Wetteraussichten: Das Wetter wird auf den Kopf gestellt - dem Frühling näher als dem Winter
Der Winter 2024/25 droht erneut zu einem Totalausfall zu werden. Entscheidend, ob es am Ende ein Supermildwinter wird, ist auch die bevorstehende Umstrukturierung. Und da gibt es im Hinblick auf den Winter einige besorgniserregende Entwicklungen.

Gradientenschwaches Wetter ist auch in den kommenden Tagen zu erwarten. Teilweise gelingt es der Sonne, die dichten Nebel- und Hochnebelfelder zu durchbrechen und so für nennenswerten Sonnenschein zu sorgen, mancherorts jedoch bleibt es grau und trüb (Wolkenradar). Ist der Nebel besonders dicht, lassen sich Nebelnässe, Sprühregen oder Schneegriesel nicht ausschließen. Kommt die Sonne zum Vorschein, können die Temperaturen auf bis zu +5 Grad ansteigen, während bei Dauernebel die Werte um den Gefrierpunkt schwanken.
Wetterwechsel bahnt sich an - teils mit Schnee und Glätte
Bis Mitte der Woche ändert sich wenig. Zum Nebel gesellt sich zunächst hohe Schichtbewölkung, die sich bis Donnerstag weiter verdichtet und den Nebel beseitigt. Von Südwesten setzt Niederschlag ein, der sich nach Nordosten ausdehnt. Der Niederschlag fällt zu Beginn noch als Schnee, Schneeregen oder auch als Eisregen beziehungsweise gefrierender Regen, was zu gefährlicher Glätte führen kann. Von Süden wird es mit Temperaturen von bis zu +12 Grad rasch wärmer, und der Niederschlag geht bis auf die höheren Lagen in Regen über. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Januar.

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Großwetterlage kippt in Richtung Frühling
Die Prognosemodelle brachten in den vergangenen Tagen immer wieder winterliche Varianten mit einer Dipolausbildung des Polarwirbels ins Spiel. Betrachtet man jedoch die obenstehenden Wetterkarten, so ist vom Störimpuls in Form des Hochdrucksystems zwischen Island und dem europäischen Nordmeer nicht mehr viel übrig.
Starkes Kontinentalhoch verhindert den Winter
Und jetzt passiert genau das, wovor sich Freunde des Winterwetters
fürchten. Das Hochdruckgebiet kippt nach Osten ab und geht in ein Hochdruckzentrum über dem westlichen Russland über. Hochdrucksysteme drehen sich bekanntlich im Uhrzeigersinn, und da Deutschland, Österreich und die Schweiz ab dem 23. Januar in den Einflussbereich des westlichen Hochdruckgradienten gelangen, dreht die Grundströmung zwangsläufig auf südliche Richtungen.
Endet der Winter, bevor er begonnen hat?
Erschwerend kommt im Hinblick auf den Winter hinzu, dass sich innerhalb des Polarwirbels die Dipolstruktur auflöst und ein Hochdruckkeil über Alaska eine Querverbindung nach Sibirien aufbauen kann. Die Kombination und Positionierung der Hochdrucksysteme haben für den Winter über Deutschland fatale Folgen.
Warum? Die polare Luftmasse wird von der Hochdruckzone zwischen Alaska und Sibirien in Richtung Kanada und Grönland geführt. Dort knallt
diese auf den warmen Atlantik und lässt die atlantische Frontalzone regelrecht explodieren
. Ein Tief nach dem anderen zieht in Richtung Mitteleuropa und läuft auf das Blockadehoch über dem westlichen Russland auf, was wiederum die Südanströmung der Luftmassen verstärkt.
Launisches Frühlingswetter mit potentiellen Randtiefentwicklungen
Die Temperaturen erreichen am 24. Januar +2 bis +6 Grad, am 28. Januar +8 bis +14 Grad und Anfang Februar können mit bis zu +16 Grad frühlingshafte Werte erzielt werden. Da jedoch die atlantische Frontalzone mit im Spiel ist, zeigt sich der Wettercharakter alles andere als frühlingshaft. Mit viel Wind und etwas Niederschlag ist in der Umstellungsphase zu rechnen. Auch lassen sich Randtiefentwicklungen mit Starkwindereignissen nicht ausschließen.

