am 16. Dezember 1989 mit +24 Grad über Müllheim (Baden-Württemberg) registriert. Der tiefste Wert (abseits der Gebirge) stammt mit -32,4 Grad vom 21. Dezember 1939 und wurde über Hüll in Bayern gemessen. Im vieljährigen Schnitt von 1961 bis 1990 wird eine durchschnittliche Temperatur von +0,8 Grad erreicht und im Vergleich zur Referenzperiode von 1991 bis 2020 liegt der Wert bei +1,8 Grad. Mit anderen Worten ist der Dezember in den letzten 30 Jahren um rund +1,0 Grad wärmer geworden. Schaut man sich nur die letzten 20 Jahre an, so liegt die Differenz bei +1,4 Grad. Weitere Daten und Fakten zum Dezember.
Dass ein Dezember zu kalt ausgefallen ist, war letztmalig 2010 der Fall (Abweichung -4,46 Grad). Der wärmste Dezembermonat stammt mit einer durchschnittlichen Temperatur von +6,48 Grad (Abweichung: +5,64 Grad) aus dem Jahre 2015. Man sieht, dass - trotz oder gerade wegen der Klimaerhitzung - der Dezember in den letzten 10 Jahren zunehmend wärmer wurde und dass für ein zu kaltes Wetter es ganz besondere Großwetterlagen braucht.
Noch deutlicher wird das, wenn man sich die Wahrscheinlichkeiten nach der Statistik anschaut. Im Vergleich zum Mittelwert von 1961 und 1990 war in den letzten 10 Jahren kein Dezembermonat zu kalt oder normal. Ja, 100 Prozent waren zu warm. Blickt man auf die letzten 20 Jahre, so waren 5 Prozent zu kalt, 25 Prozent normal und 65 Prozent zu warm. Das ist eine Ansage und eine klare Aussage, dass das Wetter im ersten Wintermonat mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu warm ausfallen wird. Und diese Aussage kann man treffen, ohne irgendwelche Wetterkarten oder Langfristprognosen zu studieren!
Das erklärt auch, warum es in tieferen Lagen weniger Schnee gibt, als in den Jahrzehnten zuvor. Eine Veränderung der Temperaturen von +1,0 Grad bedeutet, dass die Schneefallgrenze um etwa 100 Meter ansteigt. Rundet man das Ergebnis, so liegt die Schneefallgrenze der letzten 20 Jahre - im Schnitt - um etwa 100 bis 150 Meter höher, als das früher der Fall war. Ein Flachlandwinter wird unwahrscheinlicher und auch die mittleren Lagen beklagen sich im zunehmenden Maße über den Mangel an Schnee.
Die Merkmale
Die nachfolgenden Daten sind im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 und in Klammer von 91/20:
Bodenfrost gab es an 20,0 Tagen zu erwarten (19,2 Tage). Nachtfrost gab es an 17,9 Tagen (15,9 Tagen) und Dauerfrost (sog. Eistage) an 7,2 Tagen (5,0 Tage). Schneetage gab es an 9,1 Tagen (5,9 Tage). Das sind allesamt statistische Werte auf die Fläche gemittelt. Über Niedersachsen, oder Nordrhein-Westfalen sind keineswegs an 9,1 Tagen Schnee zu erwarten!
Der Dezember ist ein Dunkelmonat
Für die einen ist es schrecklich, wenn das Wetter nasskalt, trüb und dunkel ist. Zudem ist am 21./22. Dezember mit 7 Stunden und 51 Minuten der kürzeste Tag und mit 16 Stunden und 9 Minuten die längste Nacht zu erwarten. Anschließend werden die Tage mit der Wintersonnenwende wieder länger und die Nächte kürzer (mehr dazu: Tage werden im Herbst kürzer).
