Wetterextreme möglich - Schneefall oder Sommerwetter - die Folgen des Polarwirbelsplits
Polarwirbelsplit mit extremen Wetterentwicklungen möglich. Der Polarwirbel erleidet im Verlauf der kommenden Woche eine massive Abschwächung, die durch Hochdruckeinschübe ausgelöst wird. Das kann unter bestimmten Voraussetzungen zum vollständigen Kollaps des Polarwirbels führen. Die Struktur mäandriert und kann in den Extremen zu winterlichen Wettererscheinungen oder zu spätsommerlichen Wetterentwicklungen führen.
Stürmisches Herbstwetter. Ein Sturmtief zieht im Moment mit kräftigen Windböen von der Nord- über die Ostsee. Über den Küsten und höheren Lagen können schwere Sturmböen und regional auch orkanartige Winde nicht ausgeschlossen werden. An der Nordsee ist eine Sturmflut zu erwarten. Weiter über dem Landesinneren schwächt sich der Wind zwar ab, kann aber noch immer stürmische Windböen möglich machen (Warnlagenbericht || Windprognose). Der Himmel zeigt sich überwiegend stark bis wechselnd bewölkt und zwischen den Schauern ergibt sich auch Zeit für etwas Sonnenschein. Örtlich können die Schauer kräftiger ausfallen und von Gewittern begleitet werden. Die Temperaturen erreichen +10 bis +15 Grad.
Herbststurm zieht ab, Hochdruckgebiet rückt nach
Vom 6. bis 10. Oktober verlagert sich das Sturmtief unter Abschwächung weiter nach Osten und trogt über Osteuropa nach Süden aus. In der Zwischenzeit nähert sich von Westen ein Hochdruckkeil, was Deutschland im Verlauf der kommenden Woche zwischen den beiden Fronten verweilen lässt. So kommt es am Montag bei überwiegend starker Bewölkung noch zu zahlreichen Schauern, die sich im Verlauf der Woche weiter abschwächen und nach Osten verlagern. Die Wolkendecke lockert ab Mitte der Woche häufiger auf und bringt die Sonne zum Vorschein. Der Wind dreht auf nordwestliche Richtungen und lässt die Temperaturen im Verlauf der Woche auf +14 bis +18 Grad ansteigen. Wer es genauer wissen möchte: Wetter Oktober.

Wettervorhersage der Prognose-Modelle: Deutschland liegt im Verlauf der kommenden Woche zwischen den Fronten des nach Süden austrogenden Sturmtiefs und einem nachrückenden Hochdruckkeil © www.meteociel.fr || wxcharts.com
Polarwirbel bricht auseinander - nah dran am Vollherbst und Spätsommer
Der Polarwirbel zeigt im Moment eine hohe Aktivität. Schaut man sich die obenstehenden Wetterkarten noch einmal genauer an, so erkennt man, wie weit das Kontinentalhoch in den Polarwirbel vordringt. Nach der Prognose beider Vorhersagemodelle ergibt sich bereits zum Ende der Woche ein Polarwirbelsplit, der sich von der Karasee aus in Richtung Alaska entwickelt. Schaut man noch genauer hin, kann man den zweiten Akteur - das Azorenhoch - erkennen, welches ebenfalls von England und Island aus in den Polarwirbel hinein vordringt, was unmittelbare Folgen auf das Wetter über Deutschland, Österreich und die Schweiz haben wird. Frühwinterliche Wettererscheinungen und eine spätsommerliche Wetterlage liegen eng beieinander.
Polarwirbel wird zerpflückt - mäandrierendes Muster
Für das Wetter über Deutschland entscheidend ist, wie sich das Azorenhoch und die Störung über Skandinavien zueinander verhalten. Bis zum 13. Oktober schließt sich die Splitachse in Richtung Alaska, während sich zwischen den Azoren und der Karasee eine neue Achse aufbauen kann. Also ja, der Polarwirbel fliegt in den kommenden Tagen regelrecht auseinander und es stellt sich ein mäandrierendes (verschlungenes; chaotisches) Muster ein.
Nach dem Zusammenbruch der Neuaufbau
Dass es zu einem Polarwirbelsplit im Oktober kommt, ist nicht unüblich, da der winterliche Polarwirbel erst entsteht und die Splits sowohl zum Beginn als auch am Ende häufiger vorkommen. Das massive Vordringen und die Ausgestaltung der Hochdruckgebiete sind jedoch alles andere als üblich. Einerlei, der winterliche Polarwirbel ist nach dem Zusammenbruch nicht am Ende, er beginnt erst mit seiner Arbeit und wird sich nachfolgend neu sortieren und wieder aufbauen können. Die Phase des Zusammenbruchs jedoch ermöglicht unterschiedliche Wetterentwicklungen, die in zwei Richtungen gehen können.
Vollherbst und Spätsommer
Fasst man die Vorhersagen beider Vorhersagemodelle bis zum 15. Oktober zusammen, so keilt das Azorenhoch westlich von Mitteleuropa nach Norden auf, während der abgesplitterte Cluster des Polarwirbels über Skandinavien und die Barentssee nach Süden austrogt. Das Strömungsmuster meridionalisiert (Nord-Süd; Süd-Nord) mit einer hohen Wahrscheinlichkeit und mit dem Hoch über dem Westen ist eine nördliche Strömungskomponente das Erwartbare.
Das Potential der kommenden Wetterlage liegt in den Extremen zwischen dem Spätsommer und dem Vollherbst mit frühwinterlichen Wettererscheinungen. Die aktuellen Prognosen sind jedoch gemäßigter und Deutschland liegt im Zeitraum vom 11. bis 20. Oktober zwischen den Fronten - das Hoch über dem Westen, das Tief über dem Osten. So kommt es bei wechselnder Bewölkung zu zeitweiligen Schauern. Die Temperaturen gehen langsam zurück und pendeln sich mit +8 bis +14 Grad im herbstlichen Bereich ein. Mit entsprechender Schauerdynamik lassen sich Graupelschauer bis auf mittlere Lagen herab nicht ausschließen. In den Nächten ist bei Aufklaren mit Nebel und Frost zu rechnen.

Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Wettermodell: Zusammenbruch des Polarwirbels - die absolut gestörte Zirkulation - Deutschland zwischen den Fronten © www.meteociel.fr
Die Betrachtung der extremen Wetterentwicklungen: Winter- und Sommerwetter
Bei einer meridional verlaufenden Struktur kommt es immer darauf an, wie sich das Hoch und das Tief zueinander positionieren. Zwar liegt Deutschland nach den aktuellen Wetterprognosen beider Vorhersagemodelle zwischen den Fronten, doch was ist, wenn sich die Positionen der beiden Wettersysteme durch den Zusammenbruch des Polarwirbels verschieben?
Vollherbst mit winterlichen Wettererscheinungen
In der ersten Variante verlagert sich das Hoch weiter nach Westen und positioniert sich zwischen den Azoren, Island und Grönland als Blockadehoch auf dem Atlantik. Das gibt dem Cluster über Skandinavien einen größeren Spielraum, sich über Mitteleuropa nach Süden in Richtung der Alpen zu entwickeln. Die Grundströmung dreht auf Nord und führt kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Deutschland. Im weiteren Verlauf positioniert sich der Cluster des Polarwirbels mitsamt seiner Höhenkälte sogar direkt über Deutschland.
Schneefall ab den höheren mittleren Lagen möglich
Unter diesen speziellen Bedingungen sinken die Temperaturen mit +4 bis +8 Grad in den nasskalten Bereich ab und die Schauer gehen ab den höheren mittleren Lagen oberhalb etwa 600 bis 900 Meter allmählich in Schnee über und können zu winterlichen Wetterbedingungen führen.
Der Spätsommer mit goldenem Oktober und sommerlichen Temperaturen
Das andere Extrem stellt sich dann ein, wenn sich das Hoch nicht nach Westen, sondern nach Osten entwickelt und sich mit seinem Kern direkt über Deutschland positioniert. Mit Regen oder Schauern ist dann nicht mehr zu rechnen und lösen sich die nächtlichen Nebelfelder auf, scheint verbreitet die Sonne von einem wolkenlosen Himmel auf Deutschland herab.
Je nach Ausgestaltung der Hochdruckzone pendeln sich die Temperaturen auf +17 bis +23 Grad ein. Mit dem Hochdruckkern über Deutschland können sommerliche Werte von bis über +25 Grad möglich sein.
Anmerkung: Diese zwei Varianten bilden im Moment die Extreme ab. Jede Variante ist für sich genommen plausibel, doch für den Moment weniger wahrscheinlich. Dennoch müssen diese Varianten gerade mit dem Beginn des Polarwirbelsplits als Thesen vorgestellt werden. Zum besseren Verständnis haben wir die Varianten einmal mit ausgesuchten Kontrollläufen gegenübergestellt.

Die Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Die Extreme von frühwinterlichem Schneefall ab den mittleren Lagen und einer spätsommerlich warmen Wetterentwicklung © www.meteociel.fr
Auf den Punkt gebracht: Zwischen wildem Herbstwetter und goldenem Oktober
Auch nach 172 Stunden hat sich im Resümee nichts geändert. Im Gegenteil - mit einem meridional verlaufenden Grundmuster geht es nicht um ein Entweder-oder, sondern um ein Sowohl-als-auch. Spannende Zeiten stehen mit der kommenden Wetterentwicklung bevor.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Im Fazit lassen sich zwei grundlegende Entwicklungen festhalten: der Polarwirbelsplit oder das Displacement (Verschiebung) sowie die daraus resultierende gestörte Zirkulation mit einem meridional verlaufenden Strömungsmuster. Die Kontrollläufe bilden die Extreme ganz gut ab, doch bewegt sich der Mittelwert aller Kontrollläufe mit einer Temperaturanomalie von +0,5 bis +1,5 Grad in einem Bereich, der für den Oktober typisch ist und einen Tagemittelwert zwischen +13 und +15 Grad zur Folge hat. Weit weg vom frühen Winter und Spätsommer gleichermaßen.
Die Regenprognose
Die Niederschlagssignale sind jedoch vom 7. bis 20. Oktober über dem Süden und Westen kaum vorhanden, während sie nach Norden und Osten im schwach erhöhten Bereich verweilen. Mit anderen Worten liegt Deutschland mit höherer Wahrscheinlichkeit zwischen den Fronten, mit Chancen auf den goldenen Oktober - zumindest über dem Süden und Westen. Schaun mer mal.

Der Wettertrend nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Das Muster mit dem Hochdruckkeil westlich von Deutschland hat sich in den vergangenen 24 Stunden verstärkt © www.meteociel.fr
| Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
|---|---|---|
| 11. Oktober | +12 bis +19 Grad | +14 bis +16 Grad |
| 15. Oktober | +10 bis +20 Grad | +13 bis +15 Grad |
| 20. Oktober | +1 bis +19 Grad | +11 bis +13 Grad |

Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)
