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Augustwetter: Sommermonsun oder Omegablase - Das Wetter im Umbruch

| M. Hoffmann

Der Sommer 2025 – und mit ihm der bevorstehende Hochsommer – steht an einem Wendepunkt. Ein beständiger Kaltlufttropfen blockiert derzeit den Aufbau eines stabilen Hochdruckgebiets über Mitteleuropa. Diese Störung verhindert zunächst einmal flächendeckendes Sommerwetter. Doch der Einfluss dieses Höhentiefs ist nicht von Dauer: Aus meteorologischer Sicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich das Hochdrucksystem durchsetzt. Ob dies bereits im letzten Julidrittel geschieht oder erst im August, bleibt abzuwarten. Besonders der Spätsommermonat August wird dabei eine Schlüsselrolle spielen – denn er entscheidet, ob der Hochsommer von Hitze und Trockenheit geprägt wird oder ob wechselhaftes Wetter dominiert. Wir haben uns das heute einmal genauer angeschaut – und ja, die Wettermodelle deuten eine Umstellung an.

Weitere Störungen mit teils intensiven und ergiebigen Regenfällen bis August?
Weitere Störungen mit teils intensiven und ergiebigen Regenfällen bis August?

Der Kaltlufttropfen kreist derzeit über Teilen von Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg und bringt dort zeitweise Regen. Am Nachmittag sind auch über der Mitte sowie über dem Süden von Baden-Württemberg und Bayern vereinzelte gewittrige Schauer möglich (Gewitterradar), ansonsten bleibt es weitgehend trocken. Die Temperaturen erreichen über dem Nordosten +18 bis +22 Grad, während über dem Südwesten Spitzenwerte von bis zu +32 Grad möglich sind.

Wechselhaftes, teils regnerisches Wetter

Der Kaltlufttropfen – oder auch Störimpuls – entfaltet in dieser Woche seine volle Wirkung. Er wabert mal nach Westen, bleibt dann stehen, kehrt zurück und sorgt so über Deutschland, Österreich und der Schweiz für eine anhaltend instabile Wetterlage, was den Aufbau einer stabilen Hochdruckzone verhindert. Von Montag bis einschließlich Freitag kommt es immer wieder zu Schauern unterschiedlicher Intensität: Zu Wochenbeginn noch überwiegend moderat, ab der Wochenmitte jedoch zunehmend kräftig und örtlich auch länger anhaltend.

Die Temperaturen schwanken meist zwischen +20 und +25 Grad, im Süden sind auch Werte bis +28 Grad möglich. In Regionen mit kräftigem und anhaltendem Niederschlag sind hingegen nur Höchstwerte um +17 Grad zu erwarten. Der Wind frischt zu Wochenbeginn aus westlichen Richtungen spürbar auf, lässt jedoch in der zweiten Wochenhälfte wieder nach. Wer es genauer wissen möchte: Wetter Juli.

Der Störimpuls leistet ganze Arbeit und hindert das Hoch am Aufbau einer stabilen Wetterlage
Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Der Störimpuls leistet ganze Arbeit und hindert das Hoch am Aufbau einer stabilen Wetterlage © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Die Entwicklung der Großwetterlage bis August

Ein Blick auf die obenstehenden Wetterkarten zeigt eine vollständig gestörte Zirkulation: Das Hoch über dem Norden wird von einem Störimpuls unterwandert, der entlang seines südlichen Gradienten verläuft. Daraus ergeben sich bis August im Wesentlichen zwei mögliche Wetterentwicklungen, die wir im Folgenden näher betrachten.

Hoch baut sich über Mitteleuropa auf

In der ersten Variante zieht der Kaltlufttropfen über Osteuropa ab. In der Folge gelingt es dem Hoch, eine Achse in Richtung Mittelmeerraum auszubilden. Das Ergebnis ist ein omegaähnliches Konstrukt, das an seinen Flanken von Tiefdrucksystemen gestützt wird.

Dieses Omegakonstrukt könnte sich im Zeitraum des Hochsommers – vom 21. Juli bis 21. August – weiter stabilisieren und zu einem ausgeprägten Omegahoch entwickeln. Neben intensiver Hitze wären dann auch Trockenheit und Dürre möglich. Sollte das Omegahoch jedoch nicht zustande kommen, etwa durch ein Abkippen nach Osten, stellt sich eine Südwestwetterlage ein. Das führt zu ähnlichen Bedingungen, jedoch wären in der ersten August-Dekade vermehrt Schauer und Gewitter zu erwarten.

Der Hochsommer im August mit einer Omegablase oder einer Südwestwetterlage
Die Wettervorhersage nach ausgesuchten Kontrollläufen: Der Hochsommer im August mit einer Omegablase oder einer Südwestwetterlage © www.meteociel.fr

Eine bis in den August hinein gestörte Wetterlage

Was geschieht, wenn es dem Hoch nicht gelingt, eine halbwegs stabile Achse in Richtung Mittelmeerraum aufzubauen, zeigt sich in der Wetterprognose beider Vorhersagemodelle. Immer wieder versucht sich das Hoch von Skandinavien aus zu stabilisieren, doch die Lücke am südlichen Hochdruckgradienten ist zu groß. Dadurch können weitere Störimpulse vordringen, die das Hoch zunehmend schwächen und letztlich zur Auflösung zwingen.

