Winterprognose - Erst ein Sturm, dann der Schnee - rechtzeitig noch zu Weihnachten?
An Spannung ist die Wetterentwicklung kaum zu überbieten. Der Polarwirbel schwächelt im Zeitraum zwischen dem dritten und vierten Advent, und manch ein Wettermodell berechnet den Durchbruch des Winters – pünktlich zu Weihnachten?
Bereits in der Weihnachtsprognose von heute Nachmittag konnte man die Destabilisierung des Polarwirbels gut erkennen. Nach einer bis zum vierten Advent vergleichsweise warmen und über dem Norden auch windigen und nassen Wetterphase sollte der Wetterumschwung zum 4. Advent erfolgen. Doch die Dynamik reichte zunächst nicht über eine nasskalte Nordwestwetterlage hinaus. Dies hat sich in den aktuellen Berechnungen geändert.
Das Wetter bis zum vierten Advent
Deutschland liegt noch bis zum 18. Dezember zwischen den Fronten einer Hochdruckzone über dem Süden und einem maritimen Einfluss über dem Norden. Entsprechend fallen die Niederschlagssignale im Norden höher aus als im Süden. Auch die Sonnenscheinbilanz wird über dem Süden deutlich positiver ausfallen als über dem Norden. Die Temperaturen sind mit Werten von +5 bis +10 Grad und bei längerer Sonnenscheindauer sogar bis +12 Grad für die Jahreszeit ungewöhnlich hoch.
Großwetterlage kippt – Sturm sorgt für einen Temperatursturz
Im Zeitraum vom 18. bis zum vierten Advent (22. Dezember) kippt die Großwetterlage. Verantwortlich dafür ist ein Sturmtief, das von Island über die Nordsee nach Südosten zieht und über Deutschland für Starkwindereignisse sorgen könnte. Randtiefentwicklungen und Schnellläufersysteme lassen sich für den 21. Dezember momentan nicht ausschließen. Eines ist sicher: Die Wetterdynamik nimmt zu, und mit der Winddrehung auf Nordwest gibt es zum vierten Advent einen Rückgang der Temperaturen auf +2 bis +6 Grad. Da der Wind jedoch zunächst aus nordwestlichen Richtungen kommt, reicht es nicht für winterliche Wetterverhältnisse.
Winterlicher Volltreffer über und auch nach Weihnachten
Erneut sticht die Wetterprognose der Amerikaner im Hinblick auf Schnee, Eis und Frost zu und über Weihnachten hervor. Bereits in der Simulation von heute Nachmittag hat sich ein winterlicher Trog - pünktlich zur Bescherung an Heiligabend - durchgesetzt, welcher heute Abend bestätigt wurde.
Der Grund für den winterlichen Trog lässt sich zum einen im sich destabilisierenden Polarwirbel und zum anderen in einem ableitenden Hoch auf dem Atlantik finden. So meridionalisiert das Strömungsmuster über die Weihnachtsfeiertage und aus nördlichen Richtungen gelangen kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Deutschland.
Weiße Weihnachten möglich, aber nicht überall
Die Temperaturen sinken nach der Weihnachtsprognose der Amerikaner bis zum 24. Dezember auf +2 bis +5 Grad und bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag auf -1 bis +4 Grad ab. Dauerfrost stellt sich über weite Teile von Deutschland ab dem 27. Dezember ein. Weiße Weihnachten ist somit über tieferen Lagen weiterhin wenig wahrscheinlich, doch steigen die Chancen ab den mittleren Lagen deutlich an.
Nachfolgend einmal die Gegenüberstellung der Weihnachts- und Schneeprognose von heute Nachmittag und heute Abend der Amerikaner.
Der Blick auf die Randfaktoren
Das Hoch liegt westlich und blockiert die Frontalzone nicht vollständig. Tiefer Luftdruck über Island ist erkennbar, sodass kein negativer NAO-Index zu erwarten ist. Tatsächlich ist der NAO-Index (Verhältnis zwischen Islandtief und Azorenhoch) aktuell negativ, wird jedoch im Zeitraum vom 14. bis 25. Dezember positiv prognostiziert.
Wenn man ausschließlich den NAO-Index betrachtet, könnte man von einer Westwetterlage mit Varianten wie einer Nordwest- oder Südwestwetterlage ausgehen. Der zweite Randfaktor ist der AO-Index (vereinfacht gesagt der Zustand des Polarwirbels). Momentan bewegt sich der AO-Index in den positiven Bereich, sinkt jedoch zwischen dem 17. und 25. Dezember wieder in den negativen Bereich. Eine Stabilisierung des Polarwirbels wird daher nicht möglich sein, was den Spielraum für ungewöhnlich warme oder kalte Wetterentwicklungen erweitert. Anders formuliert: Kurz vor und während der Weihnachtszeit wird die Wellenbewegung entlang der Polarfront zunehmen und unter bestimmten Bedingungen sogar einen meridionalen Verlauf ermöglichen, wie es beispielsweise in den Berechnungen der Amerikaner zu sehen ist.
Warming in Stratosphärenhöhe
Der dritte Randfaktor ist das Warming in Stratosphärenhöhe, das vor Weihnachten beginnt, jedoch nicht über den Ansatz eines Minor-Warmings hinausgeht. Erst nach Weihnachten zeigen sich Hinweise auf ein mögliches Major-Warming. Erst mit dem Erreichen eines Major-Warmings, einschließlich einer Windumkehr, wird der Polarwirbel von oben herab stark gestört werden. Aktuell betragen die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe +162 km/h und sinken bis zum 27. Dezember auf +130 km/h ab – eine wesentliche Schwächung oder gar Windumkehr ist zum aktuellen Stand nicht zu erkennen.
Auf den Punkt gebracht: Bis Weihnachten - Großes Spektrum an Möglichkeiten
So ist es und so bleibt es. Wenn man so will, wird das eine knappe Kiste
. Die Großwetterlage zeigt die Bereitschaft, sich vom vierten Advent bis Weihnachten umzustellen. Doch ob es ausreicht, die Luftmassen in dieser Zeit rasch abzukühlen, um so für Schnee, Eis und Frost bis zur Bescherung zu sorgen, bleibt mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten. Aber hey – diese Prognosen sind deutlich näher am Winter dran, als es in den letzten Jahren der Fall war.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe haben in ihrer Temperaturprognose vor und über Weihnachten heute Abend eine kleine Korrektur vorgenommen. Die Höhenwerte in 1.400 Meter werden im Bereich zwischen -3 und -5 Grad simuliert. Für einen Flachlandwinter sind Höhenwerte von -5 bis -7 Grad notwendig, während für mittlere Lagen -3 bis -5 Grad ausreichend sind. Das bestätigt die knappe Kiste
. Geht es jedoch um Wahrscheinlichkeiten, so ist über tieferen Lagen ein nasskaltes Weihnachtsfest zu erwarten, während der Schnee zum Fest ab den mittleren Lagen optional bleibt. An Spannung mangelt es in diesem Jahr jedenfalls nicht. Schaun mer mal.