Wetteraussichten: "Wilder Ritt" entlang der Polarfront - Winterwetter über Deutschland möglich
Eine spannende Wetterentwicklung steht mit dem Jahreswechsel bevor, die das Wetter im Januar auch in eine winterlichere Richtung kippen lassen könnte. Der Taktgeber einer turbulenten Wetterlage wird jedoch der zunehmend instabiler werdende Polarwirbel sein.
Die aktuellen Schneehöhen zeigen, wo überall in den kommenden Tagen mit einem Winterwunderland zu rechnen ist. Der Schnee sublimiert bei hohem Luftdruck lediglich, taut jedoch nicht nennenswert ab. Und das trotz positiver Lufttemperaturen von bis zu +3 Grad über den Regionen mit Schnee. Verantwortlich dafür ist ein negativer Taupunkt, der über den Regionen südlich einer Linie von Mannheim und Nürnberg zwischen -4 und +0 Grad liegen kann. Weiter nördlich steigt der Taupunkt hingegen auf bis zu +10 Grad an und unterscheidet sich kaum von den Lufttemperaturen.
Ein Wetterwechsel bahnt sich an
Passend zu den unterschiedlich temperierten Luftmassen herrscht nördlich einer Linie von Köln und Dresden häufiger eine dichte Nebel- oder Hochnebeldecke, welche den Sonnenschein effektiv eintrüben kann (Wolkenradar). Weiter südlich ist hingegen verbreitet mit ungehindertem Sonnenschein zu rechnen, was insbesondere über den höheren Lagen das besagte Winterwunderland zur Geltung bringen kann. Zum 30. Dezember nimmt die Bewölkung zu, und von Norden dehnt sich ein Niederschlagsfeld über Deutschland aus. Der Wind intensiviert sich aus westlichen Richtungen kommend und leitet einen Wetterwechsel ein, der auch an Silvester und Anfang Januar das Wetter prägen wird. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Dezember.
Markanter Wetterumschwung zwischen an Silvester
Das ruhige Spätherbstwetter
hält nicht bis Silvester an. Auf den oben stehenden Wetterkarten lässt sich die Umstrukturierung der Großwetterlage bereits gut erkennen. Der Polarwirbel verlagert sich mit seinem Cluster von Kanada und Grönland hin in Richtung der Barents- und Karasee. Damit bestätigt sich die Wetterprognose der vergangenen Tage.
Unausweichlich wird so die Zunahme an Niederschlagsaktivitäten über Deutschland, die zunächst über dem Norden und im Zuge des Jahreswechsels auch über dem Süden für Abwechslung sorgen können.
Stürmische Winde
Mit der Verlagerung des Polarwirbels wird das Hoch über Mitteleuropa nach Süden gedrückt. Dadurch verdichten sich die Gradienten zueinander, was im Zeitraum vom 30. Dezember bis 1. Januar 2025 über Deutschland zu Starkwindereignissen führen kann. Über höheren und exponierten Lagen sind schwere Sturmböen nach den aktuellen Prognosen nicht auszuschließen.
Absinkende Schneefallgrenze
Deutschland, die Schweiz und Österreich gelangen zunächst auf die Vorderseiten- und anschließend auf die Rückseitenströmung des Tiefdruckwirbels. So können die Temperaturen in der Nacht auf den 1. Januar über dem Süden bis +12 Grad steigen, während es im Norden mit +4 bis +8 Grad bereits wieder kühler wird. Am 2. Januar erreichen die Temperaturen über dem Norden +0 bis +4 Grad und über dem Süden bis +8 Grad – in Richtung der Alpen sogar bis +10 Grad. Von Norden schiebt sich eine kühlere Luftmasse nach Süden und löst zum Jahreswechsel eine Luftmassengrenze aus.
Durchbruch des Winters
Ob dem Winter der Durchbruch in den ersten Januartagen gelingt, bleibt noch abzuwarten. Trotz der ähnlichen Konstellation der Wettersysteme zueinander gibt es doch kleinere Unterschiede zu beobachten. Diese Unterschiede beeinflussen mit ihrem kleinräumigen Wirkungskreis das Wetter auf unterschiedlichste Weise, was nach den Prognosemodellen auch zu einem Durchbruch des Winters führen kann. Doch ebenso ist eine Mildvariante möglich, bei der sich ein Hochdrucksystem über Deutschland schiebt und eine hochwinterliche Wetterlage noch vereiteln könnte. Und ja, es lohnt sich momentan nicht, die möglichen Details zu beschreiben, da sich die Bedingungen bereits nach wenigen Stunden wieder ändern können. Warum ist das so?
