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Wetter im Wandel: Schwacher Polarwirbel, starker Vollherbst - Winterwetter über höheren Lagen möglich

| M. Hoffmann

Wetterumschwung naht. Der heutige Tag ist der letzte einer ganzen Reihe, die von einem Hoch über England beeinflusst wurde und zu ruhigem, teils neblig-trübem Herbstwetter führte. Bereits mit dem Wochenende wird ein Wetterwechsel in Gang gesetzt, der mit einem verbreitet goldenen Oktobertag beginnt und in eine wechselhafte, windige und phasenweise auch stürmische Wetterphase übergeht. Das Herbstwetter kippt in eine andere Richtung. Ob herbstlich frisch mit frühwinterlichen Wetterereignissen oder mit warmer Luft aus südlichen Richtungen, hängt zum einen von einem Hoch auf dem Atlantik und zum anderen von einem Cluster des Polarwirbels über Skandinavien ab.

Winterwetter ab den höheren Lagen? Mit einem schwachen Polarwirbel durchaus möglich © Martin Bloch
Winterwetter ab den höheren Lagen? Mit einem schwachen Polarwirbel durchaus möglich © Martin Bloch

Grau und trüb kommt der heutige Tag daher. Mancherorts mit dichtem Nebel- und Hochnebelfeldern, was etwas Sprühregen nicht ausschließen lässt. Zum Nachmittag schiebt sich allerdings von Westen über die Nordsee ein kleines Hochdrucksystem nach Deutschland, was die Nebeldecke über Teilen von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie südlich einer Linie von Köln und Dresden heben kann (Wolkenradar). Am 18. Oktober (Sa.) befindet sich das kleinräumige Hoch direkt zwischen der Nord- und Ostsee. Der Wind dreht auf östliche Richtungen und nach anfänglich dichtem Nebel kommt im Tagesverlauf die Sonne häufiger zum Vorschein. Verbreitet ist ein goldener Oktobertag möglich, wenngleich die Temperaturen mit +8 bis +12 Grad spürbar frischer ausfallen und lediglich über dem Südwesten noch +12 bis +16 Grad möglich machen können.

Das Wetter kippt - mehr Wolken, mehr Regen, mehr Wind

Beginnt der Sonntag noch in Teilen Deutschlands mit Sonnenschein, so trüben im Tagesverlauf immer mehr Wolken den Sonnenschein von West nach Ost ein und am Abend beginnt es über dem Westen zu regnen. Der Regen gehört zu einem Tief über England, das sich bis zum 22. Oktober weiter nach Deutschland ausdehnt und mit einem auffrischenden - und über exponierten Lagen auch stürmischen - Wind aus südlichen Richtungen weitere Wolken- und Niederschlagsfelder über Deutschland ziehen lässt. Kurze sonnige Phasen sind möglich, doch die Bewölkung überwiegt. Die Temperaturen steigen hingegen mit der Vorderseitenanströmung kräftig an und können Werte von +12 bis +16 Grad und örtlich bis +18 Grad erreichen. Regional kann sogar die +20-Grad-Marke überschritten werden. Wer es genauer wissen möchte: Wetter Oktober.

Das Wetter stellt sich um - es wird wärmer, wechselhafter und auch windiger

Wettervorhersage der Prognose-Modelle: Das Wetter stellt sich um - es wird wärmer, wechselhafter und auch windiger © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage nach dem europäischen Prognose-Modell: Polarwirbel mit Störungen - Herbstluft über Deutschland

Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells stellt ihre Vorhersage von gestern heute - fast - vollständig auf den Kopf. Der Grund ist ein anderes Verhalten der absolut gestörten Zirkulation, allen voran des Hochdrucksystems über Kanada, welches durch ein kurioses Konstrukt die Frontalzone auf dem Atlantik befeuert und zugleich den Polarwirbel bis November stark beeinträchtigt.

Der nasskalte Herbst: Wind, Regen und absinkende Schneefallgrenze

Bis zum 26. Oktober baut sich über Kanada ein Hochdrucksystem auf und dehnt sich weiter in Richtung Nordpol aus. Eine Querverbindung zum Kontinentalhoch über Sibirien kommt jedoch noch nicht zustande. Zur gleichen Zeit dreht sich ein Cluster des Polarwirbels zwischen Grönland, dem europäischen Nordmeer, Skandinavien und der Barentssee ein, während sich das Azorenhoch passiv verhält.

