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Wetteraussichten: Umstellung der Großwetterlage zwischen Winterwetter und warme Südwestwetterlage

| M. Hoffmann

Hoher Luftdruck dominiert – mit ein paar Schwächen – das Wetter über Deutschland noch bis zum 20. Januar. Nachfolgend erfolgt ein Wetterwechsel, der vom Polarwirbel ausgelöst wird und das Wetter über Deutschland sowohl in die warme als auch winterliche Richtung kippen lassen kann.

Hat der Hochwinter überhaupt noch eine Chance?
Hat der Hochwinter überhaupt noch eine Chance?

Eine kleinräumige Störung sorgt mit leichtem Schneefall, Schneegriesel oder Sprühregen zunächst über dem Norden und Osten sowie in der Nacht auf Mittwoch und am Tage über der Südhälfte teils für erhebliche Glätte (Warnlagenbericht). Viel Niederschlag ist zwar nicht zu erwarten, doch wenn Sprühregen im Spiel ist, kann das auf dem gefrorenen Boden zu gefährlicher Glättebildung führen. Etwa westlich einer Linie vom Schwarzwald, Frankfurt und Hamburg bleibt es trocken. Scheint heute über der Südhälfte nach Nebelauflösung noch verbreitet die Sonne, so schieben sich am Mittwoch die Wolken weiter in Richtung der Alpen und sorgen für einen trüben Januartag. Die Temperaturen erreichen heute über dem Süden -2 bis +2 Grad und können nach Norden auf bis zu +4 Grad ansteigen. Am Mittwoch sind über dem Norden bis zu +8 Grad und nach Süden bis zu +2 Grad möglich. Der Dauerfrost zieht sich südlich der Donaulinie zurück.

Hochdruckwetter mit allem, was dazugehört

Von Donnerstag bis Sonntag löst sich die kleinräumige Störung auf, und ein Hoch dominiert das Wetter über Deutschland. So kommt es zu einem Mix aus hohen Wolkenfeldern, ungehemmtem Sonnenschein und teils dichten Nebelfeldern, die zu trüben Januartagen führen können. Mit nennenswertem Niederschlag ist zwar nicht zu rechnen, doch aus dichtem Nebel kann auch Nebelnässe hervorgehen. Da die Temperaturen bis Sonntag wieder um den Gefrierpunkt schwanken, kann die Nebelnässe mancherorts zu Glätte führen. Kommt die Sonne für längere Zeit zum Vorschein, können die Temperaturen auf bis zu +5 Grad ansteigen. In den Nächten sinken die Werte auf -5 bis +0 Grad. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Januar.

Glätte spielt am Dienstag und Mittwoch eine Rolle - nachfolgend setzt sich wieder das Hochsystem durch
Wetterprognose bis zum 16. Januar der Vorhersage-Modelle: Glätte spielt am Dienstag und Mittwoch eine Rolle - nachfolgend setzt sich wieder das Hochsystem durch © www.meteociel.fr

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Führt die Dipolausbildung des Polarwirbels zu Winterwetter über Deutschland?

Bis zum 20. Januar wird das Hoch - laut der Prognose der Europäer - das Wetter über Deutschland weiterhin dominieren können. Schaut man sich die oben stehenden Wetterkarten genauer an, erkennt man die unterschiedlichen Strömungen innerhalb des Polarwirbels, die einen Wetterwechsel für die letzte Januardekade ankündigen.

Dipolausbildung des Polarwirbels

Normalerweise dreht der Polarwirbel mit einem Zentrum über dem Nordpol seine Runden. Manchmal jedoch kommt es vor, dass sich zwei Zentren ausbilden. Man spricht dann von einer Dipolstruktur. Im Grunde ist die Dipolstruktur eine Grundvoraussetzung für einen Polarwirbelsplit. Sollten sich tatsächlich Hochdrucksysteme zwischen die Cluster schieben können, kommt es zum Polarwirbelsplit. Ein Polarwirbelsplit aber ist kein Garant für Winterwetter über Deutschland; vielmehr handelt es sich um ein markantes Ereignis, das die bisherige Wetterlage auf den Kopf stellen kann.

