Winterprognose: Hop oder Top - der Winter vor dem Scheideweg
Nach einer - für die mittleren Lagen - winterlichen Episode sorgt Frühlingsluft für Tauwetter bis auf die höheren Lagen, bevor im Verlauf der kommenden Woche erneut kalte Luft polaren Ursprungs nach Deutschland geführt wird – teils mit kräftigem Schneefall. Hochwinter oder doch nur wieder eine nasskalte Episode?
Einige Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer mitsamt örtlichen Gewittern sind heute über der Nordhälfte zu erwarten. Je nach Intensität der Schauer kann sich auch phasenweise eine dünne und temporäre Schneedecke ausbilden. Südlich einer Linie von Köln und Berlin schwächt sich die Schaueraktivität zwar ab, kann aber dennoch für ein paar Schneeflocken sorgen. Die Temperaturen schwanken oberhalb etwa 300 bis 500 Meter zumeist um den Gefrierpunkt, während über tieferen Lagen bis +4 Grad möglich sein können. Der Samstag verläuft ruhig, verbreitet stark bewölkt und trocken, bevor sich zum Abend ein Schneefallgebiet von Südwesten nach Deutschland ausdehnt.
Turbulentes Wetter: Schnee, Regen, Frühling, Wind und absinkende Schneefallgrenze
So sieht es aus – ein Cluster des Polarwirbels wurde zu weit westlich auf den Atlantik gezogen und führt auf seiner Vorderseite warme Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen im Maximum bis Montag auf +10 bis +15 Grad ansteigen lassen kann. Der anfängliche Schneefall dehnt sich am Sonntag nach Nordosten aus, geht jedoch rasch und mit einem kräftigen Wind und einer guten Durchmischung bis auf höhere Lagen in Regen über. Kräftiges – jedoch nur vorübergehendes – Tauwetter ist die Folge, denn bereits am Dienstag zieht der Cluster des Polarwirbels mit viel Wind über Deutschland hinweg und führt kühlere Luftmassen nach Süden. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Januar.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Weiterer Schneefall mit nachfolgend gestörter Zirkulation
Die ursprünglich einmal von den Europäern favorisierte Westwetterlage ist in den vergangenen 24 Stunden nicht wieder berechnet worden, was mit einem negativen NAO-Index auch so zu erwarten war. Das Blockadehoch hält auf dem Atlantik Stand und so bleibt dem Cluster des Polarwirbels im Verlauf der Woche die Zeit, um nach Süden auszutrogen.
Der Winter breitet sich ab den mittleren Lagen aus
Die kalten Luftmassen polaren Ursprungs kommen weit nach Süden voran und lassen die Temperaturen vom 8. bis 13. Januar oberhalb etwa 300 bis 500 Meter mit -4 bis +0 Grad in den Frostbereich absinken. In Lagen darunter ist zwar auch mit Dauerfrost zu rechnen, doch steigen die Werte nach Norden mit -2 bis +3 Grad dann doch mancherorts in den positiven Bereich an.
Der zeitweilige Niederschlag geht südlich einer Linie von Köln und Berlin überwiegend als Schnee nieder und kann auch über tieferen Lagen für die Ausbildung einer temporären Schneedecke sorgen. Oberhalb etwa 200 bis 500 Meter bleibt der Schnee liegen und es kann sich eine winterliche Witterung einstellen. In den Nächten sinken die Temperaturen auf -2 bis -6 Grad und bei Aufklaren und über Schnee auf bis -14 Grad ab.
Ein Winterhoch?
Die Fragestellung ist berechtigt, da es auf die exakte Hochdruckposition ankommen wird. In der aktuellen Wettervorhersage wird das Hoch in einer Position berechnet, welche für den Erhalt einer winterlichen Schneedecke günstig ist. Bei leichten Plusgraden am Tage, taut der Schnee dank negativem Taupunkt nicht ab – vielmehr sublimiert sich die Schneedecke allmählich, doch reicht es aus, um südlich einer Linie von Köln und Dresden eine überwiegend winterliche Witterung bis zum 18. Januar erhalten bleiben kann.
