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Wetteraussichten: Wettersturz zu Silvester - so kann das mit dem Hochwinter im Januar was werden

| M. Hoffmann

Das Wetter dümpelt zwischen Weihnachten und Silvester vor sich hin und wird die vorhandene Schneedecke ab den höheren mittleren Lagen konservieren können. Interessant wird es dann zum Jahreswechsel, wenn sich eine Großwetterlage einstellt, die nicht nur den Polarwirbel, sondern auch das Wetter über Deutschland durcheinanderwirbeln kann.

Ruhiges Wetter bis Silvester. Im neuen Jahr bahnt sich ein Wetterwechsel an
Ruhiges Wetter bis Silvester. Im neuen Jahr bahnt sich ein Wetterwechsel an

Etwas Schneefall ist in den kommenden 24 Stunden insbesondere über den südlichen Landesteilen zu erwarten, der unterhalb etwa 300 Meter in Regen übergehen kann. Über dem Schwarzwald, der Schwäbischen Alb und dem Bayerischen Wald können nennenswerte und über den Alpen auch erhebliche Neuschneemengen hinzukommen (Schneeprognose)

Das Weihnachtswetter

So beginnt der 24. Dezember über dem Süden teils winterlich und ab den höheren mittleren Lagen auch tiefwinterlich. Schwer vorstellbar für alle, die etwa nördlich einer Linie vom Saarland bis Dresden und in den tieferen Lagen wohnen, denn dort ist und bleibt das Wetter wenig winterlich. Daran ändert sich auch über Weihnachten nichts. Ein Hoch schiebt sich nach Deutschland und beginnt, das Wetter bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag zu dominieren. Die Temperaturen steigen bei einem teils neblig eingetrübten Himmel auf +3 bis +6 Grad, und über dem Norden und Nordwesten streben die Werte in Richtung der +10-Grad-Marke. Weiter nach Süden lockert die Bewölkung auf, und über Baden-Württemberg und Bayern ist auch mit nennenswertem Sonnenschein zu rechnen. Die Temperaturen sind mit -2 bis +3 Grad südlich einer Linie von Stuttgart bis Nürnberg spürbar frischer, und dank eines negativen Taupunktes sublimiert sich die möglicherweise vorhandene Schneedecke nur langsam. Während die Nächte über dem Norden meist frostfrei bleiben, kann über dem Süden mit +0 bis -4 Grad sowie über Schnee mit bis -10 Grad auch mit leichtem bis mäßigem oder sogar strengem Frost gerechnet werden.

Etwas Schnee über dem Süden mit einem Winterzauber über den höheren Lagen - insbesondere über den Alpen
Wetterprognose nach den Vorhersage-Modellen: Etwas Schnee über dem Süden mit einem Winterzauber über den höheren Lagen - insbesondere über den Alpen © www.meteociel.fr

Prognosemodelle vorerst einig - ruhiges Dezemberwetter

Das Hoch über Weihnachten wird nach den aktuellen Wetterprognosen der Vorhersagemodelle noch bis zum 30. Dezember durchhalten und für einen ruhigen und trockenen Wettercharakter sorgen.

Die Temperaturen pendeln sich nördlich einer Linie von Stuttgart und Nürnberg auf +4 bis +8 Grad ein, während es weiter südlich mit -1 bis +4 Grad spürbar frischer bleibt. Dort wird die Kälte vor Ort produziert. Wie ist das möglich? Ganz einfach: bodennahe Ostanströmung in einer gradientenschwachen Struktur, bei der so gut wie keine Durchmischung der Luftmassen mehr stattfindet. Dazu kommt mancherorts eine vorhandene Schneefläche mit klaren langen Nächten und kurzen Tagen. Mit Winter hat das jedoch zunächst wenig zu tun. Die Tage sind häufig eingetrübt durch dichten Nebel oder Hochnebel. Lediglich über dem südlichen Bayern und Baden-Württemberg kann sich die Sonne ab den höheren mittleren Lagen durchsetzen. Also ja, über den Hochlagen des Schwarzwaldes, des Bayerischen Waldes, der Schwäbischen Alb und den Alpen ein tolles Wintermärchen. Über tieferen Lagen jedoch tristes Spätherbstwetter.