Destabilisierung des Polarwirbels
Die Sprunghaftigkeit in den Prognosen der Vorhersagemodelle bleibt auch heute bestehen. Für die Detailprognosen ab dem 3. Januar hinaus gibt es derzeit keine Verlässlichkeit. Worauf sich die Modelle jedoch einigen, ist die zunehmende Destabilisierung des Polarwirbels – und das wird definitiv Auswirkungen auf das Wetter über Deutschland haben.
Arctic Outbreak mit unwetterartigem Schneefall oder eine milde Brise
Das sind die beiden Extreme, in die das Wetter mit einer Destabilisierung des Polarwirbels kippen kann. Entscheidend ist, wo sich die Wettersysteme positionieren, und in Bezug auf den Winter gibt es dabei einige interessante Ansätze.
Beide Prognosemodelle berechnen einen bis zum 6. Januar völlig aus der Bahn geratenen Polarwirbel. Ebenfalls klar erkennbar sind die Hochdruckeinschübe zwischen Alaska und Kanada sowie zwischen den Azoren und Grönland. Verbinden sich die beiden Hochdrucksysteme, kommt es zu einem Polarwirbelsplit, wie es auch in den aktuellen Berechnungen – einschließlich der amerikanischen Modelle von heute Nachmittag – im Ansatz abgebildet wird.
Günstige Voraussetzungen für Winterwetter
Die Positionierung eines Blockadehochs auf dem Atlantik ist eine Grundvoraussetzung für einen möglichen Durchbruch des Winters über Deutschland. Denn nur so meridionalisiert das Strömungsmuster und kann mit einem Trogvorstoß kalte Luftmassen arktischen Ursprungs bis an die Alpen führen. Würde das Hoch über Deutschland liegen, hätte dies die aktuelle Wetterlage zur Folge. Sollte sich das Hoch noch etwas weiter nach Osten verlagern, könnten Deutschland, Österreich und die Schweiz in eine ungewöhnlich warme Vorderseitenanströmung gelangen. Danach sieht es momentan aber nicht aus.
Auf den Punkt gebracht: Großes Spektrum an Möglichkeiten
An diesem Resümee hat sich in den vergangenen 120 Stunden nichts geändert. Normalerweise dreht der Polarwirbel Anfang Januar auf Hochtouren und lässt sich nur selten aus der Ruhe bringen. Das ist in dieser Wintersaison anders und lässt sich wohl auf den QBO zurückführen, welcher vor drei Tagen mit seiner Ostphase begonnen hat. Das wird den Polarwirbel von oben herab noch erheblich schwächen. Dazu später aber mehr.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Der Wettertrend der Kontrollläufe bestätigt mit dem Jahreswechsel auch die zunehmenden Unsicherheiten in der Prognose. Das Temperaturspektrum schwankt am 1. Januar in 1.400 Meter Höhe zwischen -13 und +6 Grad (Differenz 19 Grad) und am 9. Januar zwischen -14 und +8 Grad (Differenz 22 Grad). Das macht eine Detailprognose unmöglich. Der Mittelwert der Temperaturen in 1.400 Meter Höhe zeigt jedoch mit Werten von -2 bis -4 Grad, was wahrscheinlich zu erwarten ist: Nasskaltes Wetter über tieferen Lagen mit optionalem Winterwetter ab den mittleren Lagen.
An dieser Stelle sei jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Mittelwert aus den Extremen zwischen einer tiefwinterlichen und einer fast schon frühlingshaft warmen Wetterentwicklung gebildet wird. Das wird ein wilder Ritt
entlang der Polarfront!
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
31. Dezember | -1 bis +9 Grad |
+4 bis +6 Grad |
4. Januar | -5 bis +11 Grad |
+1 bis +3 Grad |
9. Januar | -9 bis +12 Grad |
+2 bis +4 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:00 Uhr
Mit entscheidend dafür, ob der Winter Anfang Januar über Deutschland Einzug halten kann, ist ein Blockadehoch auf dem Atlantik. In der Meteorologie spricht man von einem blockierenden klimatologischen Szenario
. Warum muss das Blockadehoch auf dem Atlantik liegen? Das hängt mit der Drehrichtung von Hochdrucksystemen im Uhrzeigersinn zusammen, denn nur so kann die kalte Luft polaren Ursprungs – ohne größere Verluste – über Skandinavien nach Deutschland gelangen und muss lediglich über die warme Nord- und Ostsee schwappen.
