Wettertrend: Ein weiterer Vorstoß des Winters bahnt sich an
Das Azorenhoch wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit die Großwetterlage bis zum 8. Dezember in die winterliche Richtung kippen lassen. Ob daraus ein nachhaltiger Durchbruch des Winters wird, hängt sowohl vom Blockadeverhalten des Azorenhochs als auch von der Stabilität des Polarwirbels ab. In den aktuellen Wetterprognosen zeigen sich dabei interessante Ansätze.
Gradienenschwaches Wetter dominiert in den kommenden Tagen. Zunächst kommt es zu einem Wechselspiel aus Sonne und Nebel, wobei sich mancherorts die Nebelfelder den ganzen Tag über halten und so den Sonnenschein effektiv eintrüben können. Ab Sonntagnachmittag ziehen Wolken von Westen auf und kündigen eine Störung an. Die Temperaturen erreichen +5 bis +10 Grad und streben bei Dauernebel in Richtung Frostgrenze.
Eine kleine Störung streift Deutschland - Dauerfrost möglich
Die Großwetterlage bleibt über Deutschland zwar hochdruckdominiert, doch zum Beginn der neuen Woche schleicht sich eine kleinräumige Störung nach Mitteleuropa und überquert Deutschland von Montag bis Dienstag von Nordwest nach Südost. So ist am Montag bei starker Bewölkung mit zeitweiligem Niederschlag zu rechnen, der sich bis Dienstag an die Alpen zurückzieht und so über ganz Deutschland für ein paar Regentropfen sorgen kann. Nachfolgend setzt sich bis einschließlich Donnerstag das ruhige und zu Nebel neigende Wetter fort. Der Wind weht schwach aus überwiegend südlichen Richtungen. Die Temperaturen erreichen am Montag +7 bis +12 Grad und sinken im Verlauf der Woche spürbar ab. Im Dauernebel ist mit Dauerfrost zu rechnen. Kommt die Sonne zum Vorschein, können +4 bis -1 Grad möglich sein. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Dezember.
Winterwetter oder Westwetterlage?
Die Vorhersage-Modelle berechnen heute eine nahezu einheitliche Wetterentwicklung bis zum 10. Dezember. Schauen Sie sich noch einmal die oben stehenden Wetterkarten an. Diese zeigen den Ansatz einer Westwetterlage (Zonalisierung), welche seit einigen Tagen immer wieder ins Spiel gebracht wird, jedoch stets mit einer gewissen Skepsis bewertet wurde. Warum die Skepsis angebracht war und ist, zeigt sich im Verhalten des Hochdrucksystems über dem Atlantik.
Bei einer stringent verlaufenden Westwetterlage würde sich das Azorenhoch passiv verhalten. Im aktuellen Fall ist es jedoch so, dass sich das Azorenhoch ab dem 7. Dezember über dem Atlantik nach Norden ausdehnt und so die Entwicklung der atlantischen Frontalzone stört.
Ab den mittleren Lagen zunehmend winterliche Wetterverhältnisse
Sowohl die Vorhersage der Amerikaner als auch die des europäischen Wettermodells simulieren das Hoch am 8. Dezember zwischen den Azoren und Island (neutraler bis negativer NAO-Index). Rückseitig kippt die Tiefdruckachse über Skandinavien nach Süden ab und führt kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Deutschland. Die Temperaturen erreichen am 7. Dezember noch +8 bis +12 Grad und sinken bis zum 8. Dezember auf +0 bis +5 Grad in den nasskalten Bereich. Am 11. Dezember werden südlich einer Linie vom Saarland und Mecklenburg-Vorpommern Werte um den Gefrierpunkt herum schwankend simuliert.
Schneefall ist - mithilfe der Höhenkälte - bis auf tiefere Lagen herab möglich. Mit winterlichen Wetterbedingungen ist oberhalb von 300 bis 600 Metern zu rechnen.
Winterliche Wetterverhältnisse in der Vorweihnachtszeit?
