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Winterprognose bis Silvester - Der Winter ist nicht ohne Chance

| M. Hoffmann

Weiße Weihnachten sind mit einer Verlagerung einer Hochdruckzone nach Westen wieder ein Stück weit wahrscheinlicher geworden. Ist das der große Durchbruch des Winters oder nur eine Verzögerung einer durchgreifenden Milderung bis auf die höheren Lagen?

Welche Chancen ergeben sich für den Winter zwischen Weihnachten und Neujahr? © Martin Bloch
Welche Chancen ergeben sich für den Winter zwischen Weihnachten und Neujahr? © Martin Bloch

Wer bei uns schon längere Zeit zu Gast ist, der weiß, dass sich vor und über Weihnachten eine spannende Wetterentwicklung ergeben wird. Gleich mehrfach stellt sich die Großwetterlage in den kommenden Tagen um und wird zwischen dem 23. und 24. Dezember mit einem Trogvorstoß eine teils winterliche Wetterentwicklung möglich machen.

Schnee zu Weihnachten

Entscheidend – und das ist das Spannende – wird sein, wie sich die Hochdruckzone westlich von Deutschland verhalten wird. Wird der Trog abgeschnürt, dehnt sich das Hoch komplett über Deutschland aus oder positioniert sich das Hoch doch auf dem Atlantik? Wie knapp das alles ist, zeigt sich in der nachfolgenden Übersicht der Großwetterlage und der Schneeprognose zur Bescherung an Heiligabend, dem 24. Dezember – weiße Weihnachten sind über den südlichen Landesteilen in den vergangenen 24 Stunden wieder ein Stück weit wahrscheinlicher geworden. Und ja, weil es sich um eine komplexe Wetterentwicklung handelt, feiert eine neue Übersicht heute ihre Premiere.

Wenn das Hoch weiter westlich bleibt, ist Schnee an Weihnachten möglich
Wetterprognose nach den Vorhersage-Modellen: Wenn das Hoch weiter westlich bleibt, ist Schnee an Weihnachten möglich © www.meteociel.fr

Nachhaltige Korrektur der Weihnachtsprognose?

Der Weihnachtswettertrend ging in den vergangenen 48 Stunden aus Sicht der Freunde der weißen Weihnacht in die falsche – völlig falsche – Richtung. Doch man erkennt auf den obenstehenden Wetterkarten, was es ausmacht, wenn sich das Hoch nur ein paar wenige hundert Kilometer weiter westlich positioniert. Das erklärt auch das breite Spektrum in den Kontrollläufen, auf die wir gestern näher eingegangen sind.

Die Wahrscheinlichkeit einer weißen Weihnacht 2024

Einerlei – die Prognosekarten zeigen, dass für das Weihnachtswetter noch nichts gesichert ist – weder der Schnee noch die durchgreifende Milderung. Blickt man auf die Wahrscheinlichkeiten für Schnee an Weihnachten, so haben die Kontrollläufe heute eine – kleine, aber vielleicht entscheidende – Korrektur vorgenommen. Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe sacken zum 20. Dezember auf bis zu -7 Grad ab, steigen zum 22. Dezember auf -2 Grad an und sinken zwischen dem 23. Dezember und Heiligabend auf -4 bis -7 Grad ab. Zum Vergleich: Für weiße Weihnachten bis auf das Flachland herab wären Höhenwerte von -5 bis -7 Grad eine Grundvoraussetzung, während für mittlere Lagen -3 bis -5 Grad ausreichend wären.

Kippmuster, Hochdruckzone und ein Kaltlufttropfen

Über die Festtage gibt es – aufgrund der noch variablen Position der Hochdruckzone – noch weitere Möglichkeiten. Sowohl für den Frühling als auch für den Winter. Zunächst einmal die warme Variante, die sich in der Wetterprognose der Europäer bis Silvester zeigt.

Die Hochdruckzone kippt noch in der Nacht auf den ersten Weihnachtsfeiertag nach Osten ab und zentralisiert sich zwischen Weihnachten und Neujahr mit ihrem Kern direkt über Deutschland, Österreich und der Schweiz. Über tieferen Lagen hat das häufig Nebel oder Hochnebel zur Folge. Über höheren Lagen wird hingegen häufiger die Sonne zum Vorschein kommen und die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe auf bis zu +2 Grad ansteigen lassen.

Kämpft sich die Sonne auch bis über die tieferen Lagen durch, so können frühlingshafte +14 Grad und mehr möglich sein. Bei Dauernebel schwanken die Werte um die +5-Grad-Marke. Aber ja, in den höheren Lagen der Alpen und auch des Schwarzwaldes wäre schönstes Skiwetter möglich.