Polarwirbelsplit und Displacement

Wir haben nachfolgend einmal die Berechnungen der Europäer von heute Nacht und von heute Morgen gegenübergestellt. Im ersten Fall ergibt sich mit der Verlagerung des Hochdrucksystems über Russland, verbunden mit einer Querverbindung in Richtung Alaska, kein Winterwetter. Grund dafür ist, dass der Cluster des Polarwirbels im Bereich zwischen Kanada und Grönland stärker ist und mit seinen Ausläufern Deutschland ab dem 23. Januar erreichen könnte. Tiefdrucksysteme drehen sich gegen den Uhrzeigersinn und führen warme Luftmassen nach Norden.

Heute Morgen zeigte sich eine Variation – auch hier die Dipolausbildung mit Splitansatz. Jedoch schiebt sich das Hoch viel weiter östlich – über Sibirien – in den Polarwirbel hinein und geht eine Querverbindung mit dem Hoch über Alaska und Kanada ein. Das entspricht im Grunde den Kontrollläufen, die seit einigen Tagen berechnet werden und im Hinblick auf den Winter eine katastrophale Wirkung haben könnten.

Warum ist das der Fall? Tiefdrucksysteme drehen sich gegen und Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn. Mit der Hochdruckzone zwischen Sibirien und Kanada wird unentwegt polare Luftmasse in Richtung Kanada und Grönland geführt und ergießt sich bei Neufundland auf dem warmen Atlantik. Dort entsteht ein Tief nach dem anderen, das in Richtung Mitteleuropa driftet. Warmes Vorderseitenwetter ist die Folge. Flacht die Frontalzone ab, kommt neben einer Südwestwetterlage auch eine Westwetterlage ins Spiel. Die Hochdruckzone, die in den heutigen Morgenberechnungen dargestellt wird, ist jedoch durchaus imposant und drückt den gesamten Polarwirbel in eine Richtung. Man spricht hierbei nicht von einem Polarwirbelsplit, sondern von einem Displacement (Verschiebung).

Trotz turbulenter Entwicklungen innerhalb des Polarwirbels stellt sich über Mitteleuropa keine winterliche Wetterentwicklung ein
Die Wettervorhersage des europäischen Wettermodells bis zum 28. Januar: Trotz turbulenter Entwicklungen innerhalb des Polarwirbels stellt sich über Mitteleuropa keine winterliche Wetterentwicklung ein © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Schwacher Polarwirbel - Ostwetterlage

Der Polarwirbel kann laut der Prognose der Europäer eine beachtliche Dynamik aufbauen. Die Vorhersage der Amerikaner geht jedoch in eine völlig andere Richtung und zeigt, dass mit der Destabilisierung des Polarwirbels bzw. dem Impuls einer Dipolausbildung auch andere Lösungen möglich sind.

Hochdruckzone zwischen Sibirien und Kanada

Die Dipolausbildung schwächt sich nach der Prognose der Amerikaner zunächst einmal ab, und zum 21. Januar kann sich zwischen Sibirien und Kanada eine Hochdruckzone ausbilden, welche die kalten Luftmassen polaren Ursprungs nach Kanada und Grönland führt.

Die Frontalzone kommt jedoch nicht so richtig in Schwung, da sich die Hochdruckzone nicht einfach wegzaubern lässt und die Entwicklung bremst. So entsteht für einen kurzen Moment entlang der Polarfront eine starke Wellenbewegung, bei der im Bereich von Spanien und England ein Hochdruckkeil in Richtung europäisches Nordmeer nach Norden aufstrebt und so die Frontalzone vollständig blockieren kann.