Der Dezember ungewöhnlich warm

Der erste Wintermonat ist bald vorüber, und der Dezember ist bis heute ungewöhnlich warm verlaufen. Die aktuelle Temperaturanomalie beträgt +2,92 Grad (91/20: +1,92 Grad). Das passt gut zu dem, was das Langfristmodell seit dem Sommer für den Dezember simuliert hat.

Ein Hochdrucksystem legt sich zwischen Weihnachten und Silvester über Deutschland. Das konserviert den Winter ab den höheren mittleren Lagen, darunter trübes Spätherbstwetter
Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Ein Hochdrucksystem legt sich zwischen Weihnachten und Silvester über Deutschland. Das konserviert den Winter ab den höheren mittleren Lagen, darunter trübes Spätherbstwetter © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose - die Großwetterlage stellt sich zum Jahreswechsel um

So zäh das Hoch auch erscheinen mag – die Grundlagen für einen Wetterwechsel werden bereits nach Weihnachten gelegt. Der Polarwirbel verlagert – und das ist auf den oben stehenden Wetterkarten deutlich zu sehen – sein Zentrum von Kanada und Grönland in Richtung der Barents- und Karasee. Zur gleichen Zeit dehnen sich über Kanada und Grönland Hochdrucksysteme in Richtung der Polarregion aus und beginnen, den Polarwirbel zu schwächen.

Wettermodelle springen, Warming in Stratosphärenhöhe

Im Moment sind mit einem beginnenden Warming in Stratosphärenhöhe die Prognosemodelle mit einer gewissen Skepsis zu bewerten. Warum? Kommt es in Stratosphärenhöhe zu einem sog. Major-Warming – und darauf gibt es im Moment einige Hinweise – werden die Prognosen der Vorhersagemodelle sprunghaft. Da ist keine Konsistenz mehr vorhanden, und von Lauf zu Lauf werden unterschiedliche Varianten berechnet. Das sollte man in den kommenden Tagen im Hinterkopf behalten.

Wichtiger ist es ab diesem Moment, die Muster und die Randfaktoren mehr in den Fokus zu rücken. Denn selbst ein Major-Warming, ein Zusammenbruch des Polarwirbels samt Polarwirbelsplit und einer Windumkehr in Stratosphärenhöhe hat nicht zwingend einen Vollwinter über Deutschland zur Folge – das Ganze verbessert lediglich die Grundvoraussetzungen!

So geht das mit dem Winter

Die Umstellung der Großwetterlage beginnt nach der Prognose der Amerikaner und Europäer an Silvester. Der Tiefdruck über Skandinavien nimmt zu und beginnt damit, das Hoch über Mitteleuropa nach Westen und Osten zu drücken, um zum 1. Januar nach Süden austrogen zu können. Das gelingt nach der Prognose der Europäer direkt über Deutschland, während nach der Vorhersage der Amerikaner der Trog westlich von Europa niedergeht.

Die Details sind im Moment auch weniger relevant, wichtiger ist das Muster des Verlaufs, und darin stimmen die Prognosemodelle erstaunlich überein.

Polarwirbelsplit und Arctic Outbreak – der Start in den Hochwinter?

Das Hoch dehnt sich auf dem Atlantik weiter nach Norden aus und sorgt bis zum 3. Januar für eine Blockierung auf dem Atlantik, welche sich bis zum 6. Januar weiter intensiviert und über Grönland eine Querverbindung zum Hoch über Alaska eingeht. Der Polarwirbel wird dezentralisiert, und es zeigt sich eine Dipolausbildung.

Der eine Cluster bewegt sich über Kanada, der zweite verweilt zwischen der Kara- und Barentssee. Mithilfe des Blockadehochs auf dem Atlantik beginnt das Grundmuster, sich zu meridionalisieren, und es ist somit nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Schwall kalter Luftmassen polaren Ursprungs Deutschland erreicht. Aber ja, das, was die Vorhersagemodelle bis zum 6. Januar berechnen, geht stark in Richtung Hochwinter.