Sollte sich die Hochdruckzone über Deutschland positionieren, so ist kein Winterwetter möglich
Die Wetterprognose des europäischen Prognosemodells: Sollte sich die Hochdruckzone über Deutschland positionieren, so ist kein Winterwetter möglich © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Abschnürprozess, ein Kaltlufttropfen und ein winterlicher Trog

Die Prognose der Amerikaner bringt zwischen Weihnachten und Silvester eine Variante ins Spiel, die es lohnt, näher zu betrachten und ein paar Annahmen zu machen.

Der Hintergrund ist, dass der Trog kräftiger ist und sich weiter nach Süden absetzen kann. Damit muss das Hoch eine weiter nördlichere Zugbahn einnehmen und schnürt den Trog zum zweiten Weihnachtsfeiertag ab. Der Trog wandelt sich über der Ukraine in einen Kaltlufttropfen um und wird am südlichen Gradienten des Hochdrucksystems – welches sich bis zum 28. Dezember zwischen Skandinavien und Deutschland verlagert – nach Westen geführt. Das ist zunächst einmal unspektakulär, und sollte die Vorhersage der Amerikaner 1:1 eintreffen, wären über dem Norden Höchstwerte von bis zu +10 Grad und über dem Süden bis zu -1 Grad möglich.

Die winterliche Wetterentwicklung

Es kommt also darauf an, wie sich das Hoch positionieren wird. Einmal angenommen, das Hoch verlagert sich noch ein Stück weiter nach Norden, könnte sich die Schneedecke von Weihnachten bis Silvester behaupten. Mithilfe des Kaltlufttropfens wäre weiterer Schneefall zu erwarten, was auch über tieferen Lagen zur Ausbildung einer Schneedecke mitsamt winterlichen Wetterbedingungen führen kann. Für den Moment ist das jedoch mehr eine These als eine Prognose und muss in den kommenden Tagen weiter verifiziert werden.

Kaltlufttropfen - im Hinblick auf den Winter eine interessante Entwicklung
Kaltlufttropfen - im Hinblick auf den Winter eine interessante Entwicklung © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Großes Spektrum an Möglichkeiten

So ist es und so bleibt es auch heute wieder. Die Option eines Kaltlufttropfens ist nur eine mögliche Variante, die sich durch ein Hochdruckkonstrukt über Weihnachten ergeben könnte. Insgesamt ist viel Dynamik im Spiel, und eine winterliche Wetterentwicklung ist generell nicht auszuschließen.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe sind klar strukturiert. Die Niederschlagswahrscheinlichkeit ist zwischen dem 25. und 30. Dezember gering ausgeprägt und spricht für eine Hochdruckzone, die bis in den Januar 2025 hinein wirken kann.

Der Temperaturmittelwert steigt in 1.400 Metern Höhe bis zum 28. Dezember auf +0 bis +2 Grad an, was in tieferen Lagen ein Temperaturspektrum - je nach Sonnenscheindauer - zwischen +1 und +10 Grad zur Folge haben kann. Bis Silvester sinken die Höhenwerte auf -3 Grad ab. In Summe bestätigt sich ein weiterhin nasskalter und für die Jahreszeit zu warmer Wettertrend. Dennoch sind die Unsicherheiten hinsichtlich der Positionierung des Hochdrucksystems bedeutsam, und mit einer möglichen Schneedeckenausbildung zwischen dem 23. und 24. Dezember könnten sich im schwachgradientigen Wetterumfeld noch andere Wetterentwicklungen ergeben. Schaun mer mal.

Nasskalt ist wahrscheinlich, Winter ist möglich
Die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Nasskalt ist wahrscheinlich, Winter ist möglich © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
23. Dezember -2 bis
+11 Grad
+1 bis
+5 Grad
27. Dezember -3 bis
+11 Grad
+4 bis
+7 Grad
31. Dezember -3 bis
+10 Grad
+3 bis
+5 Grad
Diagramm Temperaturen Dezember 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Dezember 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:22 Uhr

Die Weihnachtsprognose wurde heute auf den Kopf gestellt. Das Hoch verweilt westlich, während der Vorstoß arktischer Kaltluftmassen in der Nähe von Deutschland niedergeht.

Heute Abend gibt es sogar Vorhersagen, welche zum 24. Dezember – passend zur Bescherung – ein Schneetief über Deutschland hinwegziehen lassen. Und es handelt sich hierbei nicht um ein 0815-Modell, sondern um das deutsche Prognosemodell, was das Winterwunder zu Weihnachten tatsächlich möglich machen kann. Nachfolgend einmal die Gegenüberstellung der Großwetterlage samt Schneeprognose.

