Wettertrend - Schwächung des Polarwirbels kann die Großwetterlage auf den Kopf stellen
Ein Hoch macht Sachen – erst dehnt es sich über Deutschland aus, verlagert jedoch in der zweiten Wochenhälfte seine Position weiter nach Norden und ermöglicht Kaltlufttropfen, welche von Ost nach West über Deutschland hinwegziehen können. Nachfolgend strebt das Hoch weiter in den Polarwirbel hinein und schwächt diesen massiv, was neben turbulenten Wetterentwicklungen auch zu einem Polarwirbelsplit führen kann.

Hoher Luftdruck bleibt zwar im Verlauf der kommenden Woche dominant, doch verlagert sich der Hochdruckkern in der zweiten Wochenhälfte weiter nach Norden, sodass Deutschland in den Einflussbereich der südlichen Hochdruckgradienten gerät. Auf diese Weise können sich Höhentiefs nach Deutschland einschleichen.
Sonne, Wolken, Nebel und leichter Schneefall
Nebel und Hochnebel werden in den kommenden Tagen eine gewichtige Rolle spielen. Heute zeigt sich der Sonnenschein nördlich einer Linie von Münster und Berlin sowie südlich einer Linie von Stuttgart und München durch Nebel und Hochnebel getrübt. Bis Mitte der Woche verteilen sich die Nebelfelder gleichmäßiger, doch wird es auch Regionen mit viel Sonnenschein geben. Ab der Wochenmitte verlagert sich eine Störung nach Deutschland und sorgt für leichten Niederschlag, der bei Temperaturen von -2 bis 4 Grad teils als Schnee, teils aber auch als Schneeregen oder Regen niedergehen kann. Der Wind weht schwach aus zunächst unterschiedlichen Richtungen und dreht zur Wochenmitte auf östliche Richtungen. In den Nächten sinken die Werte auf -5 bis 0 Grad. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Februar.

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Polarwirbelsplit
Die Wetterprognose der Europäer berechnet auch heute wieder eine völlig desolate Struktur des Polarwirbels. War es gestern noch ein Arctic Outbreak, so ist es heute ein Polarwirbelsplit. Doch weder das eine noch das andere hat zwingend Winterwetter über Deutschland zur Folge!
Kaltlufttropfen bringt etwas Schnee
Bevor es aber zu einem Polarwirbelsplit kommt, verlagert sich das aktuelle Hoch weiter nach Norden, und Deutschland, die Schweiz und Österreich gelangen in eine östliche Grundströmung, die von Kaltlufttropfen durchsetzt sein wird und bis zum 10. Februar für etwas Niederschlag sorgen kann – teils als Schnee, teils als Regen.
Vom 10. bis 14. Februar dehnt sich das Hoch über Skandinavien, das europäische Nordmeer, Island und Grönland weiter in den Polarwirbel hinein aus und blockiert die Frontalzone vollständig. Die Definition einer vollständig gestörten Zirkulation ist erfüllt. Bis zum 15. Februar gelingt sogar der Kontakt zu einem Hoch über Alaska und teilt den Polarwirbel in zwei Cluster – mit anderen Worten, es kommt Mitte Februar zu einem Polarwirbelsplit.
Kein Winterwetter über Deutschland
Da die Hochdruckzone von Mitteleuropa aus in den Polarwirbel hinein aufstrebt, bleibt die Hochdruckachse über Deutschland erhalten. Trotz der dramatischen Veränderungen innerhalb des Polarwirbels hat dieser Vorgang – zunächst einmal – keine Auswirkungen auf das Wetter über Deutschland.
Die Temperaturen schwanken tagsüber zwischen +4 und +8 Grad, und bei Dauernebel zwischen 0 und +4 Grad. In den Nächten sinken die Werte auf -5 bis 0 Grad. Mit nennenswertem Niederschlag ist – abseits der Kaltlufttropfen – nicht zu rechnen.

