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Wettertrend Dezember 2021: Wann kommt der Winter?

| M. Hoffmann
Kommt der Winter Anfang Dezember?

Winterwetter mit viel Schnee, Eis und Frost. So stellt man sich das typische Dezemberwetter vor. Doch so weit ist der Winter im Dezember selten fortgeschritten und fällt in seiner ersten Hälfte oftmals nasskalt aus. Gilt das auch in diesem Jahr, oder sorgt ein Arctic Outbreak für eine faustdicke Überraschung?

Halbzeitbilanz. Das Wetter im November war im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1991 um rund +2 Grad zu warm. Das ist ordentlich und in den kommenden Tagen kann sich der Temperaturüberschuss noch ausbauen. Am Sonntag können über dem Norden bis +15 Grad möglich sein.

In der Niederschlagsbetrachtung konnte der November seinen Sollwert zwar zu 52 Prozent erfüllen, doch war der November in seiner ersten Hälfte westlich der Linie von Hamburg und Ulm erheblich zu trocken, während über dem Osten das Soll des Monats bereits erfüllt wurde. Am wenigsten Niederschlag gab es mit 17,4 l/m² über Hessen, während über Brandenburg 48 l/m² registriert werden konnten.

Wann kommt der Winter?

Der Herbst war bisweilen um +1,37 Grad zu warm und die Fragen viele unserer Leser, wann es endlich kälter wird, ist berechtigt. Wann also normalisieren sich die Temperaturen und wie stehen die Chancen auf Winterwetter im Dezember?

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Innerhalb des Polarwirbels tut sich was

Wer bei und schon eine Weile zu Gast ist und die Wetterprognose der letzten Tage verfolgt hat, der weiß, dass sich innerhalb des Polarwirbels eine gravierende Veränderung ergibt, die unter bestimmten Voraussetzungen den Winter frühzeitig nach Deutschland führen kann. Im Grunde aber gibt es drei verschiedene Varianten, die vom Polarwirbel ausgehend das Wetter über Deutschland beeinflussen können.

Arctic Outbreak

Ein Arctic Outbreak mit Zentrum über Mitteleuropa hatte in den letzten Tagen immer wieder das amerikanische Wettermodell berechnet. Das ist für Freunde des Winterwetters sozusagen der 6-er im Lotto. In dieser Variante stellt sich auf dem Atlantik ein Hochdrucksystem nach Norden auf und blockiert die atlantische Frontalzone. An eine Westwetterlage ist nicht zu denken und im Zusammenspiel mit einem Tief über der Barentssee werden kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Süden - in Richtung Deutschland, Österreich und der Schweiz - geführt.

Doch selbst unter optimalen Bedingungen sinken die Tiefstwerte über Deutschland nicht überall in den frostigen Bereich ab. Dafür ist der Boden und vor allem die Nord- und Ostsee zu warm. Trotzdem können die Werte über dem Süden und Osten auf -4 bis +2 Grad und über dem Norden und Westen auf +0 bis +5 Grad absinken. Die Schneefallgrenze sinkt bis auf die tieferen mittleren Lagen ab und oberhalb etwa 300 bis 500 Meter können sich winterliche Wetterbedingungen einstellen.

Der Arctic Outbreak erreicht mit voller Wucht Deutschland
Wetterprognose nach einem Kontrolllauf: Der Arctic Outbreak erreicht mit voller Wucht Deutschland
© www.meteociel.fr

Der abgelenkte Trog

Wer aber bei uns nicht nur eine Weile zu Gast ist, sondern über einen längeren Zeitraum unsere Wetterprognosen verfolgt (vielen Dank hierfür), der kennt das. Die Vorhersage-Modelle berechnen die tollsten Kaltluftzuströme mit tiefwinterlichen Aussichten und ein paar Tage später werden die winterlichen Bedingungen erst zeitlich verschoben und nachfolgend ganz weggerechnet. Deutschland ist eben nicht bekannt für seine Wetterextreme und gerade bei solch exotischen Simulationen sollte man als Winterfreund immer ein gesundes Maß an Skepsis walten lassen. Insbesondere dann, wenn der kalte Hauptlauf von den Kontrollläufen nicht gestützt wird.

Jedenfalls gibt es bei einem Trog neben dem Zentrum noch die linke und die rechte Seite, die keineswegs kalt, sondern ungewöhnlich mild sind. Anders formuliert handelt es sich bei einem Trog um eine meridionale Grundströmung, die von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord verlaufen kann. Entscheidend ist also die Position und rauschen kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden, folgt eine ganz eigenartige Wetterdynamik. Wie das aussehen kann, berechnete das amerikanische Wettermodell im Tagesverlauf.

