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Wettertrend: Entscheidende Entwicklungen für den Winter stehen bevor

| M. Hoffmann

Ein markanter Vorstoß warmer Luftmassen lässt die Temperaturen zum Wochenende in die Höhe schnellen. Zu verdanken ist der Temperatursprung einem Cluster des Polarwirbels zwischen Kanada und Grönland, welcher auch das Wetter im Februar – zusammen mit einem Hoch – dominieren wird. Dabei wird die Position des Hochdrucksystems entscheidend dafür sein, in welche Richtung das Wetter kippen wird.

Der Winter steht Anfang Februar vor dem Scheideweg
Der Winter steht Anfang Februar vor dem Scheideweg

Mit dem heutigen Mittwoch ändert sich die Großwetterlage grundlegend. Der Cluster des Polarwirbels über Kanada und Grönland sorgt dafür, dass kalte Luftmassen polaren Ursprungs bei Neufundland auf den Atlantik geführt werden, wo kräftige Tiefdrucksysteme entstehen können. Diese Tiefdrucksysteme beeinflussen in den kommenden Tagen mal mehr und mal weniger das Wetter über Deutschland. Mit stabilem Hochdruckwetter ist vorerst nicht mehr zu rechnen.

Für die Jahreszeit ungewöhnlich warm

Bereits heute setzt über dem Westen Niederschlag ein, der sich in der Nacht auf Donnerstag nach Osten ausdehnt. Mit einsetzendem Niederschlag ist mit Schnee, Schneeregen, gefrierendem Regen oder Eisregen zu rechnen, was zu temporärer Glätte führt (Warnlagenbericht). Von Westen setzt sich jedoch rasch eine wärmere Luftmasse durch und lässt den Niederschlag bis auf die höheren Lagen in Regen übergehen. Der Wind frischt böig aus südwestlichen Richtungen auf. Über das Wochenende hinaus bleibt die Südwestanströmung bestehen, was die Temperaturen auf +8 bis +12 Grad und in sonnigen Momenten auf bis zu +15 Grad ansteigen lassen kann. Zwischendurch ist immer wieder mit Niederschlag zu rechnen, der am Freitag im Schwerpunkt nördlich einer Linie vom Saarland bis Berlin und am Samstag nördlich der Linie vom Schwarzwald bis Berlin zu erwarten ist. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Januar.

Unbeständiges, windiges und für die Jahreszeit zu warmes Wetter
Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Unbeständiges, windiges und für die Jahreszeit zu warmes Wetter © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Durchbruch der Westwetterlage

Die Westwetterlage versucht sich bis Anfang Februar nach der Wetterprognose der Europäer durchzusetzen. Anfänglich wird dieser Prozess noch von einem Downstream Development gestört, doch verlagert sich der Polarwirbel mit seinem Zentrum von Kanada und Grönland allmählich in Richtung Skandinavien, was weitreichende Konsequenzen für das Wetter über Deutschland haben wird.

Störungen halten den Polarwirbel nicht mehr auf

Ein Polarwirbelsplit oder eine andere nachhaltige Störung simuliert die Vorhersage der Europäer heute nicht mehr. Vielmehr handelt es sich um Störimpulse, die jedoch das Grundmuster nicht mehr beeinträchtigen können.

Und so setzt sich Anfang Februar ein Teil der atlantischen Frontalzone über Skandinavien fest und drückt die Hochdruckaktivität weiter nach Osten. Das Azorenhoch wölbt sich für einen Moment nach Norden auf und sorgt für eine kurze Wellenbewegung entlang der Polarfront, was in den ersten Februartagen zu einer nasskalten Witterung und etwas Schnee ab den höheren mittleren Lagen führen kann.

Tiefdrucksysteme kennen kein Halten mehr

Der Keil des Azorenhochs kippt zum 2. Februar nach Osten ab und legt sich für einen Moment quer über Mitteleuropa. Das ist die Steilvorlage für die Frontalzone, sich über Skandinavien zu festigen. Nachfolgend etabliert sich auf dem Atlantik eine funktionierende Tiefdruckrinne, was im Zeitraum vom 2. bis 6. Februar über Deutschland zu einer hohen Wind- und Niederschlagsaktivität führen wird. Winterwetter ist vorerst einmal ausgeschlossen, nasskalt trifft es besser.

