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Wetterprognose: Polarwirbelsplit - Winterwende oder Winterende

| M. Hoffmann

Ein Hoch dominiert weiterhin das Wetter über Deutschland, mit einer Einschränkung in Form eines Kaltlufttropfens, der mancherorts für leichten Schneefall sorgen kann. Dieses Hoch stößt zum 8. Februar weiter nach Norden vor und beginnt, den Polarwirbel zu schwächen. Dieser Prozess ist für den weiteren Verlauf des Winters richtungsentscheidend.

Gelingt dem Winter noch der Durchbruch, oder kündigt eine Veränderung innerhalb des Polarwirbels das Ende vom Winter an?
Gelingt dem Winter noch der Durchbruch, oder kündigt eine Veränderung innerhalb des Polarwirbels das Ende vom Winter an?

Der Nebel löst sich heute weiter auf, bleibt jedoch über manchen Regionen punktuell erhalten – verbreitet hält sich die hochnebelartige Bewölkung über den Küstenregionen, sonst ist verbreitet ein sonniger Februartag zu erwarten. Die Temperaturen steigen bei schwachen Winden aus unterschiedlichen Richtungen auf +0 bis +4 Grad an. Mit einer längeren Sonnenscheindauer sind bis zu +6 Grad möglich, während es bei Dauernebel mit -2 bis +0 Grad frostig bleibt.

Leichter Schneefall

Das Hoch zieht sich in der zweiten Wochenhälfte weiter nach Norden zurück und lässt an seinem südlichen Gradienten einen Kaltlufttropfen passieren, welcher im Zeitraum von Mittwoch bis einschließlich Samstag für geringfügigen Niederschlag sorgen kann. Die Temperaturen erreichen +2 bis +4 Grad und können nach Südwesten und Westen bis +5 Grad ansteigen. Der Niederschlag geht oberhalb von etwa 300 bis 500 Metern in Schnee über und kann oberhalb von etwa 400 bis 600 Metern – punktuell – für die Ausbildung einer Schneedecke sorgen. Viel Niederschlag ist nicht zu erwarten. In den Nächten sinken die Werte auf -2 bis +2 Grad. Klart es über Schnee auf, sind bis zu -6 Grad möglich. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Februar.

Punktueller Niederschlag - teils als Schnee - ist in der zweiten Wochenhälfte mithilfe eines Kaltlufttropfens möglich
Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Punktueller Niederschlag - teils als Schnee - ist in der zweiten Wochenhälfte mithilfe eines Kaltlufttropfens möglich © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Die vollständig gestörte Zirkulation mit Polarwirbelsplit oder Betonhoch

Das Hoch über Europa lässt sich nicht so ohne Weiteres wegzaubern und dominiert das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz noch mindestens bis zum 12. Februar. Die Vorhersagemodelle berechnen jedoch unterschiedliche Variationen, wie sich das Hoch entwickelt und sich gegenüber dem Polarwirbel verhält.

Blockadehoch

Fest steht: Das Hoch blockiert zunächst einmal alles, was mit aktivem Wetter zu tun hat. So bleibt das überwiegend trockene, teils neblig-trübe, teils sonnige Februarwetter vorerst erhalten.

Betrachtet man die Wettervorhersage der Amerikaner, so strebt das Hoch über Skandinavien weiter nach Norden auf und geht bis zum 13. Februar eine Querverbindung zu einem Hoch über Alaska ein. Im Ansatz ein Polarwirbelsplit, jedoch passiert über Deutschland nicht viel, da sich der Hochdruckkern im Bereich zwischen Polen, Skandinavien und Deutschland positioniert. Die Temperaturen erreichen +4 bis +8 Grad und können mit entsprechender Sonnenscheindauer über dem Westen bis +10 Grad steigen.

Polarwirbelsplit

Was die Wetterprognose der Amerikaner nur andeutet, vollzieht sich in der Vorhersage der Europäer. Der Hochdruckkern verlagert sich weiter nach Norden und positioniert sich zum 13. Februar zwischen dem europäischen Nordmeer, Skandinavien und England. Deutschland liegt am südlichen Gradienten des Hochdrucksystems in einer östlich geführten Grundströmung. Die Temperaturen erreichen tagsüber +0 bis +5 Grad und sinken in den Nächten auf -5 bis +0 Grad. Nennenswerter Niederschlag ist aber auch in dieser Prognose nicht zu erwarten.

