Wetterprognose: Instabiler Polarwirbel - das Wetter im Umbruch
Der Polarwirbel in Unruhe. Während das Wetter über Deutschland vor sich hindümpelt und über weite Strecken typisch für den Herbst Mitte Oktober ist, beginnen innerhalb des Polarwirbels massive Umwälzungen, hervorgerufen durch einen Polarwirbelsplit, der sich in der Nacht auf Samstag vollzieht. Entscheidend, ob das Wetter über Deutschland, der Schweiz und Österreich stabil bleibt, ist die Positionierung und die Ausgestaltung des Hochdrucksystems über Europa und da präsentieren die Prognose-Modelle heute teils abenteuerliche Varianten.
Das wetterdominierende Hoch liegt aktuell über England und wird sich in den kommenden Tagen weiter nach Osten ausdehnen können. Deutschland gerät zunehmend in den Einflussbereich des Hochdrucksystems. Doch trotz der Hochdruckdominanz fällt es der Sonne schwer, sich gegen die teils zähen Nebelfelder durchzusetzen. Und da das Hoch östlich von Deutschland liegt, ziehen Ausläufer von Tiefdruckgebieten vorüber und können mit Gewölk den Sonnenschein zusätzlich eintrüben.
Der Herbst bleibt ruhig
Durch das Hoch stellt sich über Deutschland eine gradientenschwache Wetterentwicklung ein. Der Wind kommt schwach aus nördlichen Richtungen und lässt die Temperaturen von heute mit +14 bis +18 Grad bis zum 15. Oktober (Mi.) auf +10 bis +15 Grad zurückgehen. Nur mit ausreichender Sonnenscheindauer können die Werte noch bis +18 Grad erreichen. Verbreitet bleibt es trocken, doch lässt sich am Montag und Dienstag insbesondere über den östlichen Landesteilen etwas Regen nicht ausschließen. Wer es genauer wissen möchte: Wettervorhersage Oktober.

Wettervorhersage der Prognose-Modelle: Während innerhalb des Polarwirbel massive Umwälzungen stattfinden, stellt sich über Deutschland, Österreich und der Schweiz ruhiges Herbstwetter ein © www.meteociel.fr || wxcharts.com
Wettervorhersage nach dem europäischen Prognose-Modell: Massive Störung des Polarwirbels
Die obenstehenden Wetterkarten deuten es schon an und man braucht kein Wetterexperte
zu sein, um den Zustand des Polarwirbels zu bewerten. Bedingt durch die Hochdruckeinschübe beginnt der Cluster des Polarwirbels, sich in Richtung der Karasee, Sibirien und der Barentssee zu verlagern, während das Hoch über Europa sich weiter in Richtung Island und Grönland entwickeln kann.
Absolut gestörte Zirkulation
Was man zudem gut erkennen kann, ist die kaum vorhandene Frontalzone auf dem Atlantik und mit dem sich nach Grönland entwickelnden Hochdruckgebiet wird das auch nicht besser. Entsprechend stark negativ ist der NAO-Index, welcher das Verhältnis von Azorenhoch zu Islandtief widerspiegelt. Kurzum - das Strömungsmuster ist stark gestört und man unterscheidet in der Meteorologie zwischen einer gestörten, vollständig gestörten und einer absolut gestörten Zirkulation. Die unterschiedliche Einstufung hilft, den Schweregrad besser einzuordnen und lässt die Beurteilung der Intensität des Blockadehochs zu. Also ja, die Zirkulation ist bis zum Ende der zweiten Oktober-Dekade absolut gestört.
Die Auswirkungen auf das Wetter über Deutschland
Die Vorhersage-Modelle verfolgen unterschiedliche Ansätze. Nach der Wetterprognose des europäischen Wettermodells dehnt sich das Hoch bis zum 20. Oktober sehr weit nach Westen aus und erstreckt sich im Bereich von Kanada, Grönland, Island bis über Westeuropa.
Da sich das Hoch im Uhrzeigersinn dreht und weit in die Polarregion vordringen kann, wird der aktive Teil des Polarwirbels über die Karasee, Barentssee und Skandinavien verlagert. Im Zusammenspiel mit dem Hoch ergibt sich über Mitteleuropa ein gradientenschwaches, jedoch nördlich orientiertes Strömungsmuster, was einen steten Temperaturrückgang zur Folge hat.
Erreichen die Temperaturen am 17. Oktober (Fr.) noch +12 bis +16 Grad, so sind es am 20. Oktober +8 bis +12 Grad. In den Nächten – insbesondere bei Aufklaren – kann es Frost geben.
Wetterlage kippt erneut
Durch die Verlagerung des Hochdrucksystems nach Westen ergibt sich eine Entwicklung, welche Freunde des Winterwetters
verzweifeln lässt. Warum? Ganz einfach – das Hoch führt kalte Luftmassen arktischen Ursprungs auf den Atlantik und entfacht zwischen Island und England eine Tiefdruckdynamik, welche auf ihrer Vorderseite damit beginnt, warme Luftmassen nach Norden - und damit nach Deutschland - zu führen. So steigen die Temperaturen in der letzten Oktober-Dekade auf +14 bis +18 Grad an.
Sturmpotential steigt an
Ob das aber der Beginn einer Reaktivierung der atlantischen Frontalzone sein wird, bleibt zum aktuellen Stand noch infrage zu stellen, da der Polarwirbel nach der Prognose des europäischen Wettermodells weiterhin Probleme mit der Stabilität hat. Dennoch - mit der Zuführung arktischer Luftmassen auf den Atlantik wird der Tiefdruckdynamik Energie zugeführt, was die Entwicklung eines Herbststurmes mit Kurs auf Deutschland nicht ausschließen lässt. Der Vollherbst klopft an.

Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Der Großwetterlage stehen mit einem instabilen Polarwirbel große Veränderungen bevor © www.meteociel.fr
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Absolute gestörte Zirkulation und die Regenerierung der Frontalzone
Die Wetterprognose des amerikanischen Vorhersage-Modells hat zunächst einen ähnlichen Aufbau wie das europäische Wettermodell. Das Hoch entwickelt sich bis zum 18. Oktober weiter nach Grönland, zersetzt die Frontalzone und es stellt sich eine absolut gestörte Zirkulation ein.
Polarwirbel stabilisiert sich wieder
Das Hoch schwächt sich bis zum 22. Oktober zwar ab, bleibt jedoch über Grönland wetterwirksam und führt an seinem östlichen Gradienten kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden, was die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik zunehmen lässt und auf der Vorderseite warme Luftmassen nach Norden - und damit nach Deutschland - transportiert. Durch das schwächer werdende Hoch gewinnt der Polarwirbel wieder die Oberhand und stabilisiert sich bis zum 25. Oktober.
Frontalzone wird in Gang gesetzt - die Folgen für das Wetter über Deutschland
Nach und nach wird auch der Wettermotor
auf dem Atlantik wieder in Gang gesetzt, was sich auf den nachfolgenden Wetterkarten gut mit einer hohen Wellenbewegung entlang der Polarfront erkennen lässt.
Über Deutschland, Österreich und der Schweiz hat das in rascher Abfolge Hochdruckeinschübe und Tiefdruckgebiete zur Folge. Auch werden Starkwindereignisse simuliert, was letztlich einen weiteren Herbststurm nicht ausschließen lässt. Anders formuliert nimmt die Wetter- und Windaktivität zum Start in die letzte Oktober-Dekade zu.

Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Prognose-Modell: Der Polarwirbel erholt sich nach massiven Störungen zum Beginn der letzten Oktoberdekade © www.meteociel.fr
Auf den Punkt gebracht: Der Polarwirbel erholt sich
Das Fazit ist nicht verwunderlich - im Oktober intensiviert sich der Polarwirbel auf und läuft zwischen Dezember und Januar zur Höchstform auf. Doch gerade in der Anfangs- und Endphase kommt neigt der Polarwirbel zu Instabilitäten, bzw. Störungen. Störungen haben jedoch immer wieder Umwälzungen und somit eine veränderte Struktur der Großwetterlage zur Folge, was die Prognosen der Vorhersage-Modelle heute mit zunehmender Wetteraktivität in der letzten Oktober-Dekade bestätigen.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Und ja, der Blick auf die Kontrollläufe bestätigt den Wettertrend. In der Zeit vom 10. bis 18. Oktober stellt sich mit +1 bis +2 Grad eine positive Temperaturentwicklung ein. Darüber hinaus driftet die Temperaturentwicklung jedoch weit auseinander und simuliert über dem Norden in der Höhe von 1.500 Meter ein Spektrum von +14 bis -5 Grad, was einer Differenz von 19 Grad entspricht. Zum Vergleich: für eine seriöse Wettervorhersage ist eine Differenz von +2 bis +4 Grad und für eine Wetterprognose bis +6 Grad wünschenswert. Die Kontrollläufe spiegeln mit der reaktiven Frontalzone und dem sich regenerierenden Polarwirbel die Unsicherheiten gut wider.
Die Regenprognose
Die Regenprognose bestätigt den Wettertrend. Bis zum 20. Oktober wird kein nennenswerter Niederschlag simuliert. Darüber hinaus steigt die Niederschlagsaktivität an und kündigt wechselhaftes Herbstwetter an. Schaun mer mal.

Der Wettertrend nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die absolut gestörte Zirkulation hat über Deutschland noch bis zum 20. Oktober verbreitet ruhiges und trockenes Herbstwetter zur Folge - doch ändert sich das in der letzten Oktoberdekade © www.meteociel.fr
| Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
|---|---|---|
| 16. Oktober | +10 bis +19 Grad | +12 bis +15 Grad |
| 20. Oktober | +6 bis +20 Grad | +12 bis +14 Grad |
| 25. Oktober | +3 bis +18 Grad | +10 bis +13 Grad |

Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

