Wetterprognose: Kaltfront zieht gen Süden - Wetterdrama mit Polarfront und Frühlingsluft
Der Polarwirbel kommt ins Straucheln und ein Hoch keilt auf dem Atlantik nach Norden auf – perfekte Voraussetzungen für den Durchbruch des Winters mit Schnee, Eis und Frost bis auf tiefere Lagen herab. Nutzt der Hochwinter auch seine Chance, oder kippt das Muster doch noch in Richtung Frühling?
Nebel und Hochnebel wabern aktuell über Deutschland umher und lösen sich nur zögerlich und vielerorts gar nicht mehr auf. Bei Dauernebel schwanken die Temperaturen um den Gefrierpunkt, bei Nebelauflösung ist mit ungehemmtem Sonnenschein und Temperaturen von +1 bis +6 Grad zu rechnen. Über dem Norden ziehen Wolken auf, welche über Teilen von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern für etwas Sprühregen sorgen können, sonst bleibt es – einmal von Nebelnässe abgesehen – trocken.
Wetterumschwung zum Jahreswechsel: Sturm, Regen und Schnee
Das Hoch hält sich über dem Süden zum Jahreswechsel noch wacker
und erhöht so die Chancen auf den Blick zu den Sternen, sofern sich der Nebel auch lichten kann. Weiter nach Norden schwindet der Nebel und Wolken trüben den Himmel ein, aus denen in der Neujahrsnacht entlang der Küstenregionen Niederschlag hervorgehen kann. Die Temperaturen erreichen zum Jahreswechsel über dem Norden bis +8 Grad, während südlich einer Linie von Köln und Usedom bei Werten von -4 bis +1 Grad verbreitet mit Frost zu rechnen ist. Der Wind kommt über der Nordhälfte stark böig und über den Küsten auch stürmisch aus südwestlichen Richtungen. Anfang Januar zieht das Niederschlagsband von Nord nach Süd und erreicht zum 2. Januar die Alpen. Von Norden gelangen kühlere Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen über dem Norden auf +0 bis +5 Grad und über dem Süden auf -3 bis +2 Grad zurückgehen lassen kann. Der Niederschlag geht sukzessive in Schnee über und kann ab den mittleren Lagen für winterliche Wetterverhältnisse sorgen. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Januar.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Tauwetter bis auf die höheren Lagen
Die Sprunghaftigkeit der Vorhersage-Modelle der vergangenen Tage bestätigt sich auch heute wieder – allen voran die Prognose der Europäer, welche binnen 12 Stunden eine 180-Grad-Wende vollzogen hat.
Die oben stehenden Wetterkarten zeigen eine weitgehend einheitliche Entwicklung der Großwetterlage. Das Hoch auf dem Atlantik, der Polarwirbel über Skandinavien und Deutschland zwischen den Fronten befinden sich in einem Gemisch, bei dem es auf die exakte Positionierung der Systeme ankommen wird.
Polarluft zu weit auf den Atlantik, Milderung über Deutschland
Die Prognose der Europäer zeigt heute eindrücklich, was passiert, wenn sich das Hoch auf dem Atlantik zum einen zu weit nach Westen und zum anderen zu weit nach Norden positioniert. Das Hoch verliert seine Achse nach Süden und droht von der Frontalzone auf dem Atlantik unterwandert zu werden. Gleichzeitig zieht das Hoch die polaren Luftmassen zwischen dem europäischen Nordmeer und Island auf den Atlantik, was bei England ein Tiefdrucksystem entstehen lässt.
Die logische Konsequenz daraus ist, dass Deutschland auf die Vorderseitenanströmung des Tiefdrucksystems gelangt. Die Temperaturen steigen bis zum 6. Januar auf +8 bis +12 Grad und halten das hohe Temperaturniveau über den südlichen Landesteilen. noch bis zum 9. Januar. Weiter nach Norden bleibt es mit +0 bis +5 Grad bei einer nasskalten Witterung.
Grenzwetterlage wird zum Thema
Die exakte Temperaturverteilung spielt im Moment eine untergeordnete Rolle. Das, was die Europäer aktuell berechnen, könnte auf eine Luftmassengrenze über Deutschland hinauslaufen, welche die Polarluft über dem Norden von warmer Mittelmeerluft über dem Süden trennt.
