Winterprognose - Zwischen Frühling und Winter - Die Großwetterlage kippt über Weihnachten
Schneefall wird kurz vor Weihnachten über den südlichen Landesteilen ab den mittleren Lagen für eine schneebedeckte Landschaft sorgen und so weiße Weihnachten ermöglichen. Darüber hinaus gibt es einige Entwicklungen zu beobachten, welche eine über dem Süden winterliche Witterung verlängern könnten.
Die Temperaturen steigen heute vor einer Kaltfront kräftig an und können mit +10 bis +15 Grad über einigen Regionen frühlingshafte Werte erreichen. Das Wetter passt jedoch gar nicht zum Frühling – dichte Wolkenfelder ziehen über Deutschland hinweg und sorgen für zeitweiligen Niederschlag. Sobald die Kaltfront am Nachmittag durchgezogen ist, strömen aus nördlichen Richtungen frischere Luftmassen nach Deutschland, was die Schneefallgrenze in der Nacht auf Freitag auf 400 bis 700 Meter absinken lassen kann. Begleitet wird das turbulente Wetter von stark böigem und über exponierten Lagen auch stürmischem Wind.
Schnee am 24. Dezember
Turbulent bleibt das Wetter bis Weihnachten und gipfelt in einem Vorstoß arktischer Kaltluftmassen am 24. Dezember – Heiligabend. Das Wetter bleibt äußerst unbeständig, und mit weiteren Niederschlägen ist insbesondere am 4. Advent und dem 23. Dezember zu rechnen. Die Temperaturen steigen bei stark böigem und phasenweise auch stürmischem Wind am Samstag vorübergehend in Richtung der +10-Grad-Marke an und sinken bis Montag über dem Norden auf nasskalte +4 bis +8 Grad und über dem Süden auf -1 bis +3 Grad ab. Der Niederschlag geht – mithilfe der Höhenkälte – teils bis auf tiefere Lagen in Schnee über. Kurze Wintergewitter sind mit dem Eintreffen der Kaltluft zu erwarten, und oberhalb etwa 200 bis 700 Meter ist die Ausbildung einer Schneedecke wahrscheinlich. Der 24. Dezember beginnt südlich einer Linie von Stuttgart und Dresden mit einer winterlichen Schneelandschaft. Schnee zur Bescherung ist insbesondere über den südlichen Landesteilen ab den mittleren Lagen sehr wahrscheinlich.
Nachhaltige Korrektur der Weihnachtsprognose?
Folgende Worte stammen aus der Prognose vom 17. Dezember:
Ausgangspunkt der These ist, dass der Trog kräftiger ist und sich weiter nach Süden absetzen kann. Damit muss das Hoch eine nördlichere Zugbahn einnehmen und schnürt den Trog zum zweiten Weihnachtsfeiertag ab. Der Trog wandelt sich über der Ukraine in einen Kaltlufttropfen um und wird am südlichen Gradienten des Hochdrucksystems – welches sich bis zum 28. Dezember zwischen Skandinavien und Deutschland verlagert – nach Westen geführt. Das ist zunächst einmal unspektakulär. Sollte die These 1:1 so eintreffen, wären über dem Norden Höchstwerte von bis zu +10 Grad und über dem Süden bis zu -1 Grad möglich.
Was ist passiert? In den vergangenen 48 Stunden hatten die Prognosemodelle - einheitlich - zwischen dem 25. und 28. Dezember ein Hoch über Deutschland simuliert, das sich von oben herab mit warmen Luftmassen auffüllen kann und so die Temperaturen mit +10 bis +15 Grad in Richtung Frühling treiben würde. Tauwetter wäre bis auf die höheren Lagen zu erwarten.
Kaltlufttropfen und die Ostwetterlage
In den vergangenen 12 Stunden gab es jedoch eine Korrektur. Wobei Korrektur
nicht das richtige Wort ist – vielmehr ein Ansatz, den man in den kommenden Stunden noch im Hinterkopf behalten und weiter verifizieren sollte. Die These mit dem Kaltlufttropfen wurde von den Amerikanern und den Europäern aufgenommen.
Weiße Weihnacht und der Erhalt der Schneedecke
Zumindest über den südlichen Landesteilen und bevorzugt in Regionen mit Schneedecke ergibt sich die Option einer Ostanströmung der Luftmassen, die in den klaren Nächten die Temperaturen auf -2 bis -8 Grad absinken lassen könnte. Tagsüber wird die Sonnenscheindauer über die Werte entscheiden. Herrscht Nebel vor, wird vom 25. bis 28. Dezember die Schneedecke durch Dauerfrost konserviert. Kommt die Sonne zum Vorschein, können die Werte auf +0 bis +4 Grad ansteigen. Aufgrund des niedrigen Taupunkts von +1 bis -4 Grad ist jedoch nicht mit Tauwetter zu rechnen.