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Polarwirbelsplit und Arctic Outbreak
Die Wetterprognose der Amerikaner ähnelt der des europäischen Wettermodells sehr, jedoch weist der Polarwirbelsplit eine andere Qualität auf – er ist aggressiver – und damit ergeben sich für den Winter andere Optionen. Doch auch in dieser Konstellation ist es für den Winter nicht ganz so einfach.
Kaltlufttropfen bringt etwas Schnee und Regen
Deutschland gerät ab Mitte der Woche in eine Ostwetterlage, die voraussichtlich bis zum 11. Februar andauern wird. Eingebettet darin sind Kaltlufttropfen, die über Deutschland, Österreich und die Schweiz ziehen und für geringe Niederschläge sorgen können – teils als Schnee, teils aber auch als Schneeregen oder Regen. Die Temperaturen pendeln sich bis zum 12. Februar bei +4 bis +8 Grad ein. Kühler bleibt es mit bis zu +1 Grad über dem Norden und Nordosten, während im Südwesten Temperaturen von bis zu +10 Grad möglich sind.
Polarwirbelsplit löst Ausbruch kalter Luftmassen polaren Ursprungs aus
Das Hoch dringt zum 12. Februar weiter in den Polarwirbel vor und geht zum 13. Februar eine Querverbindung mit dem Hoch über Alaska ein. Dadurch stellt sich vom 13. bis 18. Februar ein Polarwirbelsplit ein, der innerhalb des Polarwirbels zur Dipolausbildung der Cluster führt. Einer dieser Cluster liegt über Kanada und Grönland, der andere über der Barentssee und dem westlichen Russland.
Nur unter bestimmten Voraussetzungen Winterwetter
Deutschland, Österreich und die Schweiz befinden sich zwar am östlichen Rand des Hochdrucksystems in einer nördlichen Grundströmung, doch der Cluster des Polarwirbels streift Mitteleuropa nur. So können die Temperaturen über dem Nordosten Deutschlands mit -2 bis 0 Grad in den Dauerfrostbereich absinken, während es weiter westlich mit 0 bis +5 Grad milder bleibt. Aufgrund der Nähe zum Hochdrucksystem ist zudem nur mit geringer Niederschlagstätigkeit zu rechnen – dafür aber überwiegend in Form von Schnee, bis auf tiefere Lagen hinab.

Auf den Punkt gebracht: Richtungsentscheidung für den Winter
Wer bei uns bereits eine Weile zu Gast ist, kann sich vielleicht noch daran erinnern, dass für Anfang Februar ursprünglich eine Westwetterlage simuliert wurde, die zu Recht infrage gestellt werden konnte. Früh war klar, dass sich dieses Konstrukt nicht durchsetzen kann – zu stark waren die Signale für ein Blocking. Aus diesem Blocking ist vor rund sieben Tagen die These einer massiven Störung des Polarwirbels entstanden, bei der auch ein Polarwirbelsplit eine Rolle spielen kann. Heute ist der erste Tag, an dem beide Vorhersagemodelle einen Polarwirbelsplit simulieren. Dass der Winter dabei nicht immer eine Rolle spielen kann, wird eindrücklich gezeigt. Dafür müssen andere Parameter noch geändert werden. Dazu heute Abend mehr.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Die Temperaturprognose der Kontrollläufe berechnet aktuell in 1.400 Metern Höhe Temperaturen von +2 bis +4 Grad, die im Zeitraum vom 6. bis 11. Februar auf -5 bis -8 Grad absinken. Schwache Niederschlagssignale sind in diesem Zeitraum zu erkennen, was für Schneefall bis auf die tieferen mittleren Lagen (200 bis 400 Meter) ausreichend sein sollte. Viel Niederschlag ist jedoch nicht zu erwarten.
Vom 12. bis 17. Februar steigen die Höhenwerte auf -2 bis -4 Grad an und lassen die Schneefallgrenze bis auf die höheren mittleren Lagen ansteigen. Dennoch – es handelt sich um einen Mittelwert in einem breiten Spektrum von Möglichkeiten. Das Maximum strebt in Richtung der +5-Grad-Marke, und das Minimum liegt bei -15 Grad – die Differenz beträgt 20 Grad. Zum Vergleich: Für eine halbwegs brauchbare Wettervorhersage ist eine Differenz von 2 bis 4 Grad erforderlich, für eine Wetterprognose bis zu 6 Grad. Mit anderen Worten: bis zum 11. Februar gilt die Wetterprognose weitgehend gesichert, darüber hinaus wird man in den kommenden Stunden noch ganz andere Wetterentwicklungen bestaunen können.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
8. Februar | -2 bis +8 Grad |
+1 bis +3 Grad |
12. Februar | -3 bis +9 Grad |
+1 bis +3 Grad |
17. Februar | -4 bis +12 Grad |
+3 bis +5 Grad |

Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:00 Uhr
Die angekündigte Sprunghaftigkeit in den Prognosemodellen setzt sich heute Abend fort. Insbesondere die Amerikaner berechnen erneut eine Variante, bei der sich ab dem 13. Februar ein Polarwirbelsplit ergeben kann. Die Europäer berechnen ebenfalls ein Splitverhalten, jedoch liegt die dazugehörige Hochdruckachse direkt über Mitteleuropa - und somit kein Winterwetter.
Eisige Luft aus Nordost, später aus Nord: Winterwetter über Deutschland
In dem Moment, wo das Hoch nach der Prognose der Amerikaner weiter in den Polarwirbel hinein vorstößt, zieht es auf seiner Rückseite kalte Luftmassen polaren Ursprungs weit nach Süden. Nachfolgend verstärkt sich ein Arctic Outbreak dir Zufuhr polarer Luftmassen aus nördlichen Richtungen.
Erreichen die Temperaturen am 12. Februar noch +2 bis +6 Grad, so sind es am 14. Februar -4 bis +2 Grad (höhere Werte über den Küstenregionen) und am 17. Februar -7 bis 0 Grad. Hinzu kommt zeitweiliger Schneefall, der auch über tieferen Lagen – insbesondere über dem Süden und Osten – für winterliche bis tiefwinterliche Wetterverhältnisse sorgen kann. Weiter nach Westen klingt die Niederschlagstätigkeit tendenziell ab. Freunde des Winterwetters
sollten diese Prognose mit einem gesunden Maß an Skepsis bewerten – es ist eine Momentaufnahme, die zeigt, wie dem Winter der Durchbruch doch noch gelingen kann.

Gestörter Polarwirbel
In den vergangenen 24 Stunden stützen die Vorhersagemodelle zunehmend eine Entwicklung, die einen Polarwirbelsplit – und damit einen negativen AO-Index – zur Folge haben wird. Und ja, der AO-Index weist so gut wie keine positiven Werte mehr auf, und die negativen bewegen sich am unteren Rand der Skala.
Negativer NAO-Index
Mit einem negativen AO-Index sind zwar auch winterliche, aber ebenso ungewöhnlich warme Hochdruckvarianten möglich. Damit der Durchbruch des Winters eine noch höhere Wahrscheinlichkeit erhält, muss der NAO-Index ebenfalls negativ werden. Das wäre z. B. in der oben dargestellten Variante des amerikanischen Wettermodells der Fall.
Aktuell ist es jedoch so, dass der NAO-Index zwar einen negativen Entwicklungstrend aufweist, mit seinem Mittelwert jedoch im positiven Bereich verweilt. Insbesondere vor diesem Hintergrund sollte man einem Arctic Outbreak skeptisch gegenüberstehen.
Clusteranalyse
Heute Abend werden neun Cluster berechnet. Ganze sieben davon weisen ein Blocking auf, zwei davon eine Entwicklung mit einem negativen NAO-Index. Vier der Blocking-Varianten berechnen ein Hoch über Skandinavien mit einer östlichen Grundströmung über Deutschland und drei Varianten sind für einen Polarwirbelsplit im Bereich zwischen Alaska und Grönland offen. Mit anderen Worten formuliert, stehen die Chancen für einen Durchbruch des Winters gar nicht so schlecht.

Zusammenfassung: Stark geschwächter Polarwirbel - Zusammenbruch möglich
Seit rund sieben Tagen bleibt dieses Resümee unverändert. Neben einem Polarwirbelsplit wird auch ein Arctic-Outbreak ins Spiel gebracht, was unterm Strich die Chancen auf Winterwetter verbessert, aber eben nicht garantiert.
Major-Warming in Stratosphärenhöhe mit einem Final-Warming
Hinzu kommt ein kräftiges Warming in Stratosphärenhöhe, das in den vergangenen 48 Stunden die Kriterien eines Major-Warmings samt Windumkehr entlang des 60. Breitengrades erfüllt hat. Heute Abend gehen die Prognosemodelle einen Schritt weiter und simulieren den vollständigen Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels.
Das ist zwar kein Garant für Winterwetter, doch im Zeitraum vom 10. bis 15. Februar wird der Polarwirbel in den unteren Schichten derart auseinandergenommen, dass auch hier bis zum 18. Februar wenig übrig bleiben sollte. Die Winde in Stratosphärenhöhe betragen im Moment rund +216 km/h und sinken bis zum 17. Februar auf -8 km/h ab. Die Vorzeichen ändern sich, und für die Freunde des Winterwetters
steht eine absolut spannende Zeit bevor.
