Winterprognose: Polarwirbel wird in Schwingung versetzt - reicht es für den Winter?
Mit dem Jahreswechsel steht auch ein Wetterumschwung bevor. Es ist mit zunehmender Wind- und Niederschlagsaktivität sowie einer absinkenden Schneefallgrenze zu rechnen. Kommt der Winter im neuen Jahr?
Das Wetter der kommenden Tage verläuft noch bis Silvester ruhig und hochdruckdominiert. Insbesondere über den südlichen Landesteilen ist nach Nebelauflösung mit viel Sonnenschein zu rechnen. Nördlich etwa einer Linie von Köln und Berlin erweisen sich die Nebel- und Hochnebelfelder als hartnäckig und trüben den Sonnenschein effektiv ein (Wolkenradar). Die Temperaturen schwanken zwischen +2 und +6 Grad. Über dem Süden orientieren sich die Werte näher am Gefrierpunkt und steigen in Richtung der Küsten auf bis zu +8 Grad an.
Wetterumschwung zum Jahreswechsel
An Silvester intensiviert sich der Wind über dem Norden und kündigt mit stürmischen Windböen einen Wetterwechsel an, der von einem Cluster des Polarwirbels über Skandinavien aus getriggert wird. In den ersten Januartagen schiebt sich der Cluster mit seinem Wolken- und Niederschlagsfeld in Richtung der Alpen und sorgt mit einem Temperaturrückgang für eine bis auf die mittleren Lagen absinkende Schneefallgrenze. Über tieferen Lagen stellt sich eine windige und nasskalte Wetterlage ein. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Januar.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Hochdruckblockade im Januar
Die Europäer berechnen in ihrer aktuellen Wetterprognose genau das, was wir gestern kurz als These vorgestellt hatten: Eine winterliche Witterung könnte - trotz bester Voraussetzungen - noch vereitelt werden.
In diesem Fall kippt das Blockadehoch auf dem Atlantik nach Osten ab und legt sich quer über Mitteleuropa. Zwar wird die Wellenbewegung entlang der Polarfront Anfang Januar in Gang gesetzt, doch flacht sie mit dem sich zurückziehenden Hoch ab, wodurch auch die Chancen auf Winterwetter schwinden. Bei Temperaturen von +4 bis +8 Grad wäre weder eine winterliche noch eine hochwinterliche Witterung möglich.
Kein Winterwetter
Stattdessen sorgen die Ausläufer der Frontalzone für einen zunehmend unbeständigen und windigen Wettercharakter mit Tauwetter bis auf die höheren mittleren Lagen. Der NAO-Index wäre nach dieser Prognose positiv, während der AO-Index als neutral bis negativ zu bewerten ist.
Wettertrend des amerikanischen Wettermodells: Hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront mit Chancen auf eine winterliche Wetterentwicklung
Die Amerikaner berechnen in ihrer aktuellen Wettervorhersage von heute Nachmittag für den Verlauf der ersten Januardekade einen negativen NAO- und AO-Index. Damit wären die Grundvoraussetzungen für eine winterliche Wetterentwicklung über Deutschland gegeben, was jedoch nicht zwangsläufig zu Winterwetter führen muss.
Schwächelnder Polarwirbel, hohe Wellenbewegung
Das Blockadehoch über dem Atlantik keilt weit nach Norden auf und erstreckt sich bis zum 6. Januar zwischen den Azoren und Island. Anschließend kippt die Hochdruckachse etwas nach Osten, bleibt jedoch als Blockadehoch im Bereich zwischen Spanien und der Barentssee erhalten.
Winterwetter möglich
Das Hoch sorgt vom 2. bis 7. Januar über Deutschland für einen meridionalen Verlauf der Grundströmung, wodurch in der Höhe kalte Luftmassen polaren Ursprungs bis an die Alpen geführt werden können. Die Temperaturen sinken weiter und sorgen über tieferen Lagen mit +0 bis +4 Grad noch für leicht positive Werte. Mit Dauerfrost ist oberhalb von etwa 300 bis 600 Metern zu rechnen. Der Niederschlag geht allmählich bis in tiefere Lagen in Schnee über und lässt die Landschaft ab den mittleren Lagen winterlich erscheinen.
In der Folge sorgt die Hochdruckzone für ruhiges und sonniges Winterwetter. Zunächst ist noch verbreitet mit Dauerfrost und teils strengem Nachtfrost zu rechnen, der sich jedoch bis zum 10. Januar mit zunehmender Sonnenscheindauer abschwächt. Insbesondere in den nördlichen Regionen sind positive Werte von bis zu +5 Grad möglich.
Auf den Punkt gebracht: Großes Spektrum an Möglichkeiten
An diesem Resümee hat sich in den vergangenen 168 Stunden rein gar nichts geändert. Das breite Spektrum an Möglichkeiten bleibt erhalten und schwankt in seinen Extremen zwischen Frühlingswetter und Hochwinter. Die Prognose-Modelle zeigen derzeit gemäßigte Varianten dieser beiden Extreme.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Die Temperaturprognose der Kontrollläufe wurde in den vergangenen Tagen kontinuierlich nach unten korrigiert und konnte das niedrige Niveau heute halten. Sowohl die Amerikaner als auch die Europäer bilden im Vergleich zu den Kontrollläufen die wärmeren Varianten ab. Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe erreichen zwischen dem 3. und 4. Januar mit -5 bis -8 Grad ihren Tiefpunkt und steigen anschließend auf -2 bis -4 Grad an. Zum Vergleich: Für den Flachlandwinter sind Höhenwerte von -5 bis -7 Grad eine Voraussetzung. Für die mittleren Lagen reichen -3 bis -5 Grad aus.