Der Trog wird initialisiert, doch bereits zum 24. November nach Westen - in Richtung England und dem Atlantik - abgelenkt. Sollte das geschehen, so würde Deutschland im November und auch Anfang Dezember auf der warmen Vorderseitenanströmung des Troges liegen. Temperaturen von +8 bis +12 Grad wären demnach bis Ende November zu erwarten.

Es gibt noch eine weitere Variante, bei der sich der Trog weiter nach Osten verlagert und mithilfe eines Keils des Azorenhochs über dem östlichen Europa abgelenkt wird. Das ist der eigentliche Klassiker und hat schon so machen Winterfreund zur Verzweiflung gebracht. Warum? Das Hoch, was den Trog nach Osten wegdrückt, platziert sich nachfolgend über Mitteleuropa und dominiert fortan das Wetter. Was anfangs mal als Winterwetter begann, wurde dann zu einem milden Betonhoch, was mit dem Winter nichts mehr gemeinsam hatte.

Die zwei milden Trogvarianten
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell (li.) und einem Kontrolllauf (re.): Die zwei milden Trogvarianten
© www.meteociel.fr

Das Kippmuster in Richtung Westwetterlage

Kommen wir zur dritten Variante, die sich bis Dezember einstellen kann. Bedingung hierfür ist, dass sich innerhalb des Polarwirbels zunächst eine Hochdruckzone von Sibirien nach Kanada ausdehnen kann, was aktuell schon der Fall ist.

Schwächt sich nun durch den Trogvorstoß das zentrale Tief über der Barentssee ab, wird durch die Drehbewegung der Hochdruckzone der aktive Teil des Polarwirbels in Richtung Kanada transferiert. Dieser Transformationsprozess kann innerhalb von 24 Stunden erfolgen und so manch sicher geglaubte winterliche Wetterlage in sich zusammenfallen lassen.

Einige der Kontrollläufe berechnen aktuell solche Varianten, bei der die kalten Luftmassen über dem östlichen Kanada nach Süden in Richtung Neufundland abgeführt werden und auf dem Atlantik für kräftige Tiefdrucksysteme sorgen, die in Richtung Mitteleuropa streben. Wird dem Treiben - bspw. durch ein Blockadehoch auf dem Atlantik - kein Einhalt geboten, so kippt die Großwetterlage langsam aber sicher auf eine Westwetterlage (zonale Wetterlage), die gerade für das Wetter im Dezember so typisch ist.

Deutlich ersichtlich ist die Hochdruckzone in den Druckanomalien und sollte sich das Hoch auf dem Atlantik nicht nach Norden aufstellen, so wäre das ein klares Indiz für die beginnende Zonalisierung.

Links die Druckanomalien - flacht sich das Hoch auf dem Atlantik ab, kommt es - wie rechts - zu einer Westwetterlage
Links die Druckanomalien - flacht sich das Hoch auf dem Atlantik ab, kommt es - wie rechts - zu einer Westwetterlage
© climatereanalyzer.org

Was im Dezember für ein Wetter wahrscheinlich ist

Ganz klar, der Dezember gilt noch als ein frühwinterlicher Wettermonat, der vom Spätherbst in den Winter überleitet. Nasskalte Witterungsverhältnisse mit den ersten winterlichen Wetterereignissen ab der zweiten Dezemberdekade mit nachfolgendem Weihnachtstauwetter ist völlig normal. Schaut man sich die Kontrollläufe von heute Abend an, so deckt der Mittelwert exakt den Bereich ab, der für die Jahreszeit normal und im Trend zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 leicht zu mild ist.

Anders formuliert bewegt sich das Temperaturspektrum vom 24. November bis 2. Dezember mit Tageshöchstwerten von +2 bis +8 Grad mehr in dem nasskalten als winterlichen Bereich. Und da sich dieser Temperaturtrend jetzt schon mehrere Tage hintereinander bestätigt hat, wird er zunehmend wahrscheinlicher.

In der Niederschlagsprognose ist bis zum 25. November nicht mit ergiebigem Niederschlag zu rechnen. Erst im Zeitraum darüber hinaus zeigt sich eine in den leicht erhöhten Bereich ansteigende Niederschlagstendenz. Nasskaltes Wetter eben.

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
23. November +2 bis
+11 Grad
+4 bis
+6 Grad
27. November -2 bis
+14 Grad
+3 bis
+5 Grad
2. Dezember -2 bis
+12 Grad
+2 bis
+5 Grad
Diagramm Temperaturen Dezember 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Dezember 2021 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Wettertrend des Langfristmodells

Im Wettertrend des Langfristmodells hat sich in den letzten Tagen wenig verändert. Das Wetter im Dezember 2021 soll mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad gegenüber dem Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm ausfallen (91/20: +0,0 bis +1,0 Grad). In der Niederschlagsbilanz wird der Dezember gegenüber seinem Sollwert etwas zu trocken berechnet. Das spricht gegen einen vollständigen Durchbruch der atlantische Frontalzone (Zonalisierung).

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