Wettertrend des amerikanischen Wettermodells: Hochwinter mit unwetterartigen Neuschneemengen
Interessanterweise haben die Amerikaner in den vergangenen 24 Stunden gleich zwei 180-Grad-Wenden vollzogen. Der Unterschied zur Prognose der Europäer ist dabei nicht sonderlich groß. Dem Hoch gelingt es lediglich, seine Hochdruckachse in Richtung der Azoren zu erhalten – und das ist der Schlüssel zum Hochwinter.
Arctic Outbreak mit Schnee, Eis und Frost bis auf das Flachland herab
Durch das steilere Aufstellen des Hochdrucksystems gelangen die kalten Luftmassen arktischen Ursprungs über Skandinavien direkt nach Deutschland. Dies kann die Temperaturen am 4. Januar auf -4 bis +4 Grad, bis zum 7. Januar auf -6 bis +3 Grad und bis zum 9. Januar auf -6 bis +1 Grad sinken lassen.
Das Maximum der Kaltluftzufuhr wird jedoch erst mit Beginn der eigentlichen Hochwinterzeit zur zweiten Januardekade erreicht. Die Wettervorhersage der Amerikaner simulieren für den 13. Januar Tageshöchstwerte von -10 bis +0 Grad und in den Nächten Tiefstwerte von -3 bis -15 Grad. Bei Aufklaren und über Schnee kann sogar die -20-Grad-Marke erreicht werden.
Da es sich um eine Nordwetterlage handelt, ist vom 4. bis 13. Januar immer wieder mit Schneefall zu rechnen, der bis auf die tieferen Lagen herab für eine winterliche Witterung sorgen kann. Die Schneefallgebiete stauen sich mit dem Nordwind an den Alpen und können für länger andauernden und ergiebigen Schneefall mit unwetterartigen Neuschneemengen sorgen.
Auf den Punkt gebracht: Großes Spektrum an Möglichkeiten
So ist es und so bleibt es auch heute wieder. Zwar lassen sich einige Großwetterlagen zwischenzeitlich ausschließen, und das Hoch westlich von Europa gilt als gesichert, doch dessen Positionierung sorgt für ein weiterhin großes Spektrum an möglichen Wetterentwicklungen. Vom Frühling bis zum Hochwinter theoretisch alles möglich.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Interessant war in den vergangenen 24 Stunden die Entwicklung der Temperaturprognose der Kontrollläufe. Zunächst bildeten die Amerikaner die mit Abstand wärmste Temperaturentwicklung ab, gehören mittlerweile jedoch zu den kälteren, wenn auch nicht zu den kältesten Varianten. Interessant deshalb, da sich in den Kontrollläufen zwei Temperaturcluster abbilden. Das eine bewegt sich in 1.400 Meter Höhe zwischen -3 und +5 Grad, das andere zwischen -15 und -7 Grad.
Der Mittelwert schwankt vom 3. bis 6. Januar zwischen -7 und -9 Grad und bleibt über dem Norden bis zum 14. Januar in diesem Bereich. Weiter nach Süden nehmen die Schwankungen zu, was die Höhenwerte zum 5. Januar kurzzeitig auf bis zu +0 Grad und nachfolgend wieder auf -7 Grad absinken lassen kann. Der Flachlandwinter kommt ab Höhenwerten von -5 bis -7 Grad ins Spiel, während der Winter ab den mittleren Lagen bereits bei Höhenwerten von -3 bis -5 Grad sich durchsetzen kann. Mit anderen Worten formuliert, sind die Kontrollläufe in den vergangenen 12 Stunden wieder deutlich kälter geworden. Und ja, das unterstreicht einmal mehr: Die kommende Wetterentwicklung ist ein Drama in mehreren Akten und an Spannung kaum mehr zu überbieten.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
5. Januar | -5 bis +10 Grad |
+0 bis +2 Grad |
9. Januar | -8 bis +12 Grad |
-2 bis +1 Grad |
14. Januar | -10 bis +12 Grad |
+0 bis +3 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:25 Uhr
Auch heute Abend sind sich die Wetterprognosen der Vorhersagemodelle über die kommende Großwetterlage zwar einig, doch gibt es in den Details gravierende Unterschiede.
