Wetterprognose - Polarwirbelsplit bringt Dynamik: zwischen Winterdurchbruch und verfrühtem Frühling
Ein Polarwirbelsplit kündigt sich mit Beginn der zweiten Februardekade an. Wird dadurch das Wetter über Deutschland auf den Kopf gestellt, und erhält der Winter eine Chance, sich mit Schnee, Eis und Frost bis auf das Flachland herab durchzusetzen? Wir haben uns das einmal näher angeschaut.

Vielfach trübe Aussichten. Ein Kaltlufttropfen überquert Deutschland in den kommenden Tagen von Ost nach West und setzt sich anschließend über Frankreich fest. So kommt es zu einem quasistationären Verhalten. Da das Tief jedoch nicht besonders viel Feuchtigkeit gespeichert hat, hält sich die Niederschlagsausbeute in Grenzen. Verbreitet bleibt es trocken.
Leichter Schneefall nicht auszuschließen
Dennoch ist mancherorts leichter Niederschlag möglich, der teils als Schnee, teils aber auch als Schneeregen, Regen oder Sprühregen niedergehen kann. Das Auftreten temporär winterlicher Wettererscheinungen – samt Glätte – ist somit nicht auszuschließen (Warnlagenbericht). Sonnige Phasen sind immer wieder möglich, vermehrt zum Wochenende über den Landesteilen. Die Temperaturen erreichen am Tag +2 bis +6 Grad und sinken in den Nächten auf -3 bis +2 Grad ab. Ist Nebel im Spiel, so können die Werte um den Gefrierpunkt schwanken. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Februar.

Wettervorhersage bis Mitte Februar: Polarwirbelsplit – kommt damit auch der Winter?
Seit einigen Tagen deutet sich in den Prognosemodellen ein Polarwirbelsplit in unterschiedlichster Art und Weise an. Seit rund 48 Stunden berechnen die Vorhersagemodelle den Vorgang einheitlicher, wobei letztlich doch Unterschiede in den Details erkennbar sind. Die Frage, die sich stellt: Reicht es noch für den Winter?
Skandinavienhoch strebt in den Polarwirbel hinein
Der aktuelle Kaltlufttropfen ist nur deshalb möglich, weil sich das dominierende Hoch weiter nach Skandinavien verlagert und an seinem südlichen Gradienten die schwache Störung von Ost nach West führt. Das Skandinavienhoch aber hat noch Großes vor und strebt zum 13. Februar bereits nach Island und Grönland weiter nach Norden. Es versucht, eine Achsverbindung – quer durch den Polarwirbel – bis zum 15. Februar aufzubauen.
Nach der Wetterprognose der Amerikaner gelingt der Polarwirbelsplit, bei den Europäern hängt es noch an ein paar Kleinigkeiten. Das spielt im Großen und Ganzen aber eher eine untergeordnete Rolle. Entscheidender ist, ob das Hoch seine Achse über Mitteleuropa aufrechterhalten kann – oder nicht.
Aktuell wird ein Verbleib der Hochdruckachse über Mitteleuropa simuliert, sodass sich beim Wetter – trotz markanter Veränderung der Grundströmung – über Deutschland, Österreich und der Schweiz bis zum 15. Februar zunächst wenig ändert. Der Mix aus Sonne, Wolken, dichten Nebelfeldern und geringfügigem Niederschlag bleibt bei schwachen Winden und Temperaturen von +2 bis +6 Grad erhalten. Kommt die Sonne zum Vorschein, so können über dem Westen bis zu +10 Grad nicht ausgeschlossen werden. Die Nächte verlaufen mit -5 bis +0 Grad verbreitet frostig.

