Wetterprognose Dezember 2021: Wintersturm oder ein mildes Lüftchen?
Der Polarwirbel baut sich bis zum Dezember strukturell um und erfährt eine massive Schwächung, die bis zum Polarwirbelsplitt führen kann. Welche Konsequenzen können sich für den Dezember ergeben?
Herbstwetter. Aktuell ist vom Winter nicht allzu viel zu sehen und selbst in den höheren Lagen liegt derzeit kein Schnee (gerade einmal 21 cm auf der Zugspitze). Erst im Verlauf der kommenden Woche dreht der Wind auf nördliche Richtungen und führt kühlere Luftmassen nach Deutschland. Zuvor können am Samstag bis +15 Grad erreicht werden.
Schnee, Eis und Frost im Dezember?
Der Kaltluftvorstoß Anfang der kommenden Woche ist einem Konstrukt aus einem Hoch über dem Atlantik und einem beginnenden Trogprozess von der Barentssee aus startend. Deutschland liegt zunächst im Trogzentrum, doch wird dessen Verlagerung von Entscheidender Bedeutung für einen möglichen Wintereinbruch sein.
Polarwirbelsplit und winterliche Wetteraussichten?
Dahinter muss ein Fragezeichen gesetzt werden, doch wie man unschwer auf der obenstehenden Wetterkarte erkennen kann, setzt das Hoch auf dem Atlantik alles daran, in den Polarwirbel hinein zu interagieren und diesem eine gehörige Unwucht zu verpassen. Das kann so weit gehen, dass der Polarwirbel vollständig in sich zusammenbricht (Polarwirbelsplit) und die tollsten Wetterlagen zustande kommen können.
Ausbruch kalter Luftmassen polaren Ursprungs
Heute Morgen und heute Nachmittag bestätigte die Wetterprognose der Amerikaner einen Volltreffer für den Trog, der sich bis zum 26. November zentral über Mitteleuropa legte und mit Tageswerten vom -3 bis +1 Grad über dem Süden und Osten und +0 bis +5 Grad über dem Westen und Norden oberhalb etwa 200 bis 400 Meter den Winter Einzug halten ließ. Am grundlegenden Strömungsmuster - dem meridionalen - änderte sich bis Dezember nichts, sodass der Wettertrend für die ersten Dezembertage im Bereich zwischen winterlich kalt und nasskalt lag.
Der Trog schwächelt
Heute Abend nun der Schritt zurück und das bedeutet für alle Freunde des Winterwetters
ein gesundes Maß an Skepsis walten zu lassen. Da ist in Sachen Wintereinbruch für den Dezember nichts gesetzt. Zwar spricht die Wetterentwicklung für eine nasskalte oder gar winterliche Wetterlage, doch die hängt maßgeblich davon ab, wie sich der Trog entwickelt. Und da dieser Prozess noch nicht in der Realität angekommen ist, sind noch viele Entwicklungen möglich.
Der zweite Trogvorstoß, der am 26. November beginnt, führt auf seiner Vorderseite milde Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen zum 27. November auf +2 bis +6 Grad und über dem Norden auf bis +8 Grad ansteigen lassen kann. Zum 28. November gelingt es dem Trog sich nach Süden auszudehnen und erreicht die Mittelmeerregion. Mit einer nördlichen Grundströmung werden kalte Luftmassen nach Deutschland geführt, was am 29. November zu Tageswerten von +0 bis +5 Grad führen kann. Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer sind bis auf die tieferen Lagen herab möglich und oberhalb etwa 400 bis 600 Meter kann der Winter Einzug halten.
Doch bevor der Trog sich stabilisieren kann, dreht sich von Island aus ein weiteres Tiefdrucksystem in den Trog mit ein und liegt zum 30. November über England. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen auf die milde Vorderseitenanströmung und die Temperaturen erreichen +1 bis +6 Grad. Dieses Tief ist derart Dynamisch, dass zum Wechsel in den Dezember unwetterartige Starkwindereignisse möglich sind.
Nasskaltes Dezemberwetter
Diese Tiefdruckdynamik hindert den Trog sich voll zu entwickeln und bleibt über Deutschland sprichwörtlich stecken, was dazu führt, dass sich das Temperaturspektrum nicht sonderlich weit in die winterliche Richtung entwickeln kann. Über Baden-Württemberg und Bayern ist Dauerfrost mit Schneefall bis auf tieferen Lagen zu diskutieren. Weiter nach Norden aber steigt das Temperaturspektrum an und kann in Richtung der Küsten bis +8 Grad erreichen.
Wie steht es um einen Arctic Outbreak mit Wintereinbruch über Deutschland?
Selbst die Hauptläufe der Vorhersage-Modelle, die auch heute Abend zu den kältesten Varianten in den Kontrollläufen zählen, schaffen es nicht, einen halbwegs brauchbaren Wintereinbruch herbeizuzaubern. Nasskalt trifft es besser.
Die Kontrollläufe sind heute Abend etwas milder geworden und berechnen in der Höhe von 1.500 Meter Höhe ein Temperaturspektrum von -2 bis -4 Grad. Für Winterwetter mit Schnee, Eis und Dauerfrost bedarf es bis auf mittleren Lagen eine Höhentemperatur von -4 bis -6 Grad und bis auf tiefere Lagen von -6 bis -8 Grad und so bestätigt sich heute Abend der nasskalte Wettertrend, der Anfang Dezember ein ansteigendes Temperaturniveau aufweist. Anders formuliert betragen die Werte am kältesten Tag (29. November) +2 bis +6 Grad und am 4. Dezember +3 bis +7 Grad. Nein, ein Wintereinbruch sieht definitiv anders aus.
Deutlicher zeigt sich das im Mittelwert aller Kontrollläufe. Der Trog wird initialisiert und damit steht ab dem 25. November eine sehr spannende und zu Unwettern neigende Zeit bevor, doch geht der Trog in der Mehrheit aller Kontrollläufe zu weit westlich nieder und Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen auf der milderen Vorderseitenanströmung. Anfang Dezember löst sich der Trog auf und wandelt sich allmählich in ein westliches bis südwestliches Strömungsmuster. Das ist dann das Worst-Case-Szenario
aller Winterfreunde.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
25. November | +0 bis +9 Grad |
+3 bis +5 Grad |
29. November | -2 bis +7 Grad |
+2 bis +4 Grad |
4. Dezember | -5 bis +14 Grad |
+4 bis +6 Grad |
Was simulieren die Europäer?
Auch nach dieser Wetterprognose beginnt der Trog zu schwächeln, geht deutlich weiter westlich nieder und bricht bis Anfang Dezember in sich zusammen. Statt winterliche Temperaturen werden am 27. November Temperaturen von +2 bis +6 Grad und örtlich bis +8 Grad simuliert. Das ist weit von winterlichen Wetterverhältnissen entfernt.
Wettertrend des Langfristmodells
Im Wettertrend des Langfristmodells hat sich in den letzten 48 Stunden eine Korrektur von -0,5 Grad ergeben. Das Wetter im Dezember 2021 soll mit einer Abweichung von +0,5 bis +1,5 Grad gegenüber dem Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm ausfallen (91/20: +0,0 bis +0,5 Grad). In der Niederschlagsbilanz wird der Dezember über Süddeutschland, der Schweiz und Zentralösterreich gegenüber seinem Sollwert etwas zu trocken berechnet. Das spricht für ein an Deutschland heranrückendes Hochdrucksystem, während sich die Tiefdruckgebiete mit einer deutlich positiven Niederschlagsprognose über Skandinavien austoben können.