Über Deutschland hat das eine unbeständige und windige Nordwestwetterlage zur Folge. In raschen Abständen werden mit einem böigen Nordwestwind Niederschlagsfelder über Deutschland, Österreich und die Schweiz hinweggeführt. Die Temperaturen gehen jeden Tag etwas zurück und pendeln sich bis zum 26. Oktober (So.) auf nasskalte +4 bis +8 Grad ein. Regional können gerade noch so zweistellige Werte erreicht werden. Die Schneefallgrenze sinkt ab, und so können sich auch unterhalb der 1.000-Meter-Grenze Schneeflocken und Graupel mit untermischen. Ab den höheren Lagen ist nach dieser Prognose mit winterlichen Wetterbedingungen zu rechnen.

Ein Hoch als Unruhestifter

Das Hoch dringt zum 28. Oktober weiter in Richtung Nordpol vor. Das Kuriose daran ist, dass durch die Drehbewegung des Hochdrucksystems im Uhrzeigersinn die Tiefdruckdynamik von Skandinavien in Richtung Grönland gezogen und so eine Art Frontalzone auf dem Atlantik initialisiert wird - zumindest für einen Moment. Doch diese Entwicklung hält nicht lange an. Das Hoch kippt mit seiner Achse nach Osten ab und stellt sich bis Anfang November auf dem Atlantik als Blockadehoch auf. Eine nachhaltig funktionierende Frontalzone kommt so nicht zustande.

Vielmehr bleibt der Polarwirbel gestört und dreht sich alles andere als rund. Mehr noch – durch das Blockadehoch auf dem Atlantik stellt sich ein meridionaler Verlauf des Strömungsmusters ein, was die nördlichen Winde über Mitteleuropa erhält.

Winterwetter über den höheren – nasskaltes Herbstwetter über tieferen Lagen

Nach der aktuellen Vorhersage des europäischen Wettermodells pendeln sich die Temperaturen bis Anfang November mit +4 bis +8 Grad im nasskalten Bereich ein. Die Schneefallgrenze schwankt zwischen 800 und 1.200 Metern und kann mit entsprechender Schauerdynamik bis auf mittlere Lagen herab zu Schneefall und bis auf tiefere Lagen herab zu Graupelschauern führen. Über den Alpen und auch über dem Alpenvorland stellt sich demnach Winterwetter ein.

Der Vollherbst mit einer absinkenden Schneefallgrenze über Deutschland, was auch über den höheren mittleren Lagen etwas Schneefall möglich machen kann

Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Der Vollherbst mit einer absinkenden Schneefallgrenze über Deutschland, was auch über den höheren mittleren Lagen etwas Schneefall möglich machen kann © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Schneefall bis auf höhere mittlere Lagen herab

Aber nicht nur die Prognose des europäischen Wettermodells schwenkt auf den nasskalten Vollherbst um, auch die Vorhersage des amerikanischen Wettermodells berechnet einen völlig desolaten Zustand des Polarwirbels, was Kaltluftdurchbrüche über Mitteleuropa begünstigen kann.

Wechselhaftes Wetter

Bis die Umstellung jedoch vollzogen wird, dehnt sich das Tief vom Wochenende über England weiter nach Osten aus und beeinflusst im Zeitraum vom 20. bis 23. Oktober mit Wolken, auffrischendem Wind, etwas Niederschlag und Temperaturen von +12 bis +16 Grad das Wetter über Deutschland.

Blockadehoch auf dem Atlantik

Die Gemeinsamkeiten beider Vorhersage-Modelle liegen in einem Hoch, welches sich zum einen weit in Richtung Nordpol vorwagt, die Entwicklung des Polarwirbels stört und bis November ein Blockadehoch auf dem Atlantik entstehen lässt. Die Zirkulation bleibt somit gestört und mit einer regenerativen Frontalzone und anschließend zonal geführter Wetterlage (Westwetter) ist bis November nach dieser Simulation nicht zu rechnen.

Winterliche Wetterbedingungen ab den höheren Lagen

Im Gegensatz zum europäischen Wettermodell baut sich das Blockadehoch nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell bereits zum 25. Oktober auf dem Atlantik auf und lässt das Strömungsmuster meridionalisieren. Der Cluster des Polarwirbels über Skandinavien trogt nach Süden aus und erreicht den Norden Deutschlands.