Der Polarwirbel zeigt Anfang Januar ein Splitverhalten, was eine hochwinterliche Wetterlage über Deutschland zur Folge haben kann
Der Polarwirbel zeigt Anfang Januar ein Splitverhalten, was eine hochwinterliche Wetterlage über Deutschland zur Folge haben kann © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Großes Spektrum an Möglichkeiten

An diesem Resümee hat sich in den vergangenen 96 Stunden nichts geändert. Deutlich tritt die Sprunghaftigkeit der Vorhersagemodelle in den Vordergrund. Mal ist es der Frühling und mal der Hochwinter. Das ist jedoch ein typisches Muster für ein beginnendes Warming in Stratosphärenhöhe, und ja, der QBO-Ost (Winddrehung in Stratosphärenhöhe mit Major-Warming) ist bis Mitte Januar ein erwartbares Ereignis. Das macht die kommende Wetterentwicklung im Hinblick auf den Winter so spannend.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Schaut man sich die Kontrollläufe an, wird eine winterliche oder gar hochwinterliche Variante nicht wirklich gestützt. Der weiter oben erwähnte Hinweis auf ein gesundes Maß an Skepsis ist also mehr angebracht. Die Temperaturen sinken in der Höhe von 1.400 Metern bis Anfang Januar auf -1 bis -3 Grad und bis zum 6. Januar auf -3 bis -6 Grad ab. Für den Flachlandwinter sind Höhenwerte von -5 bis -7 Grad eine Notwendigkeit. Hochwinter sieht anders aus, doch senkt sich der Winter allmählich wieder bis auf die mittleren Lagen herab.

Aber auch in den Kontrollläufen gilt es, auf die Feinheiten zu achten. Schaut man sich den nachfolgenden Mittelwert einmal genauer an, erkennt man das Muster eines Blockadehochs auf dem Atlantik, einem Hochdruckeinschub über Alaska und die Dipolausbildung des Polarwirbels. Schaun mer mal.

Ein markanter Wetterumschwung in Richtung Hochwinter lässt sich im Januar nicht ausschließen
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Ein markanter Wetterumschwung in Richtung Hochwinter lässt sich im Januar nicht ausschließen © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
29. Dezember -1 bis
+8 Grad
+2 bis
+5 Grad
2. Januar -3 bis
+9 Grad
+2 bis
+4 Grad
7. Januar -8 bis
+10 Grad
+0 bis
+2 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:05 Uhr

Seit Anfang Dezember lautet die Weihnachtsprognose: nasskalt über tieferen Lagen mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen. Damit erfüllt sich die Prognose im weitesten Sinne. Mithilfe einer Nordströmung kommt es in den kommenden Stunden über den südlichen Landesteilen zu Schneefall oder Schneeregen, der über tieferen Lagen auch als Regen niedergehen kann.

Über Weihnachten baut sich dann eine Hochdruckzone über Mitteleuropa auf und wird ab den höheren mittleren Lagen sowie über dem Süden von Baden-Württemberg und Bayern für sonnige Momente sorgen können. Ansonsten zeigt sich der Himmel oft neblig-trüb oder hochnebelartig bewölkt. Mit nennenswertem Niederschlag ist bis kurz vor Silvester nicht mehr zu rechnen. Die Temperaturen pendeln sich auf +3 bis +6 Grad ein und können über dem Norden kurzzeitig bis +12 Grad erreichen. Frischer bleibt es mit -1 bis +3 Grad über dem Süden.

Der Schnee wird über dem Süden – sofern vorhanden – oberhalb von etwa 400 bis 700 Metern durch einen negativen Taupunkt erhalten und sublimiert allmählich. Kein klassisches Tauwetter.

Hoher Luftdruck konserviert die möglich vorhandene Schneedecke über dem Süden ab den höheren mittleren Lagen
Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Wettermodell: Hoher Luftdruck konserviert die möglich vorhandene Schneedecke über dem Süden ab den höheren mittleren Lagen © www.meteociel.fr

Polarwirbelsplit - zwischen ungewöhnlich wild und mild und dem Hochwinter

Die Sprunghaftigkeit hält in den Prognosen der Vorhersagemodelle für den Zeitraum von Silvester bis 6. Januar weiterhin an. Wir haben die Wetterprognose der Amerikaner nachfolgend einmal vom Morgen, dem Nachmittag und dem heutigen Abend gegenübergestellt. Weiterhin keine Konsistenz und kein Muster, aus dem man eine Wetterlage ableiten könnte. Was bleibt, ist das zunehmend gestörte Verhalten des Polarwirbels.