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Reaktiver Polarwirbel mit Anzeichen einer Verschiebung
Zunächst war es der Mittelwert der Kontrollläufe, der vor rund 10 Tagen die Regenerierung des Polarwirbels ins Spiel brachte. Es verwundert daher nicht, dass die Vorhersagemodelle auf diese Variante aufspringen und diese Wetterentwicklung - trotz aller Unsicherheiten - vollends unterstützen.
Polarwirbel zeigt Schwächen
Interessant ist dennoch, dass die Vorhersagemodelle die Variante mit einem Blockadehoch - also das, was aus Sicht der Freunde des Winterwetters
auf gar keinen Fall passieren sollte - über dem westlichen Russland (Kontinentalhoch) unterstützen. Denn um diesen Hochdruckblock abzubauen, braucht es Zeit, und die hat der Winter nicht mehr.
Zudem besteht nach der Wettervorhersage der Amerikaner von heute Nachmittag die Möglichkeit, dass sich die Hochdruckzone weiter aufbläht und sowohl das Kontinentalhoch als auch die Hochdruckzone zwischen dem östlichen Sibirien und Alaska ermöglicht. Der Polarwirbel wird dadurch erheblich unter Druck gesetzt.
Polarwirbel wird in eine Ecke gedrängt
Dem Polarwirbel bleibt somit nichts anderes übrig, als sich von der Barentssee, Karasee und Sibirien zu verabschieden und sich über Kanada und Grönland einzuquartieren. Betrachtet man die nachfolgenden Wetterkarten, so erkennt man die Verschiebung (Displacement) des Polarwirbels.
Für den Winter verheerende Folgen
So sieht es aus - Deutschland liegt zwischen den Fronten der Frontalzone und dem Kontinentalhoch in einer warmen Südwestanströmung. Statt Winter oder Hochwinter bringt sich mit Temperaturen von +10 bis +15 Grad der Frühling in Stellung - und das zunächst einmal auf unbestimmte Zeit.

Auf den Punkt gebracht: Umstellung der Großwetterlage
Der Störimpuls in Form eines Hochdrucksystems zwischen Island und Skandinavien ist zu schwach. Er kann nicht mehr verhindern, was kommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich über dem westlichen Russland ein Hochdruckbollwerk ausbildet, ist deutlich höher als die eines Zusammenbruchs des Polarwirbels. Zudem wird der Polarwirbel durch das Hoch dazu gezwungen, sich im Bereich zwischen Kanada und Grönland einzudrehen.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Damit folgen die Prognosemodelle erneut dem Muster, das die Kontrollläufe vorgegeben haben und es auch heute wieder tun. Wie weit die kommende Wetterentwicklung von Winter entfernt ist, zeigt sich in der Temperaturprognose in 1.400 Metern Höhe. Am 23. Januar werden +3 Grad, am 28. Januar +2 Grad und am 2. Februar +0 Grad simuliert.
Für einen Flachlandwinter sind Anfang Februar Höhenwerte von -6 bis -8 Grad eine Grundvoraussetzung. Für die mittleren Lagen reichen -4 bis -6 Grad aus. Also, es ist völlig egal, wie man es dreht oder wendet – der Winter zieht sich bis weit über die höheren Lagen zurück und ermöglicht über tieferen Lagen ein Temperaturspektrum zwischen +5 und +10 Grad, was mit Sonnenschein weit über die +10-Grad-Marke hinausgehen kann.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
24. Januar | +0 bis +9 Grad |
+5 bis +7 Grad |
28. Januar | +1 bis +15 Grad |
+6 bis +8 Grad |
2. Februar | +0 bis +12 Grad |
+5 bis +7 Grad |

Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:15 Uhr
Wir wurden heute häufiger gefragt, ob es das jetzt mit dem Winter war oder ob es doch noch ein paar Möglichkeiten gibt, auf die man als Freund des Winterwetters
hoffen darf.
Hoffen kann man immer, und beim Wetter ist grundsätzlich auch alles möglich. Doch das momentane Konstrukt lässt erst einmal nichts anderes als eine deutliche Milderung zu. Die Amerikaner und auch die Europäer haben das heute Abend bestätigt.
Nachfolgend einmal die Gegenüberstellung vom Mittelwert aller Kontrollläufe der Europäer und der Amerikaner bis Anfang Februar. Das ist – vorweggenommen – das Erwartbare.

So kann der Winter seinen Durchbruch feiern
Schauen wir uns einmal die Kontrollläufe genauer an – ja, hoffnungslos, möchte man meinen. Da passt im Hinblick auf den Winter gar nichts mehr zusammen. Der Wirbel über Kanada und Grönland schiebt ein Tief nach dem anderen in Richtung Mitteleuropa. Dieses lässt das Hoch über dem westlichen Russland auflaufen, und es bildet sich eine absolut unwinterliche Südwestwetterlage über Deutschland, Österreich und die Schweiz aus. Geht es nach der Prognose der Amerikaner von heute Abend, schwankt das Temperaturspektrum Anfang Februar mit +12 bis +16 Grad und örtlich bis +18 Grad im frühlingshaft warmen Bereich.
Doch was könnte der Impuls sein, welcher die Wetterlage noch in eine andere Richtung kippen lassen könnte? Es ist der Polarwirbel selbst, der diesen Spielraum bietet. Eine Westwetterlage kann man seit 2018 immer hinterfragen, und das gilt es auch in den kommenden Tagen im Hinterkopf zu behalten. Sollte sich das Kontinentalhoch über dem westlichen Russland einen Tick weiter nach Norden und Westen entwickeln können, so könnte daraus eine gestörte Zirkulation mit autarkem Hoch über Skandinavien entstehen. Deutschland, die Schweiz und Österreich könnten so in eine frostige Ostwetterlage gelangen – Kahlfrost – ohne Schnee. Aber es ist eine Möglichkeit.
Eine ähnliche Variante zeigt sich, wenn sich das Azorenhoch über Skandinavien mit dem Kontinentalhoch verbinden kann.
Polarwirbelsplit bringt den Winter. Auch das ist möglich. Das Hoch über dem westlichen Russland keilt steil nach Norden auf und geht eine Querverbindung zum Hoch zwischen Alaska und den Aleuten ein. Das splittet den Polarwirbel in zwei Hälften, und während der Polarwirbel auseinanderfällt, strebt ein Keil des Azorenhochs nach Norden und führt kalte Luftmassen polaren Ursprungs in einem gradientenschwachen Wetterumfeld bis an die Alpen. Kräftiger Schneefall wäre bei Temperaturen um den Gefrierpunkt schwankend möglich.

Zusammenfassung: Ein wenig Spielraum für den Winter
So ist es auch heute Abend. Trotz der Milderung, die unumgänglich ist, bleibt ein kleiner Spielraum für den Winter erhalten und hängt vom Verhalten des Hochdrucksystems über dem westlichen Russland ab.
Die Randfaktoren, wie der NAO- und AO-Index, stützen die winterlichen Varianten nicht. Sowohl der NAO- als auch der AO-Index weisen Anfang Februar eine deutlich positive Ausprägung auf.
Betrachtet man die Clusterbildung, ergeben sich neun Varianten. Sechs der Varianten sind auf eine westliche Grundströmung fixiert. Drei lassen noch Spielraum für den Winter. Immerhin, möchte man meinen!