Die Berechnungen sind sich ähnlich und zeigen den Ansatz eines Polarwirbelsplits, welcher sich nach der Prognose der Europäer mit einem weiter nach Norden verschobenen Hoch auch vollziehen kann
Die Wettervorhersage nach dem europäischen und amerikanischen Wettermodell: Die Berechnungen sind sich ähnlich und zeigen den Ansatz eines Polarwirbelsplits, welcher sich nach der Prognose der Europäer mit einem weiter nach Norden verschobenen Hoch auch vollziehen kann © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Polarwirbelsplit - Winterwende oder Winterende?

Dennoch: Die unterschiedliche Positionierung des Hochdruckkerns wird den weiteren Verlauf – und damit auch den Restwinter – maßgeblich beeinflussen.

Kein Winterwetter – stattdessen desolater Polarwirbel mit reaktiver Frontalzone

Die Amerikaner simulieren heute einen Sonderfall, bei dem sich das Hoch weiter in Richtung Polarwirbel ausdehnt, seine Achse jedoch nach Süden verliert. Auch die Querachse nach Alaska löst sich auf, sodass das Hoch als Polarhoch – inmitten des Polarwirbels – seine Runden dreht und diesen durch seine Drehbewegung im Uhrzeigersinn von innen heraus schwächt. Entlang der Polarfront schließen sich die Lücken, was über Deutschland einen stärkeren Einfluss der Frontalzone zur Folge hat.

Die Temperaturen erreichen bei etwas erhöhter Niederschlagsaktivität +6 bis +12 Grad. Der Wind frischt phasenweise böig aus westlichen Richtungen auf. Somit ist nach der Prognose der Amerikaner vorerst nicht mehr mit winterlichen Wetterverhältnissen zu rechnen.

Der Polarwirbel bricht zusammen

Eine andere Lösung bietet bis zum 18. Februar die Wettervorhersage der Europäer, bei der sich das Hochdruckzentrum zwischen Skandinavien, dem europäischen Nordmeer und Island positionieren kann. Das Hoch über Alaska schlägt hingegen eine Achse in Richtung Sibirien auf. Dieser Prozess teilt den Polarwirbel in drei Cluster auf: Einer liegt über Kanada, der zweite über der Barentssee und zieht weit nach Süden in Richtung westliches Russland, während der dritte über dem östlichen Asien wabert.

Interessant für das Wetter über Deutschland, Österreich und die Schweiz ist der Cluster über dem westlichen Russland, da das nach Norden verschobene Hoch zu einer vollständig gestörten Zirkulation führt und somit Kaltluftmassen aus östlichen Richtungen nach Westen lenken kann. Die Temperaturen erreichen am Tage +0 bis +4 Grad. Bei Dauernebel sind -2 bis +0 Grad möglich, und in den Nächten sinken die Tiefstwerte auf -8 bis -2 Grad ab. Über Schnee und bei klarem Himmel können die Werte unter die -10-Grad-Marke fallen. Zudem ist es möglich, dass am südlichen Gradienten des Hochdrucksystems Kaltlufttropfen von Ost nach West geführt werden. Wenn man so will: Ein Hauch von Winter.

Eine ähnliche Wetterentwicklung führt zu einem völlig anderen Zustand des Polarwirbel, was für den weiteren Verlauf des Winters richtungsentscheidend ist
Wetterprognose des amerikanischen und europäischen Wettermodells: Eine ähnliche Wetterentwicklung führt zu einem völlig anderen Zustand des Polarwirbel, was für den weiteren Verlauf des Winters richtungsentscheidend ist © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Richtungsentscheidung für den Winter