Vollständig gestörte Zirkulation

Wenn man so will, kommt das Hoch zur rechten Zeit und liegt auch noch an der richtigen Stelle, bevor die Frontalzone in Schwung versetzt werden kann. Das Hoch agiert also nach der Wetterprognose der Amerikaner ab dem 22. Januar als Blockadehoch und entwickelt sich bis zum 24. Januar rasch in Richtung Skandinavien weiter. Fortan agiert es als autarkes Hochdrucksystem. Autark bedeutet in diesem Fall, dass eine Hochdruckachse nach Süden fehlt.

Ostwetterlage mit Frost, Eis und Schnee?

Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen am südlichen Gradienten des Hochdrucksystems, und da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, kommt die Grundströmung aus östlichen Richtungen. Auch ist die Ausbildung von Kaltlufttropfen möglich. Letztlich bremst das Hoch den Cluster des Polarwirbels über Kanada und Grönland massiv aus und blockiert diesen nahezu vollständig. Man spricht von einer vollständig gestörten Zirkulation (Ost- statt Westwetter).

Da der Winter über Europa bisweilen wenig bis gar nicht präsent war, fehlt die kalte Grundlage. Trotz eines böigen Ostwindes erreichen die Temperaturen mit +0 bis +4 Grad noch positive Werte und sinken in den Nächten mit -4 bis +1 Grad verbreitet in den Frostbereich ab. Winter oder Hochwinter sieht anders aus – die Grundlagen gehen jedoch in die richtige Richtung.

Die vollständig gestörte Zirkulation
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells bis zum 28. Januar: Die vollständig gestörte Zirkulation © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Umstellung der Großwetterlage

Das Hoch dominiert die Großwetterlage noch bis zum 22. Januar. Darin stimmen die Prognosen der Vorhersage-Modelle und auch der Mittelwert aller Kontrollläufe überein. Nachfolgend kommt es zu einem Störimpuls innerhalb des Polarwirbels, was die weitere Wetterentwicklung in die eine oder andere Richtung kippen lassen kann. Im Prinzip ist vieles möglich, doch nicht alles, was möglich ist, ist auch wahrscheinlich.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

In den Kontrollläufen lässt sich seit rund 72 Stunden ein interessanter Trend feststellen, welcher einen Wetterwechsel ab dem 22. Januar bestätigt. Die Temperaturen gehen bis zum 28. Januar in 1.400 Meter Höhe auf -3 bis -5 Grad zurück, was den Winter wieder bis auf die mittleren Lagen herab ins Spiel bringt. Für einen Flachlandwinter wären Höhenwerte von -6 bis -8 Grad eine Grundvoraussetzung. Das reicht nicht für Winterwetter, wobei die Spreizung innerhalb der Kontrollläufe recht groß ist und die unterschiedlichen Varianten - welche auch in den Vorhersage-Modellen gezeigt werden - unterstützt werden.

Interessant ist der Mittelwert der Kontrollläufe vor allem deshalb, da sich der Hochdruckblock, welcher den Polarwirbel destabilisieren kann, bis zum 30. Januar deutlich über dem westlichen Russland abbildet. Das ist eine sichtbare Veränderung gegenüber den Vortagen und könnte - trotz der Hochdruckzone zwischen Kanada und Sibirien - das Blatt noch drehen. Ob das jedoch für Winterwetter reicht, bleibt abzuwarten. Die Prognosen sind - für den Moment jedenfalls - als starkes Signal für eine Veränderung der Großwetterlage zu verstehen.

Deutliche Verschiebungen
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Deutliche Verschiebungen © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
20. Januar +2 bis
+7 Grad
+3 bis
+5 Grad
24. Januar -3 bis
+7 Grad
+2 bis
+4 Grad
29. Januar -6 bis
+9 Grad
+2 bis
+4 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2025
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2025 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Vollständig gestörte Zirkulation mit Kaltlufttropfen

Zwischenzeitlich ist die Prognos der Amerikaner von heute Mittag eingetroffen. Im Wesentlichen wird die vollständig gestörte Zirkulation bestätigt. Deutlicher herausgearbeitet wird die Variante eines Kaltlufttropfens.

