Wetteraussichten: Winterwetter, Hochdruckblock, Inversion - was der Winter noch zu bieten hat
Luftmassengrenze mit nachfolgenden Hochdruckblock - wie groß ist der Spielraum für den Winter und was bedeutet diese Konstellation für die Entwicklung der Großwetterlage?
Die Luftmassengrenze hat in der Nacht ganze Arbeit geleistet und entlang eines breiten Streifens zwischen Köln und Berlin den Niederschlag teils bis auf tiefere Lagen herab als Schnee niedergehen lassen. Verbreitet ist in diesen Regionen mit winterlichen Verhältnissen zu rechnen (Aktuelle Schneehöhen Deutschland). Die Luftmassengrenze beginnt sich zum Nachmittag von Westen her nach Süden zurückzuziehen und lässt den Niederschlag zum Abend über dem Süden wieder in Schnee übergehen. Viel wird jedoch nicht mehr zusammenkommen; es sollte - zumindest ab mittleren Lagen - für die Ausbildung einer temporär dünnen Schneedecke reichen. Die Temperaturen erreichen südlich der Luftmassengrenze +6 bis +12 Grad und bleiben nördlich davon mit -2 bis +2 Grad nahe am Gefrierpunkt.
Hochdruckgebiet konserviert
den Schnee
Nach der Luftmassengrenze setzt sich ein Hochdrucksystem über Deutschland durch. Die Niederschläge klingen am Freitag ab, und nachfolgend setzt sich bei auflockernder Bewölkung häufiger die Sonne durch, die mancherorts von dichten Nebel- und Hochnebelfeldern eingetrübt werden kann. Ist das der Fall, erreichen die Temperaturen kaum positive Werte. Andernfalls können +0 bis +4 Grad erwartet werden. Der Taupunkt ist zunächst negativ, was - mit Ausnahme von Südlagen - den Schnee nicht tauen, sondern sublimieren lässt. Über den Regionen mit einer Schneedecke von mehr als 10 cm ist daher mit einem Erhalt der winterlichen Landschaft bis in die kommende Woche hinein zu rechnen. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Januar.
Hochdruckblock mit Chancen und Risiken für den Winter
Der Hochdruckblock, welcher sich auf den obenstehenden Wetterkarten in Richtung Mitteleuropa schiebt, verlagert sein Kerngebiet bis zum 16. Januar zwischen England, Frankreich und Deutschland. So leicht lässt sich das Hoch nicht wegzaubern
, und so wird die Hochdruckdominanz bis zum 20. Januar anhalten können.
Inversionswetterlage - Erhalt der Schneedecke und Nebellotto
Von oben herab füllt sich das Hoch mit warmen Luftmassen auf und lässt die Temperaturen in 1.400 Metern Höhe auf +3 bis +5 Grad ansteigen. Das entspricht dann auch exakt den Werten, welche über tieferen Lagen zu erwarten sind. Eine Ausnahme bildet mit bis zu +8 Grad der Norden von Deutschland sowie die Regionen mit Dauernebel, wo die Werte kaum den positiven Bereich erreichen können.
Ob eine möglicherweise vorhandene Schneedecke mit der heutigen Luftmassengrenze rasch dahinschmilzt, entscheidet sich am Taupunkt. Und der ist bis zum 20. Januar leicht negativ. Das reicht aus, damit die Schneedecke lediglich sublimiert. Über den Regionen, wo heute Abend eine Schneedecke von bis zu 15 cm gemessen werden kann, stehen die Chancen hoch, dass sich diese Schneedecke unter langsamem Schwinden bis zum 20. Januar erhalten kann (Rest: 1 bis 4 cm – gilt nicht für Südhänge).
Für den Rest von Deutschland besteht die spannendste Frage darin, wo sich der Nebel auflösen wird. Mit nennenswertem Niederschlag ist vorerst nicht mehr zu rechnen. Bei schwachen Winden sinken die Tiefstwerte in den Nächten auf -2 bis +3 Grad ab. Über Schnee können bis zu -5 Grad möglich sein.
Winter deutlich zu warm mit einem markanten Defizit an Schnee
Die meteorologische Halbzeit des Winters ist mit dem 15. Januar bald erreicht, und bislang liegt der Winter in all seinen Disziplinen weit hinter den Sollwerten. Markante Werte sind zum einen die Temperaturanomalie gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 bis 1990 von +2,42 Grad (91/20: +1,2 Grad) und zum anderen die Summe der Schneetage mit 3,6 Tagen (normal: 34,9 Tage). Der Winter hat also - will er denn normal werden - in seiner zweiten Hälfte einiges aufzuholen. Schnell wird klar, dass auch dieser Winter mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Mildwinter werden wird, was jedoch winterliche Wetterphasen zwischendurch nicht ausschließt.
Wetterwechsel in der letzten Januardekade
Bislang war es also ein Winter, der seinem Namen nicht gerecht werden konnte. Die Frage, die sich im Moment stellt, ist: Wie lange bleibt das Hoch erhalten? Baut es sich zu einem Betonhoch
aus und dominiert auch noch das Wetter in der letzten Januardekade, oder kommt es zu einem markanten Wetterumschwung, bei dem der Winter auch wieder mitspielen darf?
