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Wetterprognose August 2020 - Hochsommerliche Hitze oder Frühherbst?

| M. Hoffmann
Die Wetterentwicklung der Woche kann schon maßgeblich für das Wetter im August sein

Der Sommer dümpelt so vor sich hin. Im Schnitt war er bislang zu warm und etwas zu trocken, doch im Charakter über weite Teile unbeständig und mancherorts auch etwas zu kühl. Ändert sich das im August 2020?

Deutschland liegt im Verlauf der Woche in einem gradientenschwachen Wetterumfeld, dass am Anfang und am Ende der Woche von hohem und zur Wochenmitte von tiefem Luftdruck dominiert wird. So kommt es von Nord nach Süd zu übergreifenden Niederschlägen, die am Mittwoch über ganz Deutschland und am Donnerstag und Freitag über dem östlichen Bundesländern nennenswert ausfallen und örtlich mit Gewittern einhergehen können.

Die Woche startet mit Werten von +21 bis +26 Grad und örtlich bis +28 Grad sommerlich warm, doch bereits zum Dienstag setzt setzen sich von Nordwesten kühlere Luftmassen durch, was die Tageswerte zur Wochenmitte auf +16 bis +21 Grad und örtlich bis +23 Grad absinken lassen kann. Nachfolgend zeigt sich häufiger die Sonne und bis zum Samstag sind +22 bis +26 Grad und örtlich bis +29 Grad möglich. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter Juli.

Zum Wochenende setzt sich über Deutschland hoher Luftdruck durch
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Zum Wochenende setzt sich über Deutschland hoher Luftdruck durch
© www.meteociel.fr

Wie wird das Wetter im August?

Stabil, oder gar einheitlich waren die Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle in den letzten Tagen nicht und zeigten ein Entwicklungsspektrum auf, das von Herbst bis zum Hitze-Sommer reichte. Wahrscheinlicher aber war eine für die Jahreszeit typische Wetterentwicklung, die im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert etwas zu warm war und den bislang durchwachsenen Wettercharakter bis in den August hinein hätte fortsetzen können. Doch so einfach ist es nicht. Aber der Reihe nach.

Warum das Wetter ist, wie es ist

Warum ist der Sommer bisweilen so durchwachsen ist, ist eine an uns derzeit häufig gestellte Frage. Die Antwort darauf ist relativ einfach. Der Jetstream - also die Höhenwinde - liegt nicht wie in den letzten Jahren auf einer nördlichen Zugbahn, sondern befindet sich dort, wo er eigentlich im Sommer liegen sollte. Das wiederum aber führt dazu, dass die Tiefdrucksysteme immer wieder einmal auf Deutschland, Österreich und der Schweiz übergreifen und das Wetter beeinflussen können. Über dem Norden etwas mehr, als über dem Süden

Bislang keine Stabilisierung möglich - ändert sich das?

Egal also was das Hoch anstellen mag. Solange der Jetstream südlich verläuft, bleibt der Wettercharakter durchwachsen. Aber das kann sich rasch ändern. Warum? Der Jetstream ist nicht sonderlich stark ausgeprägt und man muss in den Prognosekarten schon nach seiner Struktur suchen. Wir haben einmal eine Karte der aktuellen Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells vom 21. Juli genommen, auf der sich der Jetstream in einer von Nordwest nach Südost verlaufenden Zugbahn über Island, Skandinavien, England und Deutschland befindet.

Damit sich das Wetter aber nachhaltig in Richtung Sommer stabilisieren kann, ist eine Verlagerung des Jetstreams nach Norden vonnöten und das gelingt nur, wenn sich das Azorenhoch anders verhält und sich ebenfalls nach Norden, entweder über Mitteleuropa / Skandinavien, oder dem östlichen Europa ausdehnt.

Der Jetstream befindet sich auf einer südlichen Zugbahn
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Jetstream befindet sich auf einer südlichen Zugbahn
© www.meteociel.fr

Hitze im August?

Mit dem 23. Juli beginnen die sog. Hundstage und dauern bis zum 23. August an. Das ist die Zeit, in der über Deutschland für gewöhnlich der Hochsommer residiert. Und wer hier regelmäßig mitliest, der weiß, wie sehr die Vorhersage-Modelle derzeit hin und herspringen. Im Grunde aber handelt es sich hierbei um das einpendeln der Großwetterlage, was auch weite Teile vom August dominieren kann.

Eine der - heißen - Varianten wurde in den letzten Tagen immer wieder einmal berechnet, manches Mal auch in Form eines Omegahochs. Damit der Sommer aber unangenehm heiß wird, genügt im Grunde schon ein Hoch über Mitteleuropa, bzw. dem östlichen Europa. Während das Hoch über Mitteleuropa noch für stabile Wetter-Verhältnisse sorgen kann, hätte eine osteuropäisches Hoch eine schwül-warme und zu Schauern und Gewittern neigende Großwetterlage zur Folge.

Wie auch immer - sollte dieses Hoch sich in der Formation bis zum 20./21 Juli einfinden - und auch behaupten können - so wäre eine Stabilisierungsphase bis in den August 2020 hinein zu berücksichtigen, die auch den Hochsommer zur Folge haben kann.

Zwischen Hoch- und Hitzesommer: Hoch Osteuropa (li.), Hoch Mitteleuropa (mi.), Hoch in Omegaformation (re.)
Wetterprognose nach Kontrollläufen: Zwischen Hoch- und Hitzesommer - Hoch Osteuropa (li.), Hoch Mitteleuropa (mi.), Hoch in Omegaformation (re.)
© www.meteociel.fr

Kühles Sommer-Wetter

Der Siebenschläferzeitraum war vom 27. Juni bis 10. Juli durchwachsen und über dem Norddeutschland über weite Strecken zu kühl. Bei dem Siebenschläferzeitraum handelt es sich um eine Singularität, die über Süddeutschland eine Trefferquote von 60 bis 80 Prozent hat und nach Norden - aufgrund des maritimen Einflusses - schwindet. Das sollte man im Hinblick auf die Wetterentwicklung für den August nicht außer Acht lassen.

Rückblickend war der Siebenschläferzeitraum über dem Süden und Osten etwas zu warm und im Charakter durchwachsen. Geht es also nach dieser Singularität, so wäre noch bis weit in den August hinein mit einem unbeständigen Sommerwetter zu rechnen, der im Flächenmittel zwar zu warm ausfallen, aber regional große Unterschiede aufweisen kann.

Damit aber der Sommer 2020 noch zu kühl ausfallen kann, müsste sich nun eine Großwetterlage einstellen, bei der das Hoch auf den Azoren passiv bleibt und keinen Hochdruckkeil in Richtung der Mittelmeerregion aufbauen kann. Denn nur so ist es den Tiefdruckgebieten möglich, immer wieder von neuem von nordwestlichen Richtungen auf Deutschland überzugreifen und nach Süden abzutropfen. Neben der kühlen Witterung hätte das auch ausreichend Niederschläge zur Folge. Bei dieser Variante wäre der Sommer dann weitgehend gegessen. Einzelne Sommertage wären zwar denkbar, doch würden Wolken, Regen und gemäßigte Temperaturwerte - die gerne auch etwas kühler ausfallen - dominierend.

Die für die Jahreszeit zu kühle Entwicklung
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die für die Jahreszeit zu kühle Entwicklung
© www.meteociel.fr

Die Jahreszeit-typische Wetterentwicklung

Man kann an dieser Stelle nur noch einmal darauf hinweisen. Die letzten Sommer waren extreme Sommer, deren Anzahl in den kommenden Jahrzehnten - aufgrund des Klimawandels - wohl häufiger auftreten können. Doch ist damit keineswegs gesichert, dass dies jedes Jahr der Fall sein wird. Im Schnitt war der Sommer 2020 bislang um +1 Grad zu warm und im Niederschlagsverhalten - im Flächenmittel - weitgehend normal ausgeprägt mit regional sehr großen Unterschieden.

Vergleich Juli 2019

Im Grunde aber entspricht der Sommer 2020 dem, was über Deutschland unter einem normalen Sommer zu verstehen ist. Der Norden etwas zu kühl, der Süden etwas zu warm. Und da sich der Sommer bislang so verhalten hat, warum sollte er das nicht weiterhin so machen? Dafür spräche der Siebenschläferzeitraum, doch dagegen spricht der Zeitraum der Hundstage. Ab der zweiten Sommerhälfte stabilisiert sich das Wetter über Mitteleuropa häufiger und sorgt für die im Klimawandel berühmt berüchtigten Hitze-Phasen.

Wir erinnern an dieser Stelle gerne an den Juli 2019, der mit nördlichen Winden in der ersten und zweiten Juli-Dekade gegenüber dem vieljährigen Mittelwert um -2 Grad zu kühl ausfiel, im letzten Drittel aber ein Rekord nach dem anderen einstellen konnte und am Ende um +2 Grad zu warm war. So schnell kann es gehen - und das nicht nur in der Theorie.

Macht der Sommer 2020 bis in den August hinein so weiter, oder kippt das Muster wie in 2019 in die zu heiße Richtung?
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Macht der Sommer 2020 bis in den August hinein so weiter, oder kippt das Muster wie in 2019 in die zu heiße Richtung?
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Auf den Punkt gebracht: Wechselwetter auch im August

Nimmt man die Wahrscheinlichkeiten, so ist ein Fortbestand des Auf und Ab Sommer bis in den August hinein zu erwarten, der über dem Norden einen erhöht maritimen und über dem Süden eine Hochdruckdominanz aufweisen kann. Anders formuliert: Für Deutschland normales Sommerwetter, das ein Tick zu warm ausfallen kann.

Gemäßigt, dann etwas zu warm

Dass diese Wetterentwicklung plausibel ist, zeigen die Berechnungen der Kontrollläufe. Der Mittelwert des - noch sehr breiten - Entwicklungsspektrum ist über dem Süden, Westen und Osten als zu warm und über dem Norden weitgehend normal zu interpretieren. Zudem zeigt sich in der letzten Juli-Dekade bis in den August hinein eine latent erhöhte Niederschlagswahrscheinlichkeit. In Summe sind zwar keine großartigen Niederschlagsmengen zu erkennen, es reicht aber aus, um das Sommerwetter als unbeständig zu klassifizieren. Schauer und Gewitter bleiben somit stete Begleiter - über dem Süden und Osten etwas häufiger, als über dem Norden und Westen.

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
19. Juli +16 bis
+32 Grad
+23 Grad bis
+25 Grad
23. Juli +15 bis
+32 Grad
+20 bis
+22 Grad
28. Juli +13 bis
+30 Grad
+21 bis
+23 Grad
Diagramm Temperaturen Juli 2020
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juli 2020 von zu kalt, normal, zu warm

Wettertrend der Langfristmodelle: Wie wird das Wetter im August 2020?

Seit dem Winter berechneten die Langfristmodelle den August als leicht zu warm und normal in der Niederschlagsprognose. Hat sich in der Zwischenzeit etwas verändert?

Wetterprognose CFSv2 Modell: Durchwachsener August

Das CFSv2-Modell bleibt beständig seiner Langfristprognose treu. Der August soll am Ende um +0,5 bis +1,5 Grad etwas zu warm und in seiner Niederschlagsbilanz etwas zu trocken ausfallen können. Mit Blick auf Europa wird zwischen England, Frankreich und Deutschland ein Hochdrucksystem berechnet, dass an seinem östlichen Hochdruckgradienten immer wieder einmal frischere Luftmassen nach Deutschland, Österreich und der Schweiz führen kann. Sommerwetter light.

Wettervorhersage der NASA: Zu warm

Die NASA simuliert den August 2020 mit einer Differenz von +1 bis +2 Grad gegenüber dem vieljährigen zu warm. Die Niederschlagsprognose hingegen fällt gegenüber dem Sollwert normal und im Trend leicht zu nass aus. Im Blick auf Europa fällt auf, dass die Hochdruckaktivität mehr über Skandinavien verankert ist und damit den Spielraum für Tiefdruckgebiete über Mitteleuropa erhöht (Unterwanderung des Hochdrucksystems).

Wettertrend des europäischen Wettermodells: Zu warm, zu trocken

Auch die Langfristprognose des europäischen Wettermodells hat sich in den letzten Wochen kaum verändert. Am Ende soll der August mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittelwert zu warm und in der Niederschlagsprognose deutlich zu trocken ausfallen können. Mit Blick auf Europa berechnet das Langfristmodell ein Hochdruckzentrum über Mitteleuropa.

Zusammenfassung für das August-Wetter

Der Verlauf der Woche kann schon maßgeblich dafür entscheidend sein, wie das Wetter im August wird ausfallen können. Ein gutes Beispiel für den Stabilitätsschub zeigte sich im letzten Juli und die Hitze ist auch noch nicht vom Tisch. Doch wahrscheinlicher ist eine Wetterentwicklung, die zwar am Ende zu einem zu warmen und zu trockenen August führen wird, aber durchaus seine durchwachsenen Phasen haben kann. Extreme Varianten sind zum derzeitigen Stand nicht zu erwarten.

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