Die Temperaturen gehen bis zum 26. Oktober auf +6 bis +12 Grad zurück und können sich in Schauernähe mehr an der +5-Grad-Marke orientieren. Die Schneefallgrenze nähert sich der 1.000-Meter-Grenze und unterschreitet diese an den Alpen, was über dem Alpenvorland bis auf 800 Meter herab zu Schneefall führen kann.

Nasskaltes Vollherbstwetter auch Anfang November

Die Hochdrucksysteme lassen nicht locker und demontieren den Polarwirbel Anfang November regelrecht. Da ist kaum mehr eine Struktur zu erkennen, was für Anfang November eher untypisch ist. Einerlei - das Hoch konzentriert sich weiterhin auf den Atlantik und lässt die Cluster des Polarwirbels in schöner Regelmäßigkeit über Mitteleuropa nach Süden austrogen.

Über Deutschland, der Schweiz und Österreich hat das bis November einen anhaltend nasskalten Wettercharakter zur Folge. Bei Temperaturen von +4 bis +8 Grad schwankt die Schneefallgrenze zwischen 600 und 1.100 Metern, was insbesondere im Nordstau der Alpen die Schneedecke weiter anwachsen lässt. Über mittleren und tieferen Lagen zeigt sich hingegen mit unbeständigem und windigem Wetter der Vollherbst. Klart es in den Nächten auf, ist mit Frost und überfrierender Nässe zu rechnen.

Über höheren Lagen stellt sich bis November Winterwetter ein. Über tieferen und mittleren Lagen nasskaltes Vollherbstwetter

Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Prognose-Modell: Der Vollherbst im November mit absinkender Schneefallgrenze und winterlichen Wetterverhältnissen ab den höheren Lagen © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Wie wahrscheinlich ist der Vollherbst mit Schneefall über höheren Lagen?

Die Vorhersagemodelle hatten die kalten Varianten in den vergangenen Tagen immer wieder berechnet. Heute stimmen die Berechnungen - im groben Muster - erstmalig überein, was den Vollherbst im November zu einer nicht nur möglichen, sondern zunehmend wahrscheinlichen Wetterentwicklung werden lässt. Der Grund für diesen Wettertrend ist der schwache Polarwirbel.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe folgen den nasskalten Varianten der Hauptläufe noch nicht vollständig, sind jedoch im Vergleich zu den vergangenen 24 Stunden zwischen dem 26. Oktober und dem 1. November ein ganzes Stück kühler geworden. Wenn man so will, eine Trendumkehr in den Vollherbst, der für den Moment noch mit einem gesunden Maß an Skepsis bewertet werden muss. Warum? Der Mittelwert der Temperaturen in 1.500 Meter Höhe schwankt Anfang November zwischen +0 und +3 Grad, was über tieferen Lagen ein Temperaturspektrum von +8 bis +10 Grad zur Folge hat. Zum nasskalten Vollherbst fehlt somit noch ein Stück, doch wird es nach den Kontrollläufen oberhalb etwa 1.500 Metern zunehmend winterlich werden können.

Die Regenprognose

Die Regenprognose ist bis zum 20. Oktober von schwacher Ausprägung und verbreitet bleibt es trocken. Im Zeitraum vom 21. bis 27. Oktober werden leicht bis mäßig erhöhte Niederschlagssignale berechnet, was den Wetterwechsel zum Start in die neue Woche bestätigt. Anfang November sind die Signale dann wieder rückläufig. Im Fazit ergibt sich daraus ein Zustrom kühlerer Luftmassen auf den Atlantik, welche mit einer Nordwestströmung so langsam vom Herbst in den Vollherbst überleiten. Schaun mer mal.

Die Wahrscheinlichkeit für einen Trog über dem Atlantik ist höher, als über Mitteleuropa

Der Wettertrend nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Wahrscheinlichkeit für einen Trog über dem Atlantik ist höher, als über Mitteleuropa © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
23. Oktober +10 bis +19 Grad +13 bis +15 Grad
27. Oktober +2 bis +18 Grad +8 bis +11 Grad
3. November +1 bis +15 Grad +10 bis +12 Grad
Diagramm Temperaturen November 2025

Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Regenradar
Regenradar Deutschland
© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)