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Winterprognose - Erst ein Sturm, dann der Schnee - rechtzeitig noch zu Weihnachten?

| M. Hoffmann

An Spannung ist die Wetterentwicklung kaum zu überbieten. Der Polarwirbel schwächelt im Zeitraum zwischen dem dritten und vierten Advent, und manch ein Wettermodell berechnet den Durchbruch des Winters – pünktlich zu Weihnachten?

Weiße Weihnachten sind ab den mittleren Lagen durchaus wahrscheinlich © Martin Bloch
Weiße Weihnachten sind ab den mittleren Lagen durchaus wahrscheinlich © Martin Bloch

Bereits in der Weihnachtsprognose von heute Nachmittag konnte man die Destabilisierung des Polarwirbels gut erkennen. Nach einer bis zum vierten Advent vergleichsweise warmen und über dem Norden auch windigen und nassen Wetterphase sollte der Wetterumschwung zum 4. Advent erfolgen. Doch die Dynamik reichte zunächst nicht über eine nasskalte Nordwestwetterlage hinaus. Dies hat sich in den aktuellen Berechnungen geändert.

Das Wetter bis zum vierten Advent

Deutschland liegt noch bis zum 18. Dezember zwischen den Fronten einer Hochdruckzone über dem Süden und einem maritimen Einfluss über dem Norden. Entsprechend fallen die Niederschlagssignale im Norden höher aus als im Süden. Auch die Sonnenscheinbilanz wird über dem Süden deutlich positiver ausfallen als über dem Norden. Die Temperaturen sind mit Werten von +5 bis +10 Grad und bei längerer Sonnenscheindauer sogar bis +12 Grad für die Jahreszeit ungewöhnlich hoch.

Großwetterlage kippt – Sturm sorgt für einen Temperatursturz

Im Zeitraum vom 18. bis zum vierten Advent (22. Dezember) kippt die Großwetterlage. Verantwortlich dafür ist ein Sturmtief, das von Island über die Nordsee nach Südosten zieht und über Deutschland für Starkwindereignisse sorgen könnte. Randtiefentwicklungen und Schnellläufersysteme lassen sich für den 21. Dezember momentan nicht ausschließen. Eines ist sicher: Die Wetterdynamik nimmt zu, und mit der Winddrehung auf Nordwest gibt es zum vierten Advent einen Rückgang der Temperaturen auf +2 bis +6 Grad. Da der Wind jedoch zunächst aus nordwestlichen Richtungen kommt, reicht es nicht für winterliche Wetterverhältnisse.

Die Großwetterlage kippt am vierten Advent auf nordwestliche Richtungen
Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Vorhersage-Modell: Die Großwetterlage kippt am vierten Advent auf nordwestliche Richtungen © www.meteociel.fr

Winterlicher Volltreffer über und auch nach Weihnachten

Erneut sticht die Wetterprognose der Amerikaner im Hinblick auf Schnee, Eis und Frost zu und über Weihnachten hervor. Bereits in der Simulation von heute Nachmittag hat sich ein winterlicher Trog - pünktlich zur Bescherung an Heiligabend - durchgesetzt, welcher heute Abend bestätigt wurde.

Der Grund für den winterlichen Trog lässt sich zum einen im sich destabilisierenden Polarwirbel und zum anderen in einem ableitenden Hoch auf dem Atlantik finden. So meridionalisiert das Strömungsmuster über die Weihnachtsfeiertage und aus nördlichen Richtungen gelangen kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Deutschland.

Weiße Weihnachten möglich, aber nicht überall

Die Temperaturen sinken nach der Weihnachtsprognose der Amerikaner bis zum 24. Dezember auf +2 bis +5 Grad und bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag auf -1 bis +4 Grad ab. Dauerfrost stellt sich über weite Teile von Deutschland ab dem 27. Dezember ein. Weiße Weihnachten ist somit über tieferen Lagen weiterhin wenig wahrscheinlich, doch steigen die Chancen ab den mittleren Lagen deutlich an.

Nachfolgend einmal die Gegenüberstellung der Weihnachts- und Schneeprognose von heute Nachmittag und heute Abend der Amerikaner.

