Wetterprognose: Polarwirbelsplit - Vollherbst mit den ersten Vorboten des Winters nicht auszuschließen
Der Kollaps des Polarwirbels und die Folgen. Deutschland liegt im Verlauf der Woche zwischen den Fronten eines über Osteuropa nach Süden austrogenden Sturmtiefs und eines Hochs, welches von Westen nachrückt. Während sich das Wetter über Deutschland beruhigt, findet mit einem Polarwirbelsplit zwischen Alaska und der Karasee ein Ereignis statt, das auch das Wetter über Deutschland beeinflussen kann. Zwischen spätsommerlichen Temperaturen und frühwinterlichen Wettererscheinungen in Form von Schnee, Graupel und Frost ab den höheren mittleren Lagen fehlt nicht viel.
Der Sturm hat Deutschland bereits verlassen und es setzt sich heute und auch am Dienstag mit phasenweise böigem Wind, starker Bewölkung und zeitweiligen Schauern unbeständiges und oftmals trübes Wetter durch. Sonnige Momente beschränken sich heute auf Teile von Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin und Sachsen sowie am Dienstagnachmittag auf den Südwesten (Wolkenradar). Die Temperaturen erreichen +12 bis +15 Grad. Mit Sonnenschein können bis +18 Grad und bei Regen bis +10 Grad möglich sein.
Deutschland zwischen den Fronten - Mehr Sonne, zeitweilige Schauer
Das Sturmtief vom Wochenende trogt aktuell über Osteuropa nach Süden aus, während sich von Westen ein Hochdruckgebiet Mitteleuropa nähert, jedoch über Deutschland vom Trog blockiert wird. So gelangt Deutschland zwischen die Fronten. Bei einem Mix aus Sonne, Wolken und Nebel ziehen immer wieder Schauer von Nordwest nach Südost, die über den östlichen Landesteilen häufiger als über dem Westen in Erscheinung treten können. Die Temperaturen pendeln sich auf +12 bis +16 Grad ein und können mit längerem Sonnenschein auf bis +18 Grad ansteigen. Wer es genauer wissen möchte: Wetter Oktober.

Wettervorhersage der Prognose-Modelle: Deutschland zwischen den Fronten - leicht wechselhaftes Wetter mit etwas Sonnenschein © www.meteociel.fr || wxcharts.com
Wettervorhersage nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Zusammenbruch des Polarwirbels - Frost und Schneefall werden zum Thema
Wer bei uns schon eine Weile zu Gast ist, für den ist das nichts Neues. Der Polarwirbel - und das zeigt sich auf den obenstehenden Wetterkarten ganz gut - erleidet eine massive Störung, welche bereits zum Ende der Woche zu einem Polarwirbelsplit führt. Die erste Achse verläuft zwischen der Karasee und Alaska, während auf dem Atlantik das Azorenhoch nach Norden aufstrebt, um den Polarwirbel zusätzlich zu schwächen und um eine zweite Achse zu etablieren.
Vollständig gestörte Zirkulation provoziert den Abfluss kalter Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden
Interessant für das Wetter über Deutschland ist die Entwicklung des Azorenhochs, welches sich zunächst über England positioniert, sich vom 13. bis 15. Oktober jedoch dazu entschließt, weiter in Richtung Grönland zu wandern. Die atlantische Frontalzone wird somit nicht nur blockiert, sondern vollständig außer Kraft gesetzt.
Und während sich der Polarwirbel versucht, vom Split zu erholen, etabliert sich zwischen Grönland und England ein mächtiges Blockadehoch. Damit entsteht über Mitteleuropa eine Lücke, in welche ein Cluster des Polarwirbels vordringt. Infolge daraus stellt sich über Deutschland ab dem 14. Oktober ein meridional - von Nord nach Süd - verlaufendes Strömungsmuster ein.
Der Winter rückt näher - Graupelschauer möglich
Die Lücke bleibt bis zum 20. Oktober bestehen und immer wieder gelingt es Clustern des Polarwirbels, nach Süden vorzustoßen und so den meridionalen Verlauf der Grundströmung aufrechtzuerhalten. Unentwegt werden in der Höhe kalte Luftmassen polaren Ursprungs an die Alpen geführt, was die Temperaturen vom 14. Oktober mit +12 bis +16 Grad und örtlich bis +18 Grad bis zum 19. Oktober mit +4 bis +8 Grad in den nasskalten Bereich absinken lassen kann. Nur mit Sonnenschein können die Werte noch an bzw. über die +10-Grad-Marke ansteigen. Die Schneefallgrenze sinkt bis auf die höheren mittleren Lagen ab, und mit entsprechender Schauerdynamik lassen sich Graupelschauer oder Graupelgewitter nicht ausschließen. In den Nächten ist insbesondere über der Südhälfte bei Aufklaren mit Frost von bis zu -3 Grad zu rechnen. Weiter nach Norden pendeln sich die Tiefstwerte auf +3 bis +8 Grad ein (je nach Bewölkungszustand). Der Vollherbst mit einem zarten Winterhauch.

Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Ein Cluster des Polarwirbels trogt nach Süden aus und bringt den Vollherbst mit frühwinterlichen Wettererscheinungen nach Deutschland © www.meteociel.fr
Wetterprognose nach dem amerikanischen Prognose-Modell: Gestörte Zirkulation setzt die Frontalzone außer Kraft
Die Vehemenz, mit der die Hochdrucksysteme in den Polarwirbel hinein vordringen, ist bemerkenswert. Doch hat das nicht zwangsläufig einen herbstlich kühlen Wettercharakter mit den ersten winterlichen Wettererscheinungen zur Folge. Es geht auch gemäßigter, wenngleich die Zirkulation sich auch nach der Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells einem absolut gestörten Zustand annähert.
Ein Hauch von Herbst
Die Splitachse zwischen der Karasee und Alaska schließt sich zum 12. Oktober. Der Grund ist das nach Norden aufstrebende Azorenhoch, welches seinerseits eine Achse zum Hoch über der Karasee aufbaut und den Polarwirbel an anderer Stelle splittet. Das Hoch bleibt jedoch in der Nähe von Mitteleuropa. Da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz vom 13. bis 18. Oktober in eine Nordströmung. Durch die Nähe zum Hoch ist die Niederschlagsaktivität jedoch nur gering. Vielerorts kommt nach Auflösung nächtlicher Nebelfelder die Sonne zum Vorschein.
An dieser gradientenschwachen Wetterentwicklung ändert sich bis zum 20. Oktober nichts und so schwanken die Temperaturen zumeist zwischen +14 und +18 Grad. Erweist sich der Nebel als hartnäckiger Geselle, verweilen die Werte unter der +10-Grad-Marke. Mit ganztägigem Sonnenschein können die Temperaturen aber auch über die +20-Grad-Marke springen. Weit weg vom Vollherbst.

Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Prognose-Modell: Weit weg vom Vollherbst: Deutschland im Umfeld einer gradientenschwachen Wetterentwicklung © www.meteociel.fr
Auf den Punkt gebracht: Zwischen wildem Herbstwetter und goldenem Oktober
Auch nach 192 Stunden bleibt das Fazit zwischen wildem Herbstwetter mitsamt ersten frühwinterlichen Wettererscheinungen bis auf die mittleren Lagen und dem goldenen Oktober erhalten. Die Vorhersage des europäischen Wettermodells folgt einer These, welche wir gestern bereits vorgestellt und näher erläutert haben. Der Polarwirbelsplit und dessen Auswirkungen auf das Wetter über Deutschland sind nicht zu unterschätzen. Doch nicht immer was möglich ist, ist auch wahrscheinlich.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Im Grunde bestätigen sich die Vorhersagen der vergangenen Tage heute. Der Polarwirbelsplit kommt und mit ihm wohl auch die gestörte Zirkulation mit einem meridionalen Verlauf der Grundströmung. In der Theorie sind somit die Extreme zwischen sommerlichen Temperaturen und Schneefall bis auf die höheren mittleren Lagen herab möglich. Wahrscheinlicher ist jedoch ein für den Oktober typischer Temperaturverlauf. Die Anomalie beträgt im Zeitraum vom 10. bis 20. Oktober +0,3 bis +1,3 Grad, was einen Tagesmittelwert von +12 bis +14 Grad zur Folge hat.
Die Regenprognose
Die Niederschlagssignale sind über dem Norden und Osten noch bis zum 10. Oktober leicht erhöht, sinken darüber hinaus, wie bereits über dem Süden und Westen, in den schwach erhöhten Bereich ab. Vielerorts wird die zweite Oktober-Dekade trocken und nach Nebelauflösung auch sonnig verlaufen können. Das spricht erneut für ein Hoch, das nah an Mitteleuropa liegt, jedoch nicht umfassend stabil das Wetter über Deutschland beeinflussen kann. Mit anderen Worten formuliert: Winter, Vollherbst und Spätsommer nein, Herbst ja, goldener Oktober vielleicht. Schaun mer mal.

Der Wettertrend nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Das Hoch wird sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit westlich von Deutschland positionieren können © www.meteociel.fr
| Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
|---|---|---|
| 12. Oktober | +10 bis +19 Grad | +14 bis +16 Grad |
| 16. Oktober | +6 bis +18 Grad | +12 bis +15 Grad |
| 21. Oktober | +2 bis +19 Grad | +11 bis +13 Grad |

Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

