Wettertrend: Schneefall bis auf mittlere Lagen - Die Großwetterlage wird auf den Kopf gestellt
Droht durch ein Polarwirbelsplit ein früher Durchbruch des Winters? Der Polarwirbel erfährt bis zum kommenden Wochenende eine massive Schwächung und splittet sich zunächst in zwei Cluster auf. Infolgedessen stellt sich mit einem Blockadehoch auf dem Atlantik eine vollständig gestörte Zirkulation mit einem meridionalen Verlauf der Grundströmung ein. Der Wind dreht auf Nord und kann unter bestimmten Voraussetzungen die Schneefallgrenze bis auf die höheren mittleren Lagen absinken lassen, und manch ein Prognose-Modell hat schon Ideen, wie das mit dem Winter über den höheren Lagen klappen kann.
Grau und trüb präsentiert sich der Tag heute über weite Teile von Deutschland. Hinzu kommen zähe Nebelfelder, welche sich regional auch am Nachmittag nicht auflösen werden. Der leichte Niederschlag über dem Südosten klingt zum Nachmittag ab, während sich von Nordwesten Nieselregen und Regen über Teile von Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin und zum Abend auch über Thüringen und Sachsen ausdehnen können. Sonst bleibt es trocken, und über dem Süden von Baden-Württemberg sind zum Nachmittag sonnige Auflockerungen möglich (Wolkenradar). Die Temperaturen erreichen +12 bis +16 Grad und können örtlich auf bis +18 Grad ansteigen. Bei Nebel und Nieselregen orientieren sich die Temperaturen mehr an der +10-Grad-Marke.
Nordwestströmung - Sonne, Wolken, Nebel und Nieselregen
Ein Hochdruckgebiet dominiert das Wettergeschehen bis einschließlich dem Wochenende. Das Hoch liegt jedoch westlich von Deutschland, während über Osteuropa ein Tief weiter nach Süden austrogt. Deutschland liegt zwischen den Fronten der beiden Wettersysteme und da sich Hochdruckgebiete im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, werden in der Höhe aus nordwestlichen Richtungen vergleichsweise feuchte und kühle Luftmassen nach Deutschland geführt. Das hat im Zeitraum vom 8. bis 12. Oktober eine erhöhte Wolken- und auch Nebelausbildung zur Folge. Insbesondere bei dichtem Nebel ist mit Nebelnässe oder auch leichtem Nieselregen zu rechnen, sonst bleibt es trocken. Durch die Nähe zum Hoch kann die Wolkendecke ab Mitte der Woche häufiger auflockern und so zu sonnigen Abschnitten führen. Die Temperaturen verändern sich mit +12 bis +16 Grad und örtlich mit bis +18 Grad kaum. Wer es genauer wissen möchte: Wetter Oktober.

Wettervorhersage der Prognose-Modelle: Eine gradientenschwache Wetterlage - zu Beginn noch herbstlich trüb, in der zweiten Wochenhälfte dann mit mehr Sonnenschein © www.meteociel.fr || wxcharts.com
Wettervorhersage nach dem europäischen Prognose-Modell: Cluster des Polarwirbels erreicht Deutschland
Der Polarwirbelsplit vollzieht sich zum Wochenende - zunächst entlang einer Achse zwischen der Karasee und Alaska, die jedoch relativ zügig kippt und sich zwischen Island und der Karasee etablieren kann. Ein Grund dafür ist das Azorenhoch, das sich auf dem Atlantik positioniert und weit nach Norden aufstrebt - oder anders formuliert - ein Blockadehoch mit weitreichenden Folgen für das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Teile des Polarwirbels trogen nach Süden aus
Das Blockadehoch hat einen meridionalen Strömungsverlauf zur Folge, was über Deutschland grundsätzlich zu Winden aus nördlichen Richtungen führen wird. Ab diesem Zeitpunkt kommt der abgesplittete Teil des Polarwirbels über Skandinavien ins Spiel, der mithilfe des Blockadehochs weit nach Süden - bis über Polen und den Osten von Deutschland - austrogen kann.
Polarluft erreicht Deutschland: Schneefall über den höheren und Graupelschauer über den mittleren Lagen
Die polare Luftmasse gelangt mithilfe des Clusters zum 14. Oktober nach Deutschland, was die Temperaturen zum 15. Oktober auf +6 bis +12 Grad und bei Nebel und Niederschlag auf bis +4 Grad absinken lassen kann. Der Zustrom kalter Luftmassen reißt jedoch nicht ab und lässt die Temperaturen bis zum 18. Oktober mit +4 bis +8 Grad verbreitet in den nasskalten Bereich absinken.
Der zeitweilige Niederschlag geht zunächst oberhalb von 1.000 Metern in Schnee über und führt bis zum 19. Oktober teils bis in die mittleren Lagen zu winterlichen Wetterereignissen. Über den Mittelgebirgen, dem Alpenvorland und den Alpen kann sich zum Ende der zweiten Oktoberdekade eine Schneedecke ausbilden. In tieferen Lagen lassen sich - mit entsprechender Schauerdynamik - Graupelschauer nicht ausschließen, und in den Nächten ist verbreitet mit Frost zu rechnen.

Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Eine frühwinterliche Wetterentwicklung - mit Schneefall bis auf die höheren mittleren Lagen herab - bahnt sich an © www.meteociel.fr
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Vollständig gestörte Zirkulation mit Blockadehoch auf dem Atlantik
Der Polarwirbelsplit vollzieht sich nach der Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells zum 11. Oktober zunächst in einer Achse zwischen der Karasee und Alaska. Zum 12. Oktober dreht sich die Achse und lässt den Split zwischen der Karasee und Island verlaufen. Der Grund für die Achsdrehung ist das Azorenhoch, das nicht nur nach Grönland, sondern weit in den Polarwirbel hinein vordringt und so die Achse zum Kontinentalhoch über Russland aufbauen kann.
Blockade auf dem Atlantik - Frontalzone bricht zusammen
Normalerweise ist im Zeitraum von Mitte Oktober bis Mitte Dezember - aufgrund der zunehmenden Temperaturgegensätze - die atlantische Frontalzone aktiv. Im ausgeprägten Zustand etabliert sich auf dem Atalntik eine aktiv-dynamische Tiefdruckrinne, die von Neufundland bis nach Skandinavien reicht und an ihren südlichen Gradienten die Entwicklung von Schnellläufersystemen und Randtiefentwicklungen zulässt. Kurzum - die stürmische und abwechslungsreiche Westwetterlage dominiert häufig das Wetter in diesem Zeitraum.
Mit dem Blockadehoch auf dem Atlantik passiert jedoch exakt das Gegenteil. Die Frontalzone wird außer Kraft gesetzt, das Strömungsmuster bricht in sich zusammen und bis auf einen Wirbel, der auf dem Atlantik in Form eines Höhentiefs seine Runden dreht, ist von einer Tiefdruckdynamik, wie sie sonst in der zweiten Oktoberhälfte üblich ist, nicht viel zu erkennen. Dieses Muster der ausbleibenden Westwetterlagen lässt sich seit 2012 und verstärkt seit 2018 beobachten.
Die Großwetterlage wird auf den Kopf gestellt
Das Blockadehoch ist durch den Split äußerst stabil, und der Polarwirbel braucht mindestens 7 Tage, um sich neu zu formieren, was er ohne Zweifel auch machen wird. Jedoch zwingt das Blockadehoch den Wirbel dazu, sich von seinem angestammten Platz zwischen Kanada und Grönland weiter nach Osten zu verlagern und zentralisiert vom östlichen Sibirien bis über das westliche Russland. Das Blockadehoch positioniert sich stattdessen zwischen dem östlichen Kanada, Grönland, Island und England. Die Großwetterlage wird im Verlauf der zweiten Oktober-Dekade auf den Kopf gestellt.
Nordströmung über Deutschland
Da sich das Hochdruckzentrum die meiste Zeit über westlich von Deutschland befindet, kippt das Strömungsmuster über Deutschland, Österreich und der Schweiz auf nördliche Richtungen. Zwar ziehen auch immer wieder schwache Frontensysteme nach Süden aus, doch streifen diese Deutschland lediglich, was über dem Osten und im Stau der Alpen zu nennenswertem Niederschlag führen kann. Sonst stellt sich ein Mix aus starker bis wechselnder Bewölkung, etwas Sonnenschein und teils dichtem und zähem Nebel ein. Die Temperaturen pendeln sich auf +12 bis +16 Grad ein und schwanken bei Regen oder Dauernebel um die +10-Grad-Marke.

Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Prognose-Modell: Während sich die Großwetterlage auf den Kopf stellen lässt, herrscht über Deutschland gradientenschwaches Wetter vor © www.meteociel.fr
Auf den Punkt gebracht: Extrem zwischen Schneefall und Spätsommer
Die Unsicherheiten bleiben mit dem bevorstehenden Polarwirbelsplit hoch. Fraglich ist, wie weit sich das Blockadehoch von Mitteleuropa entfernen wird und wie weit sich ein Cluster des Polarwirbels zwischen der Barentssee und Skandinavien nach Süden ausdehnen kann. Die Vorhersagemodelle bringen die Unsicherheiten gut auf den Punkt.
Am Rande erwähnt: Ein weiteres Extrem wäre eine Verlagerung des Hochdrucksystems über Mitteleuropa, was die Tiefdruckdynamik ebenfalls blockiert, aber mit einer südlichen Anströmung die Temperaturen jenseits der +20-Grad-Marke ansteigen lassen kann. Also ja, zwischen wildem Herbstwetter mit Schnee bis auf die höheren mittleren Lagen herab und einer spätsommerlichen Wetterentwicklung mit viel Sonnenschein ist auch heute wieder alles möglich.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
In den aktuellen Prognosen wird der Polarwirbelsplit und die darauf folgende gestörte Zirkulation bestätigt. Mit Westwetter ist bis zum 20. Oktober definitiv nicht zu rechnen. Bestätigt wird zudem das Abkapseln eines Clusters des Polarwirbels über Skandinavien, was im Zusammenspiel mit dem Blockadehoch auf dem Atlantik das Strömungsmuster meridionalisieren lässt und eine nördliche Grundströmung wahrscheinlicher macht.
Eine nördliche Grundströmung spiegelt sich auch im Mittelwert aller Kontrollläufe wider. Die Temperaturanomalie bewegt sich mit +2 bis +4 Grad um den 12. Oktober kurzzeitig in einem zu hohen Bereich, sinkt jedoch vom 13. bis 22. Oktober auf eine Differenz von +0,3 bis +1,3 Grad in den fast normalen
Bereich ab. Eine spätsommerliche oder frühwinterliche Temperaturentwicklung ist zwar möglich - das zeigen einzelne Kontrollläufe - doch wenn es nach den Wahrscheinlichkeiten geht, normalisieren sich die Temperaturen lediglich. Kumuliert man die Temperaturprognose der Kontrollläufe bis zum 22. Oktober, so ist ein leichter Überschuss von +0,6 bis +1,0 Grad zu erwarten.
Die Regenprognose
Passend dazu die Niederschlagsprognose. Über den östlichen Landesteilen ist bis einschließlich dem 9. Oktober noch mit Regen zu rechnen, sonst stellt sich - wie über dem Rest von Deutschland - bis zum 20. Oktober trockenes Wetter ein. Die vergleichsweise normalen
Temperaturen und die nur geringe Niederschlagsaktivität lassen erneut den Rückschluss auf ein Hochdruckgebiet westlich von Deutschland zu. Schaun mer mal.

Der Wettertrend nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Das Hoch wird sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit westlich von Deutschland positionieren können © www.meteociel.fr
| Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
|---|---|---|
| 13. Oktober | +8 bis +19 Grad | +14 bis +16 Grad |
| 17. Oktober | +8 bis +19 Grad | +12 bis +14 Grad |
| 22. Oktober | +3 bis +22 Grad | +11 bis +13 Grad |

Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)
