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Wetteraussichten - Wintertop oder Winterflop - Polarwirbel mit Störungen

| M. Hoffmann

Hoher Luftdruck blockiert in den kommenden Tagen sämtliche Wetterentwicklungen und sorgt so für ruhiges, trockenes, teils aber auch nebliges Wetter. Ab dem 8. Februar strebt das Hoch weiter in den Polarwirbel hinein und beginnt mit seinem Wirken, diesen weiter zu schwächen, was zu anderen Wetterentwicklungen führen kann – oder auch nicht!

Gelingt dem Winter unter bestimmten Voraussetzungen doch noch der Durchbruch? © Martin Bloch
Gelingt dem Winter unter bestimmten Voraussetzungen doch noch der Durchbruch? © Martin Bloch

Das Hoch baut sich im Verlauf der kommenden Woche weiter nach Norden auf und erreicht mit seinem Kerngebiet Skandinavien, die Barents- und Karasee. Deutschland liegt dabei in einer östlichen Anströmung der Luftmassen, was im Hinblick auf einen Kaltlufttropfen, die Temperaturentwicklung und etwas Schneefall interessant werden könnte.

Gradientenschwaches Wetter mit Sonne, Wolken, Nebel, Frost und leichtem Schneefall

Der mögliche Schneefall kommt nur dann zustande, wenn es einem Kaltlufttropfen gelingt, das Hoch an seinem südlichen Gradienten zu unterwandern, um über Deutschland nach Westen zu gelangen. Die Amerikaner und die Deutschen simulieren dieses Ereignis. Nach der Wetterprognose der Europäer bleibt die Hochdruckzone jedoch dominierend. Insgesamt ist mit einem Wechselspiel aus Sonne, Wolken und teils dichten – zähen – Nebel- und Hochnebelfeldern zu rechnen. Tagsüber erreichen die Temperaturen +0 bis +5 Grad, und mit ganztägigem Sonnenschein können bis zu +8 Grad möglich sein. Ist Dauernebel im Spiel, verweilen die Temperaturen im Frostbereich. In den Nächten sinken die Werte auf -5 bis +0 Grad – örtlich können bis zu -8 Grad erreicht werden. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Februar.

Gradientenschwaches und hochdruckdominiertes Wetter über Deutschland
Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Gradientenschwaches und hochdruckdominiertes Wetter über Deutschland © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Arctic Outbreak mit tiefwinterlicher Wetterentwicklung

Das Hoch blockiert nach der Prognose der Europäer nahezu alle Wetteraktivitäten – und das noch mindestens bis zum 9. Februar recht erfolgreich. Anschließend wird eine Variante berechnet, die es in den vergangenen Tagen in dieser Form so nicht gegeben hat und die die Entwicklung im Hinblick auf den Winter komplett auf den Kopf stellen kann.

Gigantische Hochdruckzone sorgt für ein Displacement des Polarwirbels

Die Hochdruckzone verstärkt sich zunehmend und erstreckt sich bis zum 11. Februar von den Azoren über England und Skandinavien bis nach West-Russland. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen am südlichen Hochdruckgradienten in einer östlichen Grundströmung – Nix Halbes und nix Ganzes – das zu Nebel neigende Wetter geht zunächst in die Verlängerung.

Die Hochdruckzone drückt den Polarwirbel weit nach Norden und destabilisiert ihn weiter. Durch die Drehrichtung des Hochdrucksystems im Uhrzeigersinn wird jedoch ein Teil des Polarwirbels in Richtung der Barentssee gelenkt. Dadurch schwächt sich der Wirbel über Kanada und Grönland ab, und in diesem Moment – der von den Europäern am 12. Februar simuliert wird – keilt ein Teil der Hochdruckzone bei Island in den Polarwirbel hinein und versucht, Kontakt zu einem Hoch über Alaska aufzunehmen.

Schneefall und Winterwetter bis auf tiefere Lagen herab

Die Kontaktaufnahme gelingt nicht, doch sorgt der Störimpuls dafür, dass der Teil des Polarwirbels über der Barentssee nach Süden – und damit über Deutschland – austrogen kann. Erreichen die Temperaturen am 12. Februar noch +0 bis +6 Grad, so sind am 15. Februar Höchstwerte von -4 bis +2 Grad möglich. In den Nächten sinken die Werte auf -8 bis -2 Grad ab, und bei Aufklaren sowie über Schnee können auch Werte unter der -10-Grad-Marke möglich sein.