Die weiteren Wetteraussichten - Winterwetter ist möglich
Die Vorhersagemodelle bleiben sprunghaft, und aktuell könnten die Folgen des Polarwirbelsplits kaum unterschiedlicher ausfallen. Fangen wir mit der unwinterlichen Variante der Amerikaner an.
Zonal verlaufende Grundstruktur
Da ist er wieder – der Ansatz einer Westwetterlage. Noch bevor sich der Polarwirbelsplit entfalten kann, clustert der Hochdruckkeil in zwei Zentren auf: eines dreht sich zwischen Alaska und Sibirien, das andere zwischen Grönland und Island. Der Split fällt in sich zusammen, und die Hochdrucksysteme werden vom reaktiven Polarwirbel eingekapselt. Infolgedessen regeneriert sich der Zustrom kalter Polarluft über dem östlichen Kanada, was auf dem Atlantik die Frontalzone befeuert. Diese kann im Zeitraum vom 17. bis 21. Februar auf Deutschland übergreifen.
Die Wind- und Niederschlagsaktivität nimmt zu, und die Temperaturen pendeln sich in einem Bereich zwischen +5 und +10 Grad ein. In sonnigen Momenten können bis zu +14 Grad möglich sein.
Der Winter wagt sich in Richtung Deutschland vor
Nach der Wetterprognose der Europäer kann sich der Polarwirbelsplit voll entfalten und den Polarwirbel bis zum 21. Februar anhaltend destabilisieren. Die Hochdruckachse verlagert sich zwischen Spanien, England, Island, Grönland und Alaska weiter nach Westen, sodass der Cluster des Polarwirbels von der Kara- und Barentssee über Skandinavien und Osteuropa weit nach Süden – bis über die Mittelmeerregion – austrogen kann. Deutschland liegt am westlichen Rand der Polarluft.
Die Temperaturen sinken allmählich auf -2 bis +3 Grad. Nach Osten und Süden ist oberhalb von etwa 200 bis 500 Metern verbreitet mit Dauerfrost zu rechnen. Etwas Niederschlag ist möglich, doch viel ist nach wie vor nicht zu erwarten. Falls es doch dazu kommt, kann der Niederschlag bis in tiefere Lagen als Schnee fallen. In den Nächten sinken die Werte auf -8 bis -4 Grad. Über Schnee sind bis zu -14 Grad möglich.
Sollte die Polarluft tatsächlich die Mittelmeerregion erreichen, wird eine weitere Stufe des Arctic Outbreaks gezündet
– das nur einmal am Rande erwähnt.

Auf den Punkt gebracht: Richtungsentscheidung für den Winter
Auch nach Tag 12 keine Änderung. Der Polarwirbelsplit wird weiterhin einheitlich berechnet, die Folgen daraus könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein. Und ja, mit Beginn der zweiten Februardekade beginnt der Spätwinter – oder anders formuliert: Dem Winter rennt die Zeit davon.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe sind heute etwas anders aufgestellt. Die Temperaturanomalie schwankt zwischen +1 und +2 Grad – das ist noch immer zu warm, doch im Trend lässt sich ein leichter Rückgang erkennen. Im direkten Vergleich zu den Kontrollläufen bilden die Amerikaner mit Abstand die wärmste Entwicklung ab – wer also auf den Frühling spekuliert, muss sich noch etwas gedulden. Auffällig ist, dass einige der Kontrollläufe sehr kalte Varianten berechnen, bei denen die Höhenwerte zwischen dem 17. und 21. Februar auf -10 bis -15 Grad zurückgehen können. Für den Flachlandwinter wären Höhenwerte zwischen -7 und -9 Grad ausreichend.
Die Niederschlagssignale sind bis zum 18. Februar kaum vorhanden, und mit einer Fortsetzung der trockenen Witterung ist bis dahin zu rechnen. Nachfolgend steigt das Niederschlagsniveau in den leicht erhöhten Bereich an. Wenn man so will, markiert der 18. einen Wetterwechsel über Deutschland, der über der Nordhemisphäre bereits am 10. Februar beginnt. Unter dem Strich – und das ist es ja, worauf es ankommt – ist bis auf Weiteres nicht mit tiefwinterlichen Wetterverhältnissen zu rechnen. Aber: Der Polarwirbelsplit muss erst einmal kommen, anschließend sieht man weiter.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
12. Februar | -3 bis +7 Grad |
+2 bis +4 Grad |
16. Februar | -2 bis +10 Grad |
+4 bis +6 Grad |
21. Februar | -8 bis +12 Grad |
+4 bis +6 Grad |

Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:12 Uhr
Die Amerikaner haben heute Nachmittag und auch heute Abend den Polarwirbelsplit zum 15. Februar bestätigt. Ebenso wurde die Verlagerung der Triggerzone in den Bereich zwischen Alaska, Kanada und Grönland bekräftigt. Die Hochdruckachse nach Süden wird somit unterbunden, was der atlantischen Frontalzone mehr Spielraum gibt, um das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu beeinflussen.
Reaktive Frontalzone – warmes Westwindwetter mit einem Hauch von Frühling
Ab dem 15. Februar dehnt sich der Einfluss der Frontalzone weiter in Richtung Deutschland aus. Die Wind- und Niederschlagsaktivität nimmt zu und sorgt bei Temperaturen von +8 bis +14 Grad sowie einer längeren Sonnenscheindauer von bis zu +16 Grad für einen Hauch von Frühling. Winterwetter ist unter diesen Umständen nicht mehr zu erwarten – stattdessen setzt kräftiges Tauwetter bis in höhere Lagen ein.

Warming in Stratosphärenhöhe
Das Warming in der Stratosphäre erreicht zum 10. Februar seinen Höhepunkt. Zwar reicht es nicht für ein Major-Warming, aber gut möglich, dass dieses kräftige Minor-Warming auch seinen Beitrag zum Polarwirbelsplit bis zum 15. Februar beisteuert.
Der Polarwirbel kommt jetzt allmählich in die Zeit, in der Minor-Warmings in der Stratosphäre häufiger vorkommen. Das sind sozusagen die ersten Vorboten vom Ende des winterlichen Polarwirbels, welcher spätestens im April in sich zusammenfällt und für das berüchtigte Aprilwetter sorgt. Und so wird ein Warming nach dem anderen zu erwarten sein, das Hauptaugenmerk aber liegt auf einem Major-Warming, denn nur dieses kann zu einem frühzeitigen Final-Warming und damit dem vollständigen Zusammenbruch des Polarwirbels sorgen.
Nach den aktuellen Berechnungen zeichnet sich zum 17. Februar das nächste Warming ab, welches südlich entsteht und rasch einen zweiten Cluster über dem Norden ausbilden kann. Der Stratosphärenwirbel wird ordentlich in die Zange genommen, was eine reaktive Westwetterlage - wie sie die Amerikaner berechnen - stark infrage stellt. Mit anderen Worten formuliert, ist mit weiteren Störungen innerhalb des Polarwirbels zu rechnen, was nicht mit Winterwetter gleichzusetzen ist, die Grundlagen jedoch deutlich besser sind, als bei einer West- oder Südwestwetterlage.

Zusammenfassung: Polarwirbel ist Taktgeber
Das Resümee der vergangenen Tage bestätigt sich heute Abend besonders eindrücklich in der Wetterprognose der Europäer, bei der sich nach dem Polarwirbelsplit das triggernde Hoch ebenfalls in den Bereich zwischen Alaska, Kanada und Grönland eindreht.
Displacement
Was folgt, ist eine äußerst heftige Reaktion, bei der sich der Polarwirbel auf eine Seite verschieben lässt. Die Frontalzone explodiert
auf den Atlantik regelrecht und schickt gleicht mehrere Starkwindereignisse in Richtung Mitteleuropa. Wir haben - mit der gleichen Ausgangslage - einmal andere Entwicklungen aus ausgesuchten Kontrollläufen gegenübergestellt, um das Muster des taktgebenden Polarwirbels deutlicher hervorzuheben. Festhalten lässt sich: Die Westwetterlage ist mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten und was der Polarwirbel nach seinem Split macht, bleibt abzuwarten.