Die Variationen - Hochwinter und Frühlingswetter
Sollte sich der Hochdruckkern über Deutschland oder weiter nach Osten verlagern, hat das eine südliche Strömungskomponente zur Folge, welche mit dem Winter oder Hochwinter wenig etwas gemeinsam hat. Sollte sich hingegen das Hoch weiter in Richtung Skandinavien ausdehnen, so wäre eine hochwinterliche Wetterlage zu diskutieren. Im Moment aber sieht es nach einem Patt aus – Winter ab den mittleren, nasskalt über tieferen Lagen.
Wettertrend des amerikanischen Wettermodells: Schnee, Winter, Polarwirbelsplit mit Hochwinter und die mögliche Milderung
Die Prognose der Amerikaner bestätigt auch heute wieder die Sprunghaftigkeit. In den morgendlichen Berechnungen konnte sich der Trog bis weit über die Alpen durchsetzen und so bis zum 11. Januar mit zeitweiligem Schneefall winterliche Akzente bis in tiefere Lagen setzen.
Gestörte Zirkulation, Ostwetterlage und ein Polarwirbelsplit
Im Zeitraum vom 11. bis 15. Januar verlagert das Hoch seinen Kern in einen Bereich zwischen Island, England und Skandinavien. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen am südlichen Gradienten des Hochdrucksystems, was eine östliche Anströmung der Luftmassen zur Folge hat. Die Temperaturen erreichen am 8. Januar +1 bis +4 Grad, am 10. Januar -2 bis +3 Grad und am 14. Januar -5 bis +0 Grad, und über dem südlichen Baden-Württemberg und Bayern über Schnee bis -7 Grad. In den Nächten sinken die Tiefstwerte schrittweise auf -8 bis -0 Grad, und bei Aufklaren und über Schnee bis auf -18 Grad ab.
Bis zum 15. Januar strebt das Hoch weiter in Richtung Island und stößt weit in den Polarwirbel hinein vor. Infolge dessen kommt es zwischen dem westlichen Kanada, Grönland und den Azoren zur Ausbildung einer Hochdruckachse, welche den Polarwirbel in zwei ungleiche Teile teilt. Der Cluster des Polarwirbels verweilt jedoch über Skandinavien, was in Kombination mit dem Hoch eine hochwinterliche Wetterphase einleiten kann.
Sprunghaftigkeit - Korrektur einer hochwinterlichen Wetterlage
Um die Sprunghaftigkeit mit dem Warming in Stratosphärenhöhe einmal zu verdeutlichen, nachfolgend die Prognose von heute Nachmittag. Dem Hoch gelingt es nicht, sich über dem Atlantik zu behaupten und kippt mit seiner Achse nach Osten ab. So bleibt dem Polarwirbel die Zeit, um zwischen dem östlichen Kanada und Grönland ein Zentrum zu etablieren, welches im Verbund mit der Hochdruckzone über Deutschland, Österreich und der Schweiz eine südwestlich orientierte Grundströmung aufbaut.
Anstatt tiefwinterlicher Temperaturen können mit +2 bis +8 Grad nasskalte Werte erwartet werden. Der Winter zieht sich nach diesen Berechnungen auf die höheren Lagen zurück.
Auf den Punkt gebracht: Kleine Unterschiede, große Wirkung
An der Aussage von vor 72 Stunden ändert sich heute nichts, und die Prognose der Europäer (vormals West) sowie die der Amerikaner (Polarwirbelsplit oder Hochdruck Mitteleuropa) bringen die Sprunghaftigkeit gut auf den Punkt. Im Grunde genommen geht es um zwei Extreme, in deren Mitte Deutschland verweilen wird.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Doch trotz der Extreme zeigte sich in den vergangenen 72 Stunden in den Kontrollläufen ein einheitlicher Trend der Mitteltemperaturen in 1.400 Meter Höhe. Das Maximum wird mit +5 bis +8 Grad am 6. Januar erreicht und sinkt zum 7. Januar auf -4 bis -6 Grad ab, um über dem Süden zum 10. Januar auf bis +4 Grad hochzuschnellen und sich anschließend in einen Bereich von +0 bis -4 Grad einzupendeln.
Damit der Flachlandwinter Einzug halten kann, sind Höhenwerte von -5 bis -7 Grad zwingend notwendig. Für die mittleren Lagen reichen -3 bis -5 Grad aus, und nimmt man den Mittelwert aller Kontrollläufe in Bezug, so zieht sich der Winter - Stand jetzt - mit einer höheren Wahrscheinlichkeit in die höheren mittleren Lagen zurück. Hochwinter sieht definitiv anders aus. Nasskalt trifft es besser.