Warmluft über dem Norden
Die Ostströmung beeinflusst jedoch nur das Wetter über den südlichen Landesteilen. Etwa nördlich einer Linie von Köln und Dresden steigen die Temperaturen auf +8 bis +12 Grad an und sinken in den Nächten auf +8 bis +5 Grad ab. Die nachfolgenden Wetterkarten zeigen jedoch, wie knapp und vage das Ganze ist. Es ist im Moment als Ansatz zu verstehen.
Chancen für den Winter - Polarwirbel strukturiert sich um
So diffus und vage die Weihnachtsprognose dem einen oder anderen auch erscheinen mag, ist das Grundmuster dennoch klar strukturiert. Die möglichen Differenzen spielen sich auf engstem Raum ab, der sich möglicherweise über Deutschland befindet - abwarten ist angesagt.
Klar ist jedoch, dass sich das Hoch bis zum 28. Dezember unter weiterer Intensivierung nach Osten verlagern wird. Damit geht eine grundlegende Veränderung der Gesamtstruktur einher. Das Hoch dreht sich im Uhrzeigersinn, während der Cluster des Polarwirbels ebenfalls eine Drehrichtung im Uhrzeigersinn aufweist. Dies hat zwangsläufig eine Verlagerung des Polarwirbels von Kanada und Grönland in Richtung Barents- und Karasee zur Folge, was wir in der Januarprognose einmal näher beschrieben haben.
Kippmuster in Richtung Hochwinter?
Sollte sich der Polarwirbel mit seinem Zentrum nach Osten verlagern können, wird der Weg zwischen Kanada und Grönland frei für hohen Luftdruck. Sollte das geschehen, so lässt sich auch über ein Blockadehoch auf dem Atlantik spekulieren. Denn das wären die Grundvoraussetzungen dafür, dass der Polarwirbel nach Süden austrogen und so den Winter nach Deutschland durchbrechen lassen kann.
Auch in diesem Szenario kommt es sehr auf die Details an, und selbst wenn die Choreographie stimmig ist, so kann Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen in den Warmluftsektor einer Vorderseitenströmung gelangen. Wir haben die Varianten einmal gegenübergestellt.
Auf den Punkt gebracht: Großes Spektrum an Möglichkeiten
So ist es, und so bleibt es auch heute wieder. Das Hoch kommt über Weihnachten und wird zunächst für eine Wetterberuhigung sorgen können. Ob die Schneedecke über dem Süden dabei erhalten bleibt, bleibt abzuwarten. Interessant sind jedoch die Folgen für den Polarwirbel, die durch die Aktivität des Hochdrucksystems entstehen können.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe zeigen in der Höhe von 1.400 Metern vom 25. bis 28. Dezember Temperaturen von +5 bis +8 Grad. Es wird also deutlich wärmer – zumindest in der Höhe. Fehlt die Durchmischung vollständig, kann sich die Wärme nicht bis auf tiefere Lagen ausbreiten. Daher ist in diesem Zeitraum über dem Süden mit einem Temperaturspektrum von -2 bis +5 Grad und über dem Norden von +5 bis +10 Grad zu rechnen.
Anschließend sinkt die Temperaturanomalie in der Höhe ab und pendelt sich mit -3 bis -5 Grad in einem Bereich ein, der für Januar typisch ist. Also ja, das Wetter ist im Wandel und an Spannung kaum mehr zu überbieten.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
25. Dezember | -2 bis +11 Grad |
+1 bis +7 Grad |
29. Dezember | -3 bis +9 Grad |
+2 bis +5 Grad |
3. Januar | -3 bis +10 Grad |
+2 bis +4 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:19 Uhr
Seit Tagen zeigt sich vor und über Weihnachten eine stabile und weitgehend gesicherte Entwicklung der Großwetterlage, doch liegt Deutschland zwischen den Fronten einer insgesamt komplexen Wetterentwicklung. Kleinräumige Verschiebungen von wenigen hundert Kilometern können so für Überraschungsmomente sorgen.
Und eine ebensolche Überraschung ist die Aufnahme einer These in den Prognosen der Vorhersage-Modelle, welche wir vor ein paar Tagen einmal vorgestellt hatten. Der Trog lässt sich über Weihnachten von einem Hochdruckkeil abschnüren und dehnt sich am südlichen Hochdruckgradienten nach Westen aus. Der Trog wandelt sich in einen Kaltlufttopfen um und ist im eigentlichen Sinne nicht wetterwirksam. Dennoch reicht seine Präsenz aus, um die Hochdruckzone etwas nach Norden zu verschieben.