Alles andere würde zu viel Energie kosten. Zwar ist mit einem Blockadehoch über Skandinavien auch ein direkter Zufluss kalter Luftmassen aus östlichen Richtungen möglich, doch diese sind meist trocken und nicht für Schneefall geeignet.
Für alle, die sich einen Hochwinter wünschen, wäre die Bedingung mit einem Blockadehoch auf dem Atlantik und einem nachfolgenden Kippmuster in Richtung Skandinavien optimal. Erst der Schnee, dann der Dauerfrost. Zur Verdeutlichung haben wir die Berechnungen der Wetterprognose der Amerikaner – die dieses Szenario berechnet – mit ausgesuchten Kontrollläufen gegenübergestellt.
Durchbruch des Winters - Ein Blick auf die Randfaktoren
Die erste Bedingung für den Hochwinter ist ein Blockadehoch auf dem Atlantik. Schaut man sich die Clusteranalyse der Vorhersagemodelle an, so erkennt man eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für ein Blockadehoch im Januar.
Ein Indiz wäre ein negativer NAO-Index (Verhältnis zwischen Azorenhoch und Islandtief). Aktuell ist der NAO-Index positiv bewertet, sinkt jedoch Anfang Januar in den negativen Bereich ab. Die erste Bedingung ist erfüllt. Damit jedoch ein Cluster des Polarwirbels nach Süden austrogen kann, müssen die Hochdrucksysteme weit in den Polarwirbel hinein vordringen und anfangen, ihn zu schwächen. Denn nur so kommt es zu einer hohen Wellenbewegung entlang der Polarfront, was mit einem meridionalen Strömungsmuster die polare Luftmasse in Richtung der Alpen ausströmen lassen kann.
Gestörter Polarwirbel
Eine Schwächung des Polarwirbels zeigt sich im AO-Index (vereinfacht: Zustand des Polarwirbels). Kurzum: Der AO-Index muss ebenfalls negativ bewertet werden. Aktuell ist der AO-Index noch positiv gestimmt, stürzt Anfang Januar jedoch regelrecht ab. Der Polarwirbel wird es mit kräftigen Störungen zu tun bekommen und seine runde Formation verlieren. Damit ist die zweite Bedingung für einen Durchbruch des Winters erfüllt.
Zusammenfassung: Chaotische Wetterverhältnisse zu erwarten
So ist es, und ein solches Muster zeichnet sich in den Prognosemodellen zum Jahreswechsel ab. Es ist im Moment jedoch nicht sinnvoll, über Schneeprognosen mit 5 bis 20 cm (auch über dem Flachland) zu spekulieren. Warum? Eine Störung des Polarwirbels hat immer eine Ursache, und in diesem Fall ist es der QBO, welcher am 22. Dezember seine östliche Phase begonnen hat.
Dieser Vorgang ist mitunter auch der Grund, warum der AO-Index im Januar deutlich negativ simuliert wird. Schaut man sich die Winde in Stratosphärenhöhe an, so erreichen diese im Moment ein Maximum von bis zu 270 km/h. Da ist also ordentlich was los da oben. Bis Anfang Januar aber dreht der Wind weiter auf und erreicht Maximalwinde von bis zu 380 km/h. Die Deformierung ist zwar nicht mehr so ausgeprägt wie in den vergangenen 48 Stunden, dafür erkennt man die beginnenden östlichen Strömungskomponenten deutlicher.
Warming in Stratosphärenhöhe
Und ja, ein QBO-Ost hat zwangsläufig ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe zur Folge, welches heute Abend – im Ansatz – für die ersten Januartage simuliert wird. Damit sind alle drei Bedingungen erfüllt, und bessere
Grundvoraussetzungen für einen Hochwinter gibt es quasi nicht. Doch gibt es noch immer einige Stolpersteine, welche eine hochwinterliche Wetterlage vereiteln können. Das macht die kommenden Tage aus Sicht der Freunde des Winterwetters
besonders spannend und die Tischkante so attraktiv
;-).