Und wir nutzen an dieser Stelle die Prognose der Amerikaner von heute Abend einmal, um zu veranschaulichen, dass sich trotz eines beinahe auseinanderfliegenden Polarwirbels mit Ansatz zu einem Polarwirbelsplit über Deutschland nicht unbedingt Winterwetter einstellen muss. Es kommt - wie immer - auf die Positionierung der Hochdrucksysteme und den Verlauf der Hochdruckachsen an.

Entscheidend für eine unwinterliche Wetterentwicklung ist die Hochdruckachse, die sich vom Kontinentalhoch über Russland quer durch den Polarwirbel in Richtung Kanada und Alaska ausdehnt. Der Polarwirbel erfährt einen splitähnlichen Zustand, jedoch bleibt der Wirbel im Bereich zwischen Grönland und Skandinavien intakt. Zudem intensiviert sich dieser Cluster weiter und schiebt aus westlichen Richtungen vergleichsweise milde Atlantikluft nach Deutschland.

Anstatt Hochwinter hätte ein solches Splitverhalten über Deutschland, Österreich und die Schweiz Tageswerte von +5 bis +10 Grad und örtlich von +12 Grad zur Folge. Komplettiert wird dieser eher herbstliche Wettercharakter von einem stark böigen bis stürmischen Wind und zeitweiligem Regen. Ja, Hochwinter sieht - trotz desolatem Polarwirbel - anders aus.

Keine Konsistenz innerhalb der Vorhersagen - Polarwirbel in teils desolatem Zustand, wobei nicht immer zwingend winterliche oder hochwinterliche Wetterentwicklungen für Deutschland hervorgehen müssen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Keine Konsistenz innerhalb der Vorhersagen - Polarwirbel in teils desolatem Zustand, wobei nicht immer zwingend winterliche oder hochwinterliche Wetterentwicklungen für Deutschland hervorgehen müssen © www.meteociel.fr

Zusammenfassung und der Blick auf die Randfaktoren

Das Wetter stabilisiert sich zwischen Weihnachten und dem 30. Dezember. Nachfolgend ist – passend zum Jahreswechsel – ein Wetterwechsel zu erwarten, wobei im Moment nicht feststeht, in welche Richtung das Wetter kippen wird.

Betrachtet man die Temperaturprognose der Kontrollläufe, so sind diese heute Abend zwar erneut etwas kühler geworden, doch bleibt es zunächst einmal bei einem nasskalten Witterungstrend für Anfang Januar, bei dem der Winter erst ab den mittleren Lagen optional wird – alles andere ist spekulativ. Aber ja, der Winter ist nicht ohne Chance.

Die Randfaktoren

Für den Hochwinter sollten der NAO- (Verhältnis Azorenhoch zu Islandtief) und der AO-Index (vereinfacht Zustand des Polarwirbels) negativ berechnet werden. Und so ist es in der Tat. Der NAO-Index wird ab Ende Dezember leicht negativ und der AO-Index sogar stark negativ bewertet. Das stützt die These der vergangenen Tage, dass der Polarwirbel im Januar zunehmend instabiler wird.

Warming in Stratosphärenhöhe

Das Warming in Stratosphärenhöhe wird weiterhin berechnet, jedoch – und das ist im Vergleich zu den vergangenen Jahren auffällig – deutlich abgeschwächt, allerdings mit einer deutlich sichtbaren Deformierung des Stratosphärenwirbels. Zudem gibt es ein paar einzelne Kontrollläufe, die die Windgeschwindigkeiten Anfang Januar in den negativen Bereich absinken lassen – die ersten Anzeichen einer Windumkehr in Stratosphärenhöhe.

QBO-Ost beginnt

Am 22. Dezember war es im Übrigen soweit. Der QBO befindet sich jetzt in seiner östlichen Abstiegsphase! Das erklärt die Deformierung des Stratosphärenwirbels und die Sprunghaftigkeit in den Prognosen der Vorhersage-Modelle – wo das enden wird, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall ist da oben einiges los, und an Spannung wird es nicht mangeln.

Der Stratosphärenwirbel wehrt sich gegen eine QBO-Ost - die Winde nehmen auf extreme Art und Weise zu, beginnen sich jedoch zu drehen - der Anfang vom Ende des winterlichen Polarwirbels?
Der Stratosphärenwirbel wehrt sich gegen eine QBO-Ost - die Winde nehmen auf extreme Art und Weise zu, beginnen sich jedoch zu drehen - der Anfang vom Ende des winterlichen Polarwirbels? © www.meteociel.fr

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