Löst sich das Hoch über Skandinavien tatsächlich auf, würden die nachfolgenden Tiefdrucksysteme den frei gewordenen Raum rasch einnehmen und im August beginnen, nach Süden auszutrogen. In diesem Szenario befände sich der Sommer auf dem Rückzug. Mit zunehmender Niederschlagsaktivität sinken die Temperaturen laut europäischem Wettermodell auf +16 bis +20 Grad, während in sonnigen Phasen auch kurzzeitig bis zu +22 Grad erreicht werden können. Einerlei – mit Sommerwetter hat diese Entwicklung bis August wenig gemein.

Impulsgetriggertes Wetter

Nach der Prognose des amerikanischen Wettermodells verschwindet die Hochdruckzone nicht vollständig, doch tummeln sich rundherum zahlreiche Tiefdrucksysteme. Diese ziehen in rascher Folge über Mittel- und Nordeuropa hinweg. Auf ihrer Vorderseite wird warme bis heiße Luft nach Norden geführt, wodurch es im Moment des Durchzuges zu Unwettern kommen kann. Ziehen die Tiefdruckgebiete weiter ostwärts, folgt kühlere Rückseitenluft.

Die Temperaturen schwanken dadurch in einem breit gefächerten Spektrum zwischen +17 und +35 Grad. Deutlich wird jedoch: Auch in der Prognose des amerikanischen Wettermodells kann sich bis August keine stabile Wetterlage etablieren.

Keine stabile Wetterentwicklung bis August
Die Wettervorhersage der Vorhersage-Modelle: Keine stabile Wetterentwicklung bis August © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Hitzewelle oder Störimpuls?

Bemerkenswert: Das Fazit hat seit nunmehr 240 Stunden (10 Tage) Bestand. Der Sommer steht zweifellos an einem Scheideweg – Hop oder Top, sozusagen. Die aktuellen Vorhersagemodelle verdeutlichen eindrucksvoll, welche unsommerlichen Wetterlagen inmitten des Hochsommers bis in den August möglich sind. Extreme Hitze, wie sie das amerikanische Wettermodell noch vor wenigen Tagen mit bis zu +43 Grad simulierte, spielt derzeit keine Rolle mehr – sie zeigt jedoch das theoretische Potenzial der Extreme, das etwa durch einen Trog oder eine Omegablase ausgelöst werden kann.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe hatten die extreme Hitze ohnehin nicht gestützt – daher überrascht es nicht, dass nun eine entsprechende Korrektur erfolgt ist. Interessant dabei: Die Kontrollläufe selbst haben heute eine Anpassung der Temperaturprognose vorgenommen. Für den Zeitraum vom 14. bis 24. Juli wird eine Temperaturanomalie von +2 bis +4 Grad erwartet, über dem Süden vorübergehend sogar bis zu +6 Grad – erheblich zu warm. Ab dem 24. Juli bis Anfang August sinkt das Temperaturniveau über dem Norden mit einer Anomalie von -0,5 bis +1,0 Grad in den normalen bis leicht zu warmen Bereich. Über dem übrigen Bundesgebiet bleibt es mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittel weiterhin zu warm. Im Vergleich zu den Vorhersagen der letzten Tage stellt dies jedoch eine Korrektur nach unten dar.

Die Regenprognose

Während die Temperaturprognose nach unten korrigiert wurde, zeigt sich bei den Niederschlägen eine entgegengesetzte Entwicklung. Besonders über dem Norden besteht bis in den August hinein eine leicht bis mäßig erhöhte Niederschlagswahrscheinlichkeit, die in südlicher Richtung allmählich abnimmt. Im Fazit lässt sich sagen: Nachhaltig stabiles Hochsommerwetter bis August ist zwar nicht ausgeschlossen, jedoch zunehmend unwahrscheinlich. Die Kontrollläufe favorisieren weiterhin eine wechselhafte Südwestwetterlage, was - wie in den vergangenen Tagen auch - die wahrscheinlichste Wetterentwicklung sein wird. Schaun mer mal.

Eine wechselhafte und zu Schauern und Gewittern neigende Südwestwetterlage ist und bleibt bis in den August hinein der Favorit
Eine wechselhafte und zu Schauern und Gewittern neigende Südwestwetterlage ist und bleibt bis in den August hinein der Favorit © www.meteociel.fr

Augusttrend nach dem Langfristmodell

Das Wetter im August wird über ganz Europa als zu warm simuliert – daran hat sich in den vergangenen 48 Stunden nichts geändert. Für Deutschland zeigt das Modell eine prognostizierte Abweichung von +2 bis +3 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 (91/20: +0,6 bis +1,6 Grad). Die Niederschlagsbilanz fällt über der Mittelmeerregion sowie im Norden Skandinaviens leicht zu nass aus. Für weite Teile Mitteleuropas – darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz – zeichnen die Modelle hingegen ein Bild tendenziell zu trockener Witterung.

Regenradar
Regenradar Deutschland
© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)