Ja, zumindest eine Zeit lang. Beide Vorhersagemodelle lassen das Blockadehoch auf dem Atlantik bis zum 14. Dezember über Deutschland abkippen, was zwar die Zufuhr kalter Luftmassen polaren Ursprungs unterbindet, jedoch bodennah die kalte Luft zur Ruhe kommen lässt. In einem gradientenschwachen Wetterumfeld kann die möglich vorhandene Schneedecke bei Temperaturen von +4 bis -3 Grad bis zum 14. Dezember konserviert werden. In den Nächten kühlt es auf +1 bis -6 Grad und bei Aufklaren und über Schnee auf bis zu -12 Grad ab.
Westwetterlage oder Winterwetter?
Diese Frage klärt sich bis zum Beginn der zweiten Dezemberdekade. Eine Westwetterlage ist mit einem nach Norden aufstrebenden Azorenhoch nicht möglich. Jedoch kippt die Hochdruckachse bis zum 14. Dezember nach Osten ab und ermöglicht so ein passives Verhalten des Azorenhochs. Mit anderen Worten formuliert entsteht eine Wetterlage, bei der die Zonalisierung einen weiteren Versuch unternimmt, sich bis über Mitteleuropa durchzusetzen.
Die Wetterprognose der Amerikaner stützt den Ansatz einer Westwetterlage. Der Winter verschwindet so schnell, wie er gekommen ist, und ein kräftiger Westwind treibt die Temperaturen auf +5 bis +10 Grad. Mit Sonnenschein sind sogar bis zu +12 Grad möglich. Über den Regionen mit einer Schneedecke verharren die Werte zunächst noch unter der +5-Grad-Marke.
Turbulente Vorweihnachtszeit
Der Wettertrend der Europäer berechnet zwar auch eine Milderung, jedoch neigt das Azorenhoch dazu, sich weiter nach Norden zu entwickeln – es verhält sich nicht passiv, was letztlich in der Vorweihnachtszeit zu einer windigen, teils turbulenten und unbeständigen Wetterentwicklung führen kann. Die Temperaturen pendeln sich auf +2 bis +6 Grad ein, und oberhalb von etwa 400 bis 700 Metern ist mit winterlichen Wetterbedingungen zu rechnen.
Auf den Punkt gebracht: Westwetterlage oder Winterwetter?
Diese Frage stellt sich seit ein paar Tagen, doch trotz der Versuche und der unterschiedlichen Ansätze der Westwetterlage, sich auf die eine oder andere Art durchzusetzen, bleibt sie erfolglos. Das ist zugleich das Schema, das sich in den vergangenen Jahren häufiger beobachten lässt. Schaut man sich nochmal die oben stehenden Wetterkarten an, so erkennt man, dass selbst im Ansatz der Westwetterlage die Grundvoraussetzungen innerhalb des Polarwirbels nicht passen – so wird das nichts.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Ein weiterer Vorstoß des Winters zum 10. Dezember ist sehr wahrscheinlich. Das bestätigt sich auch in der Prognose der Temperaturen in 1.400 Meter Höhe der Kontrollläufe, die vom 8. bis 12. Dezember in einem Bereich von -4 bis -6 Grad liegen. Für den Flachlandwinter werden Höhenwerte von -5 bis -7 Grad und für den Winter über dem Süden sowie ab den mittleren Lagen von -3 bis -5 Grad benötigt. Also ja, verbreitet sind in dieser Zeit winterliche Wetterbedingungen mit Schnee und Frost sehr wahrscheinlich.
Nachfolgend steigt das Temperaturspektrum in der Höhe wieder an und pendelt sich vom 12. bis 17. Dezember auf einen Bereich von -1 bis -3 Grad ein. Der Winter verschwindet nicht ganz, zieht sich jedoch bis auf die höheren mittleren Lagen zurück, während darunter mit einer nasskalten Witterung zu rechnen ist. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
5. Dezember | +0 bis +7 Grad |
+3 bis +5 Grad |
9. Dezember | -2 bis +10 Grad |
+1 bis +4 Grad |
14. Dezember | -5 bis +10 Grad |
+2 bis +5 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:20 Uhr
Wie bereits heute Nachmittag vermutet, wurde die Möglichkeit einer Zonalisierung mit hoher Wahrscheinlichkeit verworfen. Die Vorhersage des amerikanischen Vorhersagemodells wurde komplett auf den Kopf gestellt.
