Wetter: Dipolausbildung des Polarwirbels - im Ansatz ein Polarwirbelsplit
Hoher Luftdruck dominiert weiterhin das Wetter über Deutschland, teils mit Sonnenschein, teils aber auch mit Nebel-, Hochnebel- und Wolkenfeldern sowie ein paar herabtanzenden Schneeflocken. Während sich das Hoch weiter ausdehnt, ergibt sich innerhalb des Polarwirbels eine markante Veränderung – ob diese zu Winterwetter führt, hängt wiederum von einer Hochdruckposition ab.

Deutschland befindet sich in den kommenden Tagen am östlichen bzw. südlichen Gradienten eines Hochdrucksystems, das sich von Spanien und Frankreich aus in Richtung Deutschland schiebt. So kommt in Bodennähe der Wind weiterhin aus östlichen bis nördlichen Richtungen und lässt die Temperaturen bis einschließlich Dienstag um den Gefrierpunkt schwanken. Milder bleibt es mit +0 bis +5 Grad über den Ballungsgebieten und den Küstenregionen von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Etwas Schneefall ist am Dienstag über den östlichen und in der Nacht auf Mittwoch über den südlichen Landesteilen möglich, sonst bleibt es bei einem Mix aus Sonne, Wolken und Nebel trocken, wobei die Bewölkung die Wochenmitte dominiert.
Hochdruckdominiertes Wetter
Das Hoch schiebt sich in der zweiten Wochenhälfte weiter über Mitteleuropa und positioniert sich mit seinem Kern direkt über Deutschland. Bei schwachen Winden nimmt die Sonnenscheindauer nach Auflösung zäher Nebelfelder zu und lässt die Temperaturen südlich einer Linie vom Saarland bis Dresden auf +2 bis +5 Grad und nördlich davon auf +4 bis +8 Grad ansteigen. Bei Dauernebel orientieren sich die Werte näher am Gefrierpunkt. Etwas Sprühregen, Nieselregen oder Schneegriesel ist möglich, verbreitet aber bleibt es trocken. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Januar.

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Dipolausbildung innerhalb des Polarwirbels
Dieser Hochdruckblock lässt sich nicht so ohne Weiteres wegzaubern
und dominiert das Wetter über Deutschland laut der Vorhersage des europäischen Wettermodells noch mindestens bis zum 20. Januar.
Hochdruckkeil bedrängt den Polarwirbel
Innerhalb des Polarwirbels ergibt sich in der Zwischenzeit eine Veränderung: Ein Hoch strebt vom westlichen Kanada und Alaska aus in Richtung Nordpol. Das Hoch über Mitteleuropa strebt ebenfalls nach Norden. Obwohl sich die Hochdruckzentren nicht verbinden, gelingt es den Hochdrucksystemen dennoch, eine Dipolausbildung innerhalb des Polarwirbels auszulösen.
Der eine Cluster liegt zwischen der Barents- und Karasee und erstreckt sich bis über das östliche Sibirien. Der zweite Cluster dreht sich zwischen Kanada und Grönland ein. Dazwischen befindet sich die Hochdruckzone. Solange sich diese über Mitteleuropa befindet, ist es gleich, welche Kapriolen der Polarwirbel schlägt – am Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz ändert sich nichts.
Für Winterwetter müsste das Hoch weiter (deutlich weiter) nach Osten, das Hoch zwischen den Clustern stärker werden oder zuletzt ein Blockadehoch auf dem Atlantik entstehen. Erst dann wären markante Veränderungen in der Großwetterlage möglich.
Sollte sich jedoch der Wirbel über Kanada und Grönland weiter intensivieren, könnte dies im Hinblick auf den Winter mit einer Südwest- oder Südwetterlage alles andere als optimal verlaufen.

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells - Clusterbildung mit Ansatz zum Polarwirbelsplit und Chancen auf Winterwetter
Die Wetterprognose der Amerikaner von gestern wird heute bestätigt und ähnelt stark der des europäischen Wettermodells. Die Hochdrucksysteme drängen von Alaska und Osteuropa in den Polarwirbel vor und sorgen ab dem 21. Januar für eine Dipolausbildung des Polarwirbels.
Winter - auf die Position kommt es an
Die Amerikaner berechnen das, was wir bereits weiter oben beschrieben haben, und könnte so dem Winter zum Durchbruch verhelfen.
Das Hoch über Mitteleuropa zieht sich bis zum 25. Januar über Russland hinweg bis weit nach Kasachstan nach Osten zurück. Der Cluster über Kanada und Grönland intensiviert sich, während das Azorenhoch auf dem Atlantik versucht, Kontra zu geben. Deutschland, die Schweiz und Österreich gelangen so zwischen die beiden Hochdruckzentren, und mit einer meridional verlaufenden Grundströmung werden kalte Luftmassen polaren Ursprungs bis über die Mittelmeerregion geführt.
Die Temperaturen erreichen am 24. Januar +3 bis +6 Grad und örtlich bis +8 Grad und sinken zum 27. Januar auf -4 bis +2 Grad ab, wobei die höheren Werte über dem Norden zu erwarten sind. Die Niederschlagsneigung nimmt zu und geht nach Süden teils bis auf die tieferen Lagen in Schnee über.

