Zum Hauptinhalt springen

Wetterprognose: Ein Herbststurm, absinkende Schneefallgrenze und Turbulenzen auf dem Atlantik

| M. Hoffmann

Turbulentes Wetter. Ein Sturmtief zieht in der zweiten Wochenhälfte über Deutschland hinweg und kann mit Starkwindereignissen das Unwetterpotenzial ansteigen lassen. Zieht das Sturmtief nach Nordosten ab, gelangt Deutschland auf die Rückseite, was am Wochenende die Temperaturen zurückgehen und Graupelschauer bis auf mittlere Lagen herab möglich macht. Ist das der Auftakt in den Vollherbst oder handelt es sich nur um eine vorüberziehende Störung?

Turbulenzen auf dem Atlantik machen ruhiges und warmes Herbstwetter über Deutschland möglich © Martin Bloch
Turbulenzen auf dem Atlantik machen ruhiges und warmes Herbstwetter über Deutschland möglich © Martin Bloch

Am 21. und 22. Oktober (Di. und Mi.) stellt sich ein Wechselspiel aus Sonne, Wolken und zeitweiligen Schauern, unbeständigem und phasenweise auch windigem Wetter ein. Der Wind kommt aus südwestlichen Richtungen und lässt die Temperaturen auf +14 bis +18 Grad und örtlich sogar auf bis +21 Grad ansteigen.

Sturmtief erreicht Deutschland

Das Sturmtief - ausgelöst durch einen Kaltluftvorstoß auf dem Atlantik - verlagert sich vom 23. bis 25. Oktober (Do., Fr. und Sa.) von England in Richtung Finnland und intensiviert sich über der Nordsee. Deutschland gelangt dabei in den Einflussbereich der südlichen Sturmgradienten, was zu Winden von 40 bis 80 km/h führen kann. Über exponierten Lagen sind bis 100 km/h und über den Küsten von Nord- und Ostsee sowie den höheren Lagen 110 bis 130 km/h möglich. Der Wind dreht im Verlauf vom 24. Oktober (Fr.) auf nordwestliche Richtungen, was eine Sturmflut nicht ausschließen lässt. Mehr zum Sturm: Erhöhtes Unwetterpotenzial - Herbststurm droht mit Orkanböen und Temperatursturz. Über das Wochenende zieht das Sturmtief nach Nordosten ab und leitet über Deutschland eine Rückseitenströmung ein. Die Temperaturen gehen auf +6 bis +12 Grad zurück und da in der Höhe kühlere und instabile Luftmassen bis an die Alpen geführt werden, sind Graupelschauer oder Graupelgewitter bis auf mittlere Lagen herab möglich. Wer es genauer wissen möchte: Wetter Oktober.

Ein Sturm zieht über Deutschland hinweg

Wettervorhersage der Prognose-Modelle: Ein Sturm zieht über Deutschland hinweg © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage nach dem europäischen Prognose-Modell: Das Wetter wird über dem Atlantik getriggert

Schaut man sich die obenstehenden Wetterkarten nochmals genauer an, so könnte man den Rückschluss ziehen, dass sich mit dem abziehenden Sturmtief der Zustrom kalter Luftmassen aus nördlichen Richtungen intensivieren kann. Möglich ist das, keine Frage, doch triggert ein Hoch über Kanada einen weiteren Kaltluftvorstoß zwischen Grönland und Island, der einen weit größeren Anteil an der kommenden Wetterentwicklung bis in den November hinein haben wird.

Erst kaltes, dann warmes Wetter

Am Wochenende gelangt aus nördlichen Richtungen in der Höhe kalte Luft bis an die Alpen. Der Zustrom der kalten Luftmasse wird von einer Randtiefentwicklung (weiteres Potenzial für Sturm) zum Start in die neue Woche intensiviert und lässt die Temperaturen mit +4 bis +8 Grad und in den sonnigen Momenten mit bis zu +10 Grad weiter zurückgehen. Die Schneefallgrenze sinkt teils unter die 1.000-Meter-Grenze ab und ermöglicht ab den höheren Lagen winterliche Wetterbedingungen.

Über Kanada aber dehnt sich ein Hoch weit nach Norden aus und lässt zwischen Grönland und Island kalte Luftmassen auf den Atlantik ausströmen. Das Strömungsmuster meridionalisiert zunehmend, was den Trog vom Wochenende über Deutschland nach Osten abziehen und einen Hochdruckrücken vom Atlantik nachrücken lässt. Deutschland, die Schweiz und Österreich gelangen Ende Oktober und Anfang November in eine Südwestanströmung, was die Temperaturen auf +14 bis +18 Grad ansteigen lassen kann. Bis zum 4. November positioniert sich das Hoch dann zwischen Frankreich und Deutschland, was zu ruhigem, teils neblig-trübem und vergleichsweise warmem Herbstwetter führen kann.

