Winterprognose: Kaltlufttropfen über Weihnachten?
An Spannung ist die Wetterentwicklung bis Weihnachten kaum mehr zu überbieten. Entscheidend ist das Verhalten eines Hochdrucksystems auf dem Atlantik, das den Wintertraum zu Weihnachten entweder ermöglichen oder platzen lassen kann.
Mit einer gewissen Spannung ist die Wetterprognose bereits in der kommenden Woche zu bewerten. Steigen die Temperaturen bis Mitte der Woche auf bis zu +15 Grad und damit in den frühlingshaften Bereich, folgt mit einer Nordwestströmung zum Freitag ein markanter Temperatursturz, der die Schneefallgrenze bis auf mittlere Lagen absinken lassen kann. Begleitet wird das Auf und Ab der Temperaturen von einem stark böigen und im Norden teils stürmischen Wind aus überwiegend westlichen bis südwestlichen Richtungen.
Weiter absinkende Schneefallgrenze zum 4. Advent
Ein zweiter Wirbel dreht sich am vierten Adventswochenende, also drei Tage vor Weihnachten, im Bereich zwischen Grönland, Island und England ein. Dieses Tief ist deutlich stärker als die vorhergehenden und wird die Hochdruckzone auf dem Atlantik nach Süden zurückdrängen können. In dem Moment, wo das geschieht, wird ein Schwall kühler Luftmassen aus nordwestlichen Richtungen nach Südosten geführt, was die Temperaturen über Deutschland, Österreich und der Schweiz auf nasskalte +2 bis +5 Grad zurückgehen lassen kann. Im Süden und oberhalb etwa 400 bis 600 Meter schwanken die Werte um den Gefrierpunkt, sodass der zeitweilige Niederschlag teils als Schnee niedergehen kann und oberhalb etwa 500 bis 700 Meter für winterliche Wetterverhältnisse sorgen dürfte.
Kein Schnee zu Weihnachten
Zumindest laut der Wetterprognose der Amerikaner ist eine weiße Weihnacht nahezu auszuschließen. Die drei Hauptakteure verhalten sich nicht winterkonform: Der Wirbel zwischen Grönland und Island ist viel zu heftig, als dass sich das Hoch über dem Atlantik als Blockadehoch etablieren könnte. Stattdessen schwächt sich das Hoch ab und kippt nach Osten weg.
Damit ist der Weg für die atlantische Frontalzone in Richtung Europa barrierefrei, und rauscht bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag ungehindert nach Skandinavien durch. Der Norden Deutschlands liegt an Weihnachten in der Starkwindzone, während der Süden unter Hochdruckeinfluss steht. Zwischen den Fronten stellt sich eine West- bis Südwestströmung ein, was die Temperaturen bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag über dem Norden auf bis zu +12 Grad und über dem Süden auf bis zu +4 Grad ansteigen lassen kann.
Tauwetter
Die Schneedecke, die sich bis zum vierten Advent über den mittleren Lagen ausbilden könnte, schmilzt über Weihnachten allmählich dahin, wodurch der Winter auf die höheren Lagen beschränkt wird. Ein winterlicher Weihnachtszauber sieht definitiv anders aus. Vielmehr ist laut der Wetterprognose der Amerikaner ein Stark- oder gar Extremwindereignis nicht auszuschließen. Winterwetter könnte dann erst wieder nach Weihnachten eintreten, wenn sich der Cluster weiter nach Osten verlagert und dem Hoch die Möglichkeit gibt, sich über dem Atlantik nach Norden auszubreiten.
Der Blick auf die Randfaktoren
Die Vorhersage der Amerikaner ist klar strukturiert. Insgesamt müssen sowohl der NAO- als auch der AO-Index positiv sein, damit sich das Szenario einstellt, welches die Amerikaner simulieren. Der NAO-Index zeigt vor und über Weihnachten eine positive Tendenz. Der AO-Index ist momentan positiv, neutralisiert sich jedoch bis zum vierten Advent.
Im Vergleich zu den vergangenen Tagen stellt dies einen deutlichen Rückschritt im Hinblick auf den Winter dar. Warum? Der AO-Index wurde bislang stets negativ bewertet, was auf eine instabile Entwicklung des Polarwirbels schließen ließ. Diese Neutralisierung erhöht jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass die Vorhersagen der Amerikaner eintreten könnten.
Warming in Stratosphärenhöhe
Ein weiterer Faktor, der sich verändert und neue Rückschlüsse zulässt: Das Warming in Stratosphärenhöhe erreicht - wie erwartet - nicht mehr als ein Minor-Warming. Dadurch bleibt eine Beeinflussung des Polarwirbels von oben aus. Interessant ist jedoch, dass nach Weihnachten keine weiteren Warmings auftreten. Stattdessen stabilisiert sich der Stratosphärenwirbel wieder. Dies könnte auch den unteren Teil des Polarwirbels stärken und eine Zonalisierung wahrscheinlicher machen. Noch ist es nicht so weit, aber das sind deutliche Signale für eine wenig winterliche Wetterentwicklung bis Silvester.
Auf den Punkt gebracht: Bis Weihnachten - Großes Spektrum an Möglichkeiten
So - wie aber kommen wir auf die Überschrift eines Kaltlftuttropfens zu Weihnachten? Ja, trotz der klareren Signale gibt es aus Sicht der Freunde einer weißen Weihnacht
weiterhin einen Hoffnungsschimmer. Dies zeigt sich im Wettertrend der Europäer von heute Abend durch ein Hochdrucksystem, das sich nicht nach Mitteleuropa abdrängen lässt. Stattdessen wölbt sich das Hoch kurz vor Weihnachten nach Norden auf und blockiert den Cluster des Polarwirbels bei Grönland.
So klappt das mit dem Winter
Das Hoch blockiert die Frontalzone nicht nur, sondern schnürt den Trog zum vierten Advent ab und etabliert über Weihnachten einen Kaltlufttropfen über Mitteleuropa. Die Temperaturen sinken über Weihnachten auf -1 bis +4 Grad, und bis zum 27. Dezember ist verbreitet mit Dauerfrost zu rechnen. Oberhalb von etwa 200 bis 500 Metern geht der Niederschlag in Schnee über und ermöglicht ab den mittleren Lagen eine weiße Weihnacht. Darüber hinaus eröffnen sich mit der gestörten Zirkulation auch Chancen für Winterwetter im Flachland. Es bleibt spannend.