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Wettertrend: Erste Signale des Polarwirbels können Auswirkungen auf das Wetter im August haben

| M. Hoffmann

Der Hitze folgt eine Gewitterfront samt Wetterwechsel nach und sorgt im weiteren Verlauf für einen wechselhaften und spürbar kühleren Wettercharakter. Doch im Bereich zwischen Grönland und Kanada, sowie zwischen Skandinavien und der Karasee spielt sich eine Wetterentwicklung ab, welche den Sommer im August in die eine oder andere Richtung kippen lassen kann.

Anhaltend wechselhaftes und zu Gewittern neigendes Wetter auch im August?
Anhaltend wechselhaftes und zu Gewittern neigendes Wetter auch im August?

Ein weiterer Wüstentag ist heute über manchen Regionen mit Werten von bis +35 Grad und mehr zu erwarten, aber auch sonst bewegen sich die Werte mit +29 bis +34 Grad verbreitet im Bereich der hochsommerlichen Hitze. Hinzu kommt eine zunehmende Schwüle, was die Hitze drückender macht und für lokale Hitzegewitter sorgen kann, deren Schwerpunkt über Baden-Württemberg und Bayern und im Speziellen über den Regionen südlich der Donau zu finden ist (Gewitterradar).

Gewitterfront überquert Deutschland

Die Schwüle wird von einer kleinräumiges Störung nach Deutschland geführt, welche Deutschland noch in der Nacht auf Sonntag erreicht und rund 24 Stunden braucht, um die östlichen Landesteile zu erreichen. Kräftige Schauer und Gewitter ziehen über Deutschland hinweg und aufgrund der fehlenden Dynamik können die Gewittercluster für längere Zeit an Ort und Stelle verweilen, was neben Blitz- und Hagelschlag auch zu regionalen Überflutungen und lokalen Sturzfluten führen kann. Bis Mitte der Woche verlagert sich die Störung nach Osten und dreht die Grundströmung von Süd nach Nordwest. Kühlere Luftmassen erreichen Deutschland und lassen die Temperaturen auf +20 bis +25 Grad zurückgehen. In Schauernähe - und davon sind einige zu erwarten - können die Temperaturen auch auf bis +17 Grad absinken.

Eine kleinräumige Störung zwängt sich in die Hochdruckzone
Die Wetterprognose und Niederschlagsprognose der Vorhersage-Modelle: Eine kleinräumige Störung zwängt sich in die Hochdruckzone © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Hochsommer, Spätsommer oder Frühherbst - Wie wird der August 2024?

Das Wetter im August kann sowohl als auch. Anfangs noch hochsommerlich heiß, mit einem Kippmuster ab der Monatsmitte und in manchen Jahren hat sich Ende August dann schon der Frühherbst bemerkbar machen können. Insofern nichts Spektakuläres, doch die aktuelle Wetterentwicklung lässt einen aufmerksam werden und könnte das Wetter im August um 180 Grad drehen.

Hochdruckzone über Europa

Vor rund 9 Tagen haben wir die These einer stabilen Hochdruckentwicklung vorgestellt, bei der sich eine Hochdruckzone von der Mittelmeerregion bis über Skandinavien weit nach Norden entwickeln könnte. Schaut man sich die oben stehenden Wetterkarten genauer an, so erkennt man diese Hochdruckzone, welche sich sogar bis weit über die Karasee erstreckt.

Polarwirbel zwischen Kanada und Grönland

Zur gleichen Zeit erkennt man zwischen Kanada und Grönland ein kräftiges Tiefdruckpotential, welches als erstes Signal des winterlichen Polarwirbels gewertet werden kann. Jedoch bringt diese Entwicklung eine Dynamik ins Spiel, welche dem Sommer bislang gefehlt hat und ab diesem Moment können sich die Hauptcluster der Systeme intensivieren. Und das hat Konsequenzen für das Wetter im August.

Stabile Wetterentwicklung samt Hochsommer

Die Tiefdruckdynamik wabert nicht mehr in Form von Störimpulsen in einem schwachgradientigem Wetterumfeld umher, sondern kann sich auf dem Atlantik zwischen Grönland und Island formieren - die atlantische Frontalzone. Auf der anderen Seite dehnt sich das Hoch weiter aus und hat seinerseits jetzt genügend Raum und Energie, um sich weiter zu stabilisieren. In diesem Fall kann sich über Mitteleuropa eine stabile Hochdruckzone etablieren und so das Wetter über weite Teile von Deutschland, Österreich und der Schweiz zu beeinflussen.