Auf den Punkt gebracht: Umstellung der Großwetterlage
Die Anzeichen für einen Wetterwechsel ab dem 21. Januar mehren sich, wenngleich die Prognosen der Vorhersage-Modelle mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten sind. Abwarten – die Berechnungen sind lediglich als Signal zu verstehen, dass der Polarwirbel in der letzten Januar-Dekade zunehmend Probleme mit seiner Stabilität bekommt – mehr nicht!
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe bestätigen mehrheitlich, dass winterliche Varianten die kalten Ausreißer abbilden. Möglich ja, wahrscheinlicher aber ist eine anhaltende Hochdruckdominanz, welche sich mit leicht ansteigenden Niederschlagssignalen zum 24. Januar allmählich abschwächt.
Die Temperaturen erreichen in 1.400 Meter Höhe mit +5 bis +7 Grad zum 18. Januar ihren Höhepunkt und sinken bis zum 27. Januar auf -2 bis -4 Grad ab. Für den Flachlandwinter sind Ende Januar Höhenwerte von -6 bis -8 Grad eine Grundvoraussetzung, während für die mittleren Lagen -4 bis -6 Grad ausreichen können. Das ist – für den Moment – alles andere als winterlich. Die Hoffnungen der Freunde des Winterwetters
liegen einzig und allein im Zustand des Polarwirbels und der Hochdruckposition, und da ist in den kommenden Stunden mit Veränderungen zu rechnen.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
18. Januar | +0 bis +8 Grad |
+4 bis +6 Grad |
22. Januar | +0 bis +10 Grad |
+4 bis +6 Grad |
27. Januar | -1 bis +10 Grad |
+4 bis +6 Grad |

Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:15 Uhr
Kommt es innerhalb des Polarwirbels zu einer Dipolausbildung und sorgt so für erhöhte Chancen auf winterliche Wetterverhältnisse? Abwarten – abwarten vor allem deshalb, da man den Berechnungen einer Dipolausbildung der Vorhersage-Modelle noch mit einem gesunden, aber doch hohen Maß an Skepsis gegenübertreten muss.
Warum Abwarten eine gute Idee ist, zeigt sich beispielsweise in den abendlichen Berechnungen der Amerikaner. Die Hochdruckzone schiebt sich zwar von Süden weit in den Polarwirbel hinein, doch versagt die zweite Hochdruckzone über Alaska. So ist es eine einseitige Entwicklung, bei der sehr kalte Luftmassen zwischen Grönland und dem östlichen Kanada nach Süden geführt werden. Die kalte Luft schafft den Sprung bis nach England und Frankreich, bleibt jedoch kurz vor Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen. Mit einer südlichen Anströmung der Luftmassen nimmt die Niederschlagstätigkeit ab dem 22. Januar zu, und die Temperaturen erreichen mit +4 bis +8 Grad alles andere als winterliche Werte.

Zustand des Polarwirbels - ein Blick auf die Randfaktoren
Damit der Winter eine Chance hat, muss der NAO-Index negativ werden. Derzeit ist der NAO-Index leicht negativ, entwickelt sich in den kommenden Tagen jedoch in eine positive Richtung und strebt bis zum 23. Januar in die Neutralität. Das sind keine eindeutigen Signale für oder gegen den Winter. Neben einer Südwest- ist auch eine Nordwestwetterlage möglich, bei der winterliche Wetterverhältnisse ab den mittleren Lagen denkbar sind.
Der Zustand des Polarwirbels lässt sich grob aus dem AO-Index ableiten. Ist dieser stark negativ, neigt der Polarwirbel zu Schwankungen; ist der AO-Index positiv, dreht der Polarwirbel unbeeindruckt von Störungen seine Runden. Aktuell ist der AO-Index positiv und bleibt dies auch nach einer kurzen Schwächephase bis zum 23. Januar. Die Signale des AO-Index sprechen gegen eine winterliche Witterung, schließen diese jedoch nicht vollständig aus.
Warming in Stratosphärenhöhe
Das Warming in Stratosphärenhöhe ist aktuell in vollem Gange, erreicht jedoch nicht den Status eines Major-Warmings. Das reicht nicht aus, um die unteren Schichten des Polarwirbels so zu beeinflussen, dass es zu Turbulenzen innerhalb des Polarwirbels kommt.

Zusammenfassung: Wenig Spielraum für den Winter
Schaut man sich die Prognose aller Kontrollläufe im Mittelwert an, fällt eines auf, was den Winter schon frühzeitig beenden könnte: Die Hochdruckzone zwischen Alaska und Sibirien darf nicht zustande kommen.
Warum? Eine solche Wetterentwicklung ist äußerst stabil. Da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, werden die polaren Luftmassen zwischen dem östlichen Kanada und Grönland auf den Atlantik geführt. In der Folge entsteht ein Tiefdrucksystem nach dem anderen, das in Richtung Mitteleuropa driftet. Da sich Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, werden vergleichsweise warme Luftmassen aus südlichen Richtungen nach Norden geführt. Der Winter würde dann erneut auf das Abstellgleis geraten können.