Schaut man sich die obenstehenden Wetterkarten noch einmal an, so lassen sich zwei Merkmale ausmachen: Nach der Wetterprognose der Europäer kippt das Hoch nach Südosten ab und führt im Verbund mit der Frontalzone zu einer Südwestanströmung der Luftmassen. Winterwetter ist vorerst nicht möglich.
Die Amerikaner berechnen das Hoch kräftiger und zudem nördlich positioniert, was eine Ostwetterlage unter bestimmten Voraussetzungen nicht ausschließt. Durch die Intensität des Hochdrucksystems ist aber auch ein Verbleib der Hochdruckzone über Mitteleuropa bis Ende Januar nicht auszuschließen.
Nur eine Variante wäre dem Winter zuträglich: Das ist der Fall, wenn sich das Hoch nach Westen verlagert und gleichzeitig nach Norden aufstrebt, wodurch eine Wellenbewegung entlang der Polarfront ausgelöst würde. So hätte der Winter zumindest eine Chance. Die Amerikaner berechnen einen Ansatz hierfür, der im Moment jedoch nix Halbes und nix Ganzes ist.
Auf den Punkt gebracht: Betonhoch
Das Resümee ist inzwischen um 96 Stunden gealtert, hat aber seine Gültigkeit behalten. Die Großwetterlage bleibt nach Abzug der Luftmassengrenze weiterhin hochdruckdominiert.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Das Hoch wird auch durch die Kontrollläufe mindestens bis zum 21. Januar gestützt. Bis dahin ist nicht mehr mit nennenswertem Niederschlag zu rechnen. Anschließend zeichnet sich ein Wetterwechsel ab, der jedoch mit Temperaturen in 1.400 Meter Höhe von -2 bis -4 Grad eine winterliche Wetterentwicklung erst ab den höheren mittleren Lagen ins Spiel bringt. Für Freunde des Winterwetters
wird es eine Geduldsprobe, zeitgleich rennt dem Winter die Zeit davon.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
15. Januar | -5 bis +10 Grad |
+2 bis +7 Grad |
19. Januar | -5 bis +10 Grad |
+3 bis +5 Grad |
24. Januar | -6 bis +10 Grad |
+2 bis +5 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:05 Uhr
Die Amerikaner hatten heute Nachmittag eine Variante mit einem Hoch auf dem Atlantik bestätigt, bei der es entlang der Polarfront zu einer ausgeprägten Wellenbewegung hätte kommen können. Der Winter hätte sich mit einer nördlichen Grundströmung erneut ins Spiel bringen können.
Die Variante von heute Abend ist der Klassiker
. Der Polarwirbel zentralisiert sich über Kanada und Grönland und verhindert ein aufstrebendes Hoch auf dem Atlantik. Das Hoch kippt seinerseits nach Südosten ab und lässt die atlantische Frontalzone vollständig auflaufen. In letzter Konsequenz entsteht nach dem 20. Januar eine warme Südwestwetterlage, was die Temperaturen auf +4 bis +8 Grad ansteigen lassen kann.
Welche Wetterlagen möglich und wahrscheinlich sind
Bei einer milden Variante, bei der die atlantische Frontalzone möglicherweise mit einer zonal verlaufenden Grundstruktur eine Hauptrolle spielt, müsste der NAO- und AO-Index positiv bewertet werden, und das ist in den abendlichen Berechnungen der Fall.
Das lässt aufhorchen! Warum? Ganz einfach: Würde sich ein zonales Strömungsmuster durchsetzen, so würde dies mindestens für 7 Tage, häufiger jedoch für 14 Tage und in manchen Fällen sogar bis zu 21 Tage andauern. Dann wäre mit dem Februar die spätwinterliche Phase erreicht, und da der Winter zuvor schon keine große Rolle gespielt hat, sind die Rahmenbedingungen (Schneedecke, gefrorener Boden, ausgekühlte Nord- und Ostsee) äußerst schlecht. Da die atlantische Frontalzone bzw. die Westwetterlage seit Monaten keine große Rolle mehr gespielt hat, ist diese Variante von heute Abend mit einem hohen Maß an Skepsis zu bewerten.
Wir haben nachfolgend noch zwei weitere Varianten zum Vergleich gegenübergestellt, die ebenfalls einen positiven NAO- und AO-Index zur Folge haben.
Zusammenfassung: Winterwetter mit hohem Frustpotential
Seit 120 Stunden besteht dieses Fazit, und es hat sich nahezu zu 100 Prozent bestätigt. Die Luftmassengrenze war zu heftig und hat nur über einigen Regionen den erhofften Schnee bringen können (Aktuelle Schneehöhen Deutschland), welcher mit einer nacheilenden Hochdruckzone zumindest für ein paar Tage konserviert werden und für etwas Winterwetter sorgen kann. Über weite Teile von Deutschland jedoch ist keine Schneedecke vorhanden.
Das Hoch hält sich bis zum 20. Januar und wird die Schneedecke allmählich sublimieren lassen. Winterwetter – oder Hochwinter – sieht halt anders aus.