Weiße Weihnachten sind nicht mehr auszuschließen
Wetterprognose nach dem europäischen, amerikanischen und deutschen Wettermodell: Weiße Weihnachten sind nicht mehr auszuschließen © www.meteociel.fr

Enttäuschung vorprogrammiert?

Die oben stehenden Wetterkarten sind mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten. Die Prognosen bestätigen nochmals mit Nachdruck, was das über Weihnachten für eine knappe Kiste wird. Wenige hundert Kilometer werden entscheidend sein, und selten ist er da, der Winterglanz, welcher über Weihnachten nicht nur die Kinderaugen leuchten lässt. Mit anderen Worten formuliert, ist in den kommenden Stunden mit weiteren Veränderungen zu rechnen, doch so hoch waren die Chancen auf eine weiße Weihnacht schon lange nicht mehr.

Wie steht es um den Winter zwischen Weihnachten und Silvester?

Weiterhin nicht sonderlich gut. Die Problematik zeigt sich bereits auf den oben stehenden Wetterkarten. Zwischen Grönland und Island dreht sich der nächste Wirbel ein, während der Trog sich über Mitteleuropa abschwächt und für das Hoch auf dem Atlantik kein großes Hindernis mehr darstellt.

Das Hoch wird zwischen dem 25. und 27. Dezember mit hoher Wahrscheinlichkeit in Richtung Deutschland abkippen und sich von oben herab mit warmen Luftmassen auffüllen, was die Temperaturen allmählich in Richtung der +10-Grad-Marke springen lassen kann. Selbst in 1.400 Meter Höhe können die Temperaturen bis +2 Grad erreichen. Das ist das Erwartbare.

Tauwetter über Weihnachten
Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Wettermodell: Tauwetter über Weihnachten © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Zusammenfassung - kommt das Unerwartbare?

Das Unerwartbare ist der Kaltlufttropfen, den wir gestern als These einmal vorgestellt hatten. Und ja, es bleibt eine These, doch hätte dieser Kaltlufttropfen im Bereich zwischen Mitteleuropa und der Mittelmeerregion das Potenzial, das Hoch weiter nach Norden zu drücken und über Deutschland, die Schweiz und Österreich so zu einer Ostwetterlage zu führen. Das würde die Großwetterlage in Form einer gestörten Zirkulation auf den Kopf stellen und die winterliche Witterung ab den mittlerne Lagen bis Silvester verlängern können.

Der NAO-Index (Verhältnis Azorenhoch zu Islandtief) ist bis Weihnachten positiv besetzt und sinkt bis Silvester in den neutralen Bereich ab. Ab diesem Zeitpunkt ist wieder mit einem blockierenden Hoch auf dem Atlantik zu rechnen. Ein positiver NAO-Index schließt ein Hoch über Skandinavien jedoch nicht aus, und da kommt der AO-Index ins Spiel, welcher aktuell leicht positiv, ab dem 20. Dezember aber leicht negativ bewertet wird. Das sind noch keine großartigen Signale, und ein Skandinavienhoch bleibt zunächst noch eine These.

Schiebt sich das Hoch weiter nach Norden, ergibt sich über Deutschland eine Ostströmung
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Schiebt sich das Hoch weiter nach Norden, ergibt sich über Deutschland eine Ostströmung © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Warming in Stratosphärenhöhe

Wer bei uns schon längere Zeit zu Gast ist, der kennt den in dieser Saison zu erwartenden QBO-Ost, welcher in der Zeit zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar auftreten kann. Mitte Dezember hat nicht geklappt. Mehr als ein kräftiges Minor-Warming kam nicht zustande. Der nächste Anlauf zeigt sich Anfang Januar, aber auch das sind im Moment lediglich Signale, die nach Eintreffen erst im Nachgang die Zirkulation stören können.

Um es auf den Punkt zu bringen: Der Zeitraum vom 23. Dezember bis zum 1. Weihnachtsfeiertag ist im Hinblick auf den Winter ein sehr interessanter Zeitraum. Nachfolgend wird sich wohl das Hoch nach Mitteleuropa verlagern und für Tauwetter sorgen. Die nächste winterliche Episode ist frühestens ab dem 28. Dezember wieder möglich. Schaun mer mal.

Aktuell ein kräftiges Minor-Warming in Stratosphärenhöhe ohne weitere Auswirkungen auf die unteren Schichten des Polarwirbels. Der nächste Ansatz erfolgt zum Jahreswechsel
Aktuell ein kräftiges Minor-Warming in Stratosphärenhöhe ohne weitere Auswirkungen auf die unteren Schichten des Polarwirbels. Der nächste Ansatz erfolgt zum Jahreswechsel © www.meteociel.fr

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