Wettertrend: Vollständig gestörte Zirkulation - der Zustand des Polarwirbel wird zum Taktgeber
Im Moment baut sich eine blockierende Großwetterlage über Deutschland auf, die nicht nur die Frontalzone, sondern nahezu jegliche Wetteraktivität hemmt. Infolgedessen ist neben Sonnenschein auch wieder mit dichtem Nebel und Hochnebel zu rechnen. Darüber hinaus entscheidet der Polarwirbel, ob dem Winter der Vorstoß in Richtung Deutschland noch gelingen kann.

Hoher Luftdruck baut sich in den kommenden Stunden über Deutschland auf, was sich über dem Norden und Westen heute bereits mit längerer Sonnenscheindauer bemerkbar machen kann. Bis zum 6. Februar verlagert sich der Hochdruckkern weiter in Richtung Deutschland, Österreich und die Schweiz, was zu einer gradientenschwachen und wenig dynamischen Wetterlage führt.
Sonne, ein paar Wolken, zäher Nebel und Frost
Ein wirklicher Luftmassenaustausch findet bis zum 6. Februar nicht mehr statt. Der Wind kommt meist unmotiviert aus unterschiedlichen Richtungen und dreht phasenweise auf östliche Richtungen. Das begünstigt in den Nächten die Bildung dichter Nebel- und Hochnebelfelder, die sich mancherorts tagsüber nicht mehr auflösen. Ist das der Fall, schwanken die Temperaturen um den Gefrierpunkt. Löst sich der Nebel hingegen auf, ist mit viel Sonnenschein zu rechnen, was die Temperaturen auf +0 bis +5 Grad ansteigen lässt. Ist ganztägiger Sonnenschein möglich, können auch bis zu +7 Grad erreicht werden. In den Nächten sinken die Temperaturen auf -5 bis +0 Grad. Regional sind bis zu -8 Grad möglich. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Februar.

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Hochdruckaufbau Skandinavien - vollständig gestörte Zirkulation
Dass eine blockierende Hochdruckwetterlage weite Teile der ersten Februardekade dominieren wird, steht mittlerweile außer Frage. Nahezu alle Vorhersagemodelle berechnen das Blocking, und auch die Kontrollläufe stützen dies mit einer fast nicht mehr vorhandenen Niederschlagsentwicklung. Entscheidend für die weitere Wetterentwicklung in der ausklingenden Wintersaison ist jedoch die Positionierung des Hochdrucksystems.
Hochdruckgebiet verlagert sich nach Norden
Im Zeitraum vom 5. bis 10. Februar verlagert sich der Hochdruckkern von Mitteleuropa weiter nach Norden und etabliert das Blocking im Bereich zwischen dem europäischen Nordmeer, Skandinavien und dem westlichen Russland. Die Hochdruckzone reicht sogar bis nahe an Island heran (negativer NAO-Index).
Infolge des autark agierenden Hochdrucksystems über Skandinavien wird die atlantische Frontalzone vollständig blockiert, und die Grundströmung dreht über Deutschland, Österreich und der Schweiz auf östliche Richtungen. Da eine normale
West-Ost-Zirkulation nicht mehr möglich ist, spricht man von einer gestörten Zirkulation. Da das Hoch zunächst alle möglichen Wetterentwicklungen blockiert, ist die Definition einer vollständig gestörten Zirkulation erfüllt.
Dauerfrost ist möglich, leichter Schneefall auch
Da Deutschland, Österreich und die Schweiz am südlichen Hochdruckgradienten liegen, besteht die Möglichkeit, dass sich schwache Störungen untermischen und das Hoch unterwandern. Leichter Niederschlag ist vom 9. bis 14. Februar nicht ausgeschlossen. Die Temperaturen erreichen am Tag +2 bis +6 Grad, und bei Dauernebel sind kaum positive Werte möglich. In den Nächten sinken die Temperaturen auf -5 bis +0 Grad. Oberhalb von etwa 500 bis 800 Metern geht der Niederschlag in Schnee über und kann für winterliche Wetterverhältnisse sorgen.
Polarwirbelsplit
Der Zustand des Polarwirbels ist für die kommende Wetterentwicklung von hoher Bedeutung. Die Prognose der Europäer bestätigt heute den Ansatz eines Polarwirbelsplits mit Beginn der zweiten Februardekade, der zur gleichen Zeit stattfindet wie ein Warming innerhalb des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe. Mit anderen Worten wird nach der Prognose der Europäer eine weitgehend trockene und hochdruckdominierte erste Februardekade erwartet – anschließend kommt neuer Schwung in die Wetterküche
.