Es ist so, und es bleibt so – und das mittlerweile seit 240 Stunden (10 Tagen). Der Polarwirbel steht vor einer Triggerung, die ursprünglich für den 8. Februar angesetzt war und durch das aktuelle Blocking Anfang Februar ausgelöst wird. Der Trigger erfolgt nach den aktuellen Berechnungen am 9. Februar und führt innerhalb des Polarwirbels zu unterschiedlichen Entwicklungen. Das kann man so stehen lassen. Weiterhin lässt sich die Sprunghaftigkeit der Vorhersagemodelle beobachten, die derzeit noch Schwierigkeiten damit haben, den Polarwirbelsplit und dessen Auswirkungen im Zusammenspiel mit einem kräftigen Warming in Stratosphärenhöhe einzuordnen.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

In den kommenden Stunden ist mit weiter veränderten Prognosen zu rechnen, was letztlich in der Natur der Sache liegt. Geht man nach den Wahrscheinlichkeiten, so ist eine reaktive Phase der Frontalzone wenig wahrscheinlich. Die Amerikaner repräsentieren im Vergleich zum Mittelwert aller Kontrollläufe mit einer Abweichung von rund 6 Grad die mit Abstand wärmste Variante.

Die Kontrollläufe selbst berechnen im Zeitraum vom 8. bis 20. Februar eine nahezu gleichbleibende Temperaturanomalie von +2 bis +3 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990. Die Temperaturen pendeln sich in 1.400 Meter Höhe auf -2 bis -4 Grad ein und bestätigen damit den Temperaturtrend der vergangenen Tage. Winterwetter sieht anders aus!

Auffällig ist zudem die Niederschlagsprognose, die im Zeitraum vom 4. bis 18. Februar nur schwache Niederschlagssignale berechnet. Mit anderen Worten: Trotz möglicher Turbulenzen innerhalb des Polarwirbels ist über Deutschland, der Schweiz und Österreich mit einer hochdruckdominierten Wetterlage zu rechnen. Schaun mer mal.

Die Unsicherheiten für die weitere Wetterentwicklung in der zweiten Februar-Hälfte dauern an
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Unsicherheiten für die weitere Wetterentwicklung in der zweiten Februar-Hälfte dauern an © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
10. Februar -1 bis
+7 Grad
+3 bis
+5 Grad
14. Februar -1 bis
+10 Grad
+4 bis
+6 Grad
19. Februar -4 bis
+12 Grad
+3 bis
+5 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2025
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nachtrag

Kurzer Nachtrag von der Prognose der Amerikaner von heute Nachmittag. Die reaktive Frontalzone wurde - wie erwartet - zurückgenommen. Stattdessen wird das Hoch über Skandinavien weiterhin das Wetter mit einer Ostströmung beeinflussen können. Im Hinblick auf den Winter nix Halbes und nix Ganzes. Das aber nur am Rande, wird sich bis heute Abend auch noch einmal ändern können.

Blockierende Großwetterlage mit einem Hoch über Skandinavien - die reaktive Frontalzone wurde binnen 6 Stunden verworfen
Wetterprognose des amerikanischen und europäischen Wettermodells: Eine ähnliche Wetterentwicklung führt zu einem völlig anderen Zustand des Polarwirbel, was für den weiteren Verlauf des Winters richtungsentscheidend ist © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:11 Uhr

Die Amerikaner berechnen heute Abend wieder den Ansatz eines Skandinavienhochs, was über Deutschland zunächst unspektakuläres Wetter zur Folge hat. Warum? Ganz einfach – da passiert nicht viel, und das trübe, zu Nebel neigende Wetter droht, bis zum 19. Januar in die Verlängerung zu gehen.

Nur ein Hauch von Winterwetter

So kommt es zu einer Erhaltungsneigung, die man in dieser Form auch gerne als Betonhoch bezeichnet. Niederschlag ist zwar möglich, doch nicht nennenswert. Die Temperaturen erreichen Werte von +0 bis +4 Grad, und bei Dauernebel sind frostige Werte möglich. In den Nächten sinken die Werte auf -5 bis +0 Grad ab und können über den Küsten von Nord- und Ostsee frostfrei bleiben. Winterliche Wettererscheinungen sind zwar möglich, doch es ist absolut unspektakuläres Wetter.