Links und oben die Berechnung von heute Nachmittag, rechts und unten die von heute Abend. Weiße Weihnachten sind ab den mittleren Lagen nicht auszuschließen
Die Wetterprognose des amerikanischen Prognosemodells: Links und oben die Berechnung von heute Nachmittag, rechts und unten die von heute Abend. Weiße Weihnachten sind ab den mittleren Lagen nicht auszuschließen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Der Blick auf die Randfaktoren

Das Hoch liegt westlich und blockiert die Frontalzone nicht vollständig. Tiefer Luftdruck über Island ist erkennbar, sodass kein negativer NAO-Index zu erwarten ist. Tatsächlich ist der NAO-Index (Verhältnis zwischen Islandtief und Azorenhoch) aktuell negativ, wird jedoch im Zeitraum vom 14. bis 25. Dezember positiv prognostiziert.

Wenn man ausschließlich den NAO-Index betrachtet, könnte man von einer Westwetterlage mit Varianten wie einer Nordwest- oder Südwestwetterlage ausgehen. Der zweite Randfaktor ist der AO-Index (vereinfacht gesagt der Zustand des Polarwirbels). Momentan bewegt sich der AO-Index in den positiven Bereich, sinkt jedoch zwischen dem 17. und 25. Dezember wieder in den negativen Bereich. Eine Stabilisierung des Polarwirbels wird daher nicht möglich sein, was den Spielraum für ungewöhnlich warme oder kalte Wetterentwicklungen erweitert. Anders formuliert: Kurz vor und während der Weihnachtszeit wird die Wellenbewegung entlang der Polarfront zunehmen und unter bestimmten Bedingungen sogar einen meridionalen Verlauf ermöglichen, wie es beispielsweise in den Berechnungen der Amerikaner zu sehen ist.

Warming in Stratosphärenhöhe

Der dritte Randfaktor ist das Warming in Stratosphärenhöhe, das vor Weihnachten beginnt, jedoch nicht über den Ansatz eines Minor-Warmings hinausgeht. Erst nach Weihnachten zeigen sich Hinweise auf ein mögliches Major-Warming. Erst mit dem Erreichen eines Major-Warmings, einschließlich einer Windumkehr, wird der Polarwirbel von oben herab stark gestört werden. Aktuell betragen die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe +162 km/h und sinken bis zum 27. Dezember auf +130 km/h ab – eine wesentliche Schwächung oder gar Windumkehr ist zum aktuellen Stand nicht zu erkennen.

Warming in Stratosphärenhöhe
Warming in Stratosphärenhöhe © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Bis Weihnachten - Großes Spektrum an Möglichkeiten

So ist es und so bleibt es. Wenn man so will, wird das eine knappe Kiste. Die Großwetterlage zeigt die Bereitschaft, sich vom vierten Advent bis Weihnachten umzustellen. Doch ob es ausreicht, die Luftmassen in dieser Zeit rasch abzukühlen, um so für Schnee, Eis und Frost bis zur Bescherung zu sorgen, bleibt mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten. Aber hey – diese Prognosen sind deutlich näher am Winter dran, als es in den letzten Jahren der Fall war.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe haben in ihrer Temperaturprognose vor und über Weihnachten heute Abend eine kleine Korrektur vorgenommen. Die Höhenwerte in 1.400 Meter werden im Bereich zwischen -3 und -5 Grad simuliert. Für einen Flachlandwinter sind Höhenwerte von -5 bis -7 Grad notwendig, während für mittlere Lagen -3 bis -5 Grad ausreichend sind. Das bestätigt die knappe Kiste. Geht es jedoch um Wahrscheinlichkeiten, so ist über tieferen Lagen ein nasskaltes Weihnachtsfest zu erwarten, während der Schnee zum Fest ab den mittleren Lagen optional bleibt. An Spannung mangelt es in diesem Jahr jedenfalls nicht. Schaun mer mal.

Nasskaltes Weihnachtswetter mit optionalem Schnee ab den mittleren Lagen ist nach wie vor ein Favorit
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell von heute Nachmittag, den Europäer und dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Nasskaltes Weihnachtswetter mit optionalem Schnee ab den mittleren Lagen ist nach wie vor ein Favorit © www.meteociel.fr

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