Vollständig gestörte Zirkulation
Der Grund hierfür ist das Verhalten des Blockadehochs über dem Atlantik, welches nach der Prognose der Amerikaner über dem Atlantik verweilt und erst ab dem 13. Dezember sachte nach Osten abkippt. Bis dahin kann sich jedoch eine Tiefdruckstörung unter das Hoch drücken. Infolgedessen erstreckt sich der Hochdruckkeil nicht mehr über Mitteleuropa, sondern über Skandinavien und zieht im Verbund mit der Störung kalte Luftmassen aus östlichen Richtungen nach Deutschland. Mit anderen Worten formuliert, stellt sich eine vollständig gestörte Zirkulation ein: Statt aus Westen kommt der Wind aus Osten.
Absinkende Schneefallgrenze mit winterlichen Wetterbedingungen
Die Temperaturen erreichen am 10. Dezember noch +3 bis +6 Grad und im Norden bis +8 Grad und gehen bis zum 12. Dezember auf +4 bis -2 Grad zurück. Der Niederschlag geht bis in die tieferen mittleren Lagen in Schnee über, und oberhalb von etwa 300 bis 500 Metern kann mit winterlichen Wetterbedingungen gerechnet werden.
Ostwetterlage teils mit Frost und Schnee
Für ergiebigen Schneefall sind Ostwetterlagen gemeinhin nicht bekannt. Da es sich jedoch um ein Höhentief handelt, ist mit zeitweilig leichtem Niederschlag zu rechnen, welcher bei Tageshöchstwerten über dem Norden von bis zu +5 Grad und über dem Süden von bis zu -3 Grad teils als Regen, teils als Schnee niedergehen kann. Südlich einer Linie vom Saarland nach Sachsen ist teils bis auf das Flachland herab mit Schneefall zu rechnen. Winterliche Witterungsbedingungen stellen sich oberhalb von etwa 200 bis 500 Metern ein.
Wie glaubwürdig aber ist die Prognose der Amerikaner? Sagen wir mal so: Sie ist plausibel und schwankt im Moment zwischen den beiden erläuterten Wetterentwicklungen hin und her. Entweder das Hoch kippt nach dem 10. Dezember nach Osten ab, oder es verweilt auf dem Atlantik. Die Ostwetterlage ist eine mögliche Konsequenz der nach Osten abkippenden Hochdruckachse und für den Moment mehr eine Kuriosität.
Der NAO-Index ist im Moment noch negativ, wird aber bis zum 6. Dezember positiv und tendiert nachfolgend in den neutralen bis leicht positiven Bereich. Das spricht nicht gerade für ein allumfassendes Blockadehoch auf dem Atlantik – also Vorsicht mit Simulationen, welche den Vollwinter
berechnen.
Zusammenfassung
Noch kurz etwas zum AO-Index - also der Zustandsbeschreibung des Polarwirbels. Dieser Wert bleibt neutral mit negativer Ausprägung. In Kombination mit dem neutralen bis leicht positiven NAO-Index lässt sich daraus die seit Tagen viel zitierte Nordwestwetterlage ableiten.
So nimmt die Wahrscheinlichkeit heute Abend einer nasskalten Vorweihnachtszeit zu, bei der der Winter ab den mittleren Lagen - zumindest über dem Süden - optional wird.
Der Wettertrend der Europäer bestätigt diese Entwicklung weitgehend. Im Zeitraum vom 7. bis 10. Dezember dehnt sich das Azorenhoch auf dem Atlantik in Richtung Island aus und lässt auf seiner Rückseite einen Cluster des Polarwirbels in Richtung der Alpen rauschen. Nachfolgend kippt die Hochdruckachse nach Osten ab, schnürt dabei jedoch den Cluster des Polarwirbels ab, welcher sich fortan als Kaltlufttropfen definieren lässt. Die Temperaturen gehen bis zum 10. Dezember auf +4 bis -2 Grad zurück und verweilen bis zum 15. Dezember im nasskalten Bereich. Der Winter wird ab den mittleren Lagen über dem Süden optional - für die tieferen Lagen muss man abwarten.