Bei dieser Wetterentwicklung handelt es sich um einen Arctic Outbreak, der binnen kürzester Zeit kalte Luftmassen polaren Ursprungs weit nach Süden führen kann. In einer instabilen Luftmasse können sich immer wieder kräftige Schauer entwickeln, die bis auf tiefere Lagen für Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer sorgen können. Mancherorts sind auch Wintergewitter möglich.

Blockadehoch, Ostwetterlage und ein Arctic-Outbreak
Die Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Blockadehoch, Ostwetterlage und ein Arctic-Outbreak © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Blockadehoch

Die Amerikaner präsentieren derzeit alle sechs Stunden neue Varianten der erweiterten Wetterentwicklung. Neben einer Reaktivierung der atlantischen Frontalzone gab es in den vergangenen 48 Stunden auch Polarwirbelsplits zu bestaunen. Die aktuelle Variante sorgt zwar für eine weitere Destabilisierung des Polarwirbels, verhindert aber gleichzeitig eine Wetterentwicklung, die von manchen sehnlichst erwartet wird.

Blockadezentren

Das Hoch über Europa erfährt nach der Wettervorhersage der Amerikaner keine Schwächung. Es positioniert sich auch nicht an anderer Stelle, sondern bleibt – mit ein paar kurzen Ausnahmen – über Skandinavien und dem westlichen Russland bis zum 16. Februar omnipräsent.

Auf der anderen Seite versucht ein Hoch zwischen Alaska und den Aleuten weiter in den Polarwirbel vorzudringen, doch misslingt die Kontaktaufnahme zum Hoch über Skandinavien und damit auch ein Polarwirbelsplit.

Gradientenschwaches Wetter über Deutschland

Über Deutschland ändert sich bis zum 16. Februar nicht viel – der Mix aus Sonne, Wolken und dichten Nebelfeldern bleibt bei Temperaturen von +2 bis +6 Grad erhalten. Kommt die Sonne für längere Zeit zum Vorschein, sind bis zu +10 Grad möglich, während bei Dauernebel Werte unter der Null-Grad-Grenze auftreten können.

Betonhoch über Europa - sämtliche Wetterentwicklungen werden blockiert
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Betonhoch über Europa - sämtliche Wetterentwicklungen werden blockiert © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Richtungsentscheidung für den Winter

Es ist so und es bleibt so - Auffällig ist in der Zwischenzeit auch die Sprunghaftigkeit in der Prognose der Europäer. Die Sprunghaftigkeit der Vorhersage-Modelle wird noch ein paar Tage anhalten, bis klar ist, ob sich in der Stratosphäre ein Major-Warming mitsamt Winddrehung auf Ost ergeben kann. Denn dieses Ereignis kann im Hinblick auf den Winter noch zum Gamechanger werden.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Während die Vorhersage-Modelle noch hin und her springen, ist der Temperaturtrend der Kontrollläufe klar definiert. Das aktuelle Hoch füllt sich von oben herab mit warmen Luftmassen auf und erreicht zum 5. Februar in 1.400 Meter Höhe Spitzenwerte von bis +0 Grad. Nachfolgend sinkt das Temperaturniveau in der Höhe auf -5 bis -7 Grad ab, was bei schwach erhöhten Niederschlagssignalen auf eine nördliche Verlagerung des Hochdruckrückens schließen lässt

Vom 12. bis 15. Februar steigt das Temperaturniveau in 1.400 Meter Höhe auf -2 bis -4 Grad bei einer leicht erhöhten Niederschlagsleistung an. Damit ein Flachlandwinter in Betracht gezogen werden kann, sollten die Höhenwerte Mitte Februar zwischen -7 und -9 Grad betragen. Für mittlere Lagen reichen -5 bis -7 Grad aus. Winterwetter - also ein richtiger Durchbruch arktischer Kaltluftmassen - sieht anders aus. Schaun mer mal.

Eine Vielzahl an Wetterentwicklungen ist mit Beginn der zweiten Februar-Dekade möglich
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine Vielzahl an Wetterentwicklungen ist mit Beginn der zweiten Februar-Dekade möglich" © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
7. Februar -1 bis
+8 Grad
+1 bis
+4 Grad
11. Februar -4 bis
+8 Grad
+1 bis
+3 Grad
16. Februar -4 bis
+12 Grad
+4 bis
+6 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2025
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:15 Uhr

Die Amerikaner bestätigten heute Nachmittag zunächst den Hochdruckblock über Nordeuropa, der das Wetter bis zum 16. Februar hätte dominieren können. Heute Abend nun die Kehrtwende mit einer Variante, die der des europäischen Vorhersagemodells von heute Morgen – jedoch nur im Ansatz – sehr nahe kommt.