Die schönen Seiten
Was aber für die einen schrecklich ungemütlich
ist, ist für die anderen ein Hochgenuss, wenn die Tage kühl, abwechslungsreich und dunkel sind. Und mal ehrlich, es gibt doch nichts Gemütlicheres, als in der warmen Stube zu sitzen und das stürmische Winterwetter mit einem Buch auf dem Sofa zu genießen?
Zudem freut es hauptsächlich die jüngere Generation, wenn die ersten Schneeflocken liegen bleiben und so für eine verschneite Winterlandschaft sorgen können. Aber auch Dauernebel kann mit einer Hochdruckdominanz zum Thema werden, kommt jedoch seltener als im November oder zum Hochwinter im Januar vor. Es liegt also ganz bei Ihnen, wie Sie das Wetter empfinden - das Wetter lässt sich jedenfalls nicht davon beeinflussen.
Lässt das Dezemberwetter Rückschlüsse auf den Winter zu?
Dezember, veränderlich und lind, ist der ganze Winter ein Kind.
Herrscht im Dezember recht strenge Kält’, sie volle 18 Wochen hält
Monat | Winter kalt | Winter warm | Häufigkeit |
---|---|---|---|
Dezember warm | 11 % | 53 % | 45 (64 %) |
Dezember kalt | 24 % | 11 % | 25 (36 %) |
Interessant ist in der obenstehenden statistischen Auswertung, dass der erste Wintermonat in den letzten 70 Jahren 16 Mal zu kalt (≤ +0,3 Grad - 23 Prozent) und 38 Mal zu warm (>=+1,3 Grad - 54 Prozent) und 16 Mal normal (+0,8 +/- 0,5 - 23 Prozent) ausfiel. Zudem zeigt sich, dass ein warmer Dezembermonat vielfach auch einen zu warmen Winter zur Folge (53 Prozent) hatte. War er hingegen zu kalt, so gab es nur in 24 Prozent der Fälle einen zu kalten Winter.
Die Abweichung der Temperaturen in Dekaden
Dezembermonate | Temperatur | Abweichung |
---|---|---|
2011-2020 | +3,4 Grad | +2,6 Grad |
2001-2010 | +0,8 Grad | 0 Grad |
1991-2000 | +1,3 Grad | +0,5 Grad |
1981-1990 | +1,6 Grad | +0,8 Grad |
1971-1980 | +1,6 Grad | +0,8 Grad |
1961-1970 | -0,8 Grad | -1,6 Grad |
Besonders sticht in der Dekadenbetrachtung das aktuelle Jahrzehnt auf. Der Mittelwert liegt mit einem Überschuss von +2,6 Grad deutlich über dem der vergangenen Jahrzehnte. Maßgeblich daran beteiligt waren die viel zu warmen Werte der letzten Dezembermonate. Auf andere Art formuliert, wartet man schon seit über zehn Jahren vergeblich auf einen kalten Dezember!
Statistische Auffälligkeiten
Der Dezember aus dem Jahre 2015 ist im Übrigen der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen aus dem Jahre 1881. Somit ist die zurückliegende Dekade die wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen seit 1881. Niemals zuvor waren zehn Dezembermonate in Folge so warm wie von 2011 bis 2020.
- In vielen Fällen dominiert tiefer Luftdruck das Wettergeschehen im ersten Drittel
- Infolge der hohen Tiefdruckaktivität fällt die erste Dekade gegenüber dem langjährigen Mittelwert zu warm aus
- Mit 69 Prozent ist die Wahrscheinlichkeit für einen Kaltlufteinbruch im Zeitraum vom 10. bis 20. sehr hoch
- Schneefall zeigte sich häufiger um die Mitte des Monats
- Insgesamt ist der erste Wintermonat als nasskalter Monat zu bewerten
- Mit 76 Prozent ist die Wahrscheinlichkeit für das Weihnachtstauwetter im Zeitraum vom 20. bis 27. Dezember als sehr hoch einzustufen
- Nach Weihnachten - und häufiger zum Jahreswechsel - wird es wieder zunehmend winterlicher
Wie wird das Wetter im Dezember 2022?