Durchbruch der Frontalzone - windiges und nasskaltes Februarwetter
Die Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Durchbruch der Frontalzone - windiges und nasskaltes Februarwetter © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Keine Westwetterlage und kein Polarwirbelsplit

Die Wetterprognose der Amerikaner präsentierte gestern zwei Varianten, die zwar einen Polarwirbelsplit berechneten, doch das dafür verantwortliche Hoch über Mitteleuropa strebte nach Norden auf und hätte in Deutschland zu einer schwachgradientigen Wetterlage mit nasskalter Witterung geführt.

Displacement des Polarwirbels

Heute wird eine abgewandelte Variante präsentiert – der Polarwirbelsplit kommt nicht zustande. Stattdessen wölbt sich Anfang Februar das Azorenhoch nach Norden auf, kann seine Achse gegen den Cluster des Polarwirbels über Kanada und Grönland jedoch nicht behaupten und kippt nach Osten – über Mitteleuropa – ab.

Das Hoch bildet zum 2. Februar den Konterpart zum Polarwirbel und intensiviert sich bis zum 4. Februar immer weiter. So entsteht über Deutschland, der Schweiz und Österreich ein mächtiges Hochdrucksystem, das sich von oben herab mit warmen Luftmassen auffüllt. Dieses Hoch versucht zwar, eine Querverbindung zum Kontinentalhoch aufzubauen, scheitert jedoch daran, sodass es das Wetter über Deutschland mindestens bis zum 5. Februar dominiert.

Eine zonal geführte Grundstruktur (Westwetterlage) hat keine Chance, ein Polarwirbelsplit ist auch nicht mehr möglich, und so kommt es zu einer Verschiebung des Polarwirbels – eine für den Winter äußerst ungünstige Konstellation. Ab einer Höhe von 1.400 Metern ist in der Zeit vom 28. Januar bis 1. Februar mit Schneefall und leichtem Frost zu rechnen. Darüber hinaus steigen die Temperaturen auf +0 bis +5 Grad an.

In den tieferen Lagen stellt sich das altbekannte Muster aus Sonne, Wolken und dichtem Nebel ein. Die Temperaturen erreichen meist Werte von +2 bis +4 Grad. Mit Sonnenschein sind bis zu +6 Grad möglich, und bei Dauernebel schwanken die Werte um den Gefrierpunkt.

Kein Polarwirbelsplit - Betonhoch über Deutschland
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Kein Polarwirbelsplit - Betonhoch über Deutschland © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Richtungsentscheidung für den Winter

Die Zonalisierung zeigt sich in den kommenden Tagen durch eine zunehmende Wind- und Niederschlagsaktivität sowie ansteigende Temperaturen. Doch die Frage, die sich im Moment stellt, ist, ob der Durchbruch einer zonal getriggerten Wetterlage mit einem zentral steuernden Tief über Skandinavien und einer nachfolgend stabilen Tiefdruckrinne auf dem Atlantik gelingt. Entscheidend wird auch sein, ob der Cluster des Polarwirbels zwischen dem östlichen Kanada und Grönland fixiert bleibt und wie das Hochdrucksystem darauf reagieren wird. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch weiterhin hoch, dass Deutschland in einer unwinterlichen Großwetterlage verbleibt.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Prognose der Amerikaner unterscheidet sich im Vergleich zu gestern lediglich darin, dass es dem Hoch über Europa nicht gelingt, den Polarwirbel zu teilen. Das Hoch über Europa bleibt erhalten. Die Prognose der Europäer zeigt, was passiert, wenn sich das Hoch über Mitteleuropa abflacht und die Frontalzone passieren lässt.

Vergleicht man die Wetterprognose der Amerikaner mit den Kontrollläufen, so bilden diese im Februar die mit Abstand wärmste Variante ab. Also ja, das Hoch ist eine Möglichkeit, jedoch mit einer geringeren Eintreffwahrscheinlichkeit. Die Mehrheit der Kontrollläufe simuliert ab dem 30. Januar einen Temperaturrückgang, bei dem die Werte in 1.400 Meter Höhe in einen Bereich zwischen -2 und -4 Grad absinken. Damit wird die Temperaturprognose der vergangenen Tage bestätigt. Mit anderen Worten formuliert, wird der Winter oberhalb etwa 700 bis 900 Meter wieder optional, während über tieferen Lagen eine nasskalte Witterung zum Erwartbaren wird.

Nasskalt trifft es ganz gut, da auch die Niederschlagsleistung schwach bis mäßig erhöht ist. Eine allumfassende Hochdruckdominanz sieht anders aus – Winterwetter aber auch.