Mit den ersten Signalen des Polarwirbel hat auch der Hochsommer im August noch eine Chance
Die Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Mit den ersten Signalen des Polarwirbels hat auch der Hochsommer im August noch eine Chance © www.meteociel.fr

Wenig sommerliche Wetteraussichten - das Muster zieht sich durch den Sommer

Bei den oben stehenden Wetterkarten handelt es sich um ausgesuchte Kontrollläufe, welche zeigen, wie das mit dem Hochsommer im Augst gelingen kann. Der Wettertrend der Vorhersage-Modelle folgt dieser These jedoch nicht. Zwar kann sich der Hochdruckkeil bis über die Karasee etablieren, doch zentralisiert sich ein Hochdruckcluster zwischen der Karasee und Sibirien. Somit wird die Hochdruckzone nach Süden - also zwischen Skandinavien und Mitteleuropa - anfällig für weitere Störimpulse.

Zwischen schwül-warmem und frühherbstlichem Wetter

Beide Vorhersage-Modelle berechnen in ihrer Wetterprognose die Störanfälligkeit der Hochdruckzone bis in den August hinein. Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten genauer an, so erkennt man den sich wieder abschwächenden Polarwirbel und den Zusammenbruch der atlantische Frontalzone. Das umherwabern von Störimpulsen in einem schwachgradientigen System geht mit dem August in die Verlängerung.

So wird das nichts mit dem Hochsommer im August. Unter bestimmten Voraussetzungen könnten die Störimpulse auch weiter nach Süden gedrückt werden und über Deutschland, Österreich und der Schweiz für längere Zeit verweilen. Monsunregen statt Hochsommer. Die Prognose der Amerikaner deutet eine solche Wetterentwicklung an.

Keine sommerliche Wetterentwicklung im August
Die Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Vorhersage-Modell: Keine sommerliche Wetterentwicklung im August © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: der Sommer vor dem Scheideweg

Auch nach dem neunten Tag in Folge ändert sich am Resümee nichts. Der Sommer steht mit dem markanten Wetterwechsel in der kommenden Woche vor dem Scheideweg. Entscheidend wird sein, wie sich die Hochdruckzone entfalten und zentralisieren kann. Auch wird die beginnende Dynamik des Polarwirbels einen wichtigen Impuls setzen können. Ob das ausreichen wird, bleibt abzuwarten.

Was wahrscheinlich ist

Ähnlich sehen es die Kontrollläufe, welche ein breites Entwicklungsspektrum berechnen. In Summe aber - und auch das ist ein wichtiges Signal - wurde in den vergangenen 48 Stunden eine Korrektur in der Temperaturprognose vorgenommen. Die Kühlebeschränkt sich mittlerweile nur noch auf den Zeitraum vom 24. bis 25. Juli. Und kühl ist auch nicht der korrekte Ausdruck - vielmehr handelt es sich um eine im Vergleich zu 1961 und 1990 Normalisierung des Temperaturspektrums.

Nachfolgend steigt das Temperaturniveau an und kann sich über dem Norden, Osten und Westen auf eine Anomalie zwischen +0,5 bis +1,5 Grad und über dem Süden auf +1,0 bis +2,0 Grad und vom 28. bis 30. Juli auf bis +3,0 Grad im Vergleich zu 1961 und 1990 einpendeln.

Die Niederschlagsprognose ist von Sonntag auf Montag, sowie im Zeitraum vom 24. und 25. Juli erhöht. Zwischen dem 26. und 28. Juli zeichnet sich eine weitgehend trockene Witterung ab und steigt Anfang August in den schwach bis leicht erhöhten Bereich an. Also ja, das Wetter im August hat ein deutlich höheres Potential zu warm als zu kalt zu starten - Schauerwetter inbegriffen, jedoch kein monsunartiger Niederschlag.

Der Sommer steht im August weiterhin vor dem Scheideweg
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der Sommer steht im August weiterhin vor dem Scheideweg © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
26. Juli +16 bis
+28 Grad
+22 bis
+24 Grad
30. Juli +14 bis
+32 Grad
+22 bis
+24 Grad
4. August +12 bis
+33 Grad
+22 bis
+24 Grad
Diagramm Temperaturen August 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe August 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Augustprognose nach dem CFSv2 Modell

Das Langfristmodell hat seine Prognose im Vergleich zu den vergangenen 48 Stunden kaum verändert. Demnach soll die Temperaturabweichung gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit +1 bis +2 Grad im zu warmem Bereich liegen. Die Niederschlagsentwicklung - und das ist das - für den Moment - entscheidende Signal, ist erheblich zu trocken, was nur mit einer stabilen Hochdruckzone machbar ist. Schaun mer mal!

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