Zum heutigen Stand ist es noch zu lange hin, als dass man im Detail schon Vorhersagen erstellen könnte. Aber es gibt Trends, welche Rückschlüsse auf die Entwicklung der Zirkulationsmuster zulassen.
Das Wetterjahr war im Winter 2021/22 und vom Frühjahr bis in den Herbst hinein meridional strukturiert. Eine Westwetterlage, die ihrem Namen auch gerecht wurde, gab es schon längere Zeit nicht mehr. Dabei gilt die Westwetterlage als die normale
und dominante Wetterlage über Mitteleuropa. Meridional bedeutet keineswegs immer zu warmes Wetter. Die Grundströmung erfolgt entweder von Nord nach Süd, oder aber von Süd nach Nord, was zu extrem hohen Temperaturen führen kann, wie es bspw. im Januar, Februar, Mai, Juni, Juli und August der Fall war.
Der Herbst ist bislang deutlich zu warm und sowohl im Oktober, als auch im November deutet sich eine fortsetzende Dominanz der meridionalen Wetterlage an. Da sich das Hoch überwiegend über Europa positioniert, ist nicht so schnell mit frühwinterlichen Wetterereignissen zu rechnen. Eher das Gegenteil wird mit einem trockenen, sonnigen und erheblich zu warmen Wetter der Fall sein.
Erst, wenn dieses Muster in sich zusammenbricht, sind auch weiße Überraschungen in Form von Schnee und winterlichen Temperaturen möglich. Im Grunde aber - und das wurde in den obenstehenden Fakten deutlich - ist mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von einem milden Wetter im Dezember auszugehen.
UPDATE: Wettertrend der Langfristmodelle
Langfristmodelle geben keinen Aufschluss darüber, wie sich das Wetter im Detail wird entwickeln können und sind somit mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten. Was Langfristmodelle berechnen ist, ob der Monat tendenziell zu warm, zu kalt oder zu nass oder trocken ausfallen kann.
Wettertrend des Langfristmodells CFSv2: zu warm
Immerhin - möchte man sagen - zählt der Dezember 2022 nach der Wetterprognose des CFSv2 Modells noch zu den kühleren Wintermonaten. Doch im Vergleich zu vieljährigen Mittelwert soll das Wetter am Ende um +1,5 bis +2,5 Grad zu warm ausfallen können. Auffällig ist der Niederschlagstrend, der über Norwegen deutlich zu nass und über dem westlichen Europa extrem trocken ausfallen soll. Ein Anrennen der atlantische Frontalzone mit optionaler Nordwestwetterlage ist über Deutschland eine Option.
Wettertrend Langfristmodell NASA: ein nur leicht zu warmes Dezemberwetter
Die Langfristprognose der NASA hat in den letzten Tagen eine Korrektur der Langfristprognose von zu warm auf normal bis etwas zu mild vorgenommen. Berechnet wird eine Abweichung von +0,5 bis +1,5 Grad ein etwas zu warmer Dezember. Auffällig: Weite Teile von Russland werden deutlich zu kalt simuliert, was den Rückschluss auf ein ausgeprägtes Kontinentalhoch zulässt und für den Hochwinter über Deutschland im Januar eine gute Grundlage bildet. Schaut man sich die Niederschlagsprognose an, so wird ein über Deutschland zu trockener Monat simuliert.
Wettertrend des europäischen Langfristmodells: zu warm
Aber auch die Langfristprognose der Europäer hat eine Korrektur vorgenommen. Von vormals leicht zu mild, jetzt zu einer Abweichung von +1 bis +2 Grad im deutlich zu warmen Bereich. Die Niederschlagsprognose soll über dem Westen zu trocken und nach Osten normal ausfallen.
Regelmäßige Aktualisierungen zum Wetter Dezember 2022 erfolgen in Witterungstrends, Wettertrends, Wetterprognosen und Wettervorhersagen an dieser Stelle ab Mitte November.