Das Blocking hält weiter an und dominiert auch die zweite Februardekade
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Das Blocking hält weiter an und dominiert auch die zweite Februardekade © www.meteociel.fr || wxcharts.com

NAO- und AO-Index negativ – ganz so unspannend wird es dann doch nicht

Die Prognosen der Vorhersagemodelle sind derzeit Momentaufnahmen, die kurze Zeit später wieder verworfen werden. Dieses Verhalten war zu erwarten. Wichtiger ist im Moment die Bewertung der Randfaktoren, und die Frage nach dem möglichen Setup rückt in den Vordergrund.

Der AO-Index wird bereits seit einigen Tagen negativ simuliert, während der NAO-Index lediglich einen negativen Trend aufwies, letztlich aber im positiven Bereich verblieb. Das hat sich heute Abend geändert. Nach dem 15. Februar zeigt sich auch der NAO-Index leicht negativ. Das bedeutet, dass der Polarwirbel einen instabilen bis desolaten Zustand annehmen wird und sich ein Hoch in der Nähe von Island etablieren wird.

Diese Konstellationen sind möglich mit einem Polarwirbelsplit im Achsverlauf zwischen den Azoren und Alaska oder mit einem Blocking über Skandinavien, das sich bis nach Island ausdehnt. Winterliche Varianten werden grundsätzlich wahrscheinlicher, sind jedoch keineswegs gesetzt.

In der Clusteranalyse gibt es nur noch drei mögliche Varianten. Zwei davon zeigen ein Blocking, wobei eine Variante einen Polarwirbelsplit mit Hochdruckachse über Deutschland berechnet (ähnlich dem amerikanischen Wettermodell). Die andere Variante spielt sich mit einem Blocking auf dem Atlantik ab, und die dritte mit einem negativen NAO-Index – die jedoch Deutschland in die Vorderseitenanströmung eines Störimpulses auf dem Atlantik bringt. Einerlei – Winterwetter ist möglich, doch wird das kein leichtes Spiel. Wir haben die Varianten einmal gegenübergestellt.

Winterwetter ist möglich, doch müssen die Voraussetzungen äußerst günstig sein
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Winterwetter ist möglich, doch müssen die Voraussetzungen äußerst günstig sein © www.meteociel.fr

Zusammenfassung: Stark geschwächter Polarwirbel - Zusammenbruch möglich

Der Polarwirbel wird seinen schwächsten Zustand am 15. Februar erreichen. Das zeigt sich auf beeindruckende Weise im Mittelwert aller Kontrollläufe und in den Druckanomalien, die wir nachfolgend gegenübergestellt haben. Besonders in den Druckanomalien wird deutlich, wie ungewöhnlich die Hochdruckaktivitäten sind und wie schwach die Anomalie der Tiefdrucksysteme ist.

Warming in Stratosphärenhöhe

Das Warming in der Stratosphäre erreicht seinen Höhepunkt zwischen dem 11. und 13. Februar und passt gut zur schwachen Phase des Polarwirbels. Allerdings findet keine Windumkehr in der Stratosphäre statt, sodass es auch nicht zu einem Major-Warming kommt. Doch gilt es hier noch abzuwarten – die Streuung ist zu groß, um ein mögliches Major-Warming gänzlich auszuschließen.

Polarwirbel in einem schwachen Zustand
Polarwirbel in einem schwachen Zustand © www.meteociel.fr

Europäer mit Polarwirbelsplit

Um die Komplexität eines möglichen oder unmöglichen Vorstoßes des Winters zu verdeutlichen, braucht man sich heute Abend nur die Prognose der Europäer anzuschauen. Erneut wird ein Polarwirbelsplit berechnet, jedoch verläuft die Splitachse im Vergleich zu heute Morgen weiter östlich, sodass Deutschland, Österreich und die Schweiz in eine gemäßigt nasskalte Witterung gelangen. Schneefall ist möglich, doch spielt sich der Winter mehr in den höheren mittleren Lagen ab. Abwarten ist angesagt.

Polarwirbelsplit, jedoch verhindert die Splitachse den Winter über Deutschland
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Polarwirbelsplit, jedoch verhindert die Splitachse den Winter über Deutschland © www.meteociel.fr

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