Geschwächter Polarwirbel – Winterwetter nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen möglich

So sieht es aus. Die Hochdruckachse verlagert sich weiter nach Norden und sorgt über Deutschland bis zum 12. Februar für eine Ostwetterlage. Eingelagerte Kaltlufttropfen können für etwas Niederschlag sorgen, der bei Temperaturen um den Gefrierpunkt schwankend bis auf die tieferen mittleren Lagen in Form von Schnee niedergehen kann. Viel ist nicht zu erwarten.

Nachfolgend strebt das Hoch über Island nach Grönland auf und beginnt damit, die Grundströmung über Mitteleuropa zu meridionalisieren. Ein Arctic Outbreak wird simuliert, doch bevor dieser Deutschland erreichen kann, beginnt die Frontalzone, das Hoch an seinem südlichen Gradienten zu unterwandern. Die Kaltluftzufuhr wird abrupt gestoppt und durch eine Südwestströmung ersetzt. Die Temperaturen erreichen am 13. Februar +0 bis +5 Grad und steigen bis zum 17. Februar auf +5 bis +10 Grad und über dem Südwesten auf bis zu +12 Grad an.

Ein Hoch verlagert sich weit nach Norden und wird an seinen südlichen Gradienten anfällig für Störungen, welche zum Ende der ersten Februar-Dekade auch für etwas Schneefall sorgen können
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Ein Hoch verlagert sich weit nach Norden und wird an seinen südlichen Gradienten anfällig für Störungen, welche zum Ende der ersten Februar-Dekade auch für etwas Schneefall sorgen können © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Gestörter Polarwirbel

Dass der Polarwirbel zunehmend gestört und instabil wird, lässt sich bereits seit einigen Tagen feststellen. Ein Grund dafür ist das aktuelle Hoch, welches weit in den Polarwirbel hinein vordringt.

Bestätigt wird die Destabilisierung des Polarwirbels durch den AO-Index, welcher in den vergangenen Tagen noch neutraler Prägung mit einigen deutlich negativen Varianten war. Heute Abend wird der AO-Index mit seinem Mittelwert negativ simuliert. Zwar gibt es ein paar positive Varianten, doch sind das meist Varianten, welche zu einem Displacement des Polarwirbels führen (Verschiebung). Die Mehrheit jedoch ist negativ, teils extrem negativ.

Positiver NAO-Index: Ein Hoch über Island – so wie es die Amerikaner und Europäer simuliert haben – wird nicht so ohne Weiteres möglich sein. Stattdessen wird der Cluster des Polarwirbels zwischen Kanada und Grönland ein Taktgeber bleiben. Welche Auswirkungen ein positiver NAO- und ein teils deutlich negativer AO-Index auf die Großwetterlage haben kann, haben wir nachfolgend einmal gegenübergestellt.

Negativer AO- und positiver NAO-Index - die möglichen Wetterentwicklungen sind nicht immer winterlich
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Negativer AO- und positiver NAO-Index - die möglichen Wetterentwicklungen sind nicht immer winterlich © www.meteociel.fr

Zusammenfassung: Stark geschwächter Polarwirbel - Zusammenbruch möglich

So ist es, und so bleibt es auch heute Abend. Die Vorhersagemodelle favorisieren einen geschwächten Polarwirbel, der zum Ende der ersten Februar-Dekade winterliche Wetterbedingungen mit sich bringen kann.

Major-Warming in Stratosphärenhöhe mit Ansatz zu einem Final-Warming

Richtig spannend wird es ab dem 8. Februar in Stratosphärenhöhe, was auch die Sprunghaftigkeit in den Vorhersagemodellen erklärt. Der Stratosphärenwirbel steht ab der zweiten Februardekade vor dem vollständigen Zusammenbruch.

Betrachtet man die nachfolgenden Wetterkarten, so erkennt man nicht nur den absolut desolaten Zustand des Stratosphärenwirbels, sondern auch die recht kräftige Windumkehr entlang des 60. Breitengrades. Das Setup ändert sich spätestens ab dem 10. Februar, und winterliche Varianten werden wieder wahrscheinlicher – sind jedoch keineswegs garantiert!

Dennoch – wir beobachten und analysieren das Phänomen eines Major-Warmings und dessen Auswirkungen auf die unteren Luftschichten seit 2010. Ein Warming in dieser Stärke, wie es heute Abend simuliert wird, haben wir bisher noch nicht gesehen. Schaun mer mal, was draus wird.

Major-Warming in Stratosphärenhöhe kann den bisherigen Verlauf des Winters vollständig auf den Kopf stellen
Major-Warming in Stratosphärenhöhe kann den bisherigen Verlauf des Winters vollständig auf den Kopf stellen © www.meteociel.fr

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