Kein Winterwetter möglich
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Kein Winterwetter möglich © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
28. Januar +1 bis
+12 Grad
+6 bis
+8 Grad
1. Februar +0 bis
+12 Grad
+4 bis
+6 Grad
6. Februar -3 bis
+12 Grad
+4 bis
+6 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2025
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:05 Uhr

Die Wettervorhersage der Amerikaner von heute Nachmittag zeigte, wie ein Downstream Development die Grundströmung auf nördliche Richtungen hätte kippen lassen können. Nein, kein Flachlandwinter, nasskalt trifft es besser. Der Winter wäre ab den mittleren Lagen wieder optional geworden.

Heute Abend erfolgt mit einer erneuten Hochdruckzone quer über Mitteleuropa die Korrektur. So wäre im Zeitraum vom 2. bis 7. Februar mit einer gradientenschwachen und niederschlagsarmen Wetterlage zu rechnen. Tagsüber pendeln sich die Werte - je nach Sonnenscheindauer - auf +6 bis +12 Grad ein. Selbst in 1.400 Metern Höhe wäre demnach mit Werten von bis zu +5 Grad zu rechnen. Über den Regionen mit Dauernebel verweilen die Temperaturen unterhalb der +5-Grad-Marke.

Der Winter nur im Ansatz, welcher heute Abend auch schon wieder korrigiert wurde
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Winter nur im Ansatz, welcher heute Abend auch schon wieder korrigiert wurde © www.meteociel.fr

Ein Blick auf die Randfaktoren

Mit Beginn der zweiten Februar-Dekade wird es in Stratosphärenhöhe zu einem weiteren Warming kommen. Mit fortschreitender Jahreszeit und dem beginnenden Spätwinter steigt grundsätzlich die Wahrscheinlichkeit für ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe an, was dann Auswirkungen auf den Polarwirbel in den unteren Schichten zwischen dem 15. und 20. Februar haben könnte. Dies ist nur eine Randnotiz und muss in den kommenden Tagen weiter verifiziert werden.

Der NAO-Index wird Anfang Februar deutlich positiv bewertet, was an sich auf eine hohe Aktivität der Frontalzone hindeutet. Der AO-Index ist ebenfalls positiv, zeigt jedoch auch negative Entwicklungen. In der Interpretation erscheint eine Pattsituation zwischen einem Hoch über Europa und dem westlichen Russland sowie dem Cluster des Polarwirbels über Kanada und Grönland sehr wahrscheinlich. Das Schema wird deutlicher in der nachfolgenden Gegenüberstellung des Mittelwerts beider Vorhersagemodelle zum 5. Februar.

Der Spielraum für den Winter ist zwar vorhanden, doch für das Flachland verschwindend gering.

Kaum Spielraum für winterliche Wetterentwicklungen
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe des amerikanischen und europäischen Vorhersage-Modells: Kaum Spielraum für winterliche Wetterentwicklungen © www.meteociel.fr

Zusammenfassung: Kaum Spielraum für den Winter

Im Resümee des Tages zeigt sich erneut, dass der Winter zwar ein paar Möglichkeiten hat, doch eine für die Jahreszeit zu warme Temperaturentwicklung wahrscheinlicher ist. Betrachtet man die Clusterprognose, so werden heute Abend wieder 9 Bereiche ausgegeben. Fünf berechnen ein Blocking, drei eine Zonalisierung und einer einen negativen NAO-Index mit einer nach Süden verschobenen Frontalzone. Interessant sind die Blocking-Varianten. Drei davon berechnen ein Blockadehoch zwischen Europa und dem westlichen Russland, zwei über Skandinavien, was eine gestörte Zirkulation mitsamt einer Ostwetterlage ins Spiel bringen kann. Einerlei – die Clusterbildung zeigt im Prinzip, dass noch vieles möglich ist, doch auch hier liegen winterliche Varianten in der Minderheit.

Kurz noch die Berechnungen der Europäer von heute Abend, welche in den ersten Februartagen ein Downstream Development berechnen. Nasskaltes Wetter über tieferen Lagen mit optionalem Winterwetter oberhalb etwa 400 bis 700 Meter.

Nasskaltes Wetter mit optionalem Winterwetter ab den mittleren Lagen
Wetterprognose nach europäischen Vorhersage-Modell: Nasskaltes Wetter mit optionalem Winterwetter ab den mittleren Lagen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

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