Und so bestätigt sich das Resümee der vergangenen Tage: Zwar kann es kurzzeitig bis auf die tieferen Lagen herab winterlich werden, doch eine nasskalte Witterung mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen ist und bleibt wahrscheinlicher. Die aktuellen Prognosen sind jedoch nur eine Momentaufnahme und könnten sich mit einem beginnenden Major-Warming in Stratosphärenhöhe in den kommenden Stunden noch mehrfach in die eine oder andere - teils extreme - Richtung verändern. Mehr dazu heute Abend an dieser Stelle.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
2. Januar | -2 bis +9 Grad |
+3 bis +5 Grad |
6. Januar | -8 bis +8 Grad |
+0 bis +3 Grad |
11. Januar | -14 bis +10 Grad |
+1 bis +3 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:10 Uhr
Die Prognose-Modelle reagieren weiterhin auf den QBO mit einer gewissen Sprunghaftigkeit, was die Wetterprognose nach dem 3. Januar nach wie vor schwierig macht. Im Grunde genommen kommt es jedoch auf die Positionierung der Wettersysteme an, und da sind heute Abend nahezu alle Vorhersage-Modelle auf einer Linie.
Das Hoch wird sich mit höherer Wahrscheinlichkeit in den ersten Januartagen westlich von Europa auf dem Atlantik als Blockadehoch positionieren. Nach der Wetterprognose der Amerikaner strebt das Blockadehoch weit in den Polarwirbel hinein vor und bildet bis zum 7. Januar eine Querverbindung zum Hoch über Alaska. Ein Polarwirbelsplit rückt wieder in greifbare Nähe.
Die Rahmenbedingungen sind für den Winter so gut wie schon lange nicht mehr
Wenn die Prognosemodelle zu einer Inkonsistenz in ihren Berechnungen neigen, werden die Randfaktoren wichtiger. Ein Blockadehoch auf dem Atlantik würde sich beispielsweise mit einem negativen NAO-Index zeigen, und tatsächlich bewegt sich dieser Index-Wert zum Jahreswechsel in die negative Richtung. Das Hoch über Mitteleuropa weicht nach Westen aus – das ist eine sehr wahrscheinliche Entwicklung.
Klar ist, dass dieses Blockadehoch einen Impuls setzen wird, der die Polarfront in Schwingung versetzt. Wie stark diese Schwingung ausfällt und ob der Polarwirbel sich davon in Form einer Abschwächung oder eines Splitverhaltens beeindrucken lässt, zeigt sich im AO-Index. Auch dieser Wert ist in der ersten Januardekade negativ, phasenweise sogar deutlich negativ.
Die nachfolgenden ausgesuchten Kontrollläufe zeigen die Extreme auf, welche Großwetterlagen mit einem negativen NAO- und AO-Index möglich sind.
Zusammenfassung: Die Wahrscheinlichkeit einer winterlichen Wetterentwicklung nimmt zu
So ist es und so bleibt es auch heute Abend. Während sich in den Prognosen eine höhere Sprunghaftigkeit feststellen lässt, nehmen die Randfaktoren zunehmend klare Konturen an. Auch der Stratosphärenwirbel zeigt im Verlauf der ersten Januardekade eine massive Störung von oben herab, die zwischen dem 10. und 15. Januar zum Tragen kommen wird.
QBO-Ost und das Major-Warming in Stratosphärenhöhe
Das ist der Trigger, der den Winter spätestens ab Mitte Januar maßgeblich beeinflussen wird. Seit Oktober haben wir dieses Phänomen mit einer Eintreffwahrscheinlichkeit von Mitte Dezember bis Mitte Januar näher beschrieben. So wie es aussieht, kommt das Phänomen bis Mitte Januar vollständig zum Tragen – eine hervorragende Leistung der Prognosemodelle, von der man vor 10 Jahren nur hätte träumen können. Aber ja, der Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels ist einer der wichtigsten Indikatoren für den Verlauf des Winters.
Warming in Stratosphärenhöhe
Auch hier gilt: Winterwetter ist mit einem Zusammenbruch des Polarwirbels nicht garantiert, es verbessert jedoch die Grundvoraussetzungen erheblich – insbesondere dann, wenn auch der NAO-Index negativ bewertet wird.
Das Warming beginnt zum Jahreswechsel und wird sein Maximum voraussichtlich zum 10. Januar erreichen. Der Ansatz eines Major-Warmings ist in den unteren Wetterkarten klar ersichtlich, doch erst wenn sich die Winde in Stratosphärenhöhe ein negatives Vorzeichen erhalten, spricht man von einem Major-Warming. Zeitversetzt kommt es 2 bis 7 Tage später zum Zusammenbruch des Polarwirbels in den unteren Schichten. Aktuell sind die Winde in Stratosphärenhöhe stark rückläufig, aber mit +47 km/h noch nicht negativ.
Aus diesem Grund haben wir nachfolgend einmal die Windkarten in Stratosphärenhöhe zur Visualisierung gegenübergestellt, um das Phänomen zu verdeutlichen. Und noch etwas Interessantes zum Schluss – die Kontrollläufe, die seit Tagen schrittweise eine Korrektur nach unten erfahren haben, sind heute Abend kollektiv noch ein Stück kälter geworden.
Die Temperaturen erreichen in der Höhe von 1.400 Metern zwischen dem 4. und 10. Januar einen Mittelwert von -4 bis -6 Grad. Der Flachlandwinter kommt ab Höhenwerten von -5 bis -7 Grad ins Spiel. Das unterstreicht die aus Sicht der Freunde des Winterwetters
interessante Entwicklung. Schaun mer mal, was daraus wird.