Dennoch – obwohl die Amerikaner von heute Morgen und die Europäer die kälteren Varianten in den Kontrollläufen abbilden, gibt es noch eine ganze Reihe an kalten Varianten in den Kontrollläufen. Man darf gespannt sein, wer sich in den kommenden Stunden wem anpassen wird!
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
9. Januar | +0 bis +12 Grad |
+4 bis +7 Grad |
13. Januar | -6 bis +12 Grad |
+2 bis +4 Grad |
18. Januar | -8 bis +9 Grad |
+2 bis +4 Grad |
Update der Wetterprognose von 20:00 Uhr
Die kommende Wetterentwicklung ist als problematisch zu bewerten. Problematisch deshalb, da sich ab Dienstag in der Höhe eine kalte Luftmasse polaren Ursprungs nach Süden schiebt und am südlichen Gradienten eine Randtiefentwicklung auslösen kann. Je nach Zugbahn dieser Randtiefentwicklung können sich über Deutschland teils unwetterartige Neuschneemengen einstellen.
Das ist jedoch nur ein kleines Detail mit großen Auswirkungen, was sich auch in der Schneeprognose der Vorhersagemodelle widerspiegelt. Bemerkenswert ist jedoch, dass diese kleinräumigen Störungen westlich von Deutschland initialisiert werden und so eine hochwinterliche Wetterphase vereiteln können. Wobei in diesem Fall die Begrifflichkeit von Hochwinter auf Temperaturen jenseits der -5-Grad-Marke anzuwenden ist.
Vieles Spekulativ - ein Blick auf die Randfaktoren
Ein weiterer Blick in die Zukunft lohnt sich im Moment nicht, dafür ist das Kippmuster zu stark. Ob der Hochwinter jedoch eine Chance bekommt, zeigt sich auch an der Entwicklung der Randfaktoren.
Sowohl der NAO- als auch der AO-Index bleiben bis zum 14. Januar in negativer Ausprägung. Darüber hinaus bleibt der NAO-Index negativ, während der AO-Index in den positiven Bereich strebt. Der Polarwirbel in den unteren Schichten scheint sich stabilisieren zu wollen, während ein leicht negativer NAO-Index eine Westwetterlage wenig wahrscheinlich erscheinen lässt, jedoch eine Südwest- oder Nordwestwetterlage nicht ausschließt.
Ob der AO-Index ab Mitte Januar tatsächlich in den positiven Bereich streben kann, bleibt abzuwarten. Warum? Das Warming in Stratosphärenhöhe entwickelt sich weiter, erreicht voraussichtlich zum 13. Januar einen Höhepunkt und schwächt sich danach wieder ab. Zum aktuellen Stand handelt es sich weiterhin um ein Minor-Warming, das sich nicht zu einem Major-Warming weiterentwickeln kann. Allerdings - und das ist das Besondere - drehen die Winde am südlichen Rand des Stratosphärenwirbels in die andere Richtung. Ob das für eine Störung des Polarwirbels ausreichen wird, bleibt abzuwarten und lässt sich erst in den kommenden Tagen feststellen.
Zusammenfassung: Launisches Winterwetter
Launisch – das ist es, was das Wetter der kommenden Tage treffend beschreibt. Im Prinzip verhält sich der Januar wie der April, und der April zeigt sich nur deswegen so wechselhaft, weil der zusammenbrechende Polarwirbel entlang seiner Polarfront zu starken Wellenbewegungen neigt. Das bleibt grundsätzlich spannend.
Beim Wetter geht es grundsätzlich jedoch nicht darum, was möglich, sondern was wahrscheinlich ist. Und da sprechen – aus Sicht der Freunde des Winterwetters
– die Kontrollläufe leider eine klare Sprache. Zwar gibt es auch heute Abend ein breites Spektrum an Möglichkeiten, doch der Mittelwert ist für einen Flachlandwinter einfach zu hoch. So wird das nichts mit dem Flachlandwinter, wobei nach den Berechnungen von heute Abend auch der Winter ab den mittleren Lagen erneut in Frage gestellt werden kann. Kurios ist, dass die Amerikaner und die Europäer zum wiederholten Mal die mit Abstand kältesten Varianten berechnen – Schaun mer mal, wer sich zuerst anpasst. Im Zweifel gewinnt mild!