Zum 24. Januar - vollständig gestörte Zirkulation - Kaltlufttropfen über Deutschland
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell von heute Mittag bis zum 24. Januar - vollständig gestörte Zirkulation - Kaltlufttropfen über Deutschland © www.meteociel.fr

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:19 Uhr

Die Amerikaner haben heute Abend die Variante einer gestörten Zirkulation mitsamt eines Kaltlufttropfens über Deutschland bestätigt. Das überrascht im Moment etwas, da es sich zwar um eine mögliche, aber dennoch eigenwillige Wetterentwicklung handelt.

Interessant ist die Variante deshalb, weil sie neben einer vollständig gestörten Zirkulation auch einen Kaltlufttropfen beinhaltet und so ein lehrbuchmäßiges Beispiel für eine Wetterwende um 180 Grad darstellt.

Geht man auf die Details ein, so kann sich in der Zeit vom 23. bis 26. Januar mit dem Kaltlufttropfen eine kurze winterliche Episode ergeben. Zwar nicht flächendeckend und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht über tieferen Lagen, aber mehr, als man aus der aktuellen Wetterentwicklung in so kurzer Zeit erwarten kann.

Eine vollständig gestörte Zirkulation
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Eine vollständig gestörte Zirkulation © www.meteociel.fr

Vollständig gestörte Zirkulation als Chance für den Winter?

Wie wahrscheinlich ist die gestörte Zirkulation? Dazu ein Blick auf den Mittelwert aller Kontrollläufe bis zum 24. Januar. Sowohl der Mittelwert der Europäer als auch der Amerikaner berechnen bis zum 24. Januar ein Hochdruckzentrum zwischen Skandinavien und dem westlichen Russland.

Das Prinzip ist klar: Das Hoch blockt die Frontalzone. Doch die Positionierung des Hochdrucksystems im Detail und im Hinblick auf den Winter wird eine entscheidende Rolle spielen. Je weiter sich die Hochdruckzone nach Norden verschieben kann, desto besser ist das für eine winterliche Wetterentwicklung.

Bleibt das Hoch südlicher positioniert, so wird die atlantische Frontalzone zwar blockiert, doch durch die Rotationsmuster wird vergleichsweise eine warme Luftmasse nach Norden geführt. An Winter ist dann nicht mehr zu denken. Wir haben das Funktionsprinzip einmal gegenübergestellt.

Ein Blockadehoch über Osteuropa hätte in der Regel eine warme Südwestanströmung zur Folge - die Ausnahme zeigt sich jedoch in einer nördlichen Verlagerung des Hochdrucksystems, bei der auch Winterwetter eine Rolle spielen kann
Wetterprognose dem Mittelwert aller Kontrollläufen und ausgesuchten Kontrollläufen: Ein Blockadehoch über Osteuropa hätte in der Regel eine warme Südwestanströmung zur Folge - die Ausnahme zeigt sich jedoch in einer nördlichen Verlagerung des Hochdrucksystems, bei der auch Winterwetter eine Rolle spielen kann © www.meteociel.fr

Zusammenfassung: Ein wenig Spielraum für den Winter

Das oben stehende Resümee wurde durch ein Ein ergänzt. Denn tatsächlich ist eine vollständig gestörte Zirkulation nicht mehr ein Ding der Unmöglichkeit und stellt sozusagen einen kleinen Lichtblick für alle Freunde des Winterwetters dar.

Schaut man sich die Wetterprognose der Europäer von heute Abend an, so bestätigt sich die kuriose Wetterentwicklung mit einer vollständig gestörten Zirkulation und einem Kaltlufttropfen. Also ja, kurios, ungewöhnlich und dennoch innerhalb kürzester Zeit umsetzbar. Man darf gespannt sein, was sich aus dieser Variante in den kommenden Tagen ergeben wird.

Die vollständig gestörte Zirkulation mitsamt des Kaltlufttropfens lässt sich auch bei den Europäern erkennen
Die vollständig gestörte Zirkulation mitsamt des Kaltlufttropfens lässt sich auch bei den Europäern erkennen © www.meteociel.fr

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