Die Vorhersage der Amerikaner bevorzugt weiterhin ein Schneechaos mit unwetterartigen Neuschneemengen samt Arctic Outbreak und einer hochwinterlichen Witterung. Die Temperaturen erreichen am 5. Januar -2 bis +3 Grad, am 8. Januar -6 bis +1 Grad, am 10. Januar -9 bis -2 Grad und am 14. Januar -4 bis +0 Grad. Da es sich um eine tiefdruckdominierte Nordwetterlage handelt, ist mit zeitweiligem Schneefall bis auf tiefere Lagen zu rechnen. Also ja, so geht Hochwinter bis auf das Flachland herab.
Frühlingsluft und Luftmassengrenze
Das Gegenteil von Winter zeigt sich heute Abend in der Prognose des deutschen Vorhersage-Modells, welches - bei einer fast identischen Entwicklung der Großwetterlage - den Kaltluftzustrom über dem Atlantik simuliert. Somit gelangt Deutschland in eine Art Vorderseitenanströmung, was über dem Süden mit +6 bis +12 Grad deutlich wärmere Luftmassen nach Norden führt, während von Norden kühlere Luftmassen nach Süden streben. Der Aufbau einer Luftmassengrenze lässt sich demnach nicht auszuschließen.
Mit Spannung erwartet - die Prognose der Europäer
Die Wettervorhersage der Amerikaner hat im Tagesverlauf die winterliche bis hochwinterliche Witterung stets favorisiert. Eine gewisse Konsistenz ist vorhanden. Doch haben die Amerikaner mit gestörten Zirkulationsmustern so ihre Probleme - die Stärke der Amerikaner liegt mehr im zonalen Aufbau einer Großwetterlage.
Umso spannender die Frage - kippt die Wetterprognose der Europäer, deren Stärke in den gestörten - meridional verlaufenden Muster - liegt? Ja und nein - die Tiefdruckachse liegt östlicher - nichtsdestotrotz werden über dem Süden mildere Luftmassen zugeführt, was über Deutschland - ähnlich wie nach der Berechnung des deutschen Vorhersage-Modells - zu einer Luftmassengrenze führt. Der Hochwinter wird über Deutschland blockiert.
Zusammenfassung: Die Wahrscheinlichkeit einer winterlichen Wetterentwicklung nimmt zu
Der Winter bekommt in der ersten Januardekade seine Chance. Das bestätigen die Kontrollläufe weiterhin. Zwar gibt es noch einige Unsicherheiten, doch das Muster der Großwetterlage ist im Hinblick auf den Winter nahezu perfekt. Die Höhentemperaturen in 1.400 Meter Höhe pendeln sich über dem Norden im Zeitraum vom 3. bis 13. Januar auf -7 bis -10 Grad ein. Das sollte für den Flachlandwinter reichen. Über dem Süden sieht es ähnlich aus – die Höhenwerte machen jedoch am 5. und 6. Januar mit einem Mittelwert von -1 bis -3 Grad einen Sprung nach oben, um kurz darauf wieder auf -5 bis -9 Grad abzusinken. Der Temperatursprung ist der Möglichkeit der Vorderseitenanströmung geschuldet.
Spannend wird sein, ob die Vorderseitenanströmung zustande kommt und ob die Durchmischung der Luftmassen ausreichend ist, um die Temperaturen über tieferen Lagen in den positiven Bereich ansteigen zu lassen. Gab es in der Vergangenheit solche Wetterlagen, so waren das für die mittleren und höheren Lagen die absoluten Schneebringer mit einer nachfolgend hochwinterlichen Temperaturentwicklung.
Spannend ist auch der Blick in die Stratosphäre. Das Warming intensiviert sich im Januar weiter, und der Ansatz eines Major-Warmings ist unverkennbar. Die Windumkehr zeichnet sich deutlicher ab, doch reicht es noch nicht zu einem Major-Warming. Einerlei – der Polarwirbel schwächelt im Januar, und das Warming in Stratosphärenhöhe wird nicht dazu beitragen, dass sich der Polarwirbel rasch stabilisieren kann. Wie gesagt – die Rahmenbedingungen für den Hochwinter sind so gut wie seit Jahren nicht mehr – jetzt muss er nur noch kommen.