Die Frontalzone stottert vor sich hin - starke Wellenbewegungen entlang der Polarfront mit Hoch über Mitteleuropa

Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Die Frontalzone stottert vor sich hin - starke Wellenbewegungen entlang der Polarfront mit Hoch über Mitteleuropa © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Polarluft auf dem Atlantik lässt die Frontalzone anspringen

Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells berechnet die Wetterentwicklung zunächst ähnlich wie die Europäer. Die polare Luftmasse beginnt am 27. Oktober zwischen Grönland und Island auf den Atlantik auszuströmen und befeuert die Frontalzone, welche zwischen dem 29. Oktober und 1. November an Schwung und Dynamik zulegen kann.

So bilden sich gleich zwei Cluster aus, wobei der eine in Form eines weiteren Sturmtiefs am 30. Oktober über Deutschland hinwegzieht und einen weiteren auf dem Atlantik weiter nach Süden austrogen lässt. Damit werden Impulse gesetzt, welche nicht nur die Frontalzone, sondern auch die Tiefdruckrinne auf dem Atlantik in Schwung versetzen können.

Ungewöhnlich warmes Wetter möglich

Durch das weite Austrogen nach Süden auf dem Atlantik wird über Mitteleuropa Anfang November ein Hoch nach Norden gedrückt. In Kombination der beiden Wettersysteme werden aus südwestlichen Richtungen ungewöhnlich warme Luftmassen nach Norden geführt, was über Deutschland, Österreich und der Schweiz die Temperaturen Anfang November auf bis zu +22 Grad und mehr ansteigen lassen kann.

Das Hoch wird sich durch den sich weiter intensivierenden Polarwirbel nicht stabilisieren können und kippt zum 3. November nach Osten ab. Weitere Ausläufer der Frontensysteme auf dem Atlantik lassen das Wetter über Deutschland wieder unbeständiger und windiger werden. Die Temperaturen gehen auf +10 bis +14 Grad zurück. Das Wetter im November beginnt nach der Vorhersage des amerikanischen Wettermodells deutlich zu warm.

Die Wetterküche auf dem Atlantik kommt langsam in Schwung, auch wenn der Wirbel noch nicht vollständig rundläuft

Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Prognose-Modell: Die Wetterküche auf dem Atlantik kommt langsam in Schwung, auch wenn der Wirbel noch nicht vollständig rundläuft © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Warmes und Kaltes liegen eng beieinander

An diesem Fazit hat sich in den vergangenen 72 Stunden nichts geändert. Der Vorstoß kalter Luftmassen auf dem Atlantik hat eine Intensivierung der Tiefdrucksysteme zur Folge, welche die Polarfront in Schwingung versetzen wird. Ob Deutschland dabei in den Einflussbereich eines Hochdruckrückens oder eines Troges gelangt, bleibt abzuwarten. Deutlich wahrscheinlicher aber ist der Hochdruckrücken.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe bestätigen mit einer Anomalie von -1 bis -3 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittelwert den Temperaturabschwung zum Wochenende, was die Temperaturen in 1.500 Metern Höhe auf bis zu 0 Grad zurückgehen lassen kann. Winterliche Wetterverhältnisse werden über den höheren Lagen zu einem erwartbaren Ereignis. Bestätigt wird aber auch der Temperaturanstieg Anfang November. Die Anomalie schwankt zwischen +1 und +2 Grad, wobei die Vorhersagemodelle eine Anomalie von bis zu +6 Grad berechnen. Das unterstreicht noch einmal die Unsicherheiten im Hinblick auf den Höhenrücken. Aber ja, das Wetter im November wird mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu warm starten können.

Die Regenprognose

Dass sich Anfang November ein Hoch - zumindest phasenweise - über Mitteleuropa wird durchsetzen können, zeigt sich in der Niederschlagsprognose, welche vom 24. bis 26. Oktober mäßig erhöht ausfällt, dann aber bis zum 1. November leicht erhöht und Anfang November schwach bis leicht erhöht ausgeprägt ist. Komplett trocken bleiben wird es nicht, doch ist die Nähe zum Hoch auch im nachfolgenden Mittelwert aller Kontrollläufe unverkennbar. Schaun mer mal.

Hochdruckdominiertes Wetter Anfang November

Der Wettertrend nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Hochdruckdominiertes Wetter Anfang November © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
27. Oktober +3 bis +12 Grad +6 bis +10 Grad
31. Oktober +5 bis +18 Grad +11 bis +14 Grad
5. November +0 bis +19 Grad +10 bis +12 Grad
Diagramm Temperaturen November 2025

Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Regenradar
Regenradar Deutschland
© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)