Luftmassengrenze über Weihnachten der besonderen Art
So kommt es am 23. und in der Nacht auf den 24. Dezember über der Südhälfte oberhalb von etwa 200 bis 500 Metern zu zeitweiligem Schneefall, der oberhalb von etwa 300 bis 600 Metern zur Ausbildung einer Schneedecke führen kann. Der Schneefall drückt sich an Heiligabend an die Alpen und schneit dort ab. Weiter nördlich lässt der Niederschlag nach. Zwischen dem 1. und 2. Weihnachtsfeiertag kommt es voraussichtlich über der Südhälfte zu einer Ostströmung, was die Temperaturen um den Gefrierpunkt schwankend einpendeln lässt und so die Schneedecke konservieren kann. Weiße Weihnachten sind auch in den Prognosen von heute Abend möglich.
Anders sieht es etwa nördlich einer Linie vom Saarland bis Sachsen aus. Dort können die Temperaturen mit +8 bis +12 Grad ungewöhnlich hoch ausfallen und eine winterliche Entwicklung unmöglich machen.
Umstrukturierung des Polarwirbels - Der Hochwinter nach Weihnachten
Die folgenden Zeilen sind aus Sicht der Freunde des Winterwetters
mit Vorsicht zu genießen. Doch das, was die Amerikaner heute Abend berechnen, geht im Hinblick auf den Hochwinter in die richtige Richtung.
Der Auslöser der Veränderung ist das Hoch über Weihnachten, welches den Cluster des Polarwirbels von Kanada und Grönland in Richtung Barents- und Karasee führt. Dadurch wird der Raum zwischen den Azoren, Grönland, Island und dem östlichen Kanada für die Ausdehnung weiterer Hochdruckzonen frei.
Da sich Hochdrucksysteme im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, entsteht eine meridional verlaufende Grundströmung, bei der Deutschland, Österreich und die Schweiz in den Einflussbereich einer Nordwetterlage geraten können.
Der Arctic Outbreak
Die Wetterprognose der Amerikaner berechnet den Vorstoß polarer Luftmassen zum Jahreswechsel. Die Temperaturen erreichen am 31. Dezember noch +2 bis +6 Grad und über dem Süden +0 bis +4 Grad. Bis zum 3. Januar gehen die Temperaturen kontinuierlich zurück und erreichen südlich von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern kaum noch positive Werte. Der Niederschlag geht bis auf tiefere Lagen in Schnee über, und es stellt sich nach der Prognose der Amerikaner eine winterliche Witterung ein.
Zusammenfassung - kommt die Überraschung?
Die kommende Wetterentwicklung hat viel Potenzial, doch ist klar, dass die Zeit über Weihnachten voraussichtlich bis zum 28. Dezember hochdruckdominiert verlaufen wird. Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe schwanken zwischen +2 und +5 Grad. Entscheidend, ob bodennah die Strömung auf Ost kippen kann, ist die Positionierung des Hochdrucksystems - das ist zugleich der Spielraum, welcher sich für die kommende Wetterentwicklung noch ergibt.
Interessanter wird jedoch die Wetterentwicklung zum Jahreswechsel. In den oben stehenden Wetterkarten erkennt man gut die zunehmende Destabilisierung des Polarwirbels. Hochdruckeinschübe aus unterschiedlichen Richtungen beginnen damit, den Polarwirbel zu deformieren. Ob das unmittelbar mit dem bis Mitte Januar zu erwartenden QBO-Ost zusammenhängt, bleibt noch zu belegen, doch schaut man sich die Entwicklung des Stratosphärenwirbels an, so zeigt dieser Anfang Januar eine ungewöhnliche Formation und den Ansatz eines Warmings.
Das Warming selbst kann sich jedoch (noch) nicht zu einem Major-Warming (SSW) weiterentwickeln. Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe betragen aktuell +190 km/h, erreichen am 26. Dezember mit +220 km/h einen vorläufigen Höhepunkt und sacken bis zum 2. Januar auf +108 km/h ab. Bei einem Major-Warming kommt es zu einer Winddrehung von West-Ost auf Ost-West, was mit negativen Windgeschwindigkeiten markiert wird. Abwarten - auf jeden Fall ist der QBO-Ost in dieser Wintersaison ein wichtiger - wenn nicht der wichtigste - Indikator für den Hochwinter.