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Sprunghaftigkeit
Wie bereits vor einigen Tagen näher erläutert, neigen die Prognosemodelle mit dem Beginn eines (möglichen) Major-Warmings in Stratosphärenhöhe zu einer erhöhten Sprunghaftigkeit innerhalb ihrer Prognosen. Deutlich wird dieses Prinzip in den Berechnungen des amerikanischen Wettermodells der vergangenen 24 Stunden.
Westwetterlage, aktiver Polarwirbel, Polarwirbelsplit
Gestern Vormittag berechneten die Amerikaner eine Reaktivierung der Frontalzone – ein stabiler Polarwirbel mit einer windigen, nassen und warmen zweiten Februar-Dekade. Doch bereits am Nachmittag und Abend dann die Kehrtwende: ein völlig instabiler Polarwirbel mit Splitverhalten, bei dem eine Reaktivierung der Frontalzone nicht mehr möglich ist.
Aber auch diese Berechnungen überdauerten keine 24 Stunden, denn bereits heute Morgen folgte ein erneuter Rückfall, bei dem sich die atlantische Frontalzone regenerieren kann und ab dem 14. Februar beginnt, die Wetterentwicklung über Deutschland, Österreich und die Schweiz zu beeinflussen.
Zuvor blockiert das Hoch – ebenfalls über Skandinavien – die Frontalzone noch erfolgreich, doch bei Temperaturen von +2 bis +6 Grad und in den Nächten von -5 bis 0 Grad ist nicht von Winterwetter zu sprechen.

Auf den Punkt gebracht: Richtungsentscheidung für den Winter
An diesem Resümee hat sich in den vergangenen 240 Stunden nichts verändert. Der Aufbau des Blockings Anfang Februar und die Positionierung des Hochdrucksystems sind für den weiteren Verlauf des Spätwinters richtungsweisend. Die Konstellation ist entscheidend, ob der Winter am Ende ein Mild- oder Supermildwinter wird. Auch könnte in der richtigen Konstellation Schneefall noch eine Rolle spielen.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe bestätigen – wie bereits weiter oben erwähnt – vom 1. bis 9. Februar nur sehr geringe bis gar keine Niederschlagssignale. Trockenes Wetter ist in diesem Zeitraum sehr wahrscheinlich. Darüber hinaus steigen die Niederschlagssignale in den schwach erhöhten Bereich an und lassen eine Spekulation über einen weiteren Wetterwechsel zu.
Die Temperaturprognose in 1.400 Meter Höhe schwankt am 5. Februar zwischen +0 und +3 Grad, sinkt zum 9. Februar auf -4 bis -6 Grad ab und pendelt sich zum 15. Februar auf -2 bis -4 Grad ein. Damit ein Flachlandwinter in Betracht gezogen werden kann, sollten die Höhenwerte Mitte Februar zwischen -7 und -9 Grad betragen. Für mittlere Lagen reichen -5 bis -7 Grad aus. Man erkennt somit deutlich, dass der Winter in seinen letzten Tagen nur noch unter ganz bestimmten Voraussetzungen eine Chance hat, sich doch noch über Deutschland zu präsentieren. Schaun mer mal.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
6. Februar | +0 bis +7 Grad |
+3 bis +5 Grad |
10. Februar | -4 bis +10 Grad |
+1 bis +3 Grad |
15. Februar | -4 bis +11 Grad |
+3 bis +5 Grad |

Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:00 Uhr
Die Sprunghaftigkeit setzte sich in der Prognose der Amerikaner im Tagesverlauf weiter fort. Die Regenerierung der Frontalzone von heute Morgen wurde bereits sechs Stunden später wieder verworfen und durch eine vollständig gestörte Zirkulation – samt Kaltlufttropfen und etwas Schneefall – ersetzt.
Kein Polarwirbelsplit, jedoch geschwächter Polarwirbel
Heute Abend zeigt sich eine ähnliche Variante wie am Nachmittag, jedoch mit dem Unterschied, dass sich der Hochdruckkern weiter in Richtung Skandinavien positioniert. Deutschland liegt am südlichen Gradienten des Hochdruckkerns in einer östlichen Grundströmung, was vorüberziehende Kaltlufttropfen mit etwas Schneefall ab den mittleren Lagen nicht ausschließt. Die Temperaturen schwanken zwischen 0 und +5 Grad. In den Nächten sinken die Werte auf -5 bis 0 Grad.

Das Warming in Stratosphärenhöhe wird zum Gamechanger
Wie bereits vor ein paar Tagen erläutert, ist das Warming in Stratosphärenhöhe zwischen dem 8. und 12. Februar einer der Gründe, warum die Vorhersagemodelle zur Sprunghaftigkeit neigen. Heute Abend wird das Warming bestätigt, und der Ansatz zu einem Major-Warming wird deutlicher herausgearbeitet.
Falls es tatsächlich zu einem Major-Warming samt Windumkehr in Stratosphärenhöhe entlang des 60. Breitengrades kommt, muss die Wetterentwicklung ab dem 10. Februar neu bewertet werden. Nach aktuellem Stand erreichen die Winde in Stratosphärenhöhe +198 km/h, sinken bis zum 13. Februar auf +36 km/h und in den abendlichen Berechnungen auf +2 km/h ab. Mit negativen Vorzeichen dreht der Wind in Stratosphärenhöhe von West-Ost auf Ost-West und beginnt, den Polarwirbel von oben herab zu schwächen.

Zusammenfassung: Stark geschwächter Polarwirbel - Zusammenbruch möglich
Der Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels hat rund 2 bis 7 Tage später teils verheerende Auswirkungen auf die unteren Schichten des Polarwirbels, was neben einem Displacement auch zu einem Polarwirbelsplit oder einem vollständigen Zusammenbruch des Polarwirbels führen kann.
Störung des Polarwirbels
Und das ist es letzten Endes, was zu einem sog. Gamechanger
führen kann – aber nicht muss! Denn mit einer weiteren Schwächung des Polarwirbels verbessern sich die Voraussetzungen für eine verstärkte Wellenbewegung entlang der Polarfront und eine Blockadesituation auf dem Atlantik. Auch heute Abend haben wir die extremen Varianten einmal zur Verdeutlichung des Musters gegenübergestellt.
Es bleibt spannend, und mit weiteren Sprüngen ist in den Prognosen der Vorhersagemodelle zu rechnen. Dennoch – vom Winter sollte man im Moment nicht mehr allzu viel erwarten, da die Grundlagen bislang völlig fehlen. Der bisherige Verlauf des Winters ist mit einer Temperaturanomalie von +2,3 Grad (91/20: +1,1 Grad) deutlich zu warm. Die Anzahl der Schneetage liegt mit 6,9 Tagen weit hinter dem langjährigen Mittelwert von 34,9 Tagen. Kurzum – es fehlt das Kälteaggregat.

Nachtrag
Kurzer Nachtrag noch zur Wetterprognose der Europäer von heute Abend, wo sich bis zum 10. Februar der Polarwirbel in einem völlig instabilen Zustand präsentiert.
