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Wetterprognose: Temperaturtrend kippt - Jetzt der Sturm, dann die Blockade

| M. Hoffmann

Sturm über Deutschland. In drei Wellen mit jeweils Spitzenwinden von 40 bis 80 km/h über dem Flachland und mit bis zu 130 km/h über exponierten und höheren Lagen sowie den Küsten zieht das Sturmtief bis Freitagnachmittag nach Norden. Das Sturmtief dreht sich zum Wochenende über Skandinavien ein und führt mit einem ruppigen bis stürmischen Wind aus westlichen bis nordwestlichen Richtungen spürbar frischere Luftmassen nach Deutschland. Der Vollherbst macht sich bemerkbar - bleibt das wilde Herbstwetter bis November erhalten oder kippt das Wetter noch in eine andere Richtung?

Hochdruckdominiertes und warmes Novemberwetter ist möglich
Hochdruckdominiertes und warmes Novemberwetter ist möglich

Wetterwarnung

Unwetter. Der Sturm ist nicht ohne und hat nicht nur eine unübliche Entwicklung, sondern intensiviert sich in drei Phasen und erreicht den Höhepunkt am Freitagvormittag über dem Norden mit simulierten Spitzenwinden von bis zu 140 km/h. Ob diese Spitzenböen aber auch tatsächlich erreicht werden, bleibt abzuwarten, zeigt jedoch, dass man die Unwetterwarnungen und Warnhinweise beachten sollte (Unwetterwarnung || Warnlagenbericht). Wer mehr über den Sturm wissen möchte: Aktualisierung: Erhöhtes Unwetterpotential - Herbststurm droht mit Orkanböen und Temperatursturz.

Windiges bis stürmisches Herbstwetter

Das Sturmtief zieht nur sehr langsam nach Norden und beeinflusst mit einem ruppigen Wind aus nordwestlichen bis westlichen Richtungen das Wetter über Deutschland noch bis zum 28. Oktober. Der Wind führt mit +6 bis +12 Grad spürbar kühlere Luftmassen in Richtung der Alpen, was die Schneefallgrenze teils bis auf 1.000 Meter absinken lassen kann. Mit entsprechender Dynamik lassen sich Graupelgewitter bis auf mittlere Lagen herab nicht ausschließen (Gewitterradar). Über den Küsten bläst einem bis Dienstag der Wind mit stürmischen Böen um die Ohren und erhält somit das Sturmflutpotential. Wer es genauer wissen möchte: Wetter Oktober.

Wildes bis turbulentes Herbstwetter

Wettervorhersage der Prognose-Modelle: Wildes bis turbulentes Herbstwetter © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage nach dem europäischen Prognose-Modell: Frontalzone nur im Ansatz - Blockadehoch über Mitteleuropa

Nein, von einer Regenerierung der Frontalzone zu sprechen, wäre zu weit gegriffen. Mithilfe eines Hochs zwischen Kanada und Grönland werden kalte Luftmassen bei Island auf den Atlantik geführt und provozieren dort die Ausbildung von Tiefdrucksystemen, welche sich mit einem Cluster des Polarwirbels über Skandinavien zusammenschließen und so im Zeitraum vom 27. bis 29. Oktober für einen Moment den böigen Westwind mit kräftigem Niederschlag aufleben lassen.

Kippmuster im November

Der Kaltluftzustrom auf dem Atlantik endet nach der Vorhersage des europäischen Wettermodells nicht und erhält so die Tiefdruckdynamik bei Island aufrecht. Mitteleuropa gelangt auf die Vorderseitenanströmung, was wiederum ein Hoch dazu anregt, sich nach Norden zu entwickeln und die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik zu blockieren. Eine eigenartige Wetterentwicklung, welche die Regenerierung einer zonal geführten Westwetterlage auf den Kopf stellt.

Über Deutschland, die Schweiz und Österreich hat das vom 28. Oktober bis 2. November einen weitgehend ruhigen und trockenen Wettercharakter zur Folge. Die Temperaturen erreichen mit +17 bis +23 Grad für November ungewöhnliche Werte. Nachfolgend wird das Wetter bis zum 7. November wieder unbeständiger und die Temperaturen gehen auf +8 bis +14 Grad zurück.

Eine nicht alltägliche Wetterentwicklung - Frontalzone mit Problemen

Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Eine nicht alltägliche Wetterentwicklung - Frontalzone mit Problemen © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Frontalzone läuft an und wird dann doch zerlegt

Wer bei uns schon eine Weile zu Gast ist, der weiß, dass die Vorhersage-Modelle gerne eine Regenerierung der Frontalzone mit einer funktionierenden Tiefdruckrinne zwischen Neufundland und Skandinavien berechnen um diese dann im weiteren Verlauf doch wieder verwerfen. Das ist seit 2012 auffällig und kommt seit 2018 in steter Regelmäßigkeit vor. Eine Westwetterlage ist eigentlich die normal vorherrschende Großwetterlage, welche mit ihren Tiefdrucksystemen von West nach Ost zieht.

Und ja, die Amerikaner hatten in den vergangenen Tagen immer wieder die Regenerierung der Frontalzone berechnet, so auch heute wieder. Initialisiert wird das mit einem Höhepunkt einer ungewöhnlichen Wetterentwicklung über Grönland, bei der ein wetterwirksames Hoch um seine Vorherrschaft kämpft, dann aber doch den Kürzeren zieht und ein Tief zwischen Grönland und Island mit einem Kerndruck von bis zu 955 hPa entstehen lässt, während zur gleichen Zeit der Hochdruckkern einen Druck von bis zu 1065 hPa erzielen kann. Da braucht man kein Wetterexperte zu sein, um zu erkennen, dass da was Großes im Gang ist - zumindest nach der Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells.

Westwetterlage nur im Ansatz - Großwetterlage kippt im November erneut

Das Tief ist derart heftig, dass es - trotz des Hochs über Grönland - über dem östlichen Kanada kalte Luftmassen nach Süden zieht und sich dessen Energie bedient. Das Hoch über Grönland bleibt wetterwirksam, wird jedoch von der Tiefdruckdynamik abgekapselt. Im Zeitraum vom 1. bis 5. November beginnt die Regenerierungsphase der Frontalzone, doch hat das Hoch eine bremsende Wirkung auf das zonale System.

Und so kommt es, dass sich das Azorenhoch zum 6. November nach Norden aufwölbt und zusammen mit dem Grönlandhoch eine Blockade auf dem Atlantik aufbauen kann. Noch bevor die Westwetterlage in Schwung kommt, wird sie durch ein meridionales Verlaufsmuster auch schon wieder außer Kraft gesetzt.

Herbstwetter über Deutschland

Da die Frontalzone immer wieder an Mitteleuropa heranreicht und zum 8. November zwischen England und Frankreich nach Süden austrogt, kommt es über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu zeitweiligem Niederschlag. Komplettiert wird der herbstliche Wettercharakter von einem phasenweise böigen Wind. Da sich Deutschland jedoch überwiegend auf der Vorderseitenanströmung der Tiefdruckaktivität befindet, werden aus südwestlichen Richtungen mit +12 bis +16 Grad und örtlich mit bis zu +18 Grad vergleichsweise warme Luftmassen nach Norden geführt. Regnet es länger andauernd, nähern sich die Werte der +10-Grad-Marke.

Die Wetterküche auf dem Atlantik kommt langsam in Schwung, auch wenn der Wirbel noch nicht vollständig rundläuft

Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Prognose-Modell: Die Wetterküche auf dem Atlantik kommt langsam in Schwung, auch wenn der Wirbel noch nicht vollständig rundläuft © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ungewöhnliche Wetterentwicklung

Egal, wie man es dreht oder wendet. Die Frontalzone versucht, sich zu regenerieren, scheitert jedoch an Hochdrucksystemen, welche sich entweder als Blockadehoch auf dem Atlantik oder über Europa positionieren. So wird das nichts mit der zonal geführten Wetterlage, was so aber auch zu erwarten war. Nicht bestätigt hat sich mit bis zu +24 Grad die gestrige spätsommerliche Temperaturentwicklung, was sich aber auch in den Kontrollläufen schon abgezeichnet hat. Heute passen sich die Vorhersagemodelle mit teils kuriosem Verlauf dem Wettertrend der Kontrollläufe an, welche eine südwestliche Anströmung favorisierten.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Und das Muster einer Südwestanströmung bestätigt sich heute in den Kontrollläufen, was nach einer Temperaturanomalie von -2 bis -3 Grad im Zeitraum vom 24. bis 28. Oktober Anfang November einen Temperatursprung auf eine Anomalie von +1,5 bis +2,5 Grad zur Folge hat. So liegt der Mittelwert der Tagestemperaturen am 27. Oktober zwischen +5 und +10 Grad und steigt zum 3. November auf +13 bis +15 Grad an.

Die Regenprognose

Die Niederschlagsprognose ist bis zum 28. Oktober mäßiger Ausprägung und wird mit der negativen Temperaturanomalie zu einem Wetter führen, welches man ab Mitte November erwarten kann - herbstlich nasskalt. Die Schneefallgrenze schwankt in diesem Zeitraum zwischen 900 und 1.500 Metern, was über den Alpen ordentlich Neuschnee bringen kann. Nachfolgend nimmt die Niederschlagstätigkeit ab und berechnet für Anfang November nur noch schwache bis leicht erhöhte Niederschlagssignale. Der November startet unter Hochdruckeinfluss mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu warm. Schaun mer mal.

Mit Hochdruck und einer Südwestwetterlage kann der November zu warm starten

Der Wettertrend nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Mit Hochdruck und einer Südwestwetterlage kann der November zu warm starten © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
29. Oktober +5 bis +14 Grad +10 bis +13 Grad
2. November +5 bis +21 Grad +12 bis +14 Grad
7. November +0 bis +21 Grad +11 bis +13 Grad
Diagramm Temperaturen November 2025

Